LdN 376: Aufarbeitung der Corona Maßnahmen - 2G Regeln

In den viel diskutierten RKI Protokollen findet sich folgender Abschnitt der, aber kaum medial Widerhall (aus ZDF):

„Am 5. März 2021 wird in einer Sitzung des Krisenstabs über die Frage diskutiert, ob das RKI bei seiner bisherigen Haltung bleibe, keine Ausnahmen von den Corona-Regeln für Geimpfte und Genesene zu machen. Die Erkenntnis: Ausnahmen seien „fachlich nicht begründbar“. Das Impfzertifikat soll die Erfassung von Impfwirkung, Spätfolgen etc. ermöglichen, nicht die Grundlage für Kategorien und Vorrechte sein. […] Laut WHO sprächen auch ethische Gründe dagegen.“

Mitte September 2021 wurde die 2G Regel, ein halbes Jahr später die 3G-Regel eingeführt und sogar im Infektionsschutzgesetz geregelt. Also „Zutrittsbeschränkungen zu bestimmten Einrichtungen oder Veranstaltungen“. Später brauchten auch geimpfte einen zusätzlichen Test. Dazu noch bspw. folgende Ergänzung vom Ende 2022 zur damaligen Debatte um die Wirksamkeit der Impfung bezogen auf Ansteckung: MDR. Eine aktuelle Einschätzung des RKI: RKI

Dazu die sehr emotionale Impfpflicht Debatte. Es wurde eine Einrichtungsbezogene Impfpflicht eingeführt, die erst Ende 2022 wieder aufgehoben wurde. Spätestens nachdem die sich die ersten Varianten gebildet haben hat die Impfung nicht mehr vor Ansteckung geschützt und man hätte sich immer wieder neu, mit angepassten Impfstoff, impfen lassen müssen um diesen Schutz zu halten. Es gab außer dieser „sogenannten“ Studie aus Israel (nur ein vorläufiger Bericht des israelischen Gesundheitsministeriums), nie mehr als „nur“ die Hoffnung das die Impfung „dauerhaften“ (ich betone dauerhaften!) Schutz vor Ansteckung anderer bietet. Trotzdem gab es die durchaus harte Diskussion um eine Impflicht und dazu noch viele mindestens „grenzwertige“ Kommentare seitens der Politik gegenüber den „ungeimpften“:
Berliner Zeitung

Ich bin nicht gegen die Impfung: Die Impfung hat vielen Menschen das Leben gerettet und die MRNA Impfstoffe haben uns medizinisch um Jahrzehnte nach vorne katapultiert. Ich finde Rückwirkend keine Aussage eines Wissenschaftlers die so harte Maßnahmen gegenüber „ungeimpften“ gefordert haben. Es gab lediglich das, gut gemeinte, politische Ziel möglichst viele Leute dazu zu bewegen eine Impfung zu machen, die sie selbst schützt. Waren harte staatliche Eingriffe auf Basis der „Hoffnung“ die Impfung schützt auch gegen Ansteckung, notwendig?

Darüber brauchen wir eine Aufarbeitung. Und das sollte man nicht, aus Angst den Querdenken in die Karten zu spielen, einfach unter den Teppich kehren.

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Das ist ja in der ganzen Situation aber das entscheidende Argument gewesen.

Zu beginn der Corona-Welle in Europa haben wir in Italien gesehen, wie bergeweise Leichen in Militär-LKWs abtransportiert wurden und bereits früh die Gesundheitseinrichtungen kollabiert sind. Das war immer das Nadelöhr und die Hauptsorge der Politik - das jedenfalls meine Wahrnehmung.

Das Gesundheitssystem war bereits vor Corona überlastet und nicht auf diese Krise gefasst. Die Imfpung als Massnahme zum Eigenschutz und zur Reduktion der Virenlast sollte die Ausbreitung der Pandemie - respektive der grossen Anzahl problematischer Verläufe (bspw. Intensivbetreuung) - und damit vor dem Kollaps der gesamten Gesundheitsversorgung schützen. Das war jedenfalls mein Verständnis der ganzen Massnahmen.

MIt den Varianten kamen auch neue Impfstoffe und (neue) Geimpft / Genesungszertifikate (diese waren ja zeitlich limitiert in ihrer Gültigkeit). Ich kann die Wahrnehmung der harten Kommunikation gegenüber „Ungeimpften“ zwar bestätigen, finde sie aber dennoch nicht grundsätzlich falsch, weil ein grosser medial auftretender Teil der Ungeimpften als „Impfgegner“ zu bezeichnen sind, die mit ihrer Skepsis oder Abwehrhaltung aus Sicht der Gesellschaft das Leben anderer Menschen bedrohen.

Wiegt man diese Ausgangslage mit der Massnahme einer Impfpflicht mit verhältnismässig wenigen Impfschäden ab, ist dies immer noch die (für die Masse) weniger schädliche Lösung.

Wie gesagt, meine Aufarbeitung folgt einer Annahme, nämlich der, dass das Ziel war, die Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Von dieser Argumentation ausgehend ist es m. E. wahrscheinlich, dass zu diesem Zeitpunkt tatsächlich noch nicht wahnsinnig viele Ergebnisse über die Ansteckung nach „Genesung“ vorhanden waren.

Am Ende vom Tag stellen sich mir für die Aufarbeitung folgende Fragen:

  • Was genau wird von einer Aufarbeitung erwartet? Geht’s nur darum, „Schuldige“ zu finden und „Fehler“ zu identifizieren? Dann ist das m. E. ohnehin der falsche Ansatz.
  • Was sind die konkreten Auswirkungen? Was soll mit den „Schuldigen“ passieren? Reicht eine Entschuldigung oder möchte man Entscheidungsträger einknasten?

Für mich die spannendste Frage: Wie gehen wir künftig mit sowas um? Wir wissen, dass solche Ereignisse mit Erhöhung der Bevölkerungsdichte und Globalisierung und Klimaerwärmung/Umweltzerstörung zunehmen, wie sind wir neu darauf vorbereitet? Sind Menschenleben mehr Wert als die persönliche Entscheidung für/gegen Impfungen?

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Auch hier würde eine Aufarbeitung, wie ich sie verstehe (siehe der andere Thread dazu) zumindest bedeuten, mal wirklich ergebnisoffen zu fragen, a) ob die Vorannahmen, auf deren Grundlage die Maßnahme eingeführte wurde, überhaupt richtig waren und ob b) das angestrebte Ziel der Maßnahmen durch diese tatsächlich erreicht wurde und c) welche (vielleicht auch nicht intendierten oder nicht erwarteten) Folgen die Maßnahmen außerdem noch hatten - epidemiologisch, gesundheitlich, psychologisch, gesellschaftlich und politisch.

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