LDN 385 - Finanzierung der Sozialsysteme

Dann hätten alle Arbeitnehmer in der GKV auf einen Schlag 7,3 % weniger Lohn. Denn die Arbeitgeber würden weiter den vertraglich festgehaltenen Bruttolohn zahlen aber der Arbeitnehmer müssten davon plötzlich die doppelten KV-Beiträge zahlen.

Tut mir leid, dass ich es so direkt sagen muss, aber das geht völlig an der Realität vorbei.

Jeder will in die PKV. Weil sie einen bei der (entscheidenden) ärztlichen Versorgung besser stellt, als einen GKV-Patienten. Ärzte haben teilweise eigene Rufnummern nur für PKV-Versicherte, damit das Praxispersonal sofort weiß, dass sie dann frühere Termine vergeben. Ärzte nehmen sich für PK Versicherte mehr Zeit, im Krankenhaus wird man auch besser behandelt usw. usf…

Außerdem zahlt der Staat die PKV-Beihilfe auch noch für die Angehörigen der Beamten (Ehepartner, Kinder).

Dein ganzer Beitrag wirkt auf mich wie eine einzige Schutzbehauptung.

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Natürlich müsste das Gesetz parallel festlegen, dass bis zu einem Tag X der Bruttolohn um einen Prozentsatz X anzuheben ist und auch den Mindestlohn entsprechend erhöhen.

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Stimmt natürlich. Aber wenn ich an FDP oder CDU in der Regierung denke, dann glaube ich nicht wirklich, dass die so eine Regelung, die auch rechtssicher funktioniert, einführen.

Ich verstehe den Gedanken zur KV der Rentner nicht. Rentner zahlen wie alle anderen Versicherten den normalen Beitragssatz, die Hälfte selbst, die Hälfte die Rentenversicherung.
Zusatzbeitrag wird von den Rentnern allein getragen. Empfänger von Betriebsrenten zahlen darauf erhobene Beiträge vollständig selbst.

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Ich kenne diesen Kokolores aus der Angehörigen-Perspektive und freue mich auch schon für meine verbeamteten Angehörigen in der Zukunft mich mit fehlenden Arztrechnungen (Beihilfe und PKV bekommen jeweils eingestempeltes Original), Beihilfe, und PKV herumzuschlagen. Vor allem, wenn etwas strittig ist. Wenn man dann kein Spielgeld hat, im Zweifel auch für die nur schwierig zu versichernden Rechtsberatung, dann geht der Humor u.U. doch flöten.

Fairerweise kann man zumindest bei der Rechnung für die PKV diese u.U. zu den Akten packen, da die sich die PKV im Bestfall mit einem Scan per Smartphone-App begnügen, evtl. erleben wir das noch, dass die Beihilfe-Dienste das auch noch mal hinbekommen.

Im Übrigen m.W. eine kleine Anmerkung für die nicht eingeweihten: Haben sich ein PKV-Mensch und ein GKV-Mensch entschieden, Kinder in die Welt zu setzen, kann es lohnend sein, dass der PKV-Mensch, wenn beide etwa gleich verdienen, auf die Karriere verzichtet, solange die Kinder das 25. Lebensjahr nicht vollendet haben, oder ihre 1. Ausbildung. Denn dann können die Kinder beim Elternteil mitversichert werden, der GKV ist. Das erspart als Erstes etliche Nerven.
Dazu kommt in etwa 35 - 43 € pro Kind und Monat, was bis zum 16. Lebensjahr über 6.500 € bis etwa 8.200 € sind und da bewegen wir uns im unteren bis mittleren Bereich, ohne irgendwelche Zipperlein, die Versicherungsprämie nach oben korrigieren oder Kosten, die dann doch nicht erstattet werden.

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Wenn ich an FDP und CDU denke, dann danke ich, dass der FDP die Sozialkassen sowieso egal sind und die CDU in Person von Jens Spahn während Corona (KV) und allgemein bei gewissen Wahlgeschenken (RV) da vor allem ein System sehen, Kosten aus dem Staatshaushalt auszulagern.
Hier täte eine saubere Buchhaltung Not, wie hier vorgeschlagen:

Vorschlag für eine grundlegende Rentenreform

Am besten wäre aber tatsächlich, es über Steuern zu regeln, doch auch das würde ohne Steuerreform nicht gehen, da unser Steuersystem viel zu stark nach Einkommen geht und nicht alle Bevölkerungsgruppen gemäß ihrer Leistungsfähigkeit einbindet.
Auch braucht es keine 100 Krankenkassen, die letztendlich alle den gesetzlichen Katalog anbieten, vor allem aber 100 Verwaltungen brauchen und ein kompliziertes Ausgleichssystem.

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Siehst du, genau deswegen wäre eine Bürgerversicherung für alle eben auch für die heutigen PK-Versicherten von Vorteil.

Auch für die Ärzte wäre das von Vorteil, weil es die von ihnen so häufig kritisierte Bürokratie reduzieren würde, wenn Ärzte nur noch bei einer Versicherung alle ihre Patienten abrechnen könnten.

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Richtig, aber auch dieser Vergleich hängt natürlich ein wenig, weil Beamte sind ja genau eines nicht: selbstständig.
Ganz im Gegenteil, sie sind sogar äußerst abhängig, beschäftigte. Aufgrund der zahlreichen Dienstpflichten, aus den so genannten „althergebrachten Grundsätzen des Berufsbeamtentums“ reicht die
die Abhängigkeit sogar tief in das Privatleben der Beamten hinein.

Beispielhaft seien hier genannt die Wohlverhaltenspflicht in und außer Dienst, das eintreten für die freiheitlich Demokratische Grundordnung, sowie die Pflicht zur vollen Hingabe.

Beim selbstständigen ist das Fehlen der paritätischen Finanzierung insofern „der Preis der Freiheit“. Beim Beamten ist es hingegen die Einseitige Machtausübung des Dienstherren.
In jedem Fall ist es kein Privileg.

Beamte sind aufgrund ihrer Struktur gar nicht vergleichbar. Was ihr bei der PKV drauf zahlt, spart ihr bei der RV und AV wieder ein, wenn man schon einen Vergleich ziehen will.
Ich denke, es ist auch heutzutage noch reizvoll, Beamter zu werden, auch wenn natürlich eine individuelle Abwägung.

Man sollte hier auch die Arztperspektive einnehmen. Privatpatienten bedeutigen sofortigen Cashflow, während man für die Behandlung gesetzlich Versicherter irgendwann mal was bekommt, aber auch nur dann, wenn es nicht zu einem Regress kommt. Die Ärztinnen und Ärzte werden hier manchmal dann als gierig dargestellt, wobei aber eigentlich betriebswirtschaftliche Überlegungen dahinter stehen.

Info: bin kein Arzt

Als Beamtin hätte ich mir auch oft gewünscht, in der gesetzlichen Krankenversicherung sein zu dürfen. Die einzige pragmatische Lösung ist: Alle in einen Topf. Keine Unterscheidung mehr zwischen gesetzlich und privat. Ich sehe auch gar nicht, wofür das gut sein soll.

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Tut mir leid, aber das glaube ich dir nicht. Du magst die vielleicht wünschen, dass du den ganzen Papierkram der PKV nicht hättest, aber niemand ab einem gewissen Alter kann mir ernsthaft erzählen, dass er die bessere medizinische Versorgung der PKV freiwillig gegen die GKV tauschen würde.
Dafür ist die eigene Gesundheit ein zu hohes Gut. Den meisten Menschen wird das spätestens so zwischen 30 und 40 Jahren bewusst.

Und nur darum geht es auch in der ganzen Debatte um eine Zweiklassen-Gesellschaft in der Medizin: um die Versorgung, nicht um Beiträge, Bürokratie oder irgendwas anderes.

Wenn alle Patienten beim Arzt gleichwertig wären, dann würden die heutigen PKV versicherten weniger Zeit und Aufmerksamkeit bekommen, im Zweifel könnte der Arzt sogar eine schwerwiegende Erkrankung übersehen, die sich auf die Lebenserwartung des Patienten auswirkt. Das will natürlich niemand. Das ist auch nachvollziehbar.

Aber solch eine Bevorzugung nur aufgrund des Gehaltes ist unsolidarisch, undemokratisch (weil ein Großteil der Bevölkerung keine Wahlmöglichkeit hat) und meines Verständnisses nach auch verfassungswidrig (Stichwort: Gleichheit).

Hinzu kommt, dass es die Attraktivität von Handwerks- und Angestellten-Berufen schmälert. Wer kraxelt schon gerne im Rohbau rum, wenn der Beamte, der den ganzen Tag in seiner warmen Amtsstube sitzt, beim Arzt auch noch vorgelassen wird.

Da braucht man sich über Handwerkermangel nicht zu wundern. Oder haben wir in Deutschland auch einen Beamtenmangel?

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Glaub es ruhig. Ich lüge nämlich nicht. :wink: Damals war die Situation noch nicht so schlimm. Außerdem ist man als junger Mensch noch nicht so oft krank.
Allerdings steigen die PK-Beiträge auch sehr, wenn man älter wird, soweit ich weiß. Und die Beihilfe lehnt m.W. mittlerweile auch sehr viele Leistungen ab.

Persönlich habe ich auch ein riesiges Problem damit, mich auf „privat versichert“ zu berufen, um einen früheren Termin zu bekommen. Wenn das automatisch passiert, hat man eine Rechtfertigung vor sich selbst. Aber damit, das als Mittel explizit zu nutzen, früher dranzukommen, hätte ich Schwierigkeiten und würde es eher nicht machen. Mir wäre es lieber, alle wären gleichberechtigt und würden ausreichend gut versorgt.

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Das kannst du ruhig glauben, denn wie ich oben bereits sagte als Privatpatient hast du das Problem, dass du nicht das bekommst, was du brauchst, sondern dass du das bekommst, was für den Arzt lukrativ ist.
Im Ergebnis bist du als Privatpatient in aller Regel überversorgt und das ist mindestens genauso schädlich wie eine potentielle Unterversorgung als Kassenpatient.
Das System mit GKV und PKV ist unsolidarisch, ist asozial und muss weg. Eine Krankenkasse für alle Menschen einkommensunabhängig, Berufsgruppen unabhängig, alle in einen Topf das und nur das ist Solidarität

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Ich fände es gut, wenn du nicht so generalisieren würdest. Ich bin der Überzeugung, dass die meisten Ärzte gewissenhaft handeln.

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Also gerade wenn ich Kinder hätte würde ich in die PKV gehen. Ich bin aus Überzeugung freiwillig gesetzlich versichert aber bei Kindern hört der Spaß auf. Da warte ich kein halbes Jahr auf einen Termin. Wenn ich von Beamten höre, ich rufe heute nicht da an, weil ich hab morgen keine Zeit und gleichzeitig beim selben Arzt einen Termin in 5 Monaten bekomme ist doch eindeutig was falsch im System. Klar kann der Arzt Betriebswirtschaftlich arbeiten aber das System sollte hier Grenzen vorschieben. Niemand beschwert sich wegen Einzelzimmer oder Chefarzt Behandlung. Den meisten ist die Terminvergabe das was das Problem ist.

Die PKV hat in der Versorgung einfach massive Vorteile und wenn es lediglich der Faktor Zeit ist bis zu einer Diagnose/Behandlung. Nicht umsonst sind die Notaufnahmen überlaufen von Leuten die nirgends Termine bekommen.

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Ich stimme dir insoweit zu, als dass das Beamtenverhältnis nicht vergleichbar ist mit einem anderen Beschäftigungsverhältnis.

Allerdings ist die Aussage, dass die Mehrkosten bei der PKV durch Vorteile in der Altersvorsorge ausgeglichen werden, sehr pauschal und meines Erachtens auch nicht zutreffend.
Eine Pension lohnt sich ausschließlich dann, wenn du sehr sehr langjährig im Beamtenverhältnis gestanden hast. Für jedes Jahr im Beamtenverhältnis erwirbst du eine Anwartschaft in Höhe von circa 1,72 % deiner Dienstbezüge. Damit brauchst du 42 Beschäftigungsjahr für die maximal Pension. Steigst du allerdings erst zwischen 30 und 40 Jahren ins Beamtenverhältnis ein (wie es bei vielen Menschen der Fall ist) Dann hast du durch die Anrechnung von gesetzlicher Rente auf Pension nichts gewonnen im Gegenteil vielleicht sogar etwas verloren.
Zudem hängt es ja maßgeblich davon ab, ob du überhaupt in der Lage bist, eine ordentliche Besoldungsstufe zu erreichen. Die Aufstiegsmöglichkeiten im öffentlichen Dienst sind nämlich ebenfalls sehr stark reglementiert sehr sehr langsam und das Wort Karriere dürfte bei den meisten Beamten eher zu einem schmunzeln führen.

Außerdem: anders als bei der Rente kehrst du mit dem Pensionseintritt deinen Dienstherrn nicht den Rücken, sondern du bleibst den Rest deines Lebens Beamter mit allen überhängen, die sich daraus ergeben.
Sei es, dass Disziplinarrecht, sei es die althergebrachten Grundsätze des Berufsbeamtentums, sei es die Wohlverhaltenspflicht in- und außer Dienst, etc. etc.

In der gesetzlichen Rente werden mit Renteneintritt alle vertraglichen Verbindungen zu deinem Arbeitgeber gekappt. Dementsprechend hast du keinen Anspruch ihm gegenüber und eher kein Anspruch dir gegenüber.

In der Pension unterstehst du nach wie vor deinem Dienstherren bis hin zu der Paradoxen Situation, dass er dich (zumindest theoretisch) jederzeit wieder in das aktive Dienstverhältnis zurück berufen kann. Jederzeit!

Es gibt gute Gründe für ein Beamtenverhältnis, aber weder Privatversicherung noch Pensionsanspruch, oder die Besoldung gehören dazu.
Der einzige wirkliche echte Grund Beamter zu werden ist, weil du dich in ein besonderes Dienstverhältnis gegenseitiger Pflichten und Treue begeben möchtest und unserem Staat, unserer Gemeinschaft, unserer bunten Gesellschaft in besonderer Weisen dienen willst.

Sich wegen Pension und Privat Versicherung Beamten zu lassen, ist ungefähr so sinnvoll, wie einzig und allein aus steuerlichen Gründen zu heiraten.

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Ich möchte hier noch mal die unfreiwillig Privatversicherten unterstützen.

Ich selbst bin seit Jahren freiwillig in der GKV und keine zehn Pferde bringen mich in die PKV.
Ich weiß wirklich nicht warum hier Schreibende der Lüge bezichtigt werden.
Besonders Frauen meiden die PKV wenn sie können ( viele meiner Kolleginnen tun das)

In meinem privaten Umfeld erlebe ich gerade das Drama einer verbeamteten Mutter mit vielen Kindern und gravierenden medizinischen Problemen ( zweier Kinder) und das ist so schrecklich das mir die Worte fehlen.
In einer wirklichen Ausnahmesituation flattern Rechnungen ins Haus und die Beihilfe stellt plötzlich lustige Fragen über Notwendigkeiten.

Ich ja, ich zahle fast den Höchstbetrag. Und nein, das ist nicht gelogen.
Und ja, es wurmt mich so viel Geld zu zahlen in ein System das ungerecht ist ( ich bekam kein Mutterschaftsgeld trotzdem ich voll bezahle)
Und nein, ich wechsel nicht.

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Da muss ich widersprechen. Nach meiner Einschätzung ist es oft die Eitelkeit, die Menschen dazu treibt in die PKV zu wechseln sobald sich ihnen die Möglichkeit bietet weil es ein Statussymbol ist. Der Stolz zu dem ausgewählten Kreis der Gutverdiener zu gehören.
Ich würde nie im Leben freiwillig in die PKV wechseln und wenn Mitarbeiter die JAEG überschreiten und mich fragen ob sie wechseln sollen kläre ich soe realistisch auch über die vorhandenen Risiken und Nachteile auf. Geräde mit Kindern finde ich die PKV extrem ungünstig. Jedes Kind muss kostenpflichtig mitversichert werden. Kinderkrankengeld gibt es nicht. Bei längerer Arbeitsunfähigkeit gibt es nur Krankentagegeld wenn das extra mitversichert ist und zu guter Letzt ist ab 55 halt Schluss. Wenn dann im Alter die Kosten explodieren besteht keine Möglichkeit mehr zurück in die GKV zu wechseln.

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Sorry, Denkfehler meinerseits. Kam daher, dass das Ärzteblatt bzw. die Lage in Bezug auf die für Bürgergeldempfänger gezahlten Beiträge des Staates auf die tatsächlichen Krankheitskosten abzielte, was im einkommensabhängigen GKV-Beitragsssystem natürlich Schwachsinn ist.

Das stimmt so nicht. Auch bei der GKV erhält man als Beamter Beihilfe, allerdings nach einem völlig abstrusen System. Man bezahlt quasi erstmal den vollen Satz und kann sich, aber nur wenn man Kosten verursacht, den Beitrag bis zur Höhe des Beihilfesatzes zurückerstatten lassen. Dafur muss man sich von der GKV die Kosten belegen lassen, was ein ziemlicher Höllenritt sein kann

Siehe z.B. hier unter Freiwillig Gesetzlich Versicherte

Wie hoch sind die Beihilfen zu Sachleistungen?

Zu Sachleistungen können Beihilfen bis zur Höhe der während der letzten zwölf Kalendermonate vor Antragstellung entrichteten Krankenversicherungsbeiträge (ohne Pflegeversicherungsbeiträge) zu einem Bemessungssatz von 50 v.H. gewährt werden.

Erfasst werden auch die Sachleistungen, die aus dem freiwilligen Krankenversicherungsverhältnis als Familienkrankenhilfe für berücksichtigungsfähige Angehörige erbracht werden.

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