LdN 382 Rente mit 63

Das sollte sich aber mit einer simplen Regression raus rechnen lassen. Ich denke, wichtig ist, dass man Geschlecht nicht nutzt, weil das diskriminierend ist. Wenn man sagt, Hebamme bis XY Jahre wäre es das ja nicht, weil jede(r) in dem Beruf unabhängig vom Geschlecht dann darunter fällt.

Wie schon gesagt, 100% gerecht wird es nicht, es geht ja eher darum, dass nicht einzelne Berufsgruppen systematisch benachteiligt werden. Und auch Flexibilität ist aus meiner Sicht extrem wichtig - da liegt der Hase im aktuellen System noch metertief in Pfeffer.

Bei dem Versuch, Berufsbiographien, gesundheitliche berufsbedingte Belastungsfaktoren, Geschlecht und Zeiten sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung im individuellen Rentenbezug zu berücksichtigen, sehe ich grad bürokratische Prozesse am Horizont dräuen, die unser Rentensystem sicher nicht vereinfachen werden.

Zu komplex sollte man es nicht werden lassen.

Eine eher allgemeine Grundrente ähnlich dem Grundeinkommen ergänzt durch individuell erwirtschaftete Vorsorgeleistungen wäre da wieder zu einfach, befürchte ich.

@Martin314 war da ja schon mit einer Idee auf dem Weg…

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Ab wann soll man denn einen Anspruch auf die Grundrente haben?

Ich sehe folgendes Dilemma: jemand der jahrelang in die Rente eingezahlt hat, bekommt bei niedrigem
Einkommen oder langen Lücken eventuell einen Rentenanspruch unterhalb des Bürgelds und dadurch im Endeffekt nicht mehr, als jemand, der nie eingezahlt hat.
Dann gibt es aber vielleicht auch die Ehefrau oder Mann, der eben nur wenig gearbeitet hat und sich um Haushalt und Kinder gekümmert hat, während der Partner das Geld verdient hat. Das Paar konnte dann vom Ehegattensplitting profitieren und gemeinsam Vorsorgen. Hier wird der Partner auch nur geringe Ansprüche haben, aber für mich fühlt es sich ungerecht an, wenn diese Person dann von den anderen Beitragszahlenden finanzierte, hohe Mindestrente bekommen würde.

Ich bin so einem Modell ehrlich gesagt nicht abgeneigt.

Würden wir ein bedingungsloses Grundeinkommen einführen, würde sich das ganze Problem meiner Meinung nach erledigen. Denn dann wäre dafür gesorgt, dass jeder Rentner das absolute Minimum hätte und alles, was sonst noch durch die umlage- oder meinetwegen auch aktienfinanzierte Rente rein kommt, kommt halt entsprechend eines Verteilungsschlüssels oben drauf. Damit sind die Grundbedürfnisse in jedem Fall gedeckt - und wem das nicht reicht, der muss eben privat vorsorgen. Aber ich finde es auch nicht schlimm, dass die Heimkosten im Alter „das Ersparte auffressen“, das ist mMn der natürliche Lauf der Dinge und das Geheule, dass man deshalb dann nichts mehr zu vererben hätte, stößt bei mir als jemanden, der nie etwas erben wird, auch eher auf taube Ohren. Sorry, aber wenn die Renten so hoch sein müssen, den Heimplatz zu bezahlen, damit noch was zum vererben bleibt, liegen die Prioritäten grundsätzlich falsch… wie gesagt, ich mag da biased sein.

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Das Thema vererben hätte ich da jetzt gar nicht auf dem Schirm. Hat ja doch eigentlich mit der Rente nichts zu tun.
Wie du schon sagst, geht es doch um ein lebenswürdiges und halbwegs sorgenfreies Leben im Alter.
Also das die Grundbedürfnisse abgedeckt sind ohne Flaschen sammeln zu müssen.
Aktuell zählt ja primär eher der Leistungsgedanke, also wer hatte das Privileg (das nicht immerhin der eigenen Hand liegt) lange durchgängig bei hohem Gehalt arbeiten zu können.
Einige genannte Beispiele zeigen das ja deutlich

Persönlich finde ich dieses Modell auch langfristig gesehen am meisten überzeugend. Es ist im Status quo jedoch vollkommen unklar, wie ein solches Modell umgesetzt werden sollte. Beim bedingungslosen Grundeinkommen wird in den finanzierbaren Modellen bestehendes Einkommen reduziert (und in Summe mit dem BGE dann erhöht). Bei der Rente entsteht das Problem, dass das Einkommen schon feststeht und eine Reduktion damit ein starker Eingriff ist.

Konkret muss beispielsweise folgende Frage beantwortet werden. Wir haben zwei Personen A und B, wobei A gerade keine Rente bekommt, dessen Ehepartner jedoch 5.000€ (Edit: nicht nur aus der gesetzlichen Rente, sondern beispielsweise aus gesetzlicher Rente + Betriebrente + private Vorsorge). Person B bekommt gerade 1.500€. Wie sollen sich diese Renten verändern?

Wenn man die Renten von A und B um den gleichen Betrag anhebt, gibt es erhebliche Finanzierungsprobleme. Wenn man die Rente von A um wesentlich mehr anhebt, als die von B, ist das meines Erachtens ziemlich ungerecht.

Langfristig ist ein möglicher Weg, die Beiträge so zu verändern, dass jeder den gleichen Betrag einzahlt (und das Steuer-Transfer-System anpassen, sodass das tragbar ist). Damit erreicht man einen graduellen Übergang in ein solches System. Dieser Weg wird durch meinen Vorschlag für ein Gesamtkonzept denke ich ganz gut ermöglicht.

Haben wir das nicht faktisch schon? Auch Rentner bekommen ja mindestens das Existenzminimum. Wo das Geld herkommt, ist für denjenigen der es bekommt ja erstmal egal.

Analog zum Lohnabstandsgebot sollte aber jemand, der/die 40 oder mehr Jahre gearbeitet hat, deutlich mehr bekommen, als jemand, der/die nichts gemacht hat. Da ist nach 40 Jahren eine Rente die zum Bürgergeld aufgestockt wird, schon sehr deprimierend. Oder gibt es Wohngeld, etc. dann nicht. Faktisch ist die Rente also das, was man on top zum Existenzminimum für seine Leistung bekommt, für sehr niedrige Renten scheint mir das im aktuellen System jedoch nichts zu sein.

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Ja, wohl wahr.

Person A kann 45 Jahre für Mindestlohn hart arbeiten, Person B hat nach 35 Jahren ggf schon deutlich höhere Rentenansprüche.
Rente ist per se nicht so sehr auf Gerechtigkeit ausgelegt.
Jetzt kann man sicher wieder den Leistungsgedanken bemühen, aufgrund ungleicher Voraussetzungen kein schlagendes Argument.

Der Unterschied sind die Hinzurechnungen.
Aktuell ist das Modell: Wenn du so wenig Rente bekommst, dass du unter dem Existenzminimum liegst, wird die Rente auf das Existenzminimum aufgestockt („Grundsicherung“). Bekommst du also 1000 Euro Rente und dein Existenzminimum mit angemessenem Wohnraum liegt bei 1050 Euro, bekommst du nur 50 Euro Grundsicherung. Jeder Rentner, dessen Rente unter seinem Existenzminimum liegt, lebt daher auf dem Existenzminimum wie jemand, der sein Leben lang nicht einen Tag gearbeitet hat.

Vom Gerechtigkeitsgedanken ist das problematisch. Wer unter 30 Entgeltpunkte angesammelt hat, weil er unterdurchschnittlich verdient hat (der typische Mindestlohnarbeiter z.B., der 45 Jahre arbeitet, aber dabei nur 20-25 Entgeltpunkte ansammelt), lebt im Alter dann am Existenzminimum ebenso wie derjenige, der nie gearbeitet hat. Bei letzterem können wir das nachvollziehen, bei Ersterem erscheint es unfair - denn wer sein Leben lang auf Mindestlohnbasis gearbeitet hat, sollte sich doch im Ruhestand zumindest etwas mehr leisten können als das Existenzminimum.

Bei einem BGE würde es immer Verrechnungsfaktoren geben. In so einem Modell würde derjenige, der nie gearbeitet und nie privat vorgesorgt hat, eben im Alter nur das BGE bekommen, was quasi ein Existenzminimum ist. Wer hingegen sein Leben lang auf Mindestlohnbasis gearbeitet hat würde zumindest einen Teil seiner Rente behalten dürfen, hätte daher in jedem Fall vermutlich 30-60% mehr als das Existenzminimum (je nachdem, wie der Hinzuverdienst im jeweiligen BGE-Modell verrechnet wird; wenn es über die Steuern läuft wären es eher 50% mehr, denn die Steuerlast wäre in diesem Fall immer noch verhältnismäßig gering).

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Da sind wir inhaltlich einer Meinung. Wenn man es möchte, kann es aber doch nicht so kompliziert sein ein Modell zu bauen, in dem man für jeden Rentenpunkt ggü. BGE noch etwas on top bekommt. Man müsste ja nur festlegen, wie viel über BGE jeder Rentenpunkt bringen soll.

Dass man nach einem Leben Arbeit und Einzahlen in die Rentenkasse dasselbe bekommt, wie jemand für/die nie gearbeitet hat, kann man ja niemandem vermitteln. Und das wird wohl auch kaum jemand fair finden, da kann ich jeden betroffenen Rentner verstehen, der sich von SPD/CDU hin zu den Rändern abwendet.

Es ist nicht kompliziert, so ein Modell zu bauen, mit „sinnvollen“ Zuverdiensten wird es allerdings nicht wirklich finanzierbar sein.

Hier eine etwas vereinfachte Begründung, warum das so schwer ist. Angenommen, die aktuellen Rentenausgaben sind 400 Milliarden und ein Grundeinkommen auf angemessener Höhe würde ohne Zurechnungsregeln 400 Milliarden kosten.

Wenn man auch nur 20% von seiner ursprünglichen Rente behalten kann, entstehen Mehrausgaben von 80 Milliarden Euro. Bei 50% sind es 200 Milliarden Euro. Bei 100% (was wohl die einzige Variante ist, die keine offensichtlich fragwürdige Ungerechtigkeit enthält, siehe mein Beispiel oben) sind es 400 Milliarden Euro.

Es gibt keine gute Lösung für dieses Problem, die auch (vor allem aus Finanzierungssicht) umsetzbar ist. Ich würde mir das auch wünschen und ihr könnt mich gerne vom Gegenteil überzeugen.

Prima, dann aber auch bitte einen festen Wert für die Einzahlung in die Rentenkasse für alle nicht vergessen!

Das wäre der noch zu klärende Knackpunkt.

Aber wenn wir letztlich sehr „schmale“ Renten noch aus dem Bürgergeldtopf stützen müssen, kann das ja nicht der Weisheit letzter Schluss sein

Wir haben uns in den letzten Post etwas vom Thema „Rente mit 63“ entfernt. Was haltet ihr von einem dedizierten Thread zum Thema „Festbetrag für alle + Hinzuverdienst/Selbsvorsorge“?

Es gibt zwar gerade schon recht viele offene Rententhreads (bin da nicht ganz unschuldig… :grinning:), aber aus der Diskussion lese ich heraus, dass dies ein von einigen bevorzugtes Modell ist und es sich lohnen könnte, fokussierter darüber zu diskutieren, zum Beispiel mit konkreten Vorschlägen.

Ob man lieber weniger breite Threads, die auch vom Thema wegdriften, oder mehr fokussierte haben möchte, können die Moderatoren aber am besten entscheiden.

Und dann müsste man immer noch eine Übergangszeit von mehreren Jahrzehnten einrechnen.
Man kann ja nicht einer 55-jährigen Person erklären, dass er/sie Basisrente bekommt, wenn eine Rente von €5.000 erwartet worden wäre.
Ist aber ein grundsätzliches Problem bei der Rente, und nicht des EIntrittsalters.
Das dürfte nur für Berufsanfänger gleich vom Start weg möglich sein. Basisrenteneinzahlung mit späterer Basisrente. Man kann nur früh privat vorsorgen.
Aber dann lässt sich die jetzige Rentenauszahlung gar nicht mehr finanzieren.

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Auf jeden Fall. Geht nicht „mal eben“.

Aber um @Martin314 Vorschlag zu berücksichtigen: neuer Thread zum Thema Rente und Alternativen und diesen hier schließen?

Ich würde den hier nicht gleich schließen, vielleicht gibt es ja schon noch Beiträge zur „Rente mit 63“. Dieser Thread ist ja noch nicht so lange offen.

Eventuell könnte man auch über einen übergeordneten Thread (nur offen für Moderatoren) nachdenken, in dem nicht diskutiert wird, sondern die verschiedenen Threads zum Thema Rente und interessante Quellen gesammelt und angesprochene Themen zusammengefasst werden. Das Thema Rente ist unglaublich breit und komplex und man kann selbst mit sehr spezifischen Punkten mehrere Stunden Diskussion verbringen.

Auch ein Thema? Zur Rente?

Der/die hat ja auch Geld für diese Arbeit bekommen.
Mit dem gleichen Argument könnte man junge Menschen, die nach dem 9. Schuljahr ihren Quali machen, belohnen, weil sie dem Staat Geld für die Bildung gespart haben und Studenten bestrafen, da diese uns extrem teuer kommen. Mir Bafög, Studentendarlehen und der Herausnahme des Azubigehalts aus den Mindestlohnregeln passiert aber das Gegenteil.

Oder die Einzahlung abschaffen und den Steuersatz erhöhen :wink:

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Ich verstehe das aktuelle System so, dass man zunächst analog der Punkte eine Rente bekommt und dann geschaut wird, ob man aufstocken muss. Wir haben also eine Gerade durch den Nullpunkt. Man konnte es j auch so machen, dass die Gerade auf der Y-Achse beim Existenzminimum startet, und ein Durchschnitts-Rentner gleichgestellt bleibt. Dann würde entsprechend oben etwas gekürzt. Die Expertenkommission schlägt aber ja auch vor, dass der Wert der Rentenpunkte abnehmen sollte. Aber klar, irgendwoher muss das schon kommen.

Die Abgabe in die Rentenkasse wird ja damit begründet, dass man später etwas zurück bekommt. Klar hat man auch Geld bekommen, aber netto eben weniger, weil j etwas in die Rentenkasse ging.

Zynisch ausgedrückt: Wenn man mit zu geringem Gehalt sowieso faktisch im Alter im Bürgergeld landet, dann könnte man diese Leute ja auch von der Abgabe befreien, dann ist wenigstens während der aktiven Zeit mehr netto da.