LdN 334 Mobilität als Flatrate

Wir drehen uns hier wirklich im Kreis. Ich habe schon merhfach begründet, dass man zwischen mehr Nutzung und einer „Übernutzung“ unterscheiden muss und dass Letztere keine automatische Folge von Flatrates ist, Ersteres schon, aber das genau das gewollt ist.
Das kann man natürlich auch als „abgeschaltete Sparsamkeit“ interpretieren. Nur: Wenn Sparsamkeit das Ziel ist, warum sind dann bisherige Flatrates (Handy- und Internetverträge, Monatskarten, Mitgliedschaften im Fitnesstudio etc.) OK, aber das 49-Euro-Ticket nicht?
Übrigens fanden die Preisverhandlungen nicht in erster Linie innerhalb der Regierungskoalition statt, sondern mit Ländern und Nahverkehrsanbietern.

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Ich finde es ja immer gut, wenn Ideen aus unterschiedlichen Threads zusammenlaufen, aber in diesem Fall muss ich dann doch widersprechen: Die Fragen, die Du neulich aufgelistet hast, sind für mich - wie ich ja hoffentlich deutlich gemacht habe - keine Wunschvorstellung, sondern eher eine Dystopie. Nicht alles was unrealistisch ist, ist auch wünschenswert :wink:

Stimmt.
Das waren auch keine wünsche sondern kritische theoretische Fragen. Die natürlich nicht wahr werden sollen sich aber durchaus stellen lassen.

Das kann man so pauschal nicht sagen. Wenn neue Strecken z.B. Bundesstraßen zwischen 2 größeren Städten entlasten und die Züge gut ausgelastet sind, wäre das schon ein Gewinn gegenüber dem „1 Mensch = 1 Auto“-Verkehr.

Außerdem hat die Bahn ja wegen des Börsenganges in den 90ern etliche Strecken stillgelegt, die man jetzt vermutlich mit überschaubarem Aufwand wieder reaktivieren könnte.

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Ich bezog mich auf den Energieverbrauch im System ÖPNV und nicht den Gesamtenergieverbrauch Deutschlands. Ein Zug wiegt mehrere Tonnen und sobald sich einmal entschieden wird einen neuen Fahrplan für eine neue Strecke festzulegen steigt der Verbrauch des Systems an. Da macht es danach aber dann wenig Unterschied, ob da 100 kg mehr oder weniger mitfahren, weil der Großteil prozentual für die Bewegung des Zuges draufgeht. Anders ist das beim Auto, dieses setzt sich nur in Bewegung, wenn jemand entscheidet damit zu fahren, damit steigt also der Verbrauch drastisch an. Somit ist aus einer Gesamtbetrachtung deutlich schlechter eine Flatrate für Autos zu haben, als für Züge.

Außerdem hast du mit deinem Zitat die 2. Hälfte meiner Aussage weggeschnitten in der ich genau das sage, was du mit deinen Bundesstraßen erwähnst, dass es vor allem Sinn macht die Strecken auszubauen, bei denen man viele Autos ersetzen kann :wink:

Auch hier gilt, den Zug auf diesen Strecken in Bewegung zu setzen kostet eine Menge Energie. Das heißt, wenn am Ende wieder ein Zug auf dieser stillgelegten Strecke fährt, aber nur ein Passagier in diesem Zug sitzt, dann wäre es energietechnisch besser würde dieser Passagier mit einem Auto fahren statt mit einem Zug.

Worauf ich damit eigentlich hinauswollte ist zu sagen, dass beim 49€ Ticket und schon beim 9€ Ticket viele Leute darüber diskutiert haben „oh da fahren ja jetzt mehr Leute Zug und das verbraucht mehr Energie“ statt sich auf das eigentlich relevante Thema zu fokussieren: Wie bauen wir den ÖPNV möglichst effizient aus, sodass viele neue Leute in das System kommen können und die Anzahl an Autos reduziert werden kann?

Das habe ich schon verstanden. Aber wir reden hier darüber, das der ÖPNV den Individualverkehr, da wo es möglich ist, ersetzen soll.
Und wenn der ÖPNV dadurch mehr Energie braucht, dann ist dass auch okay, solange die Einsparung beim PKW-Verkehr größer ist als der Anstieg beim ÖPNV, würde ich sagen.

Edit:

Stimmt, ich denke auch, wir sind eigentlich ähnlicher Meinung.

Da sind wir dann wieder bei der Wirtschaftlichkeit.
Zug und Bus machen ja klimatechnisch am meisten Sinn, wenn viele Personen drin sitzen statt jeder in einem Auto.
Alletdings muss pro Fahrt ja auch eine gewisse Zahl Fahrgäste dann den Bus/die Bahn nutzen, damit es sich für den Betreiber rechnet.
Oder man muss es entsprechend aus Steuermiteln subventionieren

Stimmt natürlich. Aber auch der Autoverkehr wird steuerlich subventioniert.

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Klar. Da wäre die Frage, wenn man vom Auto zum ÖPNV möchte, diese Mittel entsprechend auch zu verschieben.

Wenn ich die DIW-Studie zum 9-Euro-Ticket [1] richtig interpretiere, dann ist die Schlussfolgerung, dass eine Mobilitätsflatrate nicht der entscheidende Faktor für Menschen ist, das Auto stehen zu lassen. Diese Attraktivität würde vor allem durch den Ausbau / die Verbesserung des ÖPNV Angebots erreicht. Aber nicht nur die Strecken und die Taktung spielt eine Rolle, sondern auch generelle Vorbehalte, die man entkräften müsste. Für mich bedeutet das: ein 49€ Ticket allein würde wahrscheinlich nicht dazu führen, dass signifikant mehr Menschen vom Auto auf die Bahn umsteigen, sondern es würde dazu führen, dass mehr Menschen die Bahn intensiver nutzen, die sie ohnehin schon nutzen. Das kann in manchen Fällen sinnvoll sein, aber eigentlich wollen wir, dass Leute vom Auto auf die Bahn umsteigen.

Leider wird der Streckenausbau eine sehr lange Zeit in Anspruch nehmen. Was ich aber schon kurzfristig schaffen könnte ist es, das Angebot auf andere Weise für Autofahrer attraktiver zu machen. Wenn ich z.B. Business-Areas in Nah- und Fernverkehrszügen einrichte, in denen ich Highspeed-Internet anbiete, kann ich für Geschäftsreisende oder auch Pendler gegenüber der Mobilität mit dem Auto einen wichtigen Vorteil schaffen. Denn wenn ich allein im Auto fahre, bin ich vielleicht schneller, kann die Zeit aber nicht so effektiv nutzen.

Um zu erreichen, dass meine begrenzten ÖPNV Kapazitäten (bei denen ich im Ausbau nicht hinterher komme) nicht durch Überfüllung unattraktiv werden, könnte ich parallel andere klimafreundliche Mobilitätsformen subventionieren (z.B. das Fahrrad).

[1]

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Aus Sparsamkeitsprerspektive sind Datenflatrates auch nicht optimal. Streamen braucht viel Ressourcen, wäre ein eigenes Thema. Im Fitnessstudio wird fast nichts vernutzt (Verschleiss der Geräte vernachlässigbar), also kein passender Vergleich. Der Fokus liegt hier im Thema eben auf Sparsamkeit (Ressourcenschonung).

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Ich habe mir das 49 € Ticket gekauft, weil ich als Wochenpendlerin davon (theoretisch zumindest) profitiere. Nun überlege ich es wieder abzuschaffen, weil es mich stresst. Woran liegt das? Meine Pendelstrecke hat 3 Varianten, davon sind verschiedene Abschnitte mit Nahverkehrszügen. Ich habe vor dem 49 € Ticket ein Flexpreis-Ticket gekauft und konnte flexibel alle Strecken nutzen. Um zu sparen, muss ich jetzt nur den Fernverkehrs-Anteil buchen, das geht aber nur spontan, wenn ich weiß wann und wie ich fahre. Und meine Strecke und die Verspätungen werden mir nicht mehr in der App angezeigt. Ich frage mich: Wäre es nicht eine gute Idee für die Bahnapp, wenn dort das Deutschland-Ticket (so wie die Bahncard auch) im persönlichen Profil hinterlegt werden könnte? Das würde für mich das Buchen extrem vereinfachen, der richtige Preis würde angezeigt und meine Reisestrecke sowie ggf. Verspätungen. Das müsste doch machbar sein, oder?

Jetzt stehe ich tatsächlich notgrdrungen vor der Frage, meine Mobilitätsform neu zu überdenken.
Mein gebrauchter Kompakter hat eine Reparatur von 1500-2500€ vor sich, auf ein konkretes Angebot der freien Werkstatt warte ich noch.
Parallel mal in einem Ankaufportal dumm gefragt, was der Hobel noch wert ist. Antwort lag bei 3200 bis 4000€.
TüV ist bald auch fällig, das drückt den Preis.
Also, es gibt das 49€ Ticket, ich grad genervt vom Automobil und dem Umstand, eins besitzen zu müssen.
Die ÖPNV app rechnet auch die kombi öpnv+Fahhrad vor, sehr fortschrittlich.
Bei allen Kombinationen, selbst den schrägen: die 45 km einfache Strecke dauern mindestens 2h, plus je 5 km Fahrradstrecke am Wohn- und Arbeitsort. Umsteigezeiten teils 3 min.
Nicht wirklich praktikabel.
Also Auto unvermeidlich? E-Auto? Mal mein Budget gecheckt: Mein Auto (3000-4000€) plus maximal 5000€ Reserven.
Also geguckt: eAutos in der Preisklasse irgendwie dünn gesät.
Diesel und Benziner? Entweder uralt (teils mit gelber Plakette) oder astronomische Laufleistungen. Der Gebrauchtwagenmarkt auf Apothekenniveau.
EBike? Mal gerechnet, sind auch so 2-2,5h einfache Strecke. Bei Wind und Wetter.
Wie soll man da bei allen denkbaren Kompromissen mobil bleiben?
Gar nicht so einfach, wenn man nicht zu den Besserverdienenden gehört.
Arbeitslos melden? Auch doof, ich mag meinen Job, bei dem ich mit behinderten Menschen arbeite…
Komische Zeiten grade…falls jemand konstruktive Ideen hat…

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Ein S-Pedelec könnte die Strecke in einer Stunde schaffen, aber Journalisten klagen nach jedem Selbstversuch, dass Autofahrer sie als Radfahrer identifizieren und beschimpfen, schneiden, gefährlich überholen… (ein S-Pedelec darf nicht auf den Radweg)
Eine weitere Alternative wäre evtl eine 125er mit Elektro-Antrieb, die schaffen bis zu 100km/h, können also gut mitschwimmen im Verkehr.
Das braucht aber eine Erweiterung im Führerschein (dafür reichen vier theoretische und fünf praktische Einheiten)
Infos beim ADAC

Und was man auch nicht vergessen sollte: jetzt im Sommer wirkt das vielleicht alles ganz schick, auch die paar Regentage steht man durch, aber es kommt auch wieder ein Winter.

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Es gibt wohl Fälle, da geht es nicht ohne Auto.

Aber interessant, wie autozentriert unsere Gesellschaft ist.

Ich kenne jemand, der Sommer wie Winter die 20km einfach mit Rennrad fährt. Aber da muss man sich selbst richtig einschätzen, ob man dafür die Ausdauer hat. Er sagt auch, dass im Winter verschmutzte Fahrbahnen, vor allem von Traktoren auf Radwegen, die landwirtschaftlich mitgenutzt werden, echt gefährlich sind.
Ich denke auch, dass es vor allem gute ÖPNV-Angebote braucht. Gerade in Gewerbegebieten verstehe ich nicht, wieso keine Buslinien für die Schichtwechsel mit eingeplant werden.

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So einen Kollegen hab ich auch. Im Winter Reifen mit Spikes. Aber er hatte auch schon zahlreiche Stürze aus den von dir genannten Gründen.
Und 20 km ist gut machbar, 45 oder mehr ist echt ein Zeitfaktor. Und Kondition

Eine weitere Möglichkeit könnte evtl. noch sein, dass wenn du 2 - 3 andere Leute in deinem Ort kennst, mit einer ähnlichen Route, dass du bei denen im Winter mitfahren könntest und ihr euch die Spritkosten teilt. Und im Sommer, kannst du dann eine von @der_Matti Optionen verwenden. Das erfordert natürlich etwas mehr Logistik. Ich kenne natürlich die anderen Rahmenbedingungen bei dir nicht, die das dann doch wieder verhindern könnten.

Wenn du sogar mehr als 2 - 3 Leute kennst, die dieselbe Strecke fahren, könntet ihr versuchen euch zusammenzutun und bei eurer Gemeinde für einen Kleinbus zu lobbyieren, der die Strecke fährt. Da würde ich die Erfolgsaussichten aber vermutlich als etwas geringer einschätzen.

Im Ort leider keinen, treffe mich nach etwa 25km mit 2 Arbeitskollegen, fahren von da mit einem statt 3 Autos weiter. Aber da muss ich erstmal hon fährt keiner nah bei mir vorbei.
Im Moment komm ich nicht herum, viel vom Gehalt der Arbeit für etwas auszugeben, das moch zur Arbeit bringen soll.
Leider…