LdN 382 Rente mit 63

In diesem Gutachten gibt es auf Seite 9 eine ganz gute Abbildung dazu. Das betrifft zwar den Altenquotienten und nicht direkt die Anzahl Rentner. Das macht aber keinen großen Unterschied.

Der Effekt, den du ansprichst wird ungefähr von der erwarteten Steigerung der Lebenserwartung kompensiert:

Die erste Phase des demographischen Wandels ist daher vom schnellen Anstieg des Altersquotienten aufgrund von Babyboom und Pillenknick domi­niert, deren Wirkung etwa im Jahr 2035 kulminiert. Er äußert sich derzeit in den schnell ansteigenden Renteneintrittszahlen. In der anschließenden zwei­ten Phase kommt es zunächst zu einem Plateau, weil der Anstieg der Anzahl der Sterbefälle aus der Babyboom-Generation den Anstieg der Lebenser­wartung in etwa kompensiert, bevor der Altersquo­tient dann ab etwa 2050 wegen der weiter steigen­den Lebenserwartung und des Rückgangs der Sterbefälle wieder deutlich ansteigt.

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Dazu:

Ein typisch deutscher Satz:“Ich kann nicht krank feiern, ich muss arbeiten!“ (gilt das noch?)

Das passt nicht zum Deutschen Rentensystem. Die Rente wird entweder nicht in Deutschland ausgezahlt, oder es handelt sich um ein Ruhegehalt, oder um Rente + Betriebsrente + private Vorsorge.

Da man nicht mehr als 2 Rentenpunkte pro Jahr sammeln liegt die maximale Rente irgendwo bei 100 Punkten, bzw. € 3.760 Rente pro Monat.

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Du hast Recht, das Beispiel war nicht so gut formuliert. Was ich ausdrücken wollte, ist dass Person A keine Ansprüche über das Rentensystem hat, aber nicht bedürftig ist (z.B. weil A über den Ehepartner gut versorgt ist). Die Beschreibung mit 5.000€ Rente ist daher zu verkürzt dargestellt, in Summe durch gesetzliche Rente + Betriebsrente + private Vorsorge ist ein besseres Beispiel. Eine Alternative wäre sehr hohes Vermögen.

Bei der „Rente mit 63“ finde ich das Wort „Abschlagsfrei“ sehr problematisch, denn es zeichnet (bei mir zumindest) ein falsches Bild und ich hatte es auch während der Podcast-Folge falsch verstanden.

Prinzipiell bin ich dafür, dass jeder in Rente gehen soll wann er Bock drauf hat, aber eben möglichst kostenneutral.

Der Vorschlag, dass man bei der Rente mit 63 den Abschlag wieder einführen soll hat daher bei mir zunächst einen Abwehrreflex ausgelöst, da ich dagegen bin Menschen die sowieso schon lächerlich kleine Rente zu kürzen. Emotional fand ich die Forderung langjährigen Beitragszahlern weniger zu bezahlen „als ihnen zusteht“ ungerecht.

Die Abschlagsfreie Rente für langjährig Versicherte ist aber ganz und gar nicht „weniger als ihnen zusteht“, sondern ganz im Gegenteil ein Bonus!

Begründung

Im Jahr 2031 ist das Renteneintrittsalter 67 (bzw. 65 für langjährig Versicherte) und die Lebenserwartung laut Prognose vom Statistischen Bundesamt liegt dann über Mann und Frau gemittelt bei 82 Jahren.

Jemand der mit 67 in Rente geht wird also durchschnittlich 15 Jahre Rente empfangen. und jemand der mit 65 in die Rente für besonders langjährig Versicherte geht wird dementsprechend 17 Jahre Rente empfangen.

Der Wert eines Rentenpunktes wird also de facto für die langjährig Versicherten im Nachhinein auf 17/15 erhöht. Langjährig Versicherte bekommen somit im mittel 13% mehr Rente ausbezahlt als die anderen.

Nüchtern betrachtet muss man bei der Altersrente für besonders langjährig Versicherte konsequenterweise von einem Rentenaufschlag und nicht von einer Abschlagsfreiheit sprechen.

Falls eine Partei also wirklich an diesen einen Punkt ran will, dann wäre vermutlich der erste Spin den eine Partei drehen müsste in den Köpfen der Wähler zu verankern, dass die „Rente mit 63“ ein Rentenaufschlag (z. B. „Boomer-Bonus“) ist und keine Abschlagsfreiheit.

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Wenn man die abschlagsfreie Rente separat betrachtet, ist der Bonus 7,76%, weil man es mit der Situation vergleichen sollte, in der man 0,3% Abschlag pro Monat in Kauf nimmt (solange man diese Abschlagsregel nicht verändert). Zusätzlich ist dieser Abschlag zu gering. In diesem Thread habe ich das etwas detaillierter ausgeführt.

Ich finde das äquivalente Framing „Man bekommt 7,76% Bonus, aber nur wenn man früher in Rente geht“ auch viel passender, weil sich sofort die Fragen der Anreizwirkung und der proportionalen Bezuschussung ergeben.

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Ich denke, dass die fernere Lebenserwartung ab Rentenbeginn in diesem Fall die passenderen Zahlen liefert, weil zum Beispiel ein Tod im Kindesalter hier nicht in die Statistik einfließen sollte. Mit 65 liegt diese aktuell bei ca. 19 Jahren: Statistisches Bundesamt

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Eine grosse Bitte zu einer „fairen Logik“ an alle verantwortungsvollen Politiker: mehr Mut haben!
Renten und Pensionen müssen sich aus Fairness und Gerechtigkeitsgründen unbedingt mittelfristig, auch wenn es Jahrzehnte dauern sollte, auf einen gemeinsamen Topf zubewegen. Unsere Kinder und Enkel werden es vor allem aus sozialer Solidarität zu schätzen wissen. Gleiches sollte für Krankenversicherungen gelten. So sähe glaubwürdige politische Verantwortung aus!

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Aus meiner Sicht ist jedenfalls Punk 2 nicht wünschenswert, und deshalb hätte ich auch kein Problem mit einer konstanten Funktion.

Ich sehe nur nicht, weshalb das aus den Rentenkasse bezahlt werden soll. Das ist doch ein Fall für das Bürgergeld. Ich weise gerne nochmal daraufhin, dass die Gemeinschaft der Rentenzahler und Rentenbezieher bei weitem nicht deckungsgleich mit der gesamten Gesellschaft ist. Warum soll die Rentenkasse zur Finanzierung von Sozialleistungen herhalten, wenn nicht alle (z.B. Beamte, Ärzte und wer noch alles) dazu beitragen?

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Insgesamt hat die zweite Eigenschaft meines Erachtens weniger mit Solidarität zu tun, als man denken würde.

Wenn Entgeltpunkte zu keinem Unterschied führen, benötigt man das Konzept von Entgeltpunkten nicht. Das Argument für die zweite Eigenschaft kann man in zwei Teile zerlegen:

„Wenn man Entgeltpunkte verwendet, ist es wünschenswert, dass diese zu einem (signifikanten) Unterschied führen“. Wenn man für konstante Renten ist, ergibt das Konzept der Entgeltpunkte nicht viel Sinn und man kann das System vereinfachen.

„Das Konzept von Entgeltpunkten (bzw. einer beitragsbezogenen Rente) sollte existieren“. Wenn ich das richtig einschätze, ist dies der kritische Punkt. Ein wichtiges Argument ist, dass es auch ohne Entgeltpunkte die Möglichkeit gibt, Einkommen/Vermögen in die Zukunft zu verschieben, zum Beispiel über private Vorsorge. Ich denke, dass es zumindest das Angebot von staatlicher Seite zur Altersvorsorge geben sollte, weil man hier mMn ein besseres Angebot als private Unternehmen machen kann (insbesondere kann man sich die staatliche Förderung dieser privaten Produkte dann sparen). Ob man dazu verpflichten sollte, wie im aktuellen System, ist nochmal eine andere Frage.

Aus welcher Kasse das bezahlt wird, spielt für die Frage erst einmal keine Rolle. Es geht um die Leistungen auf individueller Ebene und die Gesamtbelastung durch diese Leistungen. Im aktuellen System wird die Grundsicherung im Alter auch nicht aus der Rentenkasse bezahlt. Trotzdem ist es ein durchaus relevanter Vergleich den Leistungsumfang von jemanden, der nicht in das System eingezahlt hat (0 Entgeltpunkte), mit jemandem zu vergleichen, der Entgeltpunkte in dem System gesammelt hat.

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So, zu den ganzen theoretischen Überlegungen hier mal ein Bericht aus der Praxis:
Ich gehöre zu den bösen Ausnutzern, die nach nur 48 Jahren Vollzeitarbeit mit 63 Jahren und 2 Monaten in Rente gegangen sind. Von dieser Zeit habe ich 44 Jahre, meist im 3 Schichtsystem in der Plege gearbeitet (die meiste Zeit auf der Intensivstation). Ich war sehr froh über mein „Rentengeschenk“. Die letzten Jahre sind mir nämlich sehr schwer gefallen. Man merkt, dass die körperliche Leistungsfähigkeit nachlässt, die Anforderungen bleiben jedoch gleich.
Wenn weiterhin alle Berufe über einen Kamm geschoren werden, kann ich nur jedem jungen Menschen abraten einen Pflegeberuf, oder einen anderen körperlich schweren Beruf zu ergreifen. Ihr werdet mit Rentenkürzungen belohnt werden, wenn ihr nicht bis zum Schluss durchhaltet.

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Wie wäre es denn, wenn man Rente, die unterhalb der Grundsicherung liegt, als „Hinzuverdienst“, ähnlich dem Zuverdienst im Bürgergeld bewertet (Stichwort: Negative Einkommensbesteuerung)? Denn nüchtern betrachtet handelt es sich um genau das, Auszahlungsansprüche (Einkommen) aus geleisteten Beiträgen.

Natürlich müssten die Anteile der Rente, die zusätzlich zur Grundsicherung behalten werden können, anders berechnet und der Übergang zu einer Rente, die gerade noch über Grundsicherung liegt sinnvoll gestaltet werden.

Etwas zynisch, aber nachvollziehbar. :wink:

Aber offenbar entsteht schon der Eindruck, das man in unserer Gesellschaft keinen Wert mehr hat wenn man nicht arbeitet, und man sich gerne die Ausgaben „Nicht-Arbeitender“ sparen bzw reduzieren will.
Und dabei die Komplexität des Themas völlig ausblendet.

Um das nochmal klarzustellen: Mich stört nicht, dass es dieses „Rentengeschenk“ gibt, sondern, die Art und Weise wie es ausgestaltet ist. Zum Beispiel könnte man einfach 3 Entgeltpunkte schenken, wenn 45 Versicherungsjahre erreicht sind. Dann hättest du dir selbst überlegen können, ob du noch weiter arbeitest (und damit Geschenk + weiteres Einkommen hast) oder mit ähnlichem Bonus, abhängig vom Einkommen, in Rente gehst.

Mit welcher Begründung denn? Warum soll die Dauer der Einzahlung anders als die Höhe der Einzahlung gewertet werden?

Die 45 Jahre können ja sogar in Teilzeit erreicht werden.

Ein Student, der neben dem Studium gejobbt hat, kann die 45 Jahre erreichen, obwohl er in der Zeit nur sehr geringe Rentenbeiträge eingezahlt hat.

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Was ist deiner Meinung nach denn eine gute Alternative? Wenn man es nur auf Grundlage der Höhe macht, ist es proportionale Bezuschussung. Beim Corona-Bonus hat man auch jedem 300€ gegeben und nicht jedem 30% Zuschlag. Wenn Versicherungsjahre nimmt, ist es ein absoluter Zuschlag pro Versicherungsjahr.

Siehe dieser Post für eine Begründung.

Das gleiche gilt für die aktuelle Rente mit 63. Da enablen diese Jahre mit geringer Einzahlung, dass alle Einzahlungen proportional bezuschusst werden. Um dem Punkt mit sehr geringen Rentenbeiträgen entgegenzuwirken, könnte man es wie bei den Grundrentenzeiten machen, wo es erst ab 0,3 Entgeltpunkten angerechnet wird.

Ja, das war eine überproportionale Bezuschussung kleinerer Einkommen, das kann man damit begründen, dass die Inflation kleine Einkommen überproportinal belastet hat. Aber was hat das mit der Rente zu tun? Warum habe ich einen anderen Anspruch, wenn ich 15 Jahre Vollzeit arbeite als jemand der 45 Jahre eine Drittelstelle hat? Das konntest du auch mit dem Inflationsausgleich nicht begründen. Die Rentenversicherung hat auch keinen Vorteil durch eine lange Einzahlungsdauer, es zählt alleine die Höhe der Einnahmen. Durch das System der Rentenpunkte muss auch der Zeitwert der Einzahlungen nicht berücksichtigt werden.

Ich sehe aktuell wirklich das Problem, dass die Anreize zu arbeiten zu gering werden könnten, wenn an allen Ecken und Enden überdurchschnittliche Einkommen überproportional zur Kasse gebeten werden.

Dank der Einkommenssteuerprogression zahle ich überproportional Steuern, in der Krankenkasse zahle ich den Höchsbetrag und bekomme die gleichen Leistungen wie jemand, der nicht oder nur sehr wenig einzahlt. Ich bezahle den Höchstbeitrag für die Krippe (6.000€ im Jahr), bekomme die gleichen Betreuungsbedingungen wie jemand, der seine Kinder kostenlos betreuen lassen kann.

Mit den meisten Maßnahmen bin ich ja auch total einverstanden. Ich habe aber etwas dagegen, wenn auch noch mit der Rentenversicherung Sozialpolitik betrieben werden soll, dafür gibt es bereits andere Einrichtungen. Für die Politk ist es natürlich attraktiv, der Rentenversicherung weitere Aufgaben zu übertragen und die Beitragszahlenden finanziell zu belasten, weil sie dafür kein Geld finden müssen. Klar gibt es den Bundeszuschuss, aber wie wir aktuell sehen, ist der Verhandlungsmasse. Und der normale Wähler blickt sowieso nicht mehr durch. Auch, dass es große Gruppen gibt, die nicht in die Rentenversicherung einzahlen scheint nicht allgemein bekannt zu sein, sondern man kennt halt nur die gesetzliche Rente - das geht auch hier im Forum regelmäßig unter. Jede Bevorzugung kleinerer Rentenansprüche muss ich letztlich privat kompensieren.

Gleichzeitig sehe ich im Bekanntenkreis, wie Gutverdienende und Vermögende reihenweise die Rente mit 45 Beitragsjahren in Anspruch nehmen und zwischen Kreuzfahrten, City-Trips und Strandurlaub kaum noch Zeit finden. Das widerspricht meinem Gerechtigkeitsempfinden, da dieser Zuschuss natürlich die Rentenkasse belastet. Ich gönne jedem eine vernünftige Rente, mit der er oder sie ein vernünftiges Leben leisten kann. Aber es muss alles finanziert werden.

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Ja, die Idee mit den 3 zusätzlichen Rentenpunkten nach 45 Jahren finde ich auch in Ordnung.