Das finde ich sehr seltsam, im Zweifelsfall werden Fußgängerzonen doch eher ausgeweitet und nicht wieder für den Individualverkehr freigegeben. Wenn die Geschäfte selbst attraktiv, parkt mensch eben im Parkhaus in der Nähe. Es geht ja eher um die letzten 200 Meter. Gerade bei Boutiquen und den anderen Tinnefläden in der Friedrichstraße wiegen die Einkäufe ja oft nicht viel. Auch im innerstädtischen Einkaufszentrum gehen die Leute zu Fuß zum Geschäft.
Da bin ich bei dir. In meiner Stadt dürftest du halt nur im Außenbezirk bei einer Tramhaltestelle parken, in die Stadt ginge es nur per ÖPNV.
Wenn du glaubst, ein Landbewohner würde dann weniger zahlen, dann irrst du. Der Monteur erledigt wegen der Verdichtung in der Stadt mehr Aufträge, weil er weniger weit fahren muss. Es gibt genug 2-4 stöckige Gebäude auf dem Land mit Aufzug.
So wie du das formulierst, könnte mensch meinen, alle Landbewohner würden ihre Lebensmittel auf eigener Scholle produzieren. Ein sehr großer Teil des CO2 Fussabdrucks kommt auf den letzten Kilometer zustande. Ein 20t-LKW, der randvoll mit Tomaten ist, braucht meinetwegen 50l/100km, die 10.000 Kunden, die jeweils 2kg Tomaten kaufen, dementsprechend bei 5l/100km das 10.000 fache um diese in ihr Heim zu transportieren.
Wie machen wir es denn eigentlich mit dem Urlaub?
Fliegen und Kreuzfahrten sind ja klimatechnisch keine Option.
Mit dem Auto an den Gardasee oder Ostsee geht ja irgendwie auch nicht.
Bleibt nur Fahrradtouren (Nahbereich) oder die Bahn (Fernreisen). Letzteres geht auch mit Kindern und Gepäck.
Nur mit Hund ist schlecht. Aber wer einen Hund hat ist selbst schuld und bleibt halt zuhause.
Jetzt mal Scherz beiseite, auch das sind durchaus Fragen, die man hinsichtlich Autoverkehr stellen kann.
Genauso wie die Lieferwagen von Amazon, Hermes, Hello Fresh und Lieferando…
Das wäre besser, ja. Meinethalben darf auch alle 10 Jahre geflogen werden, 2x/Jahr kurz nach Malle finde ich persönlich obszön.
Wenn Bahn nicht ging, habe ich auch schon Autos gemietet, um in den Urlaub zu fahren. Ein Golf kostet z.B. bei meinem carsharing Anbieter für eine Woche 132€, 1200km kosten 190€ (Sprit inklusive), insgesamt also 322€.
Siehe oben, auf dem Land wäre es umweltschonender sich alles liefern zu lassen, es sei denn, das Geschäft liegt auf der Pendelstrecke.
So war das nicht gemeint. Ich meinte, dass auch jemand der in der Stadt wohnt weil es dort ja ÖPNV gibt und er auf ein eigenes Auto verzichten kann so indirekte Kosten hat.
Nun, Auto mieten ist ja auch wieder Auto. Wäre die Frage wie konsequent man das umsetzen will.
Und Lieferdienste sollte wie bei der Post auch mit Elektroautos gehen.
Apropos Bahn….fährt die noch mit Diesel-Loks oder nur noch elektrisch?
Weiß ich tatsächlich nicht…
Sowohl als auch, gerade Nebenstrecken werden oft noch mit dieselelektrischen Loks (Dieselmotor erzeugt Strom und Lok hat Elektromotor) und neuerdings auch batteriebetriebene Züge befahren, weil der Bau einer Oberleitung zu teuer wäre.
Danke, wieder was gelernt
Wobei teuer nur einer der Faktoren ist. Bei uns z.B. ist durch die vielen Tunnels und Brücken auch das Thema Denkmalschutz ein verzögernder Faktor bei der Elektrifizierung einer Hauptstrecke. Denn in die Tunnels passt aktuell keine Oberleitung.
Ein Ausbau ist in solch einem Fall zudem langwierig und mit vielen Einschränkungen während des Ausbaus verbunden.
Antrieb ist, um es nochmal zu ergänzen, neben Dieselelektrisch auch teils Dieselhydraulisch.
Nein, ich bin noch lange nicht bei irgendwelchen Maßnahmen. Was ich sagen möchte ist, dass das Auto schlicht und einfach deutlich teurer ist als der ÖPNV. Heißt das Länder die primär auf Autoverkehr setzen gegenüber Ländern die primär auf ÖPNV setzen im Nachteil sind, heißt weniger Wohlstand generieren. Oder anders gesagt, je länger Deutschland am Auto festhält, desto mehr fallen wir hinter anderen Ländern zurück.
Ich bin mir nicht sicher, wie Du zu dieser Aussage stehst, aber nachdem Du nachdrücklich den Nutzen des Autos betonst, erscheint es mir, dass Du hier anderer Meinung bist.
Und was ich sagen will ist, dass
- auch bei mehr ÖPNV ein nicht unerheblicher Teil dieser Kosten bleiben würde, weil eben die Unfälle mit teuren Kosten meist nicht auf den 800 Metern zum Bäcker passieren und viele der langen Fahrten eben nicht durch ÖPNV ersetzt werden.
- sich Kosten („teuer“) und „Wohlstand generieren“ eben nicht ausschließen. Es ist möglich auch mit mehr Kosten mehr Wohlstand zu generieren. Jede Firma kalkuliert so wenn sie in eine neue Fabrik investiert.
Ich bin auch überhaupt nicht gegen mehr ÖPNV. Ich bin auch nicht gegen das einschränken von MIV in Städten und ggf. Nahezu autofreie Innenstädte. Ich bin auch nicht gegen verteuern des MIV durch CO2-Steuer und gegebenenfalls Maut. Ich bin für einen kostenlosen ÖPNV damit der immer kostengünstiger ist als das Auto.
Ich finde aber die Sichtweise dass Autos quasi im Grundsatz nur negativ sind. Vor allem solange man keine Alternativen schafft die zumindest für mehr Leute akzeptabel sind. Natürlich pendelt niemand 90+x Minuten pro Strecke mit dem Bus wenn man die Strecke mit dem Auto in 25 Minuten zurücklegen kann.
Slightly OT: bei der Murgtalbahn – Wikipedia wurde hier zum einen der Boden abgesenkt und zum anderen eine Stromschiene – Wikipedia eingesetzt
Boden absenken ist wegen der Wechsel Brücken zu Tunnel wohl nicht möglich. Das wäre wohl auch mit einer jahrelangen kompletten Sperrung der Strecke verbunden da ja alle Tunnels und Brücken in beide Richtungen in einem Zug modernisiert werden müssten. Bei einer Hauptstrecke nicht möglich.
Eine Option war tatsächlich eine neue Trasse die diesen Abschnitt umfährt. Wäre aber noch teurer und würde einige Orte vom ÖPNV per Bahn abschneiden.
Edit:
Tatsächlich wären die Tunnels schon zu niedrig für den Stromabnehmer. Somit erübrigt sich auch eine Deckendtromleiste.
Er schrieb ja von Randbezirken. Die CSU hatte in Berlin ihre Chance erkannt, nämlich, dass Berlin nicht Berlin ist wenn es um ÖPNV geht.
Sie gewann die Wahl dort, wo eben nicht rund um die Uhr eine U-Bahn oder ein Bus zur Verfügung steht.
Ein Teil des Problems ist, dass das Landei auch bei gutem ÖPNV nicht umsteigt, sondern mit dem Auto, mit dem es jetzt schon einen Großteil der Pendelstrecke zurückgelegt hat auch den Rest zurücklegen möchte.
Was natürlich auch daran liegt, dass diese Strecke mitunter recht teuer ist im Verhältnis.
Mal ein paar interessante Daten aus unserer Tageszeitung heute:
Kfz Zulassungen in Deutschland, im April 2024 (laut ADAC und Kraftfahrtbundesamt)
Verbrenner: 37,3%
Hybrid: 24,7%
Diesel: 19,1%
Elektro: 12,2%
Plugin Hybrid: 6,2%
Sonstige: 0,5%
Grund laut lokaler Händler: hohe Preise für kleine EAutos, Wegfall Förderung, dünne Ladeinfrastruktur.
Dazu mal aus der Stadt Arnsberg in NRW die mittlere PKW Fahrzeit zur nächsten öffentlich zugänglichen Ladesäule: 4min 22 sek, schnelllader 8 min 12 Sekunden
Vom Nachbarort Sundern : 4 min 14 Sekunden, zum Schnelllader 17 min und 32 Sekunden.
Beachte: nicht fussläufig.
Interessante Daten…
Ja, wenn der Anteil der Personen, die mit dem ÖPNV fahren steigt, steigen auch die absoluten Unfallzahlen im ÖPNV und beim Auto gehen sie zurück. Aber ein Blick auf die Unfallzahlen zeigt auch, dass diese beim ÖPNV wesentlich niedriger sind. Und zwar um den Faktor 100 bis 1.000 mal niedriger. Das ist mit den Fahrten zum Bäcker nicht erklärbar, dazu kommt, dass ich diese Fahrte nicht als weniger unfallträchtig sehe, gerade wenn ich an den Winter denke wo für „die kurze Fahrt das Guckloch ja reicht“.
Zu 2. Ja teuer und Wohlstand generieren schließen sich nicht aus. Und das Auto wird deshalb auch bei Abschaffung der Subventionen nicht verschwinden, sondern weiterhin genutzt werden. Dort wo es immer noch die beste Alternative ist oder wo sich jemand einfach die teureren Kosten leistet, wird es bleiben. Der aus meiner Sicht überwiegende Teil der Autofahrten ist dagegen nicht kosteneffizient. Wenn ich nur daran denke, wie viele Menschen durch die Gegend gefahren werden müssen: Kinder, Jugendliche oder alte Leute. Da ist das Auto fast immer zeit- und kostenineffizient.
Von den Zahlen her schneidet das Auto aus meiner Sicht gegenüber vielen anderen sehr schlecht ab, z. B. bei den Toten. Daher versuche ich das auch so darzustellen. Wir habne hier in Deutschland immer noch eine sehr verklärte Sicht auf das Auto. Ansonsten kann ich mich dem Rest nur voll und ganz anschließen.
Dass der Auffahrunfall zum Bäcker aber erheblich niedrigere Kosten für das Gesundheitssystem bedeuten dürfte als der Frontalzusammenstoß auf der Landstraße bei der es dann 5 Schwerverletzte gibt, die nicht nur einmalig behandelt werden müssen sondern dasGesundheitssystem langfristig belasten dürfte doch naheliegend sein.
Und gerade diese Art von Unfällen wird weniger zurückgehen als die leichten Blechschäden bei Fahrten innerorts. Denn selbst ein ÖPNV am Land im Stundentakt von 6 bis 23 Uhr in eine Richtung wird eben das Auto auf dem Land nur unwichtiger machen, nicht komplett ersetzen. Deshalb werden 80% weniger Fahrten sicher nicht 80% weniger externe Unfallkosten bringen, sondern eher 20% weniger.
Am meisten dürften wahrscheinlich Radfahrer in Großstädten was die Gesundheitsrisiken angeht von einem Rückgang des MIV zugunsten des ÖPNV profitieren. Und das befürworte ich ja durchaus.
Und bei den externen Kosten für die Tierwelt wo es heißt, das seien Störungen durch Zerschneiden der möglichen Lebensräume ist es eben so, dass eine Landstraße sogar sehr viel weniger Hindernis ist als eine Bahnstrecke.
Deswegen fordere ich ja, und das scheinst du mehrfach zu ignorieren, einen Ausbau des ÖPNV in der Fläche, wobei dieser kostenlos sein sollte und zumindest einen erheblichen Teil der Fahrten ersetzen oder verkürzen soll. Wenn man statt 23 km in die nächste Stadt nur noch 2-3 km zu einem P+R Parkplatz z.B. auch für eine Expressbuslinie (neue Bahnstrecken dürften eher nicht die Regel sein) muss, dann hat das auch schon einen Nutzen.
Und ich sage, dass es vorwiegend Fahrten sein werden die eine eher geringe Wahrscheinlichkeit für Unfälle mit Todesfolge haben, die durch einen Ausbau des ÖPNV ersetzt werden. Weil gerade die Landstraßen werden schwierig mit einem ausreichend Engmaschigen Netzt abgedeckt werden können.
Der Winter ist ein sehr gutes Beispiel. Sobald es in meiner Region auf dem Land schneit, fährt nämlich einfach kein Bus mehr. Hinzu kommen im Winter Krankheitswellen bei Fahrern. Da es hier keinen Schienenverkehr gibt, bleibt nur der Busverkehr.
Im Winter hat das zur Folge, dass es reines Glücksspiel ist, ob morgens der Bus kommt. Kommt er nicht, versucht man es eine Stunde später erneut, in der Hoffnung, dass dann einer kommt. Bei meinen flexiblen Arbeitszeiten ist das oft kein Weltuntergang, aber das ist sicherlich nicht bei jedem so.
Wenn man sich also nicht darauf verlassen kann, dass der Bus kommt, bzw. dieser bei Schnee nicht fährt, verwundert es kaum, dass PKW mehr Unfälle bei diesen Bedingungen bauen. Es gibt schlicht keine Alternative.
Das ist natürlich eine harte Analyse, bei der wir uns mal fragen sollten, ob gesellschaftlich etwas Grundsätzliches im Argen liegt. Bei Kindern in der Schule geben wir irgendwann „Schneefrei“, weil wir nicht riskieren wollen, dass die Kinder sich wegen der Wetterbedingungen verletzen - in der Arbeitswelt hingegen fordern wir, dadurch, dass das Wegerisiko einzig dem Arbeitnehmer zugeordnet wird, geradezu, dass sich der Arbeitnehmer im Zweifel um jeden Preis durch Gewitter, Glatteis, Schneesturm und co. kämpft, auch wenn er sich dabei erhöhtem Unfallrisiko aussetzen muss.
Ich bin schon lange dafür, das Wegerisiko gerecht auf Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu verteilen. Wenn wegen schlechten Witterungsbedingungen z.B. der ÖPNV nicht fährt ist das ein hinreichendes Indiz, dass auch die Anreise mit dem PKW zu gefährlich wäre. Statt also zu sagen: „Die Leute müssen sich halt ein Auto anschaffen, weil bei miserablen Wetterbedingungen der ÖPNV ausfällt!“ sollte es eher heißen: „Wenn die Wetterbedingungen so miserabel sind, dass der ÖPNV ausfällt, darf nicht verlangt werden, auf das Auto zurück zu greifen“.