LdN 409 Wölf:innenbestand & Reissen Zahlen im Kontext

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Einfach Abschussquoten wäre mir auch zu einfach, vor allem weil ja auch die Familienstruktur der Wölfe mit einbezogen werden muss.

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Ich finde es sehr positiv, wie hier relativiert wird und gegenseitiges Verständnis entgegengebracht wird. Ich kann nämlich nicht ganz nachvollziehen, warum es moralisch oder ethisch eine Ausnahme für den Wolf geben sollte, wenn es allgemein geduldet wird, dass auch andere nicht essbare Tiere erlegt werden (z.B. Krähen, Marder, Füchse usw.). Schließlich ist der Wolf weder vom Aussterben bedroht, noch ist er in irgendeiner Weise ein „besonderes“ Tier.

Wenn der Wolf ins Jagdrecht käme, hätte ich Vertrauen, dass die Jagdberechtigten das in der Regel auch Waidgerecht umsetzen. So wie auch bei Wildschweinen Leitbachen geschont werden. Entsprechende Vorgaben der Jagdbehörden helfen ebenfalls.

Es gibt durchaus die Auffassung, dass der Wolf eine Schlüsselspezies ist. Oft wird der Yellowstone NP als Beispiel genannt. Kann nicht genau einschätzen inwiefern das übertragbar ist. Also oberstes Tier der Nahrungskette in Europa würde ich aber schon sagen, dass er besonders wichtig für das Ökosystem ist.

  1. Ich glaub, Du interpretierst meine Aussagen zur Fitness etwas falsch:
    Endemisch heißt, dass eine Art ausschließlich in einem bestimmten Gebiet vorkommt. Der Koala ist zB auf Australien endemisch.
    Du meinst vermutlich eher autochthon oder indigen, d.h. anfestammt oder heimisch. Natürlich wandern Arten, aufgrund der Klimaveränderungen derzeit auch zunehmend, einige sterben aus oder spalten sich in getrennte Populationen und später verschiedene Arten auf. Die Biosphäre der Erde ist in stetiger Veränderung, das ist ein bestimmendes Merkmal der Natur. Das alles passiert allerdings eher langsam, sodass die Artenzusammensetzung in einem Gebiet in der Regel auf Jahrtausende lang in einem dynamischen Gleichgewicht ziemlich stabil ist.
    Das Mufflon ist außerhalb seines angestammten Lebensraums (Gebirge mit auch relativ steilen Hanglagen auf Korsika und Sardinien), auf den es sich auf diese Weise in Jahrtausenden evolutionär angepasst hat, nicht fit. In der gab es meines Wissens auch keine Wölfe (hier bin ich mir aber nicht sicher). In der Umgebung, in der wir das Mufflon ausgewildert haben, taucht der Wolf ökologisch betrachtet eben nicht „plötzlich“ auf, sondern ist eine heimische Art. Das Mufflon ist hingegen ist ebensowenig heimisch wie der Waschbär oder die Hauskatze (insbesondere in der Anzahl, in der sie vorkommt, da mit der Wildkatze und ggf. Marderarten Beutegreifer mit ähnlicher Rolle durchaus existieren).
    Ich will hier gar nicht gegen das Mufflon argumentieren, ich freue mich, wenn ein paar Mufflons übrig bleiben, wenn sie nicht andere Arten verdrängen. Vermutlich ist das Mufflon sogar aus Naturschutzsicht erhaltenswert. Ich sehe das nur nicht als taugliches Argument für ein Bestandsmanagement des Wolfs.

Du erkennst ja an, dass der Mufflonbestand anscheinend nicht durch den Wolf existenziell bedroht ist. Dann ist das also kein Problem, oder?

  1. Die Vorstellung, dass ein Spitzenprädator ohne menschliches Eingreifen alle anderen Arten verdrängen würde, ist zutiefst unökologisch. Das mag im Einzelfall vorkommen bzw. drohen, insbesondere wenn Populationen aufgrund anderer Faktoren geschwächt sind (Habitatzerstörung, Gifte, klimatische Veränderungen, Bejagung). Und dann kann und sollte man gegensteuern.
    Beim Wolf sehe ich das Problem übrigens nicht: >90 Prozent der Beute der deutschen Wölfe sind Rehe, Rotwild, Wildschweine und Damwild (Quelle). Keine Arten, die hierzulande bedroht wären.

Artenerhaltendes Biotopmanagement zielt in der Regel darauf ab, Arten vor Unweltveränderungen zu schützen, die der Mensch herbeigeführt hat. Unter dieser Devise wäre die Ausrottung des Wolfs ein Problem, nicht seine Ausbreitung. Das muss man sicher nicht verabsolutieren. Man kann auch eine komplett nach menschlichen Motiven gestaltete und willkürlich ausgesuchte Landschaft und Artenzusammensetzung (eine Art Zoo oder Jagdparadies) präferieren oder alles Mögliche dazwischen. Der Erhalt von Ökosystemen ist aber mW im Naturschutz in Wissenschaft und Praxis state of the art, weil so die Resilienz von Ökosystemen gegen Schocks und Veränderungen vergrößert wird und Ökosystemdienstleistungen für alle Menschen (nicht nur für Jäger:innen) erhalten bleiben. Versucht man stattdessen Eingriffe, die primär an anderen Gesichtspunkten (z.B. wirtschaftlich oder jagdlich) ausgerichtet sind, wird man schnell von der ökologischen Komplexität überrascht und erhält keinen stabilen Zustand.

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Der größte Unterschied ist schonmal, dass bei den einen Tieren bereits eine gleichmäßig hohe Verbreitung, teilweise ja sogar zu große Populationen in der Fläche vorhanden sind, beim Wolf dagegen die Verbreitung noch sehr einseitig ist. Zudem besteht ja auch die Möglichkeit, dass Wölfe relativ weit wandern. Wenn jetzt in einer Region in Nordbayern zu viele Wölfe sind, dann nützt es ja nichts, wenn einer der wenigen Wölfe in Südbayern geschossen wird.

Ich muss sagen ich bin was Quotenregeln bei den anderen Tieren angeht auch eher schlecht informiert. Die wenigen Infos die ich habe lassen mich aber glauben, dass diese Regelung beim Wolf nicht passend wäre.

Wenn du da aber mehr Infos hast, dann wäre das vielleicht hier in dem Kontext ganz interessant.

…beim Wolf dagegen die Verbreitung noch sehr einseitig ist.

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Nun ja, in ganz Deutschland leben bereits mindestens 2.000 Tiere. Der Wolf hat riesige Streifgebiete und legt pro Tag schon mal 100 km zurück. Tiere, die altersbedingt aus dem Familienverband ausgeschlossen werden, beginnen dann neue Reviere zu suchen, so dass die flächige Ausbreitung bei dieser Art eigentlich sehr schnell verläuft. Der „bayrische“ Effekt ist ggf. auch auf massiert illegale Abschüsse (wurde auch im Podcast bereits angedeutet) zurückzuführen.

Es gibt durchaus die Auffassung, dass der Wolf eine Schlüsselspezies ist

Da würden mich nähere Hinweise sehr interessieren, welche Schlüsselrolle diese Art in unserer heimischen Fauna und Flora einnahmen soll? Im Yellostone steht der Wolf nicht an oberster Stelle in der Nahrungskette (zus. Berglöwe, Bär) und es gibt weit stärkere Beutetiere als bei uns wie z.B. Büffel, Elch, Wiesent, die sonst keine natürlichen Feinde hätten. Außerdem wird in den USA mW idR nur „zum Spass“ und nicht aus Gründen des Wildtiermanagements gejagt. Dort mag die Präsenz eines entsprechender Beutegreifers also biologisch durchaus sinnvoll sein.

Übrigens gibt es noch einen anderen interessanten Effekt: Das Rotwild begegnet der zunehmenden Präsenz des Wolfs vermehrt dadurch, dass sich die Tiere in immer größeren Rudeln zusammenfinden, da sie in der Gruppe mehr Schutz haben. Dies führt dazu, dass es gerade in Herbst und Winter in verschiedenen Gegenden massiert zu starkem Verbiss bzw. Schälschäden an den Bäumen kommt. Die Forsten begegnen dem oft mit dem Wunsch nach vermehrtem Abschuss von Rotwild, was m.E. fatal ist, da es ja nicht „zuviel“ Tiere sind sondern nur die „natürliche Verteilung“ des Wildes im Wald gestört ist. Was ich sagen will und vielfach angesprochen, ist das eine überproportional, starke Verbreitung, einer Art, eine ganze Menge Störung und Nebeneffekte produziert, deren Ursachen häufig nicht verstanden oder Gefahr laufen, falsch bekämpft zu werden.

Ich halte Vergleiche mit dem Wolfsbestand zB im Yellowstone Nationalpark für völlig verfehlt. Da gibt es wirklich noch weite Flächen an Natur, bei uns hier in Deutschland ist praktisch alles Kulturlandschaft. Selbst der Osten ist noch nicht so entvölkert, dass hier wieder große, zusammenhängende Wildnisgebiete entstanden wären. In so einer Umgebung sollte man ein Großraubtier sehr genau kontrollieren, und das heißt eben auch, die Population in einem Rahmen zu halten, der unserer Kulturlandschaft angemessen ist, und wenn es immer wieder zu Konflikten mit anderen Teilen dieser Kulturlandschaft, in diesem Fall Viehhaltern, kommt, ist die Population wohl zu groß.

Wenn ich richtig verstehe, ist es sowieso schon legal, einen Wolf, der Nutztiere reißt, zu töten. Von der gesamten Wolfs-Population sind diese Wölfe nur eine sehr geringe Anzahl. Herdenschutzhunde und hohe Zäune erledigen den Rest. Wo ist jetzt das Problem?
Leider kann ich keine Belege liefern und lass mich gerne korrigieren. Ich glaube aber zu wissen, dass die Auswirkungen durch die Jagd sehr, sehr viel geringer sind als uns Jäger glauben lassen wollen… (edit Mod.)
Ein gesunder Wald hat eine gesunde Tierpopulation, so meine Sicht… (edit Mod.)
Für mich sieht diese Diskussion sehr lobbygesteuert aus.
… (edit Mod.)

Stimmt auf der einen Seite irgendwo, Deutschland ist nicht Yellowstone. Aber zum einen ist der Wolf ein Generalist und kommt evidenterweise bestens auch mit überwiegend durch menschliche Nutzung geprägten Landschaften zurecht.
Zweitens: ab wann ist die Wolfspopulation in der Kulturlandschaft „zu groß“? Wodurch wird das definiert? Durch eine ökologische Maßzahl der Tiere pro Fläche oder bemisst sich das an „Schäden“ (die Anführungszeichen, weil sich das auf eine meschliche Perspektive der Landschaftsnutzung bezieht)? Wie im Podcast mehrfach angesprochen, liegt es eben nicht an der grundsätzlichen Größe der Population, sondern an einzelnen Wölfen, die sich auf Nutztiere spezialisieren oder die Scheu vor dem Menschen verlieren. Eine grundsätzliche Reduktion der Population führt nicht zwangsläufig zur Reduktion der Risse, wenn nicht explizit die Problemwölfe bejagt werden.

Zudem ist bei zukünftigen Populationszuwächsen durchaus auch damit zu rechnen, dass diese nicht zwingend mit einer noch höheren Dichte in den bestehenden Verbreitungsgebieten einhergehen, sondern sich der Wolf weitere Lebensräume erschließt. Bei mir ums Eck im Schwarzwald ist die Wolfspopulation bspw. in den letzten Jahren noch in den sprichwörtlichen Kinderschuhen, auch wenn Weidetierhalter bereits massiv Gegenwind streuen und es unter den drei momentan sesshaften Wölfen auch in der Vergangenheit zu einigen Rissen gekommen ist (die FVA BW, die das Wolfsmonitoring in BW betreibt, hat neulich bei einem Vortrag geäußert, dass Problemwölfe ihr Verhalten aber auch ändern können. So hat dieser Problemwolf seine Angriffe auf Nutztiere wohl eingestellt)

Ich begrüße grundsätzlich die Wiederansiedlung, die sich auch eh nicht mehr aufhalten lässt, wir müssen aber eben als Gesellschaft lernen damit umzugehen. Wenn uns das gelingt, finde ich das sogar ein gutes Lernbeispiel, alternativ oder eher komplementär zum Yellowstone. Dass die Wiederansiedlung großer Säugetiere in Wildnisgebieten funktioniert haben wir gesehen, jetzt geht es darum auch in dichter besiedelten Gegenden eine möglichst konfliktarme Koexistenz zu ermöglichen. Neben den genannten Herdenschutzmaßnahmen (Zäune, Hunde) und Ausgleichszahlungen sind vielleicht auch aktive Vergrämungsmaßnahmen in Zukunft angezeigt. Das wird z.B. hier im Video von Sven Herzog (Professor für Wildökologie, TU Dresden) angesprochen: https://www.youtube.com/watch?v=L67f89hgc64&pp=ygUSd2lsZMO2a29sb2dpZSB3b2xm

Als Vorschlag/Ausblick: falls das Thema nochmal irgendwann in der Lage aufgegriffen wird wäre Sven Herzog sicher ein sehr guter Gesprächspartner :wink:

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Wenn ich richtig verstehe, ist es sowieso schon legal, einen Wolf, der Nutztiere reißt, zu töten.

Das ist… im Beitrag klar gesagt worden: Ein Wolf, der ein Nutztier gerissen hat, muss eindeutig identifiziert werden. Dann erst kann der Abschuss beantragt werden. Es geht also nicht, wenn er „auf frischer Tat ertappt“ wird. Den gleichen Wolf eindeutig zu identifizieren, damit man dann auch genau diesen erlegt, ist im Nachgang allerdings praktisch kaum möglich. Davon abgesehen, muss er sich auch erstmal finden lassen.
Jäger sind übrigens keine „Hobbyschützen“. Anders als Sportschützen (wenn das mit Hobbyschützen gemeint ist) müssen sie eine umfassende Ausbildung mit der Waffe machen und jährlich einen Schießnachweis vorlegen.

Noch ein wichtiger Hinweis zu einer „gesunden“ Population: Der Wolf wird sich stärker vermehren als ihm Nahrungsangebot zur Verfügung steht. In der Natur (vorausgesetzt die Gebiete sind ausreichend groß und nicht künstlich separiert, wie z.B. in Schweden und Finnland) reguliert sie sich also ganz automatisch von selbst. Im Moment findet der Wolf noch genügend Nahrung unter den Wildtieren. Diese entwickeln (s.o.) aber neue Schutzstrategien oder werden (wie das Muffelwild) früher oder später „weggefressen“. Damit sinkt auch das Nahrungsangebot in der freien Wildbahn bzw. es wird schwerer zugänglich. Da allerdings stets ein praktisch gleich großes Nutztierangebot von uns Menschen vorgehalten wird, wird der Wolf sich früher oder später stärker darauf fokussieren und die Probleme mit Rissen werden weiter zunehmen und dann helfen auch keine hohen Zäune (die der Wolf übrigens zum großen Teil auch überwinden kann (-> siehe Beitrag). Daher finde ich es wichtig, dass jetzt der gesetzliche Rahmen geschaffen wird, etwas dagegen tun zu können.

Den gleichen Wolf eindeutig zu identifizieren, damit man dann auch genau diesen erlegt, ist im Nachgang allerdings praktisch kaum möglich. Davon abgesehen, muss er sich auch erstmal finden lassen.

Die zielgerichtete Entnahme eines Problemwolfs ist glaube ich in der Tat der großen Knackpunkt. Ich bin jetzt kein Biologe/Experte in der Sache. Aber möglicherweise können auch Maßnahmen entwickelt werden, die eine Vergrämung „übergriffiger“ Tiere bewirken. Das hätte evtl. auch einen weiteren Vorteil: Wölfe sind soziale Tiere und lernen ihr Verhalten auch von anderen. Wenn ein Problemwolf lernt, dass der Mensch Gefahr bedeutet, hält er sich in Zukunft vielleich nicht nur selbst fern, sondern kann dieses Wissen/Verhalten auch an Nachkommen weitergeben.

Hallo lukl,
Vergrämung ist anspruchsvoll, da der Wolf ja wie Du richtig sagst, sehr lernfähig ist. Das hat aber auch den Vorteil, dass er lernt, dem Menschen aus dem Weg zu gehen, wenn er nachhaltig bejagt wird. Tatsächlich resultiert (nach Aussagen von Förstern) die ehemals erlernte aber heute in Deutschland nicht mehr erforderliche aber dennoch stellenweise noch vorhandene Angst vor dem Menschen, noch aus zurückliegenden Generationen. Durch mehr Bejagung könnte man die natürliche Scheu vor dem Menschen wieder aktivieren.

Ich quatsche hier mal kurz dazwischen, ohne die vorherigen Kommentare gelesen zu haben, um ein kleines Feedback dazulassen: Ich habe beruflich am Rande mit dem Thema zu tun und ich war super happy damit, wie ausgewogen, sachlich und gut recherchiert die ganze Sache angegangen wurde. …

Was mir bei der ganzen Sache etwas zu kurz kam, war wie sehr bestimmte Bevölkerungsgruppen (insbesondere Jagd und Landwirtschaft), die sich sowieso schon über die Maßen belastet und vernachlässigt fühlen, sich an diesem Thema aufhängen. Ich glaube, ein bisschen erfüllt es die gleiche Funktion, wie ihr sie dem Thema Schwangerschaftsabbrüche in den USA mal attestiert habt: Ein Grundsatz-Politikum, an dem alle gleichzeitig versuchen ihre Position zu schärfen und dabei immer mehr in Extreme abdriften.

Hallo liebe Lage,
Ich bin beim Hören der aktuellen Folge über eure Korrektur gestolpert und mir war der Umgang mit den Zahlen und der daraus gezogenen Schlussfolgerungen etwas unsauber.
Ich kenne die genauen Zahlen nicht und habe nicht weiter recherchiert, der betreffende Fakt war dieser:
Ihr habt beschrieben, dass es bei den von über 6000 gerissenen Nutztieren nur 14% betroffen hätte, welche auf Weiden mit Wolfs-Grundschutz gehalten worden wären. Daraus schlussfolgert ihr nun das der Grundschutz sehr effektiv wäre. Ich denke diese Schlussfolgerung ist aber nur valide wenn die Verbreitung dieses Grundschutzes deutlich Höher als ebendiese Zahl liegt.

Mit anderen Worten, nehmen wir mal an nur 14% der Weiden sind mit einem Grundschutz ausgestattet. Wenn nun 14% aller gerissenen Weidetiere in Grundschutz weidende sind, so wäre der Grundschutz gegenüber keinem Grundschutz nicht nennenswert erfolgreich. Um diese 14% also genau einschätzen zu können wäre die Verbreitung des Schutzes eine wichtige Information. Ein anderes Gedankenspiel: 99% der Weiden sind mit diesem Schutz ausgestattet, wenn 14% der gerissenen Tiere von geschützten Weiden kommen würden, so wäre das ein deutliches Argument für die Wirksamkeit des Schutzes.

Ihr geht im weiteren Verlauf darauf ein, dass 60% der gerissenen Tiere diesen Schutz nicht hatten. Und folgert weiter die Wahrscheinlichkeit mit diesem Schutz ein Tier gerissen zu bekommen wäre also sehr gering. Das verwirrt mich etwas, zum einen Aufgrund der obigen Informationslücke.
Zum Anderen: aus dieser Zahl ist nicht genau ersichtlich was mit den fehlenden 26 % ist. Da wir nun 14% mit Grundschutz weidende gerissene Tiere haben und 60% ohne Grundschutz weidende gerissene Tiere. Das wäre eine Verringerung um den Faktor 4 (wenn die Verbreitung des Schutzes 50:50 wäre!). Was in meinen Augen eine Verbesserung aber keine „sehr geringe Wahrscheinlichkeit“ darstellt. Ich wollte also darauf hinaus, dass die prozentuale Nennung der Zahlen gerissener Tiere in Relation zur Schutzsituation in dieser Form kaum Rückschlüsse auf die Effektivität des Schutzes zulässt.

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Ja - sehe ich auch so. Wir bräuchten zumindest eine grobe Hausnummer zur Verbreitung der Umsetzung dieses Grundschutzes. Die Aussage allein, wie viele Tiere trotz Grundschutz gerissen wurden, sagt nichts aus. Allerdings dürfte es schwierig sein, hier verlässliche Zahlen zu bekommen.

Da hilft ein Blick in die Quelle [1] weiter:
Von den Weiden, auf denen es einen Vorfall gab, hatten:

  • 51% keinen Grundschutz
  • 10 % einen beeinträchtigten Grundschutz
  • 14 % einen Grundschutz
  • 3 % unbekannt
  • bei 22 % war ein Grundschutz nicht erforderlich (das verstehe ich so, dass es keinen Grundschutz gab, dieser aber gemäß Richtlinie auch nicht notwendig gewesen wäre)

[1]
https://www.wolfsmonitoring.com/nutztierrisse

Ich möchte mal Grundsätzlich die Statistik in Frage stellen. Ich bin in einem ländlichen Raum aufgewachsen und kenne einige Bauern aus dem Bekanntenkreis.

Unter Bauern war es ein kleiner Betrug jedes Jahr ~10% des Geflügels als Fuchsbeute zu deklarieren um diese abschreiben zu können.
Es fährt kein Veterinär auf ein Hof und überprüft, ob wirklich ein Tier gerissen wurde zumindest war das bei Geflügel nicht der Fall.

Bei Wölfen wird das meines Wissens aber sehr wohl dokumentiert und es werden sogar Proben genommen um ggf. den Wolf identifizieren zu können. Ob das in 100 % der Fälle gemacht wird weiß ich nicht, in den Fällen die ich kenne aber schon.

Vor allem weil es ja nicht nur um Abschreibung geht für das was im eigenen Suppentopf landet, sondern um eher große Tiere für die man eine Entschädigung möchte.

Auf einem großen Geflügelhof bezweifle ich z.B. auch, dass die einfach 10% als Fuchsbeute abschreiben und dann doch anderweitig verwerten können, ohne dass da das Finanzamt die Frage stellt wie die so viel verkaufen konnten wenn doch 10 % dem Fuchs zum Opfer gefallen sind.

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