LDN 378 Verwässerung des Klimaschutzgesetzes, Rolle der FDP

Aber auch der Faktor Zeit war gelogen. Die Werte müssen ja bei einem Sofortpaket nicht innerhalb 1 Jahres runter, sondern über mehrere Jahre.

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Ja,
heute in Umfragen sagen „ich wuensche mir mehr Klimaschutz“ und
morgen sagen „ich habe kurzfristig kein Geld fuer ein E-Auto, also kaufe ich Verbrenner“,
das ist voellig nachvollziehbar.
Sobald es an eigenen, kurzfristig reduziertem Wohlstand geht, dann ist das mit dem Klimaschutz dann doch nicht so mehr sooo wichtig. Daher sind solche Umfragen mit sehr viel Vorsicht zu geniessen.

Was nur zeigt, dass den Menschen die Fähigkeit fehlt, in die Zukunft zu denken und über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.
Denn erstens wird Klimaschutz teurer und schmerzhafter, wenn er unvermeidlich geworden ist, zweitens belasten die Folgen des Klimawandels schon jetzt unseren Staatshaushalt und drittens ist jeder dumm, der jetzt schon etwas fürs Klima tut, weil er sich damit zu Gunsten seiner Mitmenschen selbst einschränkt, die es ihm nicht danken werden, ihn vielleicht sogar verspotten oder beschimpfen.
Nur staatliche Regelungen sorgen dafür, dass der Aufwand sich auch lohnt und vor allem fair unter den Bürgern entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit verteilt wird. Und viertens kann der Bürger eh nur wenig tun, der wahre Hebel ist die Industrie und die ist nicht dem Klima sondern den Teilhabern verpflichtet.

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Ja, mit reiner Logik wird man Menschen nicht überzeugen heute auf Wohlstand zu verzichten.
Mir ist in der Geschichte auch kein Fall bekannt, dass Menschen aufgrund Zukunfts-ängste/-versprechen freiwillig auf aktuellen Wohlstand verzichtet haben.
Wobei - irgendwelche Sekten, die sich einen Weltuntergangs-Tag „vorbereiten“ haben durchaus auf viel verzichtet (Haus und Hof abgegeben, Opfergaben dargeboten, …)

Jede Anlageform, selbst unser Rentensystem bauen darauf auf. Im Grunde genommen funktioniert auch das System der Versicherung so. Man verzichtet auf aktuelles Vermögen, weil man sein Vermögen der Zukunft schützen möchte.

Der Unterschied zwischen meiner Altersvorsorge und dem Klimawandel ist, dass meine „Investition“ (E-Auto statt Verbrenner, Wärmepumpe, …) im Einzelnen nahezu keinen Einfluss auf das Ergebnis hat. Andererseits kann ich problemlos vom Ergebnis profitieren, ohne selbst zu investieren.
Deshalb ist jeder für Klimaschutz, verhält sich aber individuell falsch.
Das ist das „Deutschland kann das Klima nicht allein retten“-Argument auf kleinerer Ebene.

Fazit: Der Staat muss das für alle regulieren.

Darum solltest du die Aussage auch nicht ohne dem Zitat, das ich davor gestellt habe, sehen.

So ist es. Leider tun viele so als würde es mit Eigenverantwortung gehen oder gar nicht, da der Staat nicht mit Verboten und gegen den Bürger agieren sollte.
Sehr eingeschränktes und gefährliches Denken.

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Und da greift meine Kritik an den „Technologie-Offenen“. Ich halte zwar die Lösung über Technologie für unwahrscheinlich und CCS im großen Stil aus thermodynamischer Sicht für Schwachsinn, aber wenn ich daran glauben würde, dass A) die Klimakrise ein großes Problem ist und B) die Technologie die Lösung, dann müsste ich sämtliche mir zur Verfügung stehenden Mittel mit aller Macht auch in diese Forschung stecken.
Dann dürfte kein Ingenieur dieser Welt mehr an irgendetwas anderem arbeiten. Vielleicht mal abgesehen vom medizinischen Bereich.
Dann müsste alles Entwicklungsbudget der Industrie in Klimaneutralität der eigenen Produkte fließen. Gleichzeitig würde es ja aber auch bedeuten, die Technologien, bei denen man es nicht hinkriegt, abzukündigen.
D.h. aber auch, bis wir das alles gelöst haben, geht trotzdem nichts weiter wie bisher. Weil sich das Konsumverhalten ja allein deshalb ändern wird, weil es viel weniger Neuprodukte gibt und die Leute ihren alten Kram behalten, wenn der neue nicht viel effizienter ist. Viel doller wird er nämlich nicht mehr, weil die Entwicklungskapazität nicht mehr in „doller“ fließt.
Weniger Konsum ist aber in unserem System ein Problem. Und dann kommen wir doch wieder zu der Frage, wie wir das denn so alles regeln. Nur halt von der anderen Seite.

Ich möchte damit überhaupt nicht sagen, dass es nicht sinnvoll wäre, viel mehr Kapazitäten in Richtung technologische Lösungen zu schieben.
Ich habe bei den „Technologie-Offenen“ nur eher das Gefühl, dass sie einfach mal weitermachen, bis
irgendwer einen Geistesblitz hat und die Lösung aller Probleme aus dem Hut zaubert.

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Ich weiß nicht, auf welche Wirtschaft du dich beziehst. Alle Unternehmen, die ich kenne, haben das Thema auf dem Zettel. Ja, einige Autobauer sind bei der 100% Elektro Strategie wieder zurückgerudert. Das bedeutet aber nicht, dass nicht trotzdem weiter stark auf CO2 geachtet wird. Als börsennotiertes Unternehmen bekommt man nicht mal mehr gescheite Finanzierung - sowohl Equity als auch Fremdkapital - wenn man nicht glaubhaft nachweist, wie man CO2 reduziert. Man kann da sicherlich immer kritisieren, dass es schneller gehen soll. Aber, dass es in die Richtung geht, da haben wir hoffentlich keinen Dissens.

PS: Ich nenne nicht alles, was nicht meine Meinung ist links. In manchen fragen würde ich mich selbst auch eher links sehen. Viel mehr lese ich hier sehr viel rechts und neoliberal :wink:

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Vermutlich wird es DIE Lösung nicht geben. Dennoch kann ja bspw. CCS ein Beitrag sein (bin selbst kein Ingenieur). Und Technologie Offenheit gilt ja auch noch, wenn CCS einen Beitrag liefern kann, wer sagt denn, dass wir nicht noch etwas mit mehr impact finden. Das ist ja auch eine Kritik an der aktuell (fast ausschließlichen) Fokussierung von Wind und Solar. Was auch immer das sein wird, ich weiß es nicht. Die Politiker aber wohl auch nicht.

Wer sich einen Eindruck von der Bedeutung von technologischer Entwicklung für den Klimaschutz machen möchte, sollte sich die Fortschritte im Bereich Wind- und Solarenergie über die letzten Jahre anschauen.

Wenn es darum geht, dass ich eine Technologie mit und ohne Emissionen vergleiche, dann kann ich ggf. über Thermodynamik diskutieren. CCS ist ja aber vor allem deshalb im großen Stil notwendig, weil es absehbar viele (z.B. industrielle und landwirtschaftliche) Bereiche gibt in denen es so schnell keine Dekarbonisierung geben wird. Da wird man um Negativ Emissionen zumindest mittelfristig nicht herum kommen.

Wenn Deutsche, die bereit sind, eine rechtsextreme Partei zu wählen, nicht mehr wählen, würde ich sagen, die haben in dem Bereich das beste aus sich gemacht. Problem gelöst.

Und genau so muss man CCS auch behandeln. Als Technologie, die einen Beitrag leiste kann für den Umgang mit unvermeidlichen Emissionen, also eine nach Möglichkeit recht kleine Nische. Unter der Fahne Technologieoffenheit wird es aber gefühlt als Ersatz für Emissionsminderungen verkauft, weil man damit alle fossilen Kraftwerke grün bekommt. (zugespitzt)

Genau. Und wenn man ein dringendes Problem hat, ist es tatsächlich ratsam auf die verfügbaren Lösungen zu fokussieren.

Wenn Dein Tank leer und vor Dir die Ausfahrt ist zur letzten Tankstelle vor 500 km Wüstendurchfahrt, fährst Du auch nicht dran vorbei in der Hoffnung dass vielleicht ja doch noch eine günstigere Tankstelle kommt, die aber noch nicht ausgeschildert ist.
Wunschdenken ist einfach keine sinnvolle Alternative zu einer als notwendig erkannten Maßnahme.

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Jetzt geht es etwas durcheinander.
CCS ist eine Technologie zur Dekarbonisierung von industriellen Prozessen.
Die entsprechende Technologie für Negative Emissionen ist Direct Air Capture and Storage DAC+S. Es ist aber nicht die einzige Möglichkeit für negative Emissionen. Da gibt es zB auch Sequestrierung und Wiederaufforstung.

Ich habe mich da unvollständig ausgedrückt. Technologie hat auch aus meiner Sicht eine überragende Bedeutung für die Lösung der anstehenden Probleme. Ich befürworte sehr, dass an allen Möglichkeiten geforscht wird und eine massive Fokusverschiebung aller Menschen mit relevanten Kenntnissen zum Thema stattfindet. Ich würde auch befürworten bei Konsumartikeln einen sofortigen Entwicklungsstopp zu verordnen für alle Features und Themen die nicht direkten Einfluss auf die Nachhaltigkeit des Produktes haben.

Wenn aber der Eindruck vermittelt wird, wir könnten alles genauso machen wie bisher und könnten durch Technologie die Klimakrise lösen, dann wird den Menschen Sand in die Augen gestreut.

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Das stimmt so allgemein nicht. Zitat Umweltbundesamt:
„Ziel der unterirdischen Speicherung von Kohlendioxid (CO2) ist die Verringerung von CO2-Emissionen in die ⁠Atmosphäre⁠. Das zu speichernde ⁠CO2⁠ kann entweder aus fossilen Energieversorgungsanlagen, aus Industrieanlagen, dem Einsatz von ⁠Biomasse⁠ zur Energieerzeugung, aus Müllverbrennungsanlagen oder direkt aus der ⁠Atmosphäre⁠ stammen.“

Das stimmt natürlich. Quantitativ reicht das gemäß der Szenarien die ich kenne, allerdings nicht aus.

Und das ist ja der Denkfehler. Es steht jedem frei, in seinen Entwicklungsbüros zu forschen und wenn eine gute Idee dabei rauskommt, wird keiner sagen: ne, wollen wir nicht.
Wenn nun 2029 ein Sprit entwickelt wird, der mit wenig Aufwand nahezu unendlich produziert werden kann und keine Emissionen erzeugt, wird die EU bestimmt nicht sagen: ne, Verbrenner sind jetzt verboten, das Thema ist durch.
Wer aber Technologieoffenheit sagt, schaut auf Fördergelder und die sollte man doch lieber dort einsetzen, wo sie vermutlich etwas bringen.

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Fehlt da vielleicht ein „nur“?
Also „nur“ mit Eigenverantwortung geht es nicht, klar. Allerdings besteht auch immernoch diese „wasch mich aber mach mich nicht nass“-Haltung in vielen Köpfen. „Der Staat“ soll das regeln, aber sobald er anfängt mal was zu regeln gehen sofort die Barrikaden hoch, egal ob mit Ordnungspolitik (Gebäudeenergiegesetz aka Heizungsgesetz) oder mit Wirtschaftspolitik (Agrardiesel). Darauß schließe ich: eine effektive staatliche Regelung funktioniert dann, wenn es eine kritische Masse von Leuten gibt, die die Regeln unterstützten, und war ohne dass sie dazu gezwungen werden. Wenn es genügend Menschen mit einer intrinsischen Motivation zum Klimaschutz gibt können diese die anderen überzeugen. Da kommt dann die Eigenverantwortung ins Spiel: wenn genügend Menschen die Verantwortung, die sie tragen, auch annehmen, und das in der Gesellschaft auch spürbar machen, dann haben solche einschneidenden Regelungen auch eine Chance auf Erfolg. Da spielt nämlich auch rein, dass die Menschen die Regeln/Gesetze nicht isoliert betrachten: viele richten sich nach der Bewertung auch einfach nach der Masse.

Es gibt also auf keinen Fall ein „jeder ist seines eigenen Glückes Schmied“, aber auch kein „nur der Staat kann das alleine regeln“.

Eigenverantwortung zu übernehmen hab aber btw. nicht nur psychisch einen schönen Effekt (es ist ein tolles Gefühl, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und sich selbst am Abend sagen zu können, dass man ehrlich nach dem besten Wissen und Gewissen gehandlet hat), sondern:

Das mag für die heutige Gesellschaft teilweise stimmen, aber nimm mal einen Menschen, der heute geboren wird, vielleicht dein Kind, Enkel, Neffe, Nichte, und denk 20 Jahre in die Zukunft. Wenn du diesem Menschen dann „von damals“ erzählst, und dieser Mensch fragt dich dann, was du denn getan hast, um zur Problemlösung beizutragen, dann wird es den nicht interessieren, welche tollen Verträge und Absichtserklärungen wir alle gezeichnet haben und welche Ausreden wir uns ausdachten. Sondern einzig und alleine das Tun und Nicht-Tun wird zählen, der Rest ist dann Geschichte.

Wenn der Staat sich immer daran halten würde, würden wir heute noch unsere Schnitzel in einer Wolke von Zigarettenqualm genießen. Manchmal muss man es auch einfach durchziehen und das Volk gewöhnt sich dann schon an die neue Situation.
Heute könnte sich keiner mehr vorstellen, das Nichtraucherschutzgesetz wieder abzufschaffen.

Keiner wird den Enkeln später erzählen, dass er damals die AFD gewählt und Klimaschützer Ökofaschisten genannt hat.
Wie im dritten Reich: plötzlich waren alle im Widerstand, haben einen Juden versteckt und furchtbar gelitten, dass die Mitbürger alle mitgelaufen sind.

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Der Vergleich zum Klima hinkt allerdings insofern, als das beim Rauchverbot der Nutzen ab dem Tag der Umsetzung spürbar war.
Bei vielen Klimamaßnahmen würde man aber erstmal nur seinen veränderten Lebensstil sehen und viel würden spürbaren Vorteil nichtmal mehr erleben.
Deshalb würde ich sagen, dass es schon eine kritische Masse braucht. Und die Frage die mich pessimistisch zurücklässt ist, wie die sich bilden soll bei der Medienlandschaft die wir haben und unserem Bildungssystem.

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