Naja, das Finanzamt weiß jetzt schon allerhand und ± nachgewiesene Kosten für eine Pendelstrecke werden jetzt auch schon subventioniert, also gegenüber „privaten“ Reisen subventioniert. Ebenso meines Wissens nach Mehraufwand für Paare mit unterschiedlichen Wohnorten, Wegfall von Steuer auf Flugbenzin etc. Und: viele Flugreisende sammeln Miles&More etc., die Hälfte der Bevölkerung macht sich mit Payback nackig, Amazon weiß dank Kindel welches Buch und sogar wie schnell es gelesen wurde, Netflix und Spotify wissen um den Musikgeschmack und Tinder über sexuelle Vorlieben.
Da ist das bisserl Entfernungstracking nur noch die Spitze des Eisbergs. Es reichen hier ja die gereisten Kilometer und das Reisemedium.
Das mit der Infrastruktur stimmt und das habe ich ja auch als Einschränkung genannt. Zahlen dazu findet man z.B. beim Umweltbundesamt [1]. Demnach entfallen beim PKW ca. 6% der Emissionen (CO2-Äquivalente) auf Bau + Betrieb der Infrastrukturbau. Beim ÖPNV sind es 24%. Meine Schlussfolgerung wäre, dass dies die Rechnung nicht zugunsten der Bahn verschieben würde. Bzgl. Pandemie-Verfälschung habe ich ja die Zahlen von 2009 genannt, die bzgl. Durchschnittsverbrauch der Bahn sogar noch höher lagen. Zahlen von 2019 habe ich nirgendwo gefunden.
Was den Vergleich Auto vs. Bahn angeht reden wir glaube ich noch immer aneinander vorbei. Dass die meisten Autos Verbrenner sind hat mit meiner Argumentation nichts zu tun. Wer einen Verbrenner hat, soll ihn verkaufen oder verschrotten. Wer ein E-Auto hat, der soll es nutzen, wenn er mit vielen Leuten unterwegs ist und soll es stehen lassen und die Bahn nutzen, wenn er allein unterwegs ist. Für diese Rechnung ist es doch genau richtig, bei der Bahn die durchschnittliche Auslastung anzunehmen.
Ein voller Zug kann die Folge von zu vielen Zugfahrern oder zu wenigen Zügen sein. Es sagt nichts darüber aus, ob Mobilität hier sinnvoll passiert. Ähnlich beim Fitnessstudio.
Naja, das wird ja in der Lage seit geraumer Zeit hoch- und runter diskutiert. Der no-brainer ist das Klimageld, bei dem ich die Mehrkosten durch teurere Energie einfach pro Kopf wieder auszahle. Das ist nicht besonders zielgerichtet aber trotzdem noch besser, als Energie billig zu halten. Statt ein ÖPNV Ticket für 49€ anzubieten könnte ich die Ticketpreise so verbilligen, dass der Durchschnittsnutzer 49€ zahlt. Dann kann sich jeder selbst überlegen, ob er für seine 49€ ÖPNV-Tickets kauft oder auf ein Fahrrad spart. Je nachdem, was für seinen usecase am günstigsten ist.
Aus meiner Sicht ist jeder Versuch zentral zu entscheiden, welche Mobilität notwendig ist oder nicht zum Scheitern verurteilt:
Mit dem Flugzeug in Urlaub fahren ist unnötig - OK. Ist es auch unnötig die Familie in Südamerika zu besuchen? Wie will man das in der Bepreisung unterscheiden? Was fällt unter Alltagsmobilität? Die Fahrt zur Arbeit z.B. Wollen wir wirklich Mobilitätskonzepte fördern, bei denen 100km Pendeln zur Arbeit genauso teuer ist wie 10km? Letzteres ist übrigens eine sehr schwere Frage. Pendeln verbraucht sehr viel Energie, was problematisch ist. Auf der anderen Seite ermöglicht es, dass Menschen bezahlbaren Wohnraum und den Job ihrer Wahl verbinden können und gleichzeitig die Wirtschaft ankurbeln. Niemand pendelt zum Spaß – man würde Menschen also mit höheren Preisen noch zusätzlich belasten. Was man tun müsste ist gleichzeitig zu höheren Mobilitätspreisen mehr Homeoffice, mehr Außenstellen von Firmen o.ä. anzubieten (staatlich zu fördern / durchzusetzen).
Das gleube ich mittlerweile auch. Wenn Du, wie Du jetzt klargestellt hast, ohnehin nur einen Wunschzustand beschreibst, verstehe ich nicht ganz, warum Du Dich dazu auf reale Auslastungszahlen beziehst. Das hat mich in der Tat dazu verleitet, anzunehmen, dass Du einen Vergleich auf der Basis von Ist-Werten anstellst
Ich schrieb nicht „voll“, sondern „überfüllt“ und wer im letzten Sommer mit dem 9-Euro-Ticket unterwegs war, hat glaube ich eine Vorstellung davon, was ich unter „Übernutzung“ verstehe. Du musst meine Definition natürlich nicht übernehmen, aber es wäre aus meiner Sicht der Diskussion zuträglicher, wenn Du Dich auf das dahinterliegende Argument bezögest. Auf meine inhaltliche Erwiderung zu Deiner These, dass Flatrates zu einer „Übernutzung“ führen, hast Du jetzt leider schon zum zweiten Mal nicht reagiert.
Zum letzten Absatz: Ich denke nicht, dass Klimageld und 49-Euro-Ticket in Deutschland geeignete Mittel sind, um soziale Armut und Hunger weltweit wirksam zu bekämpfen, denn darum ging es mir ja explizit.
Da sind wir uns ja eigentlich fast einig. Nur irgendwie nicht dabei, das auch auf den ÖPNV zu übertragen Ich glaube ich könnte mich sogar damit abfinden, einen Flatrate-Tarif für innerstädtischen Verkehr zu machen. Nur dass ÖPNV halt auch viel weitere Strecken mit einschließt.
Wo ist denn das Problem?
Dass Menschen mit dem Deutschlandticket weiter verreisen können, wenn sie Regionalzüge nutzen?
Das tun allenfalls ärmere Menschen und denen solltenbwir es gönnen.
Ich habe oben z.B. das Pendeln zum Arbeitsplatz angesprochen. Natürlich ist es gut, wenn Menschen statt mit dem Auto mit der Bahn pendeln. Noch besser wäre es aber wenn sie das gar nicht täten und zwar vmtl. sowohl für sie selbst als auch für’s Klima. Einen Weg dahin habe ich oben skizziert. Ist so ähnlich auch in der Lage besprochen worden. Mit streckenunabhängiger Bepreisung von Mobilität gibt es allerdings weder für Politik noch für Unternehmen Druck das umzusetzen.
Nun, Autofahren teurer machen bestraft erstmal auch Leute, die inabhängig vom Gehalt zur Arbeit pendeln müssen ggf.
Und die Förderung des ÖPNV ist gut, aber nützt nicht jedem der keine Verbindung hat.
Nur als Beispiel, das es nicht so einfache Lösungen gibt, denke ich
Nimm mein Beispiel aus dem Eingangsstatement zur Internet-Flatrate. Dass das Internet inzwischen gigantische Mengen an Energie verschlingt, dürfte bekannt sein. Lieder mit Videos streamen, die man gar nicht guckt, Videos auf dem Handy mit 4K streamen, nur weil man zu faul ist einen Button zu drücken. Aus meiner Sicht alles m.E. Folgen der Flatrate. Mit mobilem Internet ist die Nutzung zumindest nach meiner Erfahrung eine andere.
Grundsätzlich gute Idee.
Die Frage ist ob Homeffice für alle Berufgruppen funktioniert (Verkäufer, Pflege, Lehrer, Feuerwehr …) oder ob es nicht dazu führt das viele dieser jobs durch technik substituiert werden.
Gut, wer möglicherweise arbeitslos zu Hause sitzt, muss nicht pendeln, zynisch formuliert.
Soll heissen, das Problem Arbeitsplatz zu Wohnort wird sich nicht immer so einfach lösen lassen.
Es geht mir huer nicht ums bremsen, sondern das es keine einfache pauschalen Llsungen gibt.
Ja, der Einwand ist berechtigt. Vielleicht führt mehr Homeoffice und mehr Außenstellen von Firmen (in Berufen wo das geht) aber auch dazu, dass sich die Immobilienpreise in den Städten entspannen und Menschen, die auf eine Arbeit vor Ort angewiesen sind wieder bezahlbaren Wohnraum finden. Was dann auch Win-Win wäre.
Nun gut, ich verstehe zwar eigentlich unter „auf ein Gegenargument eingehen“ etwas anderes als zu sagen: „Lies doch nochmal, was ich schon ganz am Anfang geschrieben habe“, aber gut. Um zu vermeiden, dass wir weiter aneinander vorbei reden, spulen wir nochmal zurück:
Du sagst in Post#1, dass Menschen mit einer Flatrate bestimmte Dienstleistungen mehr nutzen als wenn sie diese Flatrate nicht hätten. Soweit stimme ich Dir zu - das ist aber auch recht banal, denn das ist ja sowohl aus der Sicht der Nutzer:innenperspektive als auch aus Sicht der Anbieter:innen gerade der Sinn der Flatrate. Übertragen auf den ÖPNV wäre das etwa eine gut ausgelastete Bahn, in der aber noch ausreichend Sitzplätze verfügbar sind. Bezogen auf einen Handyvertrag hieße das, mehr zu streamen als man vielleicht unbedingt braucht (also z. B. auch mal ein Video, wenn man eigentlich nur einen Song hören will).
Nun behauptest Du aber in Deinem ersten Post sinngemäß weiter, eine Flatrate verleite Nutzer:innen dazu, die Nutzung nicht mehr am persönlichen Bedarf auszurichten, sondern an der Ausnutzung der Flatrate. Das würde aber z. B. bezogen auf einen Handyvertrag heißen, dass ich mich anstrenge, jeden Monat auch wirklich die 30 GB (oder was auch immer) zu verbraten, egal ob ich mit den Daten irgendetwas anfangen kann oder nicht. Bezogen auf den Verkehr sprichst Du wörtlich von „jeden Tag in überfüllten Zügen“. Das habe ich abstrahiert zum Begriff „Übernutzung“. Ich habe erklärt, was ich darunter verstehe und dargelegt, dass die zahllosen bereits existierenden Flatrates zeigen, dass diese eben nicht zu so einer „Übernutzung“ führen.
Nun argumentierst Du in Deiner letzten Antwort auf einmal wieder mit höheren Energiekosten. Aber die sind einfach eine Folge von mehr Nutzung, haben also mit der Frage, ob Flatrates zu einer „Übernutzung“ führen, gar nichts zu tun.
Das ist tatsächlich ein interessantes Konzept, also 2GB im Monat günstig schnell, danach immer noch gedrosselter Zugang, der aber z.B. sozialen Austausch noch erlaubt. Analog wären da 100km/Monat ICE und danach nur noch ÖPNV.
Der ÖPNV ist bei aller Liebe zum Zug nicht sooo toll, dass viele Menschen zum Spaß mit der S-Bahn rumfahren. ICE ist da für mich was anderes, das macht mir persönlich eher Spaß, ein RegionalExpress bringt mein Herz nicht zum Glühen.
Allerdings sind 10% der Autos auch mit einer Flatrate unterwegs, weil Dienstwagen. Für die macht es absolut keinen Sinn, sich ein Deutschland-Ticket zu kaufen, geschweige denn, es zu nutzen.