LdN 349 Bildung - Lehrergehälter

Na im Grunde ist KI natürlich vor allem Statistik, klar. Nicht umsonst spricht man beim Machine Learning auch von Statistical Learning.

Dennoch muss man in Zukunft mehr wissen. Erstmal muss man wissen welche Ansätze es gibt und wofür sie verwendet werden. Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen überwachten, nicht-überwachten und bestärkenden Methoden. Ganz wichtig ist dann zu wissen bei welchem Problem ich welchen Mechanismus-Typ verwende. Meinetwegen kann man die Auswahl zwischen KMeans und DbScan Experten überlassen, aber dass man mit Linear Regression kein Clusterproblem lösen sollte, muss ein aufgeklärter User in Zukunft wissen.

Dann muss man mündigen Bürgern grundlegend erklären, wie man Daten labeled und wie man sich vor Bias schützt. Grundlegendes Wissen darüber wie man dann KI trainiert wäre ebenfalls ein Must-Have. Das reduziert auch die Angst vor KI, denn wer weiß wie KI trainiert wird weiß wieviel Arbeit in die Reduzierung solcher Probleme fließt. Und es zeigt mündigen Bürgern wie wichtig (saubere) Daten tatsächlich sind.

Und schließlich braucht es Wissen darüber, dass es Methoden gibt, KI-Antworten transparent zu machen, Stichwort Explainable AI.

Darüber hinaus werden wir in Zukunft viel mehr Bildung darüber benötigen, wie man mit KI interagiert. Zum Beispiel, wie schreibt man Prompts und wie geht man kritisch mit den Antworten um. Vor allem das Verständnis vom Umgang mit Wahrscheinlichkeiten und dass Menschen auch nicht 100% fehlerfrei sind, ist in Deutschland noch völlig unterausgeprägt. Wer dagegen mal gesehen hat, dass eine einfache KI bspw. 99 % handgeschriebener Buchstaben korrekt erkennt, der Mensch dagegen aber nur let’s say 80 %, versteht, dass eine gut trainierte KI oft objektiver ist als Menschen.

All das sind Themen, die wir ganz dringend in die Gesellschaft tragen müssen. Klar, das Verkäuferly im Supermarkt benötigt das vermutlich noch einige Jahre nicht, aber diese Berufe werden unter Umständen bald aussterben.

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Also ich verstehe deine Intention, aber das ist meiner Ansicht nach (auch in der IT tätig) viel zu viel. Dass der Informatik Unterricht angepasst gehört steht außer Frage, aber due Themen von dir sind gar nicht abbildbar zeitlich. Es macht mehr Sinn, dass die Schüler mündige Bürger werden und dich zu Spezialthemen selbst informieren können.

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Es kommt darauf wie tief man das macht. Ich schrieb ja oben, dass niemand außer Experten einen Algorithmus selbst schreiben können muss.

Die Inhalte oben kann ich problemlos in einem Schulhalbjahr mit 2 Stunden pro Woche anhand von vorgefertigten Beispielen thematisieren. Etliche Institutionen bieten diese Inhalte wesentlich tiefer als Crashkurs in 2x7h Tagen an. Und da müssen die Leute selbst Code schreiben statt Schieberegler oder ein Labeltool bedienen.

Und mal ehrlich, wie soll ein Mensch mündiger Nutzer werden, wenn ihm die Medien stets die Gefahren von KI und Bias vorkauen und dabei verschweigen, dass es Methoden gibt, dem zuvor zu kommen. Oder zu erkennen, dass KI in vielen Themenfeldern schon heute treffender und fairer als Menschen sind, Medien durch Edge-Case Reportage aber stets auf schlecht gemachte (unfaire) KI verweisen.

Gerade in einem Land, in dem selbst 100% für eine technische Lösung gerade gut genug sind, der Mensch aber objektiv schlechter abschneiden darf, ist das völlig fatal.

Über das Thema, welche Fächer in welchem Umfang und welche Inhalte in welchen Fächern unterrichtet werden sollten streiten sich die Experten wohl schon so lange, wie es Schule gibt…

Wir entfernen uns mit dem Thema Lehrcodex-Bildung aber schon recht substanziell vom Ursprungsthema. Klar, der Zusammenhang ist: „Es sollte mehr Informatik unterrichtet werden.“ —> „Informatik sollte ein Pflichtfach in der Schule sein“ (was aktuell nur in 2 Bundesländern der Fall ist!) —> dazu bräuchten wir mehr Informatiklehrer —> das soll über eine höhere Bezahlung gelöst werden.

Dieses Argument würde ich aber weiterhin für untauglich halten, weil es nicht berücksichtigt, dass jeder Informatiker, der dann in der Schule eingesetzt wird, in der Wirtschaft und im Rest des öffentlichen Dienstes fehlt, was ähnlich gravierende Folgen hat. Das Problem ist und bleibt der Mangel an Informatikern, die Verteilung der vorhandenen Informatiker durch höhere Bezahlung zu Gunsten der Schule zu ändern verschiebt nur das Problem und ist folglich keine Lösung des Problems, sondern ein typisches Herumdoktorn an den Symptomen.

Ich sage daher weiterhin: Das Problem wird nicht über höhere Gehälter gelöst (denn sowohl MINT-Absolventen als auch Lehrer verdienen schon gut!), sondern darüber, generell mehr MINT-Absolventen zu produzieren - wer des Geldes wegen studiert, studiert heute bereits fast extrem oft MINT - und diese Gruppe wird generell nicht in den Staatsdienst streben, weil der Staatsdienst nie so viel Geld zahlen wird wie die freie Wirtschaft, in keinem Bereich (Jedes Vorstandsmitglied in einem DAX-Konzern verdient das 5 bis 20-fache wie der Bundeskanzler…).

Es bleibt daher dabei, dass wir gerade auch mehr sozial geprägte Menschen dazu bringen müssen, Informatik und andere MINT-Fächer auf Lehramt zu studieren, denn diese Leute wollen in den Lehrerberuf. Und dazu müsste man die Studiengänge möglicherweise tatsächlich etwas vereinfachen, der Lehrer in der Sekundarstufe muss wirklich nur die Grundlagen wirklich verstanden haben, um sie zu unterrichten - und darauf sollte der Fokus liegen.

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Es wird gerne übersehen, dass Schüler bis zu 13 Jahre in der Schule verbringen, bei manchen kommt danach noch das Studium obendrauf.
Gerade KI ausführlich in der Schule zu behandeln ist deshalb Zeitverschwendung, da nach Schulende die Lerninhalte längst überholt sind.
Man kann die Grundzüge erarbeiten und eine philosophische Diskussion über Nutzen und Gefahren führen. Das wird aber nicht das sein, was dir vorschwebt.
Auch ohne dass es Lerninhalt ist, nutzen die meisten Schüler Chat-GPT bereits für ihre Hausaufgaben. Die Sorge, dass Kinder sich Fortschritt verschließen, weil die Medien davor warnen oder Schulen es nicht behandeln, war noch nie berechtigt.

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Vom Stoff her sind Lehrer nicht gleich Lehrer. Wenn es so einfach waere, gaebe es bestimmt viele Mathelehrer, Physiklehrer. Als Mathe-Lehrer bzw. Physik-Lehrer hat man Vorlesung in den regulaeren Studiengaengen inklusive Beweisfuehrung etc. Mathe an der Uni ist fortgeschrittener als Rechnen in der Schule.
Exakt, der Markt regelt es. Deswegen geht man dahin, wo man bessere Anreize fuer sich findet.


Schuldienst ist unattraktiv, weil schlechtes Gehalt. Oben verneinst du es noch, dass der Markt regel soll. Hier gibt du es zu.
Ich denke, Frauen sollten keine Care-Arbeit mehr leisten, weil schlecht bezahlt. In ihrem eigenen Interesse und zum Selbstschutz Care-Arbeit minimieren. Fuer Maenner ist alles unattraktiv, was schlecht bezahlt wird.
Es gibt eine Karte, die zeigt das in Ost-Europa vorwiegend Frauen in der Wissenschaft taetig sind, weil schlechte Bezahlung.

Wie immer, fehlen an den Unis weibliche Vorbilder. Professoren in MINT sind maennlich. Nicht weil Frauen es nicht bringen, aber sie werden rausgebmobbt. Stichwort: leaky pipeline, prekaere Arbeitsbedingungen, metoo gibt es auch an den Unis.

Na ja, wenn das der Anspruch ist, es gibt verschiedene Schulformen. Ohnehin lernt man an der Schule Allgemeinbildung und nicht unbedingt hard core Physik. Mathe am Gymansium ist nun wirklich nur Rechnen. Ich gebe zu, fuer einige scheint es schwer, anderen faellt es leicht.

Das geht ganz easy. Dafuer gibt es Erfahrungstufen etc. Sieht man an der Uni, obwohl gleiche Erfahrung in Jahren erhalten Wissenschaftler unterschiedliche Erfahrungstufen. Es wird mit Absicht abgewertet. Die Welt ist durchaus grau.

Sie haben die falschen MINTler vielleicht. Es gibt welche, die studieren Biophysik und können durchaus Mathe, Physik, Bio, Chemie abdecken. Alles eine Frage der Motivation, sich einzuarbeiten.

  1. Wie produziert man MINT-Absolventen? Man hat mehr Kinder und Frauen bekommen Hilfe bei der Kinderbetreuung. Es ist ein Henne-Ei-Problem.
    3 Man motiviert sie schon früh, dass MINT toll ist. Das setzt aber von der Motivationskraft ein gewisses MINT-Verstaendnis voraus.
  2. An den Uni wird wird auf Lehre gesetzt, Festanstellung von #ichbinhanna. Weniger publish perish etc. Lehre → Lehrer
  3. Mehr Frauen in MINT? Die Loesung: Diversitaet und mehr weibliche MINT-Profs, keine leaky pipeline, schneller Tenure-Track-Stellen

In den Sozialwissenschaften spielt Informatik ebenfalls eine Rolle. Imho gibt es Faecher wie digital humanities , Veranstaltungen R fuer Sozialwissenschaftler etc. Da finden sich auch Menschen mit Coding-Erfahrung.

Erklärst du bitte alle Fachbegriffe etc.? Ich verstehe deinen Beitrag jedenfalls nicht ganz.

Entschuldigung.
Digital humanities: Digital humanities - Wikipedia. → Digitale Geisteswissenschaften

R: Programmiersprache, wird auch in den Sozialwissenschaften eingesetzt. Es ist also nicht nur so, dass MINT-ler coden.

leaky pipeline: Frauen oder andere Minderheiten werden aus dem Karrierepfad herausgedraengt. SIehe z.B. The Leaky Pipeline: Women in Life Sciences - University of Maryland Graduate School

Publish perish: Nur wer publiziert, kommt weiter (wenn ueberhaupt). Allerdings sind Frauen durch care-Arbeit benachteiligt, also koennen sie weniger publizieren. Mit Lehre publiziert man nichts. Also auch schlecht fuers Weiterkommen, wenn man viel (und dann gute) Lehre an der Uni macht. Allerdings ist eine gute Lehre Voraussetzung fuer vieles, z.B. gute Lehrer.
Unis sollten sich wieder auf gute Lehre konzentrieren.

Tenure-Track: Tenure-Track – Wikipedia

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit … Denke die GEW wird eher argumentieren, dass es für die Stufenzuordnung klare Kriterien geben muss, die ausschließlich die Berufserfahrung abbilden dürfen (keinesfalls den Bedarf). Und wenn man mehr Geld zahlen will, muss halt der Tarif für alle angehoben werden. Ganz einfach.

"Gleicher Lohn für gleiche Arbeit " - Tja, es gibt z.B. einen Gender Pay gap, das sieht man in meinem Bereich deutlich.
Die klare Kriterien gibt es nicht, weil es keine Liste mit x, y,z gibt. Liegt im Ermessen des Managers.

Jemand der Biophysik studiert, landet nicht in der Schule. Die Lehramtsausbildung ist in den meisten Bundesländern trennscharf durchmodularisiert. Die Leute studieren ihre Fächer und der Blick nach links oder rechts ist nicht vorgesehen.

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Und Deutsch und Englisch etwa nicht? In Germanistik muss man auch die normalen Module mitgehen, zum Beispiel Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft. Anspruchsvoll genug um locker mit Mathe mitzuhalten. Da zu behaupten MINT wäre anspruchsvoller ist eine mindestens fragwürdige und teils auch freche Aussage.

Dass es so wenig MINT-Studenten für Lehramt gibt liegt sicher schon an sehr vielen MINT-Lehrern, die schlicht nicht in der Lage sind Schüler von Beginn an für diese Fächer zu begeistern. Damit verliert man schon sehr viele Kandidaten.

Und ich bleibe dabei, dass das Gehalt in Kombi mit der extrem flexiblen Arbeitszeit völlig ausreichend für Lehrer ist.

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Ich haette sichererlich kein Problem mich da einzuarbeiten. Ob das auch fuer Deutschlehrer gilt?
Meine MINT-Lehrer waren alle toll. Die haben mich super motiviert, leider viele Profs schlechter.
Ansonsten: Ist das ja auch eine „freche Aussage“, zu behaupten, viele MINT-Lehrer koennen es nicht, um bei demselben Wortlauf zu bleiben. Ich haette gedacht, wenn man sich Schule antut, dann ist man motiviert.
Ich habe auch flexible Arbeitszeit, wenn ich Lust habe, kann ich remote arbeiten. Mehr Gehalt gibt es auch.

Nein? Ich kenne mind. 1 Person, weil die Person unbedingt einen Job brauchte. Stieg als Quereinsteiger ein.
Das Zauberwort heisst doch heute Quereinsteiger und fachfremd, gerne ohne Lehrerausbildung, oder nicht? Man darf nicht mehr waehlerisch sein.
Ich bin der Meinung, you get what you pay for.

Wow, schlicht respektlos. Etwas mehr Demut wäre angebracht.

Habe ich so nicht gesagt. Arbeite dich nochmal in meine Aussage. Ich sagte viele, das sind nicht alle. Ich hatte beides in meiner Schulzeit. Aber es waren mindestens 50% Theoretiker, die 90% der Klasse nicht erreichen konnten(wollten).

Ich halte die Bezahlung im Großen und Ganzen auch für angemessen und nicht das Problem.

Die Arbeitszeit ist aber insgesamt alles andere als „extrem flexibel“. Als Partner einer Lehrkraft kann ich da ein Lied von singen.

Fangen wir beim Urlaub an. Hier gibt es null Flexibilität. Man ist hier stur an Ferienzeiten gebunden. Flexibilität: keine!

Weiter geht es mit den Arbeitszeiten. Über 50% der Arbeitszeit sind exakt geplant und somit für die Lehrkraft überhaupt nicht flexibel. Kita ma hat eher zu: Pech gehabt. Arzttermine gibt es nur vormittags: Pech gehabt (Notfälle ausgenommen). Kitaeingewöhnung erst ab 5. September: Pech gehabt.
Mitspracherecht bei der Stundenplangestaltung minimal.
Flexibel ist aber, dass sich der Stundenplan von jetzt auf gleich ändern kann. Dann ist plötzlich Dienstag statt Donnerstag der lange Tag.

Ebenso flexibel ist der Einsatzort. Gerade zu Beginn wird man munter irgendwo hin versetzt. Kaum, dass man eine Zusage für eine Wohnung hat kommt die Änderung: Schule etliche Kilometer weiter. Selbst innerhalb einer Stadt kann man von heute auf morgen einer anderen Schule zugeteilt werden. Plötzlich pendelt man doppelt so lange oder braucht gar ein Auto wo man vorher mit Öffis hin kam.

Stundenpläne sind teils so löchrig, dass viele Lücken zu kurz zum richtig arbeiten sind, aber zu lange und viele um als normale Pause angesehen zu werden.

Da ist dann am einen Tag 6 Stunden am Stück ohne Pause und am nächsten hat man die Stunden 1,3,4, 6 und 8. wohnt man nahe an der Schule kommt man in den Genuss mehrfach pro Woche lange Pausen zu haben. Mangels festem Arbeitsplatz in der Schule also heim und später nochmal rein in die Schule.

Da ist die flexible Gestaltungsmöglichkeit der restlichen Arbeitszeit dann nur ein schwacher Trost dafür, dass man viel Zeit investieren muss um auf die ersten Arbeitsstunden zu kommen.

Die Art und Weise wie die Arbeitszeiten gestaltet sind halte ich eher als einen der großen Punkte warum viele den Job als Lehrer trotz vernünftigem Gehalt ablehnen.

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Wenn es einer Logik folgt, dann geht das schon. Da bin ich mir sicher und dann ist es nur eine Frage der Zeit.

Du benutzt die Worte „sehr viele“. Wie haette ich es anderes verstehen koennen?
Wenn ich das richtig sehe, habe ich jetzt nicht das Wort „alle“ benutzt.