LdN 371 - Jugendschutz beim Cannabis

Legalisierung des Konsums ist keine Verharmlosung. Es ist die Anerkennung, dass ein Gesundheitsproblem (Sucht) nicht mit den Mitteln des Strafrechts bekämpft werden kann.

Prävention, Aufklärung und bei einigen Drogen auch die Strafbarkeit des Handels/Abgabe müssen natürlich immer Teil der Gesamtstrategie bleiben. Aber den Konsum unter Strafe zu stellen schafft nur eine Menge sinnloser Arbeit für Polizei und Staatsanwaltschaft. Und die Abgabe von gesellschaftlich akzeptierten „leichten“ Drogen komplett zu verbieten (anstatt sie nur zu regulieren) schafft deutlich mehr Probleme als es löst (siehe auch Prohibition, War on Drugs).

Ein großer Teil der Menschheit hat zumindest für einen Teil ihres Lebens das Bedürfnis, sich hin und wieder einem Rausch hinzugeben. Manche Drogen können unter bestimmten Umständen für manche Menschen sogar hilfreich für die persönliche Entwicklung sein (LSD). Es macht gesellschaftlich erheblich mehr Sinn, Ressourcen in das Management der ungewollten Nebeneffekte von Drogenkonsum zu investieren, als erheblich mehr Ressourcen in die unlösbare (und sinnlosen) Aufgabe der Prohibition zu stecken.

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Viele mischen das aber mit normalen Tabak, weil es sonst zu stark wäre.

Mag sein dass es hauptsächlich das Zeug betrifft was man beim Dealer am Bahnhof bekommt und da noch irgendwas anderes drunter gemischt wurde was das stärker macht :man_shrugging:

Kommt stark auf die Form des Konsums an. Im Joint ist das ziemlich normal, im Vape oder der Bong nicht unbedingt. Aber ich bin zugegebenermaßen schon länger aus der Praxis raus …

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In der LdN376 wurde bei 10:40 wieder einmal kritisiert, dass die Abgabe von Cannabis an unter 18jährige strafbar bleibt und diese in die Kriminalität getrieben werden.

Ich halte das für richtig. Auch die Abgabe von Alkohol ist ja an Altersgrenzen gebunden je nach Art 16 oder 18 Jahre. Ist es denn wirklich notwendig, dass sich unsere Kinder mit Cannabis versorgen?

Ich denke hier wird stark verkannt, dass Cannabis eine Einstiegsdroge sein kann. Ich möchte es mit den Gefahren nicht übertreiben, jedoch würde ich mich sehr wohl gegen eine Abgabe an unter 18 Jährige wie bei Branntwein aussprechen.

Ich glaube fast jeder würde dir zustimmen, dass sowohl der Konsum von Alkohol als auch der von Cannabis durch Jugendliche und Kinder sehr schädlich ist und unsere Gesellschaft alles tun sollte um diesen zu reduzieren. Tatsächlich stellt sich aber die berechtigte Frage, ob eine Kriminalisierung dieses Ziel am besten erreicht oder ob sich die Kinder dann nicht statt an offizieller Stelle beim Dealer nebenan versorgen.
In der Tat würde mich aber interessieren welches Konzept Phillip und Ulf hier für Kinder und Jugendliche im Kopf haben und ob es konsequenterweise auch eine Freigabe von Alkohol für Jugendliche unter 18 nach sich ziehen müsste.

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Das impliziert allerdings, das die heutige Jugend ohnehin kein Rechtsbewusstsein besitzt und es denen dann egal ist, ob der Erwerb von Cannabis beim Dealer illegal ist.

Anders gefragt: sollte die Tatsache, beim Erwerb von Cannabis bei einem Dealer gegen geltendes Recht verstoßen zu haben, eine Hemmschwelle für Jugendliche gewesen sein, wäre dann jetzt durch die Tellegalisierung die Hemmschwelle für den Einstieg in den Drogenkosum (was ja für Cannabis als gesundheitsschädliche Droge auch zutrifft) nicht deutlich niedriger?

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Ich würde mal behaupten (Beobachtung früher im Freundeskreis, heute unter Jüngeren aus dem Bekanntenkreis), dass unter Jugendlichen die wenigsten selbst direkt beim Dealer kaufen, sondern die meisten das in irgendwelchen Runden konsumieren in denen einer das Zeug besorgt.

Ich halte die Annahme, dass Jugendliche durch ein Komplettverbot davon abgehalten werden vor allem in Anbetracht der vielen Konsumenten auch unter Jugendlichen für naiv.

Das wäre die Frage.
Gestern ein Bericht in der Tagesschau, das Komasaufen bei Jugendlichen abnimmt, also an Reiz verliert. Zumindest sinken die Zahlen der schweren Alkoholvergiftungen.
Nehme das auch im Umfeld meiner volljährigen Kinder wahr. Morgens Übelkeit und dicken Kopf vom Saufen scheint nicht mehr reizvoll.
Rauchen an sich scheint noch weit verbreitet bei Jugendlichen, zumindest in unserem Umfeld eher 50/50, da viele Jugendliche hier auch sportlich aktiv sind, da ist Rauchen verpönt.
Gleiches wäre auch für Cannabis zu vermuten, denke ich.

Gesundheitlich betrachtet würde ich schon behaupten wollen, das der Konsum von Alkohol, Rabak, Cannabis und Drigen im weiteren Sinne dumm ist.
Es schadet der eigenen Gesundheit und hat keinerlei gesundheitlichen Vorteile.
Gesellschaftlich allerdings ist es bei den drei Erstgenannten akzeptiert, trotz auch negativer Folgen für die Gesellschaft (höhere Gesundheitskosten, ggf dauerhaft gesundheitlich eingeschränkte Personen,…).

Wäre es daher sinnvoll, Konsum dieser süchtig machenden Stoffe einfach zu akzeptieren und hinzunehmen? Besonders bei Jugendlichen und Heranwachsenden?

Den Punkt Entkriminalisierung verstehe ich ja von Grunde her, aber ist dieser Gedanke nicht auch naiv? Wenn man es mit Masse eh nicht kontrollieren kann?

Wenn wir ganz streng nach Gesundheitlichen Kriterien gehen würden, dann müssten wir auch ungesunde Lebensmittel restriktiv behandeln.
Und wie ist es mit Sportarten die der Gesundheit schaden? Entweder durch hohes Verletzungsrisiko oder durch die Problematik der Abnutzung (z.B. bei Gardetanz).

Korrekt, wenn man es konsequent betrachtet, wären Sachen wie stark verarbeitete Lebensmittel oder Zucker auch fraglich.

Fallschirmspringen oder Motorsport sicher auch, selbst Tennis oder Fußball sicher.

Doch mal ernsthaft: welche selbst indizierten Gesundheitsrisiken muss eine Gesellschaft mittragen? Wo müsste man eine Grenze ziehen?

Legalisierung von Kokain? Oder auch Heroin?

Oder der Blick auf die USA: Waffenbesitz? Ist dort ein Alltagsrisiko wie Autoverkehr oder ansteckende Krankheiten.

Wenn man viel auf Liberalisierung und die Eigenverantwortung von Menschen setzt (was ich grundsätzlich nicht verkehrt finde), warum dann nicht alle Arten von Drogen freigeben? Entkriminalisierung gilt dann ja auch dort, und jeder Bürger/in kann ja selbstventscheiden was man konsumieren möchte.

Du stellst es als mehr oder weniger radikale Forderung dar, aber genau das wäre (in gewissen Grenzen) sinnvoll:


Wieso glaubst du, eine Kriminalisierung wäre ein 1. notwendiges und 2. zielführendes Mittel, um den Schutz der Gesundheit zu fördern? Ich glaube, dass es keins von beidem ist und historisch auch nicht mit diesem Ziel eingeführt wurde.
Abhängigen muss geholfen werden, statt ihnen mit dem Strafrecht zu drohen. Darüber hinaus kann Geld (dass dann zb in der Strafverfolgung eingespart wird) besser in Prävention und Aufklärung fließen, wenn die Stoffe zumindest für Privatpersonen dekriminalisiert sind.

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Ich habe ja nicht gesagt das es kriminalisiert werden muss.
Nur das der Konsum jeglicher Drogen aus gesundheitlicher Sicht dumm ist.

Und ja, wenn man Cannabis legalisiert, sollte man es mit allen Drogen tun, aber dann auch vorbehaltlos alle Konsequenzen akzeptieren

Der Bußgeldkatalog… 3 Uhr nachts in 95m Abstand zu einer Schule mit Joint in der Hand erwischt: 500 Euro (Standardbußgeld). Auf der Schultoilette 'nen Schuss setzen: 0 Euro. Mit 70 Sachen im Auto am Haupteingang vorbeibrettern… weiß nicht, 30 vielleicht?
Bayern hat angekündigt das knallhart durchzuziehen und fängt jetzt wohl schon an jeden öffentlichen Kiffer abzufangen und dazu zu bringen zu erklären wo er sein Zeug herhabe, man könne es ja noch nicht hergestellt haben, um dann maximal gegen jeden vorzugehen der irgendwie abgibt. Egal was Ihr in Bayern macht, immer die Aussage verweigern - keine Lügen, keine Ausreden, beim gemeinsamen Joint rauchen niemals erklären wem er gehört. Dort ist man gerade auf Rachefeldzug gegen das Gesetz und ja, die Polizei ist wohl tatsächlich jetzt vollbeschäftigt aus idiologischen Gründen. Also seid selbst in den eigenen vier Wänden schön vorsichtig und achtet peinlich genau auf alles bis die sich dort abgeregt haben, Söder will z.Zt. knallhart unter Beweis stellen daß Kiffer in Bayern keinen Spaß haben werden und der Bußgeldkatalog für selbst winzige Verstöße kann einen in die Insolvenz treiben…Insofern würde ich dort auch wirklich ohne Zwinkerzwinker jedes Zehntel Gramm Mehrrernte sofort das Klo runterspülen, ich fürchte vor der Teillegalisierung war dort Kiffen lockerer.

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Grundsätzlich betrifft mich das Thema nicht, da ich weder rauche noch kiffe noch jemanden kenne der kifft.

Was mir einfach etwas seltsam vorkommt, ist die fehlende Konsequenz der Liberalisierung.

Liberalisierung bedeutet ja, den Menschen die Freiheit zu geben, eigenverantwortlich zu entscheiden und ihr Leben zu gestalten.
Diese Freiheit wird gesetzlich nur dann eingeschränkt, wenn sie die Freiheit anderer berührt.

Wenn wir also davon ausgehen, das wir alle als mündige Menschen eigenverantwortlich und vernünftig mit dieser Freiheit umgehen können, kann ich mir einen Großteil der Kriminalisierung sparen. Also vor allem präventive Maßnahmen kann man sich im Grunde sparen. Strafen wären nur notwendig wenn nachweislich gegen ein Gesetz verstoßen wurde.

Beispiel: wir können uns Geschwindigkeitsbegrenzungen sparen (samt Kontrollen), weil jeder in der Fahrschule gelernt hat, was angemessene Geschwindigkeit ist.
Wenn man mit 120 km/h am Kindergarten morgens vorbeifährt und nichts passiert, gibt es nichts zu ahnden.
Erst wenn jemand zu schnell ist und einen Fussgänger umfährt, gibt es einen Tatbestand.

Das wäre konsequent.

Naja, du argumentierst doch aber gegen die stattfindende Legalisierung?

Das mag sein, hat aber keinen Einfluss darauf, ob eine Legalisierung sinnvoll ist. Wir kriminalisieren ja auch nicht jedes andere „dumme“ Verhalten.
Darüber hinaus ist Drogenkonsum eine menschliche Konstante (und tritt sogar im Tierreich auf), eine Diskussion darüber, wie „dumm“ es ist, führt da mMn nicht weiter.

Wieso? Also ich wäre zwar dafür, aber was spricht gegen die Argumentation, dass Cannabis aufgrund geringen Gesundheitsschäden und weiter gesellschaftlicher Verbreitung eher für eine Legalisierung geeignet ist?

Eher meine persönliche Erfahrung. Hab auch viel mit Jugendlichen gearbeitet mit umfangreicher Drogenkarriere, das prägt wohl irgendwie.
Oder aktuell Erwachsene aus einer Adaptionseinrichtung, so richtig positiv klangen alle Lebensgeschichten und Perspektiven nicht.
Vielleicht daher meine Zweifel….

Die Parallele zur Teillegslisierung von Cannabis musst du jetzt mal erklären.

Ging eher um die Liberalisierung und wie weit diese gehen kann/soll?

Ich sehe da jetzt erst mal kein Argument gegen ein Verbot.
Nur, weil ich nicht garantieren kann, dass sich alle daran halten, kann man es ja nicht trotzdem verbieten.
Die Wissenschaftler scheinen sich recht einig, dass Canabis bis zum 21. Lebensjahr wesentlich schädlicher für die Entwicklung des Gehirns ist. Es gibt also ein gutes Argument für das Verbot bis zu diesem Alter.

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Aber genau das ist ja Quatsch.

Wer mit 120 durch die Stadt fährt gefährdet Menschen. Ein schwerer Unfall ist nur eine Frage der Zeit.

Wer abends ab und an mal kifft oder sich ein Bier, Wein oder Schnaps gönnt gefährdet damit erstmal keinerlei dritte und sich selbst auch nur geringfügig.

Erst wenn solche Drogen übertrieben oder zu falschen Zeitpunkten eingesetzt werden setzt eine signifikante Schädigung ein, wobei es auch auf die Umstände ankommt ob diese nur einen selbst oder auch dritte betrifft. Deshalb gibt es aber ja auch Promillegrenze im Verkehr und oftmals Alkoholverbot am Arbeitsplatz. Gleiches mit THC Grenzwert.

Würde ein verbot dafür sorgen, dass niemand mehr Drogen nimmt, dann würden wir die aktuellen Debatten gar nicht führen. Blickt man in Länder die bereits entkriminalisiert oder gar Teillegslisiert haben findet man quasi keine der oft hier vielfach befürchteten Folgen.

Ich bin keineswegs dafür alle Drogen in einer Form freizugeben, dass diese regulär käuflich sind. Aber Regelungen die zwar den Verkauf untersagen oder nur unter Auflagen (z.B. temporär auf Rezept für Abhängige) ermöglichen, Besitz kleiner Mengen und Konsum nicht unter Strafe stellen halte ich auch bei harten Drogen für sinnvoll.

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