LdN 349 Bildung - Lehrergehälter

Bezüglich der Lehrergehälter in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern:

Also wenn man mal Frankreich als Vergleich heran zieht. Hier verdienen Lehrer etwa nur die Hälfte dessen was ein Lehrer in Deutschland verdient (laut OSZE Studie)

Der „Preisniveauindex für Verbrauchsgüter und Dienstleistungen in den Mitgliedstaaten der EU“ ist für Deutschland und Frankreich nahezu gleich (EU - Preisniveauindex in den EU-Ländern 2022 | Statista). Somit kann man das Argument „ein Deutscher Lehrer hat halt höhere Kosten als ein Lehrer in Land X“ so nicht ganz richtig. Frankreich hat ähnliche Probleme wie Deutschland und das Gehalt spielt natürlich eine Rolle (Lehrer fehlen in Europa fast überall - wie gehen die Länder damit um? - Politik - SZ.de). Nur in Deutschland ist das Lehrergehalt nun wahrlich nicht das Hauptproblem oder die Ursache wieso immer weniger Menschen Lehrer werden wollen. Ein Hauptproblem (und dafür müsste man sich mal mit heutigen Lehramtsstudenten unterhalten) ist die Länge und der Aufwand der Ausbildung:

In vielen Bundesländern gibt es separates Lehramtsstudium, man studiert, je nach Fach, eigentlich mit den Bachelor/Master Studenten mit. Man schreibt die (grob gesagt) die selben Klausuren und man hat oft die gleichen Einstiegshürden. So jetzt überlegt man sich als junger Student: Studiere ich jetzt bspw. Chemie auf Lehramt und habe am Ende „nur“ das Staatsexamen mit dem ich „nur“ Lehrer werden kann, betreibe aber den selben Aufwand wie jeder andere Chemie Student, der am Ende vielleicht noch seinen Doktor macht. Ich verkürze das jetzt stark, das kommt auch aufs Fach an, aber das ist Grundproblematisch. Das gilt übrigens auch gerade für Grundschullehramtler. Da wird es dann noch abstruser, denn wieso muss ich für ein Grundschullehramt Mathematik, drei Semester Analysis durch pauken. Gerade da kommt es doch auf ganz andere Befähigungen an. Das ganze Lehramtsstudium ist unattraktiv.

Des Weiteren gibt es in den Studiengängen immer noch die Trennung nach Haupt/Real, Gymnasium und Gymnasiale Oberstufe. Das System ist schon bei der Ausbildung auf „Auslese“ ausgelegt. Kein Wunder also wenn Gymnasien heute viel besser ausgestattet sind als Mittelschulen.

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Weil ich mich früher (2002) sehr dafür interessiert habe, ob ich Dipl. Ing Masch-Bau oder Berufschullehrer Metallbautechnik und Mathe studieren sollte, kann ich aus eigener Erfahrung und aus der Situation meiner Tochter an einem Gymnasium (6 Klasse) in Hamburg, berichten.

  1. Der Aufwand 2002 Metalltechnik und Mathe zu studieren war gleich mit dem Aufwand für Dipl. Ing.
  2. Der Berufseinstieg (Referent) vs. Jung Ing. war Gehaltsmäßig auf seiten des Ing. schon besser 42.000€/a als Jung Ing.
  3. Die Aufstiegschancen und damit die Gehaltsentwicklung war deutlich besser beim Ing.
  4. Das Einzige war die Verbeamtung die Reizvoll war, beim Lehrer.

Heute 20 Jahre später hat sich die Gehaltsentwicklung noch weiter von einander entfernt. Vergleiche ich mein heutiges Gehalt mit einem Lehrer am Berufskolleg sind das Netto 10-15k€/a Unterschied.
Dieser Unterschied wird immer gravierender, weil die MINT Berufe eine hohe Nachfrage am Arbeitsmarkt und die Gehälter steigen.

Nun zur Situation an der Schule meiner Tochter.
Es gibt 4 Freistellen für MINT Lehrer. 5 MINT Lehrer sind Quereinsteiger, wobei 2 den Lehrerberuf nur auf 20 Stunden ausüben, da sie noch eine IT Beratungsfirma nebenbei betreiben. Sie wollen etwas an die Gemeinschaft zurückgeben, so die Aussage.
Das führt nun dazu, dass die Schule beim Fach Naturwissenschaft und Technik (NuT) einen Geschichtslehrer einsetzt, da kein anderer Lehrer zur Verfügung steht.
Beim letzten Elternabend wurde die Problematik mit der Schulleitung besprochen. Diese Verwies auf die Schulbehörde.
Zurück zum Thema: Meiner Meinung nach müssen die Schulbehörden die Gehälter der Lehrer an den Arbeitsmarkt anpassen. Das wird dazu führen, dass MINT Lehrer wahrscheinlich sehr viel mehr als Deutsch oder Sportlehrer verdienen werden, aber anders werden wir keine MINT Lehrer an die Schulen bekommen

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Ich kann die Gehaltsdiskussion nicht nachvollziehen, denn Lehrer gehören zu den Top-Verdienern.
In Bayern verdienen Grundschullehrer (A12), etwa 3.500 € netto und Gymnasiallehrer (A13), circa 4.000 € netto. Das jeweils mit zwei Kindern und „Erfahrungstufe“ 0.
Das ist mehr als Ingenieure im IG Metall Tarif verdienen. Dazu kommt dann noch Pension statt Rente.

Beim Gehalt sehe ich nur einen Punkt, denn die Verbeamtung ist schon lange nicht mehr garantiert. Angestellte Lehrer haben es weitaus schlechter als ihre verbeamtete Kollegen (Stichwort Entlassung für die Dauer der Sommerferien und niedriges Gehalt).

Die Länder müssten einfach nur wieder jeden Lehrer garantiert verbeamtet, dann wäre das Gehaltsproblem vom Tisch. Das anspruchsvolle Studium wäre dann auch keine Hürde, denn man bekäme den Einsatz ja höher vergütet als in der Wirtschaft.

Für mich sind die größten „push away“ Faktoren der in der Lage genannte miserable Zustand der Schulen, sowie die komplett missratene Digitalisierung*). Die Länder machen einem als Arbeitgeber plastisch deutlich „da schau her, das hier ist gut genug für dich“. Und ich denke niemand möchte in einem Umfeld arbeiten, von dem er weiß, dass es in Zukunft nur schlechter wird und nicht besser.

Zuletzt möchte ich noch eine vermutlich unpopuläre Meinung dazugeben, aber ich vermute, dass das Klientel, das einen an Problemschulen erwartet kann auch den ein oder anderen Lehramtsstudenten abschreckt.

*) Das wäre ein eigenes Thema wert, denn Smartboards und Tablets sind meiner Ansicht nach die schlechteste Weg zur digitalen Bildung

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Liebes Lage-Team,

eure Einordnung der Lehrer*innen-Gehälter in Deutschland anhand der OECD Studie scheint mir nicht ganz korrekt zu sein:

  1. Im internationalen Vergleich sei das Gehalt „erst aussagekräftig, wenn man es im Vergleich setzt, zum Beispiel zum Preisniveau oder zur Wirtschaftsleistung“, so Ulf Buermeyer. Die OECD Studie tut genau das, sie vergleicht nämlich nur kaufkraftbereinigte Gehälter (siehe Indikator D3, S. 391 ff. der Studie und Erläuterungen auf S. 412 f.).

  2. Die Gehälter der Lehrer*innen seien „angesichts des Fachkräftemangels nicht mehr konkurrenzfähig“, so Ulf Buermeyer weiter. Auch das lässt sich aus der Studie so nicht ableiten. So sind die Gehälter von Lehrkräften im Sekundarbereich II in Deutschland im Vergleich zu den Erwerbseinkommen von Beschäftigten in Deutschland mit einem Abschluss im Tertiärbereich etwas höher bzw. ähnlich zu Erwerbseinkommen von Beschäftigten in Deutschland mit vergleichenbarem Abschluss (siehe Abbildung D3.1, S. 392).

Natürlich ist damit noch keine Aussage getroffen, wie das Gehalt im Verhältnis zur tatsächlichen Arbeitsbelastung steht.

Beste Grüße

Markus

PS: Danke für die tolle Arbeit und den interessanten Podcast!

Quelle: OECD Studie Bildung auf einen Blick 2023

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Ich wurde ja in dem anderen Thread kritisiert, dass ich fuer hoehere Gehälter plädiert habt. Ich war positiv überrascht, dass der Podcast mir dann hier zustimmte. Nice.
Das fand ich gut.
Wer meint, dass sei nicht so, dem steht ja frei, nun Lehrer zu werden.

Ist schon lustig, dass man einem Geschichtslehrer ein MINT-Fach zutraut. Kommt natuerlich auf die Jahrgangsstufe drauf an.
Vielleicht sollte man endlich anerkennen, dass seltene Fächer besser bezahlt werden muessen.
Der Stress in der Schule, sowohl mit Kindern und deren Eltern, ist ja nicht ohne. Wenn man nun mit MINT im Ausland und in der freien Wirtschaft mehr verdient bei weniger Stress, warum nicht.
Die Politiker ignorieren seit Jahren die Entwicklungen bei der Bildung.
Alleine schon wie Wissenschaftler in Deutschland behandelt werden an Unis, wuerde ich nichts mehr freiwillig an die Gesellschaft zurückgeben. Money rules the world. Solange es Neoliberalismus gibt, muss man eben ggf auf die Privatschule ausweichen. Kann sich natuerlich nicht jede Familie leisten, aber ich glaube, das ist auch so gewollt von Politikern.

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Man verdient in der Wirtschaft mehr netto. Meine MINT-Kollegen verdienen mehr. In der Regel haben diese auch einen Doktor. 3.5k EUR netto sehe ich eher als niedrigeres Gehalt an.
Ausserdem nicht vergessen: In der freien Wirtschaft kann ich weitere Sachen verhandeln, die man im öffentlichen Dienst gar nicht bekommt.
Ausserdem sollte man erstmal Zeiterfassung in der Schule haben, dann sieht man, wieviel der Arbeitslohn pro Stunde ist.

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Liebes Lage-Team,

im Prinzip höre ich euch gerne, aber…
das Thema Bildung.
Schade, dass ein MSA wenig wert ist für euch, wenn wir das weiter tragen, wird es noch schlechter mit dem Ausbildungsnachwuchs werden. Abiturienten wollen in der Regel studieren. Wer bleibt dann für die Ausbildungen.
Viel mehr ist es inzwischen so, dass rund 60% Abitur macht. Mit dem Ergebnis, dass wir uns in einer Bildungsinflation befinden. Denn das Leistungsniveau ist dabei gesunken, denn weniger als Abi ist nichts wert.

Zum Thema Quereinsteiger, bitte, in Berlin bedeutet Quereinstieg mindestens Master, bis zu einem Jahr Schuldienst mit Seminaren, 2 Jahr Studium und anschließend Referendariat. Danach sind es keine Quereinsteiger mehr.
Ansonsten haben wir noch Lehrer ohne vollständige Lehrbefähigung / Seiteneinsteiger. Das kann bedeuten mindesten Abitur bis Doktortitel.
Werden schlechter bezahlt und haben kein Staatsexamen.

Die Frage was wir bräuchten um mehr Kollegen zu bekommen?
Weniger Bürokratie (jemand der uns beim Papierkram unterstützt), Fachpersonal (IT ect), weniger Zusatzaufgaben, mehr Hilfe bei der Elternarbeit, kleinere Klassen, Hilfe bei der Inklusion ( in jeder Klasse einer Grundschule haben wir ADHS, LRS, Rechenschwäche, Kinder die kein Deutsch können usw Kinder die Hilfe brauchen die wir nicht leisten können).
Werden Grundschul- und Oberschullehrkräfte gleich bezahlt (denn das ist fair, Ausbildung und Arbeitszeit sind ähnlich) und verbeamtet (was eben nicht alle sind), ist das Gehalt ok.
Sieht man davon ab, dass ich mir sämtliches Arbeitsmaterial selber kaufen muss, was irgendwie nicht ok ist.
Warum brauchen wir mehr Gehalt? Damit wir in Teilzeit gehen können, um während der Schulzeit die Aufgaben nur annähernd zu schaffen, besonders wenn man selbst Familie hat die man evtl noch sehen möchte.
Um ein Arbeitszimmer zu haben, da wir keinen Arbeitsplatz an der Schule haben, aber enorm viel, selbstbezahltes Material.
Die Ferien nützen niemanden, denn während der Schulzeit sind die Tage nur 24h lang und die Woche 7 Tage. Ich bräuchte aber 30h Stunden Tage und eine 8 Tage Woche.

Bei dem Zustand der Gebäude gehe ich hingegen mit, die sind in der Tat desaströs.

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Bitte korrekt zitieren, das haben wir auch nicht behauptet. Wir haben vielmehr darauf hingewiesen, dass sich aus der Unmöglichkeit, auch nur ansatzweise genug Personal für die Schulen zu finden, bereits ergibt, dass die gezahlten Gehälter für Lehrer:innen auf dem deutschen Arbeitsmarkt einfach nicht mehr ausreichen. Dazu brauche ich keine Studie, dazu reichen mir die Zahlen von den Kultusministerien - und die sind zumeist noch von erheblichem Zweckoptimismus verfälscht, vermutlich sind die Lücken noch viel größer.

Wie gesagt, das gilt immer da, wo MINT-Absolventen für den Staat arbeiten.

In der freien Wirtschaft bemessen sich die Löhne an Angebot und Nachfrage - sie schießen bei MINT-Abschlüssen daher in die Höhe. Der Staat kann damit nicht wirklich konkurrieren - und sollte es auch mMn nicht tun, weil das wieder zu neuen Problemen führt. Wenn der Staat plötzlich in den Lohn-Überbietungs-Wettbewerb um MINT-Kräfte einsteigt und mehr MINT-Kräfte für das Lehramt gewinnt, führt das nur dazu, dass der Mangel in der Wirtschaft noch größer wird und dort noch größere Löhne gezahlt werden, die der Staat dann wieder überbieten muss. Von den volkswirtschaftlichen Schäden, wenn die MINT-Kräfte dann in der Wirtschaft fehlen, mal ganz abgesehen. Es muss doch einleuchten, dass das keine nachhaltige Lösung sein kann.

Langfristig muss einfach der Engpass an MINT-Kräften überwunden werden. Da müssen dann für den Übergang in der 5ten und 6ten Klasse vielleicht auch mal weniger qualifizierte Aushilfslehrer den Chemie- oder Physik-Unterricht übernehmen (ernsthaft, die einfachen Einführungs-Sachen kann jeder Lehrer mit etwas Betreuung durch einen Fachlehrer unterrichten), das ist nicht ideal, aber verkraftbar. Und langfristig müssen einfach viel mehr Studienplätze für MINT-Fächer geschaffen werden und viel mehr Abiturienten in diese Studienfächer gelenkt werden.

Das ist jedenfalls kein Problem, das sich langfristig einfach mit mehr Geld lösen ließe. Den Mangel vom Bildungssystem auf die Wirtschaft zu verschieben ist keine Lösung des grundsätzlichen Problems des Mangels!

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Es gibt mehr als ausreichend Studienplätze in MINT Fächern. Die werden nur nicht besetzt, weil Geisteswissenschaften viel beliebter sind, als MINT.
Außerdem, wie soll man das lenken?

Langfristig stimmt das nicht. Wenn der Staat mehr entlohnt, dann werden mehr Leute MINT Fächer studieren und zwar bis eine Sättigung einsetzt. Der Staat benötigt nur eine gewisse Anzahl an MINT Lehrern, danach wird ohnehin nicht mehr eingestellt. Außerdem würde es nicht Schaden mehr motivierte MINT Lehrer zu haben, um damit mehr Schüler für diese Fächer zu begeistern und selber ein MINT Fach zu studieren oder eine technische Ausbildung zu machen.

Hier kommt ein klares NEIN. Ich habe in der Grundschulzeit meiner Tochter, die Aushilflehrerin in FäBu, mehrfach korregieren müssen. Da kam wirklich sowas, wie Stromquellen (Kohlekraftwerk, EE, AKW, Steckdose, Batterie) oder die elektrische Spannung wird in Ampere angegeben oder Wasser ist immer flüssig…
Das wiederholte sich in der 5 Klasse auf dem Gymnasium.

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Es wäre mir neu, dass es, zumindest in den Bereichen Mathematik, Physik und Informatik an Studienplätzen mangelt. Vielmehr sind das an allen Unis, die ich so kenne, die Fächer, die ohne NC eigentlich alles aufnehmen, was einen Ruhepuls > 0 hat (was zumindest teilweise zu den bekannten Abbrecherquoten führt).

Es ist vielmehr ein gesamtgesellschaftliches Problem, das Fächer im MINT-Bereich als uncool angesehen werden. So lange es gesellschaftlich akzeptiert ist mit Aussagen wie „Mathe? Da war ich immer schlecht!“ zu kokettieren, wird da nichts passieren.

Das finde ich absolut fatal, da dies (aus meiner Wahrnehmung) dazu führt, dass schon im frühsten Kindesalter Fehlvorstellungen zementiert werden, die auch nichts mit didaktischer Reduktion o. Ä. zu tun haben. Vieles davon ist inhaltlisch schlicht nicht haltbar.
Das trifft aber auch auf „richtig“ ausgebildete Lehrer zu. Wenn ich in meinem Bekanntenkreis sehe, mit welchen hahnebüchenen handwaving Argumenten in Mathe irgendwelche Aussagen „bewiesen“ werden, würde ich am liebsten wissen, was diese Person im Studium eigentlich so gemacht hat, Mathe kann es jedenfalls nicht gewesen sein.

Wir leben in einer zunehmend komplexer werdenden Welt, in der zunehmend Inhalte fundierte Kenntnisse im MINT-Bereich benötigen, auch wenn man das den Themen auf den ersten Blick nicht ansieht. Wir sollten es tunliches vermeiden, an dieser fundamentalen Stellschraube irgendwelche halbgaren Werkzeuge zu benutzen.

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Das stimmt aber auch nur für den MINT Bereich und da kommt es auch ganz stark drauf an: Berufserfahrung, sowie Branche und Unternehmensgröße. Stimme aber zu dass man in dem Bereich schon nach <5 Jahren auf dem Gehaltsniveau sein kann.

Das gilt aber nicht für Uni Absolventen im Bereich der Geisteswissenschaften. Die können von diesen Gehaltsklassen meistens nur träumen oder müssen erstmal sehr viel Berufserfahrung sammeln (soviel also zum Thema Akademiker verdienen automatisch mehr Geld als Menschen die nur eine Ausbildung machen). Von den ganzen unbezahlten Praktika will ich gar nicht erst anfangen. Man hat als (verbeamteter) Lehrer (bzw. allgemein im öffentlichen Dienst) hier den Vorteil dass man im Vorfeld schon weiß ich verdiene in X Jahren mindestens X Euro.

Wenn man sich nur die Einstiegsgehälter für MINT Berufe im öffentlichen Dienst anschaut unterscheiden die sich meistens gar nicht so viel von der freien Wirtschaft. Das kommt erst mit der zunehmenden Berufserfahrung. In Hessen landen bspw. Software Entwickler mit Bachelor mittlerweile in der Entgeltgruppe E13, mit Master in der E14. Für einen Master Absolventen sind das 53.030 € Jahres-Einstiegsgehalt. Das ist mit 0 Jahren Berufserfahrung kein schlechtes Gehalt.

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… (Abs. Gel. Mod.)

Der Hinweis auf den Lehrerinnenmangel allein greift, denke ich, zu kurz. Man kann selbstverständlich Gehälter weiter erhöhen, um die Anreize für eine Aufnahme einer Beschäftigung als Lehrerin zu fördern. Aber eigentliche sprechen die Ergebnisse der OECD Studie doch eher dafür, dass es eben weniger die Gehälter sind sondern vermutlich die Arbeitsbedingungen, die man verbessern müsste.

M.W.n. war nur in Hamburg der NC fuer Physik 4.0. Was das bedeutet, sollte klar sein.
Ich wuerde nicht empfehlen, fach-fremde Lehrer MINT-Unterricht machen zu lassen. Da werden Grundlagen falsch ggf beigebracht. Moechte man das? Ausserdem setzt das falsche Anreize. Warum etwas richtig unterrichten, wenn auch die Schmalspur reicht?
Schule koennte ueber andere Perks punkten, z.B. mehr Urlaub auch ausserhalb der Sommerferien.

Man hat als (verbeamteter) Lehrer (bzw. allgemein im öffentlichen Dienst) hier den Vorteil dass man im Vorfeld schon weiß ich verdiene in X Jahren mindestens X Euro.

Gleichzeitig weiss man aber auch, mehr wird es auch nicht mehr. M.W.n. verdienen Software Entwickler im öffentlichen Dienst (Uni) schlecht, sogar mit Berufserfahrung schlecht.
Kein Abschluss, kein PhD? E11
Sieht bestimmt besser in der Wirtschaft aus.

Man kann ja beides machen, Gehalt erhöhen, Arbeitsbedingungen verbessern.

Was mich in dem Thread wirklich ein wenig frustriert, ist, dass kaum einer der Diskutanten das von mir aufgeworfene Dilemma zu akzeptieren scheint:

Das Problem ist und bleibt, dass wir zu weniger MINT-Fachkräfte haben. Deshalb sind die Löhne in der Wirtschaft für MINT-Fächer so hoch, dass der Staat im Konkurrenzkampf um diese Fachkräfte den Kürzeren zieht.

Daraus wird dann von nahezu allen Diskutanten der Schluss gezogen, der Staat müsse einfach mehr Geld für MINT-Kräfte zahlen, ohne, dass dabei berücksichtigt wird, welche Auswirkungen eine Verstärkung des Mangels an MINT-Kräften in der Wirtschaft hätte, gerade auch für Themen wie die Energiewende.

Ich kann daher nur wiederholen:
Das Problem ist der generelle Mangel an MINT-Fachkräften - überall. Eine Erhöhung der Löhne für MINT-Kräfte im Staatsdienst löst dieses Problem nicht, es verlagert es nur.

Und ja, fachfremd unterrichten zu lassen ist absolut problematisch, mehr junge Menschen in MINT-Studiengänge zu bekommen (und die Abschlussquoten zu steigern) ist eine Mammutaufgabe - aber nochmal: Wir haben hier ein Dilemma, wir haben hier kein „wünsch dir dein Utopia“, sondern wir müssen mit dem arbeiten, was wir haben.

Ich bleibe daher dabei, dass wir für den Übergang suboptimale Lösungen (dh. z.B. Quereinsteiger von niedrigerem Qualifikationslevel als optimal gewünscht, also z.B. MINT-Bachelor-Absolventen oder Bachelor-Ingenieure statt Master-Absolventen) akzeptieren werden müssen und wir langfristig vor allem dafür sorgen müssen, dass unser Bildungswesen mehr MINT-Absolventen produziert, um langfristig wieder den Goldstandard erreichen zu können.

Sorry, aber das ist reine VWL-Theorie. In der Praxis sind die Löhne im MINT-Bereich in der freien Wirtschaft seit langer Zeit signifikant höher als die Löhne der Geisteswissenschaften, trotzdem gibt es in Letzterem einen Überhang und in Ersterem einen Mangel. Dieses grenzenlose Vertrauen darin, dass der Markt es schon regeln wird, kann ich nicht nachvollziehen.

Der Lohn ist eben nur ein Aspekt der Berufswahl, er ist vermutlich nicht mal der dominierende. Persönliche Interessen z.B. wiegen häufig schwerer als der potenzielle Lohn, daher: Menschen studieren (zum Glück!), woran sie Spaß haben und nicht nur das, was den dicksten Lohn verspricht. Genau das ist das Problem, wenn man VWL-Theorien von Angebot und Nachfrage auf komplexe Lebensentscheidungen übertragen will.

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Ich denke es fehlen andere Anreize als nur der Blick auf die monatlichen Gehaltszahlungen.

  • Sicherer Job (Verbeamtung)
  • Mehr Freizeit als in der Wirtschaft
  • Weniger direkter Leistungsdruck als in der Wirtschaft
  • Höherer sozialer Anspruch als in der Wirtschaft (generalisiert, gilt aber in vielen Bereichen)
  • Jemanden etwas beibringen fühlt sich generell gut an

Vielleicht mag jemand die Liste fortsetzen.

Auf einiges davon haben wir als Gesellschaft immer mehr verzichtet.

Teils aus Mangel (Freizeit ist ordentlich zusammengestrichen worden), teils aus der BWL-erisierung der Lehre (Stichwort Messbarkeit bzw Erfolg), teils durch falschem Fokus der Ausbildung zum Lehrer (die Gewichtung zwischen Pädagogik und Fachwissen ist für mich schon während meiner Schulzeit immer sauer aufgestoßen, wir hatten viele großartige fachlich saubere Lehrer, die aber einfach keine Pädagogen waren, weswegen es zu Problemen kam).

Der Mangel sorgt nun fast als Kipppunkt dazu, dass sich die Probleme vermutlich erst auf lange Sicht beheben lassen. Nur über die Schiene Gehalt wird sich das aber nicht wenden lassen, das war immer niedriger als in vergleichbaren Jobs in der Wirtschaft. Die anderen Bereiche müssen wieder stärker in den Vordergrund treten.

Akzeptieren schon, aber das haben Dilemmata so an sich. Es gibt keine Lösung.

Was könnten wir denn tun? Seit zehn Jahren machen in Deutschland ca. 300.000 Menschen/Jahr Abitur und ca. 200.000 Menschen/Jahr beginnen ein MINT Studium in Deutschland. Bei einer Quote von 66% sind also vermutlich schon ausländische Studierende dabei.

Um die Quote der deutschen MINT Studiengänger zu erhöhen bräuchte es besseren MINT Unterricht an den Schulen, also auch mehr Lehrer. Die gibt es halt zur Zeit nicht.

Ein (noch) höheres Gehalt könnte Fachkräfte an die Schulen locken, aber das würde, wie Du schon sagtest, eine Lücke in der Wirtschaft reißen. Und das Deutschland für ausgebildete (MINT) Arbeitskräfte aus dem Ausland unattraktiv ist, wurde in der Lage ja schon häufig bei der Zuwanderungsdebatte erörtert.

Das bittere ist, ich sehe die Zukunft noch schwärzer. Nicht nur, dass wir unserem rohstoffarmen Land das einzige Kapital (Wissen) das wir haben bereits verspielt haben, sonder auch, dass wir auf lange Sicht für Arbeitgeber unattraktiv werden und hier keine MINT Stellen mehr aufgebaut werden.

Wenn es so kommt, gibt es aber wenigstens genug „Lehrermaterial“…

Im geisteswissenschaftlichen Bereich ja, geschenkt. Angestellte, nicht verbeamtete Lehrer, auch ja.

Aber nennt mir bitte gerne Betriebe die für Angestellte ohne Führungsverantwortung netto (!) mehr bezahlen als verbeamtete Lehrer netto plus Pension (!) verdienen.

Zur Orientierung hier die Tariftabelle der IG Metall.

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