LdN 382 Rente mit 63

Das Argument war bezogen auf die BGE-Vorschläge und allgemeiner ist der Punkt, dass es keine wirklich gute Lösung gibt. Wie du in deinem Post beschreibst, kann man sich die Funktion von Rentenansprüchen (also hier Entgeltpunkten) zu Rentenleistungen anschauen. Folgende drei Eigenschaften wären wünschenwert:

  1. Bei 0 Entgeltpunkten erhält man trotzdem Leistungen, von denen man leben kann (es gibt also eine Art Grundsicherung)
  2. Die Funktion hat an allen Punkten eine signifikante Steigung (mehr Entgeltpunkte lohnen sich)
  3. Die Summe der Rentenleistungen ist finanzierbar, z.B. bei Gleichverteilung der Entgeltpunkte sollte das Integral nicht zu groß sein.

Es gibt keine Funktion, die alle 3 Punkte zufriedenstellend erfüllt. Wenn man beispielsweise bei 0 Entgeltpunkten mindestens 1.000€ monatliche Rente Gegenleistung bekommen soll und bei 50 Entgeltpunkten aus Finanzierungsgründen maximal 2.000€, bedeutet das automatisch, dass es einen Punkt gibt, an dem ein Entgeltpunkt zu maximal 20€ Rentensteigerung führt.

Was eine gute Funktion wäre, finde ich eine sehr spannende Frage.

Wäre ich dafür. Momentan zahlen viele Minijobber und ihre Arbeitgeber völlig umsonst in die Rente ein. Mancher muss sogar feststellen, dass die private Altersvorsorge nur dazu führt, dass die Sozialhilfe gekürzt wird.

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Nein, dann wäre es wieder Einkommensabhängig und damit ergibt sich auch die Höhe der Rente.

Nur, wenn man das auch so ins Gesetz schreibt.
Gibt es aber eine staatlich finanzierte Grundrente und eine Möglichkeit, das durch private oder betriebliche Vorsorge aufzustocken steht einer steuerlich finanzierten Rente nichts entgegen.
Alles natürlich, das ist das Manko, immer in die Zukunft gerichtet. Also am besten schon ab 1970 (leider verpasst) oder eben so bald wie möglich.

Achso, aber die Berufswahl nicht?

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Wie soll das gehen? Das geht nur für Berufseinsteiger.
Du kannst doch einem 55-jährigen nicht erklären, dass er seine im Zweifelsfall hohe Rente verliert und nicht mehr in gleichem Maße selber vorsorgen kann.
Ich denke, dann gäbe es Revolten.

Für viele läuft es eh schon darauf raus, weil sie nicht die Rente erhalten werden, die sie erwartet haben.
Die einen gehen nach 45 Jahren und sind zufrieden, die anderen gehen mit Abschlägen, weil sie es nicht bis zur erhöhten Grenze schaffen. Viele Arbeitsverträge enden mit dem erreichen des 65. Lebensjahres.
Danach hat man die Wahl noch mal stempeln zu gehen, mit Bewerbungen, Kursen und Beratungsterminen oder man beißt in den sauren Apfel.
Aber man könnte heute ein Gesetz machen, das ab 1.7.2024 die Rente und Pension neu regelt.
Für alles davor gilt der Vertrauensschutz. Danach beginnt eine neue Zeitrechnung.

Und von dem Geld hat er in die Rentenversicherung eingezahlt, womit er Ansprüche erworben hat. Anders als jemand der nie eingezahlt hat.

Für mich ist die Idee, dass man mehr aus einer Versicherung rausbekommt, wenn man sie tatsächlich bezahlt hat, sehr einleuchtend.

Und das ist dein Argument, warum man Leute kurz vor Rentenbeginn auf Grundrente runterstufen sollte und darf? Weil es Leute gibt, die seit 20 Jahren die öffentliche Diskussion UND ihren jährlichen Rentenbescheid ignorieren?

Vielleicht wäre eine Option, das alle eine Einkomnensabhängig einen Sockelbetrag in die Rentenkasse einzahlen, zum Beispiel 8-10% vom Brutto. Damit finanziert man eine generationenübergreifende Grundrente für alle, ggf unterstützt von der Aktienrente.
Das man mit 65 oder 67 einen festen Grundbetrag von zum Beispiel 1000€ sicher hat.

Dazu eine Art und individuelles Rentenkonto, auf dem man 5-10% freiwillig als Art private Vorsorge einzahlt und später auch individuell zusätzlich zur Grundrente ausbezahlt bekommt. Auf Wunsch auch fondgebunden angelegt.

Man splittet es also. Wer mehr verdient, kann später mehr rausgekommen. Aber man bekommtcaus jeden Fall ein fixen Grundbetrag, der inflationsorientiert ggf regelmäßig angepasst wird.

Also eine Mischung aus staatlicher Alterssicherung und staatlich unterstützter Eigenfürsorge.
Nicht perfekt, aber etwas anderer Ansatz.
Zusätzliche private Vorsorge unbenommen.
Spart im Alter dann ggf auch Sozialleistungen

Grundsätzlich ist das denke ich schon ein ganz gutes Modell. Deine vorgeschlagenen Zahlen passen (leider) nicht zusammen. Die Beiträge bei 18,6% Beitragssatz führen gerade zu weniger als 300 Milliarden Euro Beitragseinnahmen, mit deinem Vorschlag würde man grob die Hälfte einnehmen, also ca. 150 Milliarden Euro. Bei 20 Millionen Rentnern (es sind mehr und werden noch wesentlich mehr) hat man ausgaben von 20m x 1.000€ x 12 = 240 Milliarden Euro.

Der demographische Wandel wird die Differenz noch größer werden lassen, und die Aktienrente keine Effekte in dieser Größenordnung haben.

Das Modell ist auch nicht direkt umsetzbar, weil bestehende Ansprüche berücksichtigt werden müssen.

Keine Frage, die Zahlen waren jetzt rein fiktiv. Zudem würde es nur ab einem Stichtag X für künftige Rentenzahler gelten.
War mal nur so eine Grundidee.

Aber, an anderer Stelle schon gefragt: müsste mit dem „demografischen Ausscheiden der Babyboomer“ aus der Rente etwa ab 2045 beginnend sowie den eigentlich geringeren Zahlen an Renteneintritten der geburtenschwachen Jahrgänge ab etwa 2040 die Zahl der Rentner dann nicht gesamt eher abnehmen? Migration nicht mitgerechnet?

In diesem Gutachten gibt es auf Seite 9 eine ganz gute Abbildung dazu. Das betrifft zwar den Altenquotienten und nicht direkt die Anzahl Rentner. Das macht aber keinen großen Unterschied.

Der Effekt, den du ansprichst wird ungefähr von der erwarteten Steigerung der Lebenserwartung kompensiert:

Die erste Phase des demographischen Wandels ist daher vom schnellen Anstieg des Altersquotienten aufgrund von Babyboom und Pillenknick domi­niert, deren Wirkung etwa im Jahr 2035 kulminiert. Er äußert sich derzeit in den schnell ansteigenden Renteneintrittszahlen. In der anschließenden zwei­ten Phase kommt es zunächst zu einem Plateau, weil der Anstieg der Anzahl der Sterbefälle aus der Babyboom-Generation den Anstieg der Lebenser­wartung in etwa kompensiert, bevor der Altersquo­tient dann ab etwa 2050 wegen der weiter steigen­den Lebenserwartung und des Rückgangs der Sterbefälle wieder deutlich ansteigt.

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Dazu:

Ein typisch deutscher Satz:“Ich kann nicht krank feiern, ich muss arbeiten!“ (gilt das noch?)

Das passt nicht zum Deutschen Rentensystem. Die Rente wird entweder nicht in Deutschland ausgezahlt, oder es handelt sich um ein Ruhegehalt, oder um Rente + Betriebsrente + private Vorsorge.

Da man nicht mehr als 2 Rentenpunkte pro Jahr sammeln liegt die maximale Rente irgendwo bei 100 Punkten, bzw. € 3.760 Rente pro Monat.

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Du hast Recht, das Beispiel war nicht so gut formuliert. Was ich ausdrücken wollte, ist dass Person A keine Ansprüche über das Rentensystem hat, aber nicht bedürftig ist (z.B. weil A über den Ehepartner gut versorgt ist). Die Beschreibung mit 5.000€ Rente ist daher zu verkürzt dargestellt, in Summe durch gesetzliche Rente + Betriebsrente + private Vorsorge ist ein besseres Beispiel. Eine Alternative wäre sehr hohes Vermögen.

Bei der „Rente mit 63“ finde ich das Wort „Abschlagsfrei“ sehr problematisch, denn es zeichnet (bei mir zumindest) ein falsches Bild und ich hatte es auch während der Podcast-Folge falsch verstanden.

Prinzipiell bin ich dafür, dass jeder in Rente gehen soll wann er Bock drauf hat, aber eben möglichst kostenneutral.

Der Vorschlag, dass man bei der Rente mit 63 den Abschlag wieder einführen soll hat daher bei mir zunächst einen Abwehrreflex ausgelöst, da ich dagegen bin Menschen die sowieso schon lächerlich kleine Rente zu kürzen. Emotional fand ich die Forderung langjährigen Beitragszahlern weniger zu bezahlen „als ihnen zusteht“ ungerecht.

Die Abschlagsfreie Rente für langjährig Versicherte ist aber ganz und gar nicht „weniger als ihnen zusteht“, sondern ganz im Gegenteil ein Bonus!

Begründung

Im Jahr 2031 ist das Renteneintrittsalter 67 (bzw. 65 für langjährig Versicherte) und die Lebenserwartung laut Prognose vom Statistischen Bundesamt liegt dann über Mann und Frau gemittelt bei 82 Jahren.

Jemand der mit 67 in Rente geht wird also durchschnittlich 15 Jahre Rente empfangen. und jemand der mit 65 in die Rente für besonders langjährig Versicherte geht wird dementsprechend 17 Jahre Rente empfangen.

Der Wert eines Rentenpunktes wird also de facto für die langjährig Versicherten im Nachhinein auf 17/15 erhöht. Langjährig Versicherte bekommen somit im mittel 13% mehr Rente ausbezahlt als die anderen.

Nüchtern betrachtet muss man bei der Altersrente für besonders langjährig Versicherte konsequenterweise von einem Rentenaufschlag und nicht von einer Abschlagsfreiheit sprechen.

Falls eine Partei also wirklich an diesen einen Punkt ran will, dann wäre vermutlich der erste Spin den eine Partei drehen müsste in den Köpfen der Wähler zu verankern, dass die „Rente mit 63“ ein Rentenaufschlag (z. B. „Boomer-Bonus“) ist und keine Abschlagsfreiheit.

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Wenn man die abschlagsfreie Rente separat betrachtet, ist der Bonus 7,76%, weil man es mit der Situation vergleichen sollte, in der man 0,3% Abschlag pro Monat in Kauf nimmt (solange man diese Abschlagsregel nicht verändert). Zusätzlich ist dieser Abschlag zu gering. In diesem Thread habe ich das etwas detaillierter ausgeführt.

Ich finde das äquivalente Framing „Man bekommt 7,76% Bonus, aber nur wenn man früher in Rente geht“ auch viel passender, weil sich sofort die Fragen der Anreizwirkung und der proportionalen Bezuschussung ergeben.

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Ich denke, dass die fernere Lebenserwartung ab Rentenbeginn in diesem Fall die passenderen Zahlen liefert, weil zum Beispiel ein Tod im Kindesalter hier nicht in die Statistik einfließen sollte. Mit 65 liegt diese aktuell bei ca. 19 Jahren: Statistisches Bundesamt

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Eine grosse Bitte zu einer „fairen Logik“ an alle verantwortungsvollen Politiker: mehr Mut haben!
Renten und Pensionen müssen sich aus Fairness und Gerechtigkeitsgründen unbedingt mittelfristig, auch wenn es Jahrzehnte dauern sollte, auf einen gemeinsamen Topf zubewegen. Unsere Kinder und Enkel werden es vor allem aus sozialer Solidarität zu schätzen wissen. Gleiches sollte für Krankenversicherungen gelten. So sähe glaubwürdige politische Verantwortung aus!

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Aus meiner Sicht ist jedenfalls Punk 2 nicht wünschenswert, und deshalb hätte ich auch kein Problem mit einer konstanten Funktion.