Es gibt ja auch die Rufbusse und z. B. In
Harburg die Hoops. Man kann sich am Bahnhof abholen lassen und nach Hause bringen. Leider bisher nur innerhalb des Bezirks.
Sowas müsste wie die Moias auch auf dem Lande fahren - kombinierbare Strecken, die nach Bedarf zusammen gestellt werden - am besten Tag und Nacht und jeweils nutzbar für bis zu 8 Personen. Eigentlich ein gutes Konzept. Aber z. B in Hamburg unmöglich zu buchen an Freitagabenden ab 22.00
Es ging mir nicht ums Auto abschaffen, das sehe ich auch nicht.
Aber verzichtbar machen, also Alternativen haben.
Das übt auch im Sinne des Marktes Druck auf die Autoindustrie aus, wenn der Kunde (also wir) konsequent auf umweltschädliche Produkte eher verzichten. So die Theorie von Angebot und Nachfrage.
Wenn natürlich der ÖPNV bewusst und gezielt benachteiligt wird zugunsten des (auch umweltschädlichen) Autos, dann wird es schwierig. Ob Wahlen da helfen?
Das stimmt. Bis heute ziehen die Leute ins Grüne, d.h. in die Speckgürtel, wenn sie Kinder bekommen. Damals (wann war das?) wurde versprochen, jedem in erreichbarer Nähe eine Autobahnzufahrt zu verschaffen. Ich fand das damals schon krank. Ich habe es als Schülerin erlebt, wie in wenigen Jahren von Bahn auf Bus und dann von Bus auf gar nix mehr (vor allem abends und an Wochenenden) umgestellt wurde
Die Dörfer in meiner Heimat werden tatsächlich zum Großteil von Leuten bevölkert die dort seit Generationen leben und seit der Kindheit sozial verwurzelt sind. Nur war dort eben vor 50 Jahren noch jeder zweite bis dritte in der Landwirtschaft tätig heute nichtmal mehr jeder zehnte. Der ein oder andere studierte auch und arbeitet jetzt bei großen Firmen etwas weiter weg. Bei vielen arbeitet dann aber die Frau in der Gegenrichtung, sodass Umzug zum Arbeitsplatz nicht so einfach ist. (Einer muss dann den Job wechseln um Strecke zu sparen)
Das ist bei uns auch anders. Während 1990 die Bahn noch im zweistundentakt aus der Kleinstadt in die nächsten großen Städte gefahren ist wurde ab Anfang der 90er ein Stundentakt bei deutlicher Verkürzung der Fahrzeit eingeführt. Seit einigen Jahren sogar ein Halbstündiger Takt. Wird auch gut angenommen, natürlich für die vom Dorf per P+R.
Und auch die Busse sind eher mehr als weniger geworden, wobei ich natürlich nicht für jedes Dorf einzeln sprechen kann. Es wurden aber neue Rufverbindungen eingeführt und andere längere Routen statt 3-4 mal täglich fahren jetzt zumindest im zweistündigen Takt.
Das wäre eine interessante Frage: warum funktioniert es in manchen Gegenden gut, in manchen gefühlt gar nicht?
Kommunale Finanzen?
Was die Bahn angeht ist in diesem Fall das Glück, dass es sich um eine Hauptstrecke handelt.
Was die Kommune angeht kann man gute Finanzen ausschließen. Aber wir reden hier bei den Bussen ja noch immer über ein minimales Angebot, welches für Pendler kaum nutzbar ist. Es war nur eben vor ein paar Jahren noch minimaler.
Edit: und bei den Bussen die es gibt ist einiges als Rufbus mit 60 Minuten zuvor Anmeldung. Nur die weiten Strecken haben eine feste Linie.
Zwischen Hamburg und Harburg hat tatsächlich ein ähnlich positiver Prozess stattgefunden: 2003 noch eine uralte Bahn von Harburg aus. Dann Bau der S-Bahn, die jetzt tagsüber 10- bis 20minütig fährt. Eine echte Verbesserung. Leider hat sich der regionale Busverkehr noch nicht so positiv entwickelt. Ich habe gelesen, dass Niedersachsen an der unteren Skala steht bei den Landesinvestitionen in den ÖPNV.
Das Auto ist wesentlich stärker subventioniert. Ich wollte auch schon mal wissen, wie viel das Auto kostet und da finden sich Werte von 30 ct/km bis ich glaube 2 €/km. Dort sind dann wie von Dir erwähnt zum Teil schwierige Annahmen enthalten. In der von Holgi betrachteten Studie geht es um „Einsparung gesellschaftlicher Kosten durch den öffentlichen Personennahverkehr“:
Dort sind reale Kosten enthalten. Die von Dir erwähnte Energiesteuer ist selbstverständlich enthalten. Die meisten Kosten werden übrigens durch Unfälle verursacht.
Aber auch die MwSt. würde ja nicht entrichtet werden, wenn nicht getankt wird. Selbst wenn wir annehmen, dass ein Teil davon anderweitig mit MwSt. ausgegeben wird, würde sicherlich beim aktuellen Verhalten der Deutschen auch einiges bei Urlauben im Ausland ausgegeben werden.
Und wenn wir die Unfallkosten rechnen, dann müssen wir aber auch die Krankenversicherung anteilig Gegenrechnen. Wenn die Menschen im Schnitt besser bezahlte Stellen antreten können wenn sie pendeln, weil sie dadurch Jobs die besser zu ihrem Profil passen haben und den Firmen mehr Wert sind, dann wird durch die höheren Gehälter auch mehr Krankenversicherung gezahlt. Zudem muss man ja durchaus annehmen, dass Leute die z.B. aufs Fahrrad ausweichen nicht komplett Unfallfrei bleiben, sondern dass es auch dort zu Unfällen kommen würde.
Von Effekten wie erhöhter Produktivität will ich gar nicht erst anfangen. Wenn ich statt mit dem Auto mit der Bahn zu einem Servicetermin fahren würde, dann müsste ich mein Werkzeug vorab dorthin schicken, dann mit der Bahn anreisen und gleiches wieder zurück. So packe ich Ersatzteile und Werkzeug ins Auto oder nutze das Servicefahrzeug und bin an einem Tag mit der Arbeit inkl. Fahrten fertig (sofern in der näheren Umgebung). Beim aktuellen Fachkräftemangel fällt das durchaus ins Gewicht.
Sicher auch ein Aspekt. Reduziert man individuelle PKW Nutzung und -Besitz, fallen verschiedene Steuerarten weg, wie auch Unternehmensgewinne, mit ggf Folgen für Arbeitsplätze.
Was dann neben finanziellen Faktoren dann auch eine soziale Komponente hat.
Frage ist dann, ob man das durch mehr ÖPNV und alternative Mobilität kompensieren kann.
Ganz interessanter Gedanke…
Auf der anderen Seite wäre es reizvoller Bus- und Pauschalreisen zu machen, da man ja kein Auto mehr hat und ohne Praxis das auch im Urlaub vermutlich nicht will.
Es würde beim Urlaub ein Teil der Wertschöpfung im Land bleiben.
Und die Abhängigkeit von der Automobilindustrie ist schon ein risikoreiches Spiel, das die Politik betreibt.
Ich kann im Zug während der Fahrt arbeiten, das geht im Auto gar nicht. Kommt also ganz auf die Arbeit an.
Natürlich. Mache ich bei reinen Beratungsterminen die mit wenig Equipment zu machen sind und mit Bahn und ÖPNV vernünftig zu erreichen sind auch so. Oder wenn schon ein Kollege aus anderer Richtung mit dem Servicefahrzeug anreist, dann fahre ich mit der Bahn in die Richtung und lasse mich ggf. vor Ort oder in der Nähe abholen. Und selbst wenn ich im Zug nicht arbeite (Heimfahrt nach langem Tag), dann kann ich zumindest einen Film schauen oder die Augen zu machen.
Ich will aber aussagen, dass eben Unfälle auch passieren werden wenn der Verkehr abnimmt und da ja gerade die Pendlerunfälle im Stop and Go Verkehr eher weniger für die schweren Verletzungen die teuer sind verantwortlich sind, werden die Kosten an diesem Punkt sogar eher weniger sinken als die Einnahmen. Das Missverhältnis, wenn man bei den Kosten alles mit reinrechnet, den Vorteilen aber keinen Wert zuordnet, würde sogar noch erheblich steigen.
Es gibt viele Gründe dafür die gefahrenen Kilometer im PKW zu reduzieren, Innenstädte deutlich zu entlasten, etc., aber diese Rechnungen sind in meinen Augen für mich eher ein weniger nachvollziehbarer Grund weil zu einseitig berechnet.
Das kommt extrem auf die Arbeit an und den jeweiligen Tag.
Wenn ich effektiv Dinge wegarbeiten will ist die Bahn besser, muss ich hingegen viele Dinge koordinieren, planen und dafür sehr viel in Telefonterminen sitzen, ist die Bahn absolut keine Option wegen schlechter Verbindung (WLAN + Telefon). Da müsste sich was verbessern. An solchen Tagek muss ich das Auto wählen.
D.h. an meinem durchschnittlichen Arbeitstag ist die Bahn ungeeignet. Wenn ich hingegen genug Vorlauf habe um meinen Terminplan anzupassen, dann kann ich entsprechende Aufgaben sammeln und einen produktiven Tag in der Bahn verbringen.
Die von mir genannte Studie ist durch einen Beschluss des Bundestages beauftragt worden und in dieser Studie sind die Ergebnisse zahlreicher anderer Studien eingeflossen. Das sind die besten Daten die wir hier in Deutschland haben. Du hälst hier mir Deiner eigenen anekdotischen Evidenz dagegen, ohne in die Studie überhaupt reinzugucken. Die Studie ist sicher nicht perfekt und gerne können wir darüber diskutieren (da brauche ich dann allerdings etwas Zeit um mich einzuarbeiten), doch ist das Gesamtbild so eindeutig, dass ich mir nicht vorstellen kann, das sich an der Kernaussage etwas ändert. Die Beweislast gegen das Auto und für den ÖPNV ist schlicht und einfach erdrückend, siehe z. B. hier:
Bestreitet ja auch keiner.
Aber was soll das im Endeffekt jetzt zur Folge haben?
Das die Leute möglichst umfassend vom Auto auf PKW wechseln? Die Gründe warum das nicht so einfach ist sind hier ja ausführlich benannt.
Es gibt Studien das Rauchen ungesund ist und das Gesundheitssystem massiv belastet. Trotzdem rauchen viele Menschen weiter und die Branche macht weiter üppige Umsätze.
Statistiken sind gut um Sachverhalte zu erläutern, aber führen ja nicht direkt zu Veränderungen.
- Ich habe die Studie überflogen
- Es geht hier nicht um anekdotische Evidenz, sondern es geht darum, dass die Kosten ja nur ein Teil des Gesamten sind. Sinnvoll wäre es eine Kosten/Nutzen Rechnung zu machen. Und beim Nutzen werden nur die direkt mit den Fahrten in Verbindung stehenden Einnahmen gegengerechnet. Dieser Nutzen ist aber gesamtgesellschaftlich gesehen in fast allen Fällen ja indirekt. Wie gesagt könnten eben z.B. ohne den MIV keine Servicetechniker ihren Beruf richtig ausüben. Und diese Arbeiten werden ja auch nicht just-for-fun gemacht sondern daran hängen ja auch wieder Wertschöpfungsketten.
Wenn wir also die Kosten eines Unfalls den ein Servicetechniker auf dem Arbeitsweg mit seinem Montagefahrzeug hat als Kosten rechnen, dann müssen wir auch den Nutzen seiner Arbeit als Nutzen gegenrechnen. Denn dieser Job wäre ohne das Fahren in dieser Form schlicht nicht möglich.
Einfach alle Kosten auf der einen Seite zusammenzuzählen und auf der anderen Seite nur die direkten Einnahmen Gegenzurechnen ist da einfach viel zu kurz gegriffen.
Ich bin ja auch absolut nicht gegen den ÖPNV im Allgemeinen und ich habe mich hier ja auch schon an diversen Stellen für das Zurückdrängen des Autos aus Städten und die Schaffung von Alternativen auf dem Land mindestens als Anruflinie ausgesprochen, ebenso wie für einen generell kostenfreien ÖPNV, sodass immer und für jeden ÖPNV günstiger wäre als Auto.
Ich habe nicht den Eindruck, dass es einen gesellschaftlichen Konsens gibt und sehe auch immer noch genügend Gegenbeispiele. Eines dieser Gegenbeispiele ist, dass immer wieder der kaputtgesparte ÖPNV mit dem subventionierten Auto verglichen wird ohne das Missverhältnis zu berücksichtigen oder zu erwähnen. Um eine Umsetzung ging es mir an dieser Stelle nicht und diese ist selbstverständlich eine Herausforderung.
Sorry aber das ist eine völlige Themaverfehlung. Erstens geht es nicht um die Abschaffung des Individualverkehrs, sondern darum, dass dieser subventioniert ist. Zweitens sind für den Servicetechniker die Fahrkosten nicht mit dem Gewinn verbunden, sondern diese werden in der Regel einfach durchgereicht. Heißt die sind vom Gewinn des Servicetechniker erstmal unabhängig. Drittes wenn man mal ins Ausland guckt, geht die Entwicklung langfristig dahin, dass man i. d. R. gar keine Anfahrt mehr hat. Ohne Autos kann man Städte wesentlich kompakter bauen. Wenn dann statt Einfamilienhäuser mit Garten moderne (!) Reihenhaussiedlungen gebaut werden, hat man Stadtteile in denen Fußläufig alles zu erreichen ist, was man braucht.
Das Auto kostet uns pro Jahr 100 Mrd. Das kostet uns Wohlstand. Oder anders gesagt bei 30 Mio Steuerzahler zahlt jeder von uns 3.000 € pro Jahr dafür, dass der Servicetechniker und andere mit dem Auto durch die Gegend fahren. Ich möchte das nicht zahlen bzw. möchte nicht das mein Steuergeld dafür verwendet wird. Da gibt es zahlreiche bessere Möglichkeiten.
Das war im Grunde nur mein Punkt.
Inhaltlich bin ich ja durchaus bei dir. Wenn es eine klimaschädliche Subvention ist, sollte man sie im Sinne des Klimaschutzes streichen. Das kann man sogar sicher politisch erklären oder begründen.
Was halt nicht ohne weiteres zu erklären ist, wenn man Menschen, die aufs Auto angewiesen sind und keine Ausweichmöglichkeiten haben, quasi noch dafür bestraft, das sie „klimaschädlich“ mobil sind. Da wird man keine breite gesellschaftliche Akzeptanz bekommen.
Und diese Idee, alle müssen in die Städte in Reihenhäuser ziehen, um nah am Arbeitsplatz zu sein und nicht pendeln zu müssen, wird in dieser Konsequenz noch weniger gesellschaftliche Akzeptanz finden.
In der heutigen Folge Servus, Grüezi und Hallo sagte Matthias Daum, dass die Schweiz für den Brennerbasistunnel auf deutscher Seite sich an den Kosten beteiligen wollte, weil da einfach nichts weiter geht.
Hat auch nichts geholfen.