LdN 371 - Jugendschutz beim Cannabis

Hallo,

Ich bin selbst seit einem Jahr Mutter und mir wird beim Thema Cannabislegalisierung und Jugendschutz nicht weit genug gedacht.

Ja, Aufklärung in der Schule ist sehr wichtig und hilft sicherlich vor dem eigenen Konsum, aber wie schützen wir die Kleinsten in dieser Gesellschaft? Es ist jetzt schon schwierig, ohne Passivrauchen durch die Stadt zu laufen, weil an jeder Ecke jemand mit einer Zigarette steht und auch in Menschenmengen keine Rücksicht genommen wird, wie bspw. auf dem Weihnachtsmarkt. Der Rauch von Cannabis ist um einiges penetranter und langlebiger als der von Zigaretten. Dürfen meine Tochter und ich also ab demnächst überall auch noch den Geruch von Cannabis einatmen?

Kinder lernen, was normal und richtig ist, durch das Abschauen von anderen Menschen. Cannabiskonsum (insbesondere durch das Rauchen) in der Öffentlichkeit, was diese Entkriminalisierung mit sich bringt, halte ich daher für einen Schritt in die falsche Richtung. Wir wollen den Konsum ja eben nicht normalisieren, da die Risiken enorm sind.

Meinetwegen können in geschlossenen Gesellschaften Menschen konsumieren, was sie möchten. Es gibt ja auch heute noch Raucherkneipen. Aber bitte nicht in der Öffentlichkeit!

Übrigens halte ich es für ein Scheinargument, dass durch Entkriminalisierung bessere Aufklärung an den Schulen stattfinden kann. In meiner Schule wurden wir von der Polizei über die Anwendung, die Wirkung und die Risiken aller Drogen aufgeklärt, egal, wie illegal sie sein möchten, damals auch schon Cannabis. Daher sehe ich da keinen Zusammenhang.

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Ich denke, hier vermischst du zwei Themen. Entkriminalisierung einerseits und öffentlichen Konsum andererseits.

Ich finde es sehr gut, dass jetzt Schritte in Richtung Legalisierung unternommen werden. Gleichzeitig würde ich aber auch dafür plädieren, dass Rauchen (Cannabis oder Tabak) im öffentlichen Raum untersagt wird, einfach weil man damit anderen Menschen ohne ihre Zustimmung gefährliche Stoffe in die Atemwege bläst.

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Das bedeutet aber nicht, dass er ähnlich gesundheitsschädlich ist wie Tabakrauch. Bei Tabak ist die Gefährdung des Passivrauchens, auch im Freien, allgemein anerkannt. Cannabis scheint nach aktuellem Stand der Forschung bei gelegentlichen Konsum zumindest physisch keine Schäden anzurichten. Zur Frage ob passives Einatmen von Cannabis-Rauch „im Vorbeigehen“ eine ausreichende Dosis abgibt, um überhaupt einen psychischen Effekt feststellen zu können, habe ich auf die Schnelle keine belastbaren Erkenntnisse gefunden. Aus anekdotischer eigener Erfahrung würde ich das aber verneinen.

Finde ich eine nachvollziehbare Position, allerdings nur, wenn der Konsum von Alkohol und Tabak in der Öffentlichkeit dann auch untersagt wird. Beide Drogen stellen erhebliche Risiken für die öffentliche Gesundheit dar. Wenn man sich über die „Normalisierung“ von Drogenkonsum in den Augen von Kindern Sorgen macht, dann sehe ich keinen Grund, zwischen Cannabis, Tabak und Alkohol zu unterscheiden.

Ich persönlich mache mir als Vater von zwei Söhnen da nicht so Sorgen drüber. Kinder beobachten ohnehin beim Heranwachsen jede Menge Verhaltensweisen in ihrem Umfeld, von denen ich nicht will, dass sie das übernehmen. Dagegen schützen kann ich sie eigentlich nur, indem ich sie dabei unterstütze das nötige Selbst- und Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln, die für sie selbst und andere richtigen Entscheidungen zu treffen. Oder um es mit einem Beispiel aus meiner Jugend zu sagen: ich kann mich nicht daran erinnern, in meinem Alltag jemals jemanden öffentlich Kiffen gesehen zu haben. Ausprobiert habe ich das mit Freunden trotzdem, auch eine Zeit lang recht häufig konsumiert, aber nie zum Lifestyle gemacht.

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Ich finde die Position, die in der Lage zum Jugendschutz angedeutet wird, auch sehr bedenklich. In Folge LDN371 heißt es:

Für Minderjährige bleibt ja der Erwerb, Besitz, Anbau von Cannabis weiterhin verboten, auch die Weitergabe an Kinder und Jugendliche wird bestraft […] Das ist glaube ich das Problem der Inkonsequenz.

Da muss ich mich schon fragen, was ist denn die Alternative? Drogen (Cannabis, Alkohol, Nikotin) für alle Kinder frei zugänglich, damit bloß kein Schwarzmarkt entsteht? Die Regelungen wie oben genannt gelten ja auch für Alkohol, und da gibt es nicht gerade einen florierenden Kinderschwarzmarkt.

Ich finde die Position der Lage hier extrem irritierend. Nichtmal der Interviewpartner hatte ja ein Problem mit der Altersgrenze.

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Sehe ich auch nicht. Wenn es nach mir ginge, können wir alle diese Drogen bedenkenlos aus der Öffentlichkeit verbannen. Aber besonders Alkohol ist ja hier in Deutschland ein sehr emotionales Thema…

Ich möchte natürlich auch meine Kinder bestärken und zu selbst denkenden Menschen heranziehen. Hoffentlich können sie in ihrem Leben gut damit umgehen. Aber nicht jedes Kind lebt in privilegierten Verhältnissen und nicht alle Eltern haben diese Themen auf dem Schirm. Da sehe ich den Staat mehr in der Verantwortung.

Da gebe ich dir recht. Rauch allgemein enthält jedoch auch andere Stoffe, die gesundheitsschädlich sind, insbesondere für kleine Kinder. Da ist Tabakrauch, Cannabisrauch und auch der Rauch vom Befeuern von Holzöfen nicht zu unterscheiden.

Speziell bei Cannabis kommt jedoch noch der (für mich) recht unangenehme Geruch hinzu, der gerne weite Kreise zieht. Das empfinde ich als Rücksichtslosigkeit und Belästigung.

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Ich denke, für Alkohol gibt es vor allem deswegen keinen florierenden Kinderschwarzmarkt, weil Eltern ihren Kindern ab 14 Jahren Wein, Bier und Sekt in Maßen geben dürfen. Darüber hinaus ist es gesellschaftlich in einigen Kreisen auch akzeptiert, dass Eltern (und andere Erwachsene) dies auf Feiern auch tun, und bisher habe ich noch nicht von Eltern gehört, die angeklagt wurden, weil sie ihr Kind an Silvester am Sekt haben nippen lassen. Ab 16 dürfen Jugendliche auch ohne Begleitung ihrer Eltern Wein, Bier und Sekt konsumieren. In der Lage wurde aber erklärt, dass jegliche Abgabe von Cannabis an Menschen unter 18 strafbar ist, das heißt, es gibt diese „Übergangszeit“, in der der Drogenkonsum von Erwachsenen begleitet wird, nicht. Ich bin auch hin- und hergerissen, weil der gesellschaftliche Ritus, Jugendlichen Alkohol zu geben, zum einen den bewussten und kontrollierten Konsum fördern kann, zum anderen Jugendliche auch dazu verleitet, Alkohol zu trinken.
Es ist einerseits gefährlich, Jugendliche mit ihrer Neugier bei Cannabis allein zu lassen, andererseits will der Gesetzgeber Jugendliche aber auch von jeglichen Konsum abhalten, obwohl alle wissen, dass das total unrealistisch ist.

Das ist tatsächlich ein Szenario, in dem ich bewusst gegen das Gesetz verstoßen würde: wenn ich mitkriege, dass meine Kinder Cannabis konsumieren, dann würde ich sofort dafür sorgen, dass sie 1) sich über die Gefahren völlig im Klaren sind und 2) eine „saubere“ Quelle für das Zeug haben.

Ich mache mir was die Gefährlichkeit angeht nichts vor. Ich habe zwei Bekannte, die durch Cannabis-Missbrauch dauerhaft geschädigt sind und mehrere andere, bei denen der Umgang mit Drogen insgesamt viele Probleme verursacht hat. Aber genau aus der Erfahrung kann ich mit Sicherheit sagen: wenn ein:e Jugendliche:r wirklich was zu kiffen haben will, dann bekommt er/sie das auch. Da begleite ich meine Kinder lieber, so weit und so gut ich das kann und unternehme gleichzeitig alles, um jedes Risiko zu minimieren.

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Nagut, dann ersetzen wir Alkohol durch Nikotin. Hier ist die Abgabe an Jugendliche unter 18 Jahren grundsätzlich untersagt, es gibt auch keine Übergangszeit, und soweit ich das verstehe ist die Situation dort so, wie sie wäre, wenn das Gesetz zur Legalisierung von Cannabis in Kraft tritt.

Ich stimme absolut zu, dass es nicht darauf hinauslaufen dürfte, dass Drogenkonsum normalisiert wird.

Ich finde es gut, dass es entkriminalisiert wird, denn die Justiz hat deutlich besseres zu tun, als ein paar Kiffern nachzustellen. Dass es nun legal verkauft werden kann, kann Vorteile haben, aber prinzipiell halte ich es für falsch bewusstseinsverändernde Drogen zu verkaufen und die meisten Argumente dafür für äußerst fragwürdig. (Kann schon sein, dass Alkohol genauso schädlich für den Menschen ist. Das heißt aber nicht, dass wir dehalb noch mehr schädliche Drogen zulassen müssen. Kann schon sein, dass wir erwachsenen Menschen nicht verbieten können, Drogen zu nehmen. Das heißt aber nicht, dass wir sie ihnen deshalb verkaufen müssen.)

Dass es nun legal öffentlich konsumiert werden darf, das finde ich schlimm. Gut, es sind einige Umstände definiert, unter denen nicht in der Öffentlichkeit gekifft werden darf. Trotzdem kann es jetzt eher passieren, dass ich in der Stadt mit meinem Kinderwagen Graswolken ausweichen muss, wenn ich mit ihm spazieren gehe und mein Kind, dass gegenüber Substanzen noch viel empfindlicher ist als ich, nicht schädigen will. Was die Leute in ihrer Freizeit sich und ihrer Gesundheit antun, kann mir ja egal sein, es sind ja freie Menschen. Aber jetzt ist es wahrscheinlicher, dass sie ihre Mitmenschen damit beeinträchtigen.

Und es macht übrigens einen großen Unterschied, ob in der Öffentlichkeit Alkohol getrunken oder Gras geraucht wird. Den Alkohol kann ich im Vorbeigehen nämlich nicht einatmen (zumindest nicht in Mengen, die ich wahrnehmen kann)! Wenn jemand in der Öffentlichkeit ein Bier oder sogar einen Schnaps trinkt, schädigt er durch seinen Konsum sein Umfeld nicht in dem Maße, wie er es beim Rauchen von irgendetwas tut.

Ich hoffe sehr, dass zuimndest darauf geachtet wird, dass die Einschränkungen für den Konsum in der Öffentlichkeit nicht übertreten werden.

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Meiner Erfahrung nach werden alkoholisierte Personen häufig übergriffig und z.T. sogar aggressiv, insbesondere zu später Stunde. Das scheint mir gefährlicher als der Qualm von Joints oder Zigaretten.

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Vor anderen zu rauchen ist ja bereits übergriffig. Und wenn Menschen sich aggressiv verhalten, heißt das meistens, dass sie gegen das Gesetz verstoßen, es kann also dagegen vorgegangen werden. Bei Rauchenden ist das nicht der Fall.

Außerdem lässt sich nicht verhindern, dass Betrunkene in der Öffentlichkeit unterwegs sind, nur indem man Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit einschränkt.

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Aber es wird doch gegen Rauchenden vorgegangen. In Gebäuden z.B. Und wenn ein Rauchender Dich draußen aktiv anbläst hast Du natürlich das recht Dich auch gesetzlich zu wehren.

Generell finde ich es spannend, wie weit verbreitet akzeptiert übermässiger Konsum von Alkohol ist, aber das ist ein ganz anderes Thema.

Das Thema finde ich spannend und würde mal in die Runde fragen, ob es da gesichterte wissenschaftliche Erkenntnisse zu gibt, ob der Rauch eines Joints im Freien, der einmal an einem vorbei weht, wirklich irgendwelche negativen „Effekte“ haben kann, insbesondere bei kleinen Kindern. Im Vergleich zu Zigaretten, die gibt es ja auch heute schon.

Irgendwie ist ganz schön viel Scheinheiligkeit in der Debatte.
Alkohol und Nikotin raffen zahlreiche Menschen pro Jahr hin und wir lassen sogar Teils noch die Werbung dafür zu.

Zucker, sehr bedenklich im Übermaß, wenn man hier einen Schutz machen will heißt es: die Verbotspolitik der Grünen wollen jetzt noch den Kindern die Süßigkeiten wegnehmen….

Was ist mit der Spielsucht? Schleswig Hohlstein hat mit seinem Glücksspiegesetzt möglich gemacht, dass Bet**** und Candy XYZ am Markt sind und die Spielsucht in die privaten Wohnzimmer verlagert. Wo bleibt hier der Schutz.

Ich finde die Argumentation der Lage hier schon in Ordnung. Über Rauchen in der Öffentlichkeit kann man streiten, aber jeder mit Verantwortungsgefühl wird nicht in der Nähe von Schulen konsumieren.

Im Gegensatz zu den genannten Punkten oben, die einen Haufen Menschen dahinraffen oder in den Ruin treiben, ist mir kein Cannabistoter bekannt. Zumindest nicht durch sauberes Cannabis. Wenn man sich dazu noch den Trend in den Niederlanden anschaut wo selbst dir Beimischung mit Tabak immer weiter zurück geht, halte ich das für begrüßenswert.

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Und das meine ich mit Scheinheilig. Wo es einem passt verzichtet man gerne auf Bevormundung und Schutz und preist dienindividuelle Freiheit an und wo eben nicht, wird polarisiert und fadenscheinige Argumente rangezogen.

Bitte nicht falsch verstehen, ich sehe hier auch viele Risiken und Legalisierung ist nach Abwägung nur knapp vor einem Verbot aus meiner persönlichen Sicht.

Aber wir müssen anerkennen, dass die bisherige Begandlung bisher nicht erfolgreich war und der Staat kann nur kontrollieren was legal ist und wenn ich vor der Wahl stehe, die überlastete Polizei soll die Kleinkrimminellen im Park drangsalieren und den Schwarzmarkt aushebeln oder die legalen Zugangwege kontrollieren, dann zweiteres.

Inwiefern geschädigt?

Der Vorwurf der Scheinheiligkeit trifft natürlich zu, aber trotzdem muss man ja bei Cannabis nicht die gleichen Fehler wiederholen wie bei Alkohol und Tabak. Langfristig wäre es sicherlich wünschenswert, wenn der Konsum von Alkohol und Tabak in der Gesellschaft zurückgeht. Aber ich glaube da muss man vorsichtig sein sich nicht gleich wieder das Label als „Verbotspartei“ einzuhandeln und den Vorwurf der Bevormundung.

Nicht mehr uneingeschränkt selbstständig lebensfähig. Der eine ist in einer betreuten Einrichtung, der andere wird massiv von seinen Eltern unterstützt. Die beiden Fälle sind recht extrem: starker und anhaltender Konsum schon in früher Jugend. Sicher haben da auch soziale Dynamiken im Familien und Freundeskreis eine Rolle gespielt. Aber trotzdem ein warnendes Beispiel.

Wurde meiner Meinung nach nicht ausreichend in der Lage beschrieben aber was man damit meint ist folgendes:

Es ist eine Tasache, dass auch Menschen unter 18 Jahren Cannabis konsumieren. Bisher müssen sowohl unter als auch über 18 jährige sich dieses auf dem Schwarzmakrt besorgen. Dieses neue Gesetz erlaubt es nun über 18 jährigen legal an bis zu 50g im Monat zu kommen, unter 18 jährigen aber nicht. Das ist nicht sinnvoll, weil man damit die unter 18 jährigen nicht davor bewahrt zum Dealer zu gehen. Es wäre sinnvoll gewesen, dass auch unter 18 jährige legal Cannabis im Social Club bekommen. Das heißt natürlich nicht, dass wir auch an 9 jährige Cannabis aushändigen wollen. Wir sollten Cannabis aber zum Beispiel wie bei Alkohol ab 16 legal machen. Je jünger Menschen werden, desto unwahrscheinlicher ist es einfach auch, dass die überhaupt Interesse an Cannabis haben.
Die Forderung ist einfach, das Alter von 18 auf beispielsweise 16 runterzusetzen. Ich denke das ist sinnvoll. Bisher hat das Verbot 16 jährige nicht am Consum gehindert. Das neue wird das auch nicht schaffen. Wenn die schon kiffen, dann halt bitte ohne in Kontakt mit Kriminellen zu kommen.

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Ich verstehe das Argument. Aber es gibt eben auch keinen blühenden Tabak-Schwarzmarkt, obwohl der auch erst ab 18 legal erwerbbar ist. Oder gehen die Jugendlichen scharenweise zum Zigaretten-Dealer, und ich kriege das nur nicht mit? Und es ist eben Tatsache, dass Cannabis im jüngeren Alter noch eher gefährlich ist. Eine Altersgrenze ab 16 vermittelt dagegen „das Zeug ist weniger schlimm als Nikotin“.

Ich verstehe deine Argumentation. Kann ich ehrlich nichts zu sagen. Ich weiß aber, dass das Zigarettenverbot niemanden interessiert. Jugendliche rauchen, die Zahlen gehen hoch und an Zigaretten kommen ist unfassbar leicht.
Sorry kann ich wahrscheinlich nichts wertvolles zu sagen.