LdN 334 Mobilität als Flatrate

Ich glaube ich habe dein Argument (oder eines von ihnen) jetzt verstanden … wir werden sehen :smiley:. Du sagst das Fitnessstudio kann rechnen. Sie werden die Flatrate so teuer machen, dass es sich für sie lohnt. Wenn die Nutzer also mehr trainieren, machen sie den Preis teurer. Das kaufen dann wieder weniger Nutzer. Die Regulation (und ggf. Vermeidung von Übernutzung) funktioniert also.
Wäre das 49€ Ticket ein kostendeckendes Geschäft, wäre dieser Vergleich übertragbar. Es ist ja aber subventioniert. Sprich, den Rückkopplungsmechanismus funktioniert hier nicht.

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Es heißt ja Deutschland-Ticket und nicht 49€-Ticket, weil sich Wissing offen hält, denn Preis anzuheben. Und zwar sprach er von „nicht rentabel“. Was bei mir die Frage aufwirft, ob es eher rentabel ist, wenn es viele oder wenn es wenig Leute kaufen.

Das Deutschlandticket kostendeckend zu betreiben wäre ja aber kaum sinnvoll. Man will doch den Preis gegenüber dem Auto attraktiv machen. Alternative wäre höchstens das Auto über zusätzliche Abgaben oder Streichung von Subventionen entsprechend unattraktiv zumachen.

Wer in Bezug auf öffentliche Dienstleistungen mit Begriffen wie „kostendeckend“ oder „rentabel“ argumentiert, hat m. E. den Zweck von Daseinsvorsorge eh nicht richtig verstanden.

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Beitrag gelöscht weil er sich erledigt hat.

Du behauptest, eine Regulation sei quasi nur durch nachträgliche Preisanpassungen möglich. Aber worauf gründet sich diese Annahme? Außerdem gibt es genau diese Möglichkeit ja beim Deutschlandticket. Wenn es keine regulatorische Wirkung haben soll, warum wurde dann solange über dessen Höhe verhandelt? Warum dann die Option auf Preiserhöhungen? Warum dann nicht einfach ein Preis von 19 oder 29 Euro?
Außerdem argumentierst Du, das D-Ticket funktioniere grundsätzlich anders als andere Flatrates, weil ÖPNV nicht kostenneutral ist. Das stimmt, aber auch ohne Deutschlandticket funktionieren ÖPNV-Preise anders als beispielsweise Abos in einem Fitnessstudio. Die Frage ist aber, ob das etwas mit der Frage einer möglichen Übernutzung zu tun hat. Den Zusammenhang sehe ich nicht. Im Gegenteil: Der Preis des D-Tickets wurde ja bewusst so kalkuliert, dass es eben mehr Nutzung gibt, aber keine Übernutzung (wie beim 9-Euro-Ticket). Die Logik ist also dieselbe wie bei herkömmlichen Flatrates.

Um da mal für mich einen Deckel drauf zu machen…

Ich halte eine Mobilitätswende für mehr als überfällig und bin einer der ersten, der aufs Auto komplett verzichten würde (ich denke eh das der Führerschein in Deutschland viel zu leichtfertig vergeben wird :wink: )

Doch die Konzentration auf Verbote/Verteuerung ist mir aktuell zu einseitig.

Meist ist es doch folgender Dialog:
!„Wir müssen das Auto verbieten oder so teuer machen, das man es sich nicht mehr leisten kann.“
?„Wie komme ich dann zur Arbeit?“
!„Kauf dir ein eAuto“
?„Kann ich mir nicht leisten bzw. Hab keine Lademöglichkeiten in erreichbarer Nähe“
!„Dann nutz den ÖPNV“
?„Der findet bei mir kaum statt bzw der bringt mich nicht pünktlich zur Arbeit“
!„Dann fahr Fahrrad“
?" 50 km einfache Strecke…jeden Tag…auch im Winter…unpraktikabel"
!„Du willst nur nicht und sperrst Dich“

Etwas überspitzt, aber am Ende habe ich immer zwei, die sich nicht verstanden fühlen.
Was uns nicht weiterbringt.

Es muss ja nicht jedem alles optimal zur Verfügung stehen, aber mindestens eine Alternative muss funktionieren.

Warum nicht erst oder zumindest parallel Anreize und Alternativen schaffen?

  • der Staat baut massiv Radwege und ÖPNV aus, subventioniert den Kauf von Fahrrädern und Fahrkarten
  • subventionen oder Vergünstgungen für Dienstwagen, Diesel/Benzin oder teure eAutos über 30.000€ entfallen schrittweise
  • mit der Industrie den Ausbau der Ladeinfrastruktur und eÖPNV fördern
  • die Autohersteller verpflichten sich, mindestens 1 eAuto unter 25.000€ Neupreis im Programm zu haben, ggf auch kooperativ; zudem fördern sie Carsharing Angebote und innovative Mobilitätskonzepte.

Wenn sowas ernsthaft verfolgt wird, sind Verbote/Verteuerungen ja ok

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Das Argument könnten z.B. Millionen Großstadt-Bewohner nicht bringen. Man könnte also eine City-Maut ähnlich wie in London einrichten. Also 10 Euro pro Tag, den man sein Auto in der Stadt bewegt.

Wäre natürlich eine wahnsinnig unpopuläre Maßnahme, daher müssen wir halt noch damit warten, bis die Klimakatastrophe richtig weh tut, vorher werden wir uns von unseren Autos wohl nicht verabschieden. Aber ich fürchte, dass dauert nur noch Jahre und nicht Jahrzehnte.
Und wir haben ja letztes Jahr bei der Energiekrise gesehen, dass der Kapitalismus (ohne Gegenmaßnahmen wie Über-Gewinnsteuern) das Problem für die meisten Menschen nur noch zusätzlich verschärft.

Klar, wenn du eine harte CO2-Obergrenze hättest, dann bräuchtest du keine Progression. Aber die war oben schon als schwer durchsetzbar bezeichnet worden, daher mein Alternativ-Vorschlag mit der progressiven CO2-Steuer.

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Finde es einen wichtigen Hinweis, dass man den Radverkehr gegenüber ÖPNV nicht vernachlässigen sollte. Wer größere Strecken mit dem Rad pendelt weiß dass man dafür ein halbwegs vernünftiges Fahrrad braucht. Spätestens wenn ÖPNV kostenlos ist, entfällt der Anreiz das Fahrrad zu nutzen. Dabei würde das sowohl den ÖPNV als auch das Gesundheitswesen (nehme ich an, auch wenn ich da keine Daten kenne) entlasten.

Wie meinst du das? Emissionshandel auf alle Sektoren ausgedehnt würde doch genau diese Möglichkeit bieten. Oder geht es explizit um das Budget pro Kopf (wo ich wieder den Vorteil zum Gesamtbudget nicht sehe)?

Nichts für ungut aber ich tue mir zunehmend schwerer damit, deine Argumente zu verstehen. Mag an meiner begrenzten brain capacity liegen, aber sofern niemand anders hoch interessiert an diesem Dialog ist, schlage ich vor wir belassen es dabei. Die Argumente sind ausgetauscht und jeder kann sich sein eigenes Bild machen.

Nichts gegen deine Nachfrage, aber ich glaube wir verlieren uns gerade in einer Nebendebatte. Vielleicht könnte einer der @Moderatoren die Beiträge zu einer CO2-Bepreisung in einen anderen neuen oder existierenden Thread verschieben.

edit:
Danke schön. :slight_smile:

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Für alle, die über die CO2-Bepreisung diskutieren möchten, hier entlang:
https://talk.lagedernation.org/t/co2-bepreisung/20164?u=margarete_amelung

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Bei all diesen Überlegungen bleibt die m. E. entscheidende Frage unbeantwortet: Wer entscheidet wie darüber, welche Freiheiten von wem notwendig, wünschenswert, vertretbar, hinnehnbar oder als purer „Luxus“ abzulehnen sind?
Es ist doch wohlfeil, wenn sich die Bubble in diesem Forum einig ist, dass Kreuzfahrten nicht unbedingt sein müssen. Aber bei Flugreisen wird es dann schon kniffliger: Sind Geschäftsreisen ok? Familienbesuche? Urlaubsreisen? Und wer soll sie sich noch leisten können? Momentan haben nur 20 % der Weltbevölkerung jemals ein Flugzeug bestiegen; nur 11 % fliegen pro Jahr. Auf wie viel Prozent soll dann der Anteil durch höhere Preise gesenkt werden?

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Mir ging es ja ehrlich gesagt gar nicht um eine Beantwortung dieser Fragen, sondern darum, aufzuzeigen, wie schwierig (bis unmöglich) diese ist. Denn diese Fragen müsste ja nicht nur eine Gesellschaft aushandeln (und sich verbindlich auf eine Antwort einigen), sondern das müsste global in ganz vielen Gesellschaften passieren (oder zumindest in den wichtigsten Staaten) - und dann noch mit einem ähnlichen Ergebnis. Im Kern war das glaube ich mal die Idee der COP-Konferenzen. Was davon in der Realität zu halten ist, sehen wir ja.
Sprich: ich sehe für all das gerade nicht annnähernd, wie es umgesetzt werden könnte, daher meine Einordnung als Wunschvorstellung.

Spiegelt ja etwas meinen „wünsch dir was“ Thread an anderer Stelle wieder…irgendwie…

Wer entscheidet, welche Freiheiten wir uns noch erlauben können? In Demokratien schwierig zu entscheiden zwischen Notwendigkeit und Bequemlichkeit

Also zum Thema 49€ Ticket als Flatrate: Ja jeder Fahrgast sorgt für mehr Energieverbrauch. Auf bereits existierenden Strecken ist dieser aber eher vergleichsweise gering. Ich denke aber am Anfang ist es wichtiger möglichst viele Leute davon zu überzeugen vom Auto auf ÖPNV zu wechseln, weil dort ein viel größeres Einsparpotential besteht. Und dafür ist es gut, wenn der ÖPNV einfach und unkompliziert ist. Wenn genug Leute umgestiegen sind, könnte man die Diskussion evtl. nochmal aufgreifen.

Was ich aber denke, dass es das viel entscheidendere Kriterium ist, ist, dass vor allem neue Strecken viel Energie verbrauchen. Das heißt man sollte aufpassen, nicht neue Strecken danach auszulegen, dass sie an die abgelegensten Urlaubsorte fahren, weil das beliebt ist bei den Leuten mit 49€ Ticket, sondern man sollte vor allem die Strecken ausbauen, die es möglichst vielen Menschen ermöglichen von Auto auf den ÖPNV umzusteigen.

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Stimmt grundsätzlich. Aber ich glaube nicht, dass die Gefahr besteht, dass die Bahn in nächster Zeit zu viele / unnütze Strecken baut. Wir können vmtl. froh sein, wenn sie bis 2030 ihren Sanierungsstau aufgearbeitet hat.

Ja, das stimmt wohl.

Der ÖPNV ist grade eine der unzureichenden Möglichkeiten der Mobilität, aus denen jeder für sich entscheiden muss, welche die wenigsten Kompromisse oder Einschränkungen für die individuelle Situation erfordert.
Klingt traurig. Ist es auch. :wink:

Bezogen auf den Handyvertrag hiesse es (wie ich @MarkusS verstehe und ich meine), dass Flatrate-Nutzerin eben sorglos mit dem Datenvolumen eben bis an die Volumengrenze umgehe, aber nicht, dass es ein Ziel wäre, es komplett aufzubrauchen. nur um es nicht verfallen zu lassen.

So wie du es interpretierst, würde 49-Euro-Nutzer nicht mehr aus dem ÖPNV kommen, um nichts zu verschenken, oder ein Buffet-Nutzer essen bis nichts mehr da ist. Es geht nicht um den Verbrauch bis ans Ende, sondern auf jeden Fall um abgeschaltete Sparsamkeit (ob Geld oder Energie), eben weil beliebig weiterer Verbrauch finanziell egal ist.

Ich finde hier die persönliche Erfahrung von @Daniel_K (Konzertfahrten) sehr anschaulich und eben sehr praxisnah.

Vielleicht hatte insbes. die FDP Angst, ihre Wählerinnen würden niederigere Preise noch weniger akzeptieren, weil Geldverschwendung an Leute, zu denen sie selbst nicht gehören und auch nicht gehören wollen, und dass ein Rest von Marktwirtschaft durchschimmert.

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