LdN 334: Deutschland "verschläft" Elektrofahrzeuge

Hallo liebe Lage der Nation,
Ich hab ein Formenwagen, bewusst einen Hybrid ausgesucht. Leider wohne ich in Stuttgart und habe zwar eine E zapfe auf meiner Strasse, aber die ist oft besetzt. Allerdings fahre ich in Stuttgart fast zu 100%
Öffentlich mit 49€ sowieso. Entgegen des Beispiels was ihr genannt habt, ist in Stuttgart Auto fahren schlicht idiotisch weil Dauerstau. Und trotz einer Tanklarte lade ich den Wagen auf dem Weg zu meinen externen Jobs in sofern möglich an meinem Haus an der Mosel auf eigene Kosten (noch eigene Kosten) am Hausstrom auf. Einfach, weil ich denke, mich kostet das Fahrzeug schon nichts, so kann ich hier einen positiven Beitrag zur CO2 Bilanz leisten, wenn ich schon mit dem Auto fahren muss.
Es ist also nicht so, nur weil ich ein 0,5% besteuertes Auto mit Tanklarte erhalte ich nicht trotzdem in Stuttgart mit den öffentlichen fahre, und so viel, wie möglich elektrisch unterwegs bin.
Der nächste Firmenwagen wird 100% elektrisch, das war nur jetzt noch nicht möglich,

Glg
JWI

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… und sie sind trotzdem effizienter, als die Stinker.

Das Schlimmste ist, dass europäische und speziell die deutsche Politik nioch vernebelter rum läuft und die Zeichen der Zeit und deren Notwendigkeiten noch immer nicht zu erkennen scheint.E-Kfz hätten vor 10-20 Jahren in der heutigen Form gefördert werden können. Seit Jahren ist klar, dass das steigende Leistungs-Gewichts-Verhältnis auf so vielen Ebenen Probleme verursacht. Hier hätte vor 30, spätestens 20 Jahren eine Begrenzung, oder zumindest Steuerung eingeführt werden müssen. Heutzutage die Anschaffung von Kfz zu fördern ist total verfehlt! Es müsste Mobilität ohne Kfz geförderrt werden, da diese die einzige Option bei den begrenzten Ressourcen ist. Wer trotzdem Kfz betreiben will (vllt. weil ER der Meinung ist darauf angewiesen zu sein), soll das machen, aber dann auch

  • die externen Kosten tragen
  • zusätzliche Abgaben für den Betrieb eines Kfz >45 kW/t bei Verbrenner und >15 kmW/t elektrisch
  • keine Subventionen für den Erwerb + Betrieb von Kfz

An dieser Stelle auch noch explizit die Kritik an die LdN 334: Die Forderung Kfz zu födern, führt (überspitzt dargestellt) direk in die Klimahölle. Die menschliche Gesellschaft muss ihren Energiebedarf radikal nach unten korrigieren, um ihren Lebensstandard in Zukunft auch nur im Ansatz halten zu können. E-Kfz sind da vielleicht ein Anfang, aber das aktuell notwendige ist „weniger Kfz und wenn doch Kfz, dann elektrisch“.

Das Grundproblem ist doch eigentlich, dass große Firmen, vor allem Aktiengesellschaften, solche großen Veränderungen meiden, wie der Teufel das Weihwasser, weil das große Investitionen und Risiken bedeutet. Daher wird lieber in kleinen Schritten Effizienz, Komfort usw. gesteigert.

Die spannende Frage wäre daher für mich, was kann man da tun?

Die großen deutschen Autobauer Pleite gehen lassen, ist ja nicht wirklich beliebt in der Bevölkerung, da hängen zu viele Jobs dran, wie @Justjaythings schon gesagt hat.

Einfach nur weiter Staatshilfen geben, ist andererseits auch nicht unbedingt zielführend, denn die werden im Zweifel von den Firmen nicht ordentlich eingesetzt. Außerdem sind Staatshilfen nur für eine Branche irgendwo auch unfair.

Ich könnte mir daher durchaus zeitlich begrenzte, substantielle Staatsbeteiligungen an allen großen Autokonzernen vorstellen. Der Staat kauft Anteile an BMW, Mercedes usw. im Bereich 20 % - 50 %, finanziert über Staatshilfen, in Form zinsgünstiger Kredite, die Transformation der Autobauer hin zur Elektromobilität und verkauft seine Anteile im Anschluss wieder um sich die Ausgaben, zumindest größtenteils, wieder zu holen.

Das Beispiel hier wäre Lufthansa:

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Eine tolle Ausnahme.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass viele es so machen wie du.

Das ist ein Trugschluss. Bei Elektroautos spielt die reine Motorleistung einerseits eine deutlich geringere Rolle beim Verbrauch, zudem brauchen die Motoren für die effiziente Rekuperation eine gewisse Grösse um den nötigen Widerstand zu erreichen.

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Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich das Grundproblem ist. Unternehmen, und ja vor allem Aktiengesellschaften, haben in unserem Gesellschafts- und Wirtschaftssystem im Wesentlichen eine Aufgabe: Geld zu verdienen*. Diesem Ziel wird, weitgehend zu recht, alles weitere untergeordnet. Daraus folgt aber auch eine Verantwortung für die Politik, die Rahmenbedingungen so zu setzen, dass Unternehmen durch ihre gewinnmaximierende Tätigkeit keinen kurz- oder langfristigen Schaden an der Gesellschaft anrichten. Dieser Verantwortung ist die Politik in den vergangenen Jahrzehnten in fast keinem relevanten Feld nachgekommen.

Das Problem sehe ich daher nicht so sehr bei den Unternehmen, die die ihnen in Kapitalismus und freier Marktwirtschaft zugewiesene Rolle entsprechend ausfüllen. Je nach Perspektive ist das Problem entweder systemisch, wenn man mehr von Unternehmen erwartet, oder politisch-kulturell, wenn man die Politik in der Verantwortung sieht und diese ihrer Rolle nicht nachgekommen ist.

*Das unterscheidet auch westliche Unternehmen von chinesischen, da der Staat sich dort explizit das Recht einräumt, die Unternehmen und deren strategische Entscheidungen zu beeinflussen. So müssen Unternehmen ab einer gewissen Größe Parteikader beschäftigen. Gewinnmaximierung ist so dann zwar wichtig, aber nicht alleiniges Ziel.

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Die Kosten eines e-Autos kann man leider nur bedingt mit dem Verbrenner vergleichen, weil die Kosten einfach ganz anders anfallen.

Die Kosten fallen bei der Betrachtung der Total Cost of Ownership (TCO) relativ schnell mal zugunsten des Elektroautos aus.

Ich könnte beispielsweise bei meinem persönlichen Fahrprofil mit einem Elektroauto über 5 Jahre rund 15000 CHF sparen. Das ist ein Punkt der häufig nicht betrachtet wird.

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Den gibt’s noch, nennt sich Smart EQ und steht seit letzter Woche vor meiner Haustür ^^

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Ich sehe auch das anders. Grundsätzlich ist es nur im Interesse der Investoren, dass eine Firma die Trends erkennt und nicht verschlägt. Meines Wissens ist aber beispielsweise an VW Quatar mit rund 10.5% beteiligt. Die haben halt kein Interesse an E-Mobilität.

Dann kommt noch ein bisschen Kartoffel-Konservativismus dazu und man meint der deutsche Diesel reinigt die Luft.

Und dann braucht das Land der SpitzenIngenieure nicht mit der Zeit zu gehen, weil ja…

Nur im ersten Moment.

Ja mein Smart wird am Ende mit rund 25k€ ziemlich teuer ausfallen, aber:
Steuern und Versicherung kosten mich rund 200€ pro Jahr
Service fällt keiner jährlich an, ich soll erst nach 20tkm Mal in der Werkstatt vorbei.
Als Bonus BonBon kann ich auf der Arbeit umsonst laden.

Mein Verbrenner kam Steuern und Versicherung rund 700€
Einmal im Jahr Service für mindestens 200€
Und rund 50€ Sprit pro Woche bei selbem Fahrprofil.

Da kann man also durchaus in der Anschaffung ein paar Euro drauf packen.

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Diese Kardinalskritik halte ich nicht für berechtigt. Und welche Staatshilfen meinst du? Die Förderung von Elektroautos? Dann kann die WP Förderung ja auch eingestellt werden.

Das ist klar. Das heißt aber nicht, dass der Hersteller aus diesem Grund das Auto teurer machen muss als es sein muss.

Auch hier: ja. Das ist wie mit Sonderangeboten im Supermarkt und der Kaufprämie bei Elektroautos. Zuerst schlagen die Märkte/Hersteller 20% auf den Kaufpreis drauf um dann sagen zu können, es gäbe einen größzügigen Nachlass von 10%.

Ja und nein.

Im Grund hast Du recht. Allerdings wird es die Automobilität immer geben, weil zumindest im ländlichen Bereich bislang die Fantasie fehlt, wie ein attraktiver öffentlicher Nahverkehr bis in Fußentfernung zum Haus funktionieren soll. Es wird immer ein System mit regionalen Hubs/Zentralen sein, zu denen die Menschen hinkommen müssen.

Mit der E-Auto-Förderung soll ja nicht das Auto schlechthin gefördert werden, sondern der Nachteil im Anschaffungspreis ausgeglichen werden, damit das E-Auto überhaupt eine Chance hat. Gegen die Verbrenner-Autos. Und das gilt übrigens umso mehr, wenn die - vermutlich hoch subventionierten, sehr viel billigeren E-Autos auf den europäischen Markt kommen (falls die EU dann nicht doch mal mit einem Zoll sich gegen die unfairen Handelspraktiken Chinas reagiert).

Allerdings besteht mit der Subvention von E-Autos das Risiko, dass der Staat früher oder später die Gewinnmargen der Hersteller finanziert. Weil die mit den Subventionen weniger Anreize haben, die Kosten und dann vor allem die Preise zu senken.

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Das stimmt zwar, aber ironischerweise funktioniert das am besten in China, den dort müssen die Firmen sich den staatlichen Vorgaben unterordnen. In der westlichen Welt ist der Einfluss der Wirtschaftsunternehmen auf den Staat über Lobbyismus und über die Arbeitnehmer als Wähler so groß, dass die Parteien einschneidende Reformen, die den Firmen kurzfristig weh tun, nicht durchsetzen.

Insofern kann man die Unternehmen da nicht aus der Verantwortung entlassen.

Kürzlich wurde sich sich ja bei der Automesse in Shanghai darüber beschwert, wie weit die Chinesen den deutschen Autobauern inzwischen voraus sind. Die wahre Ursache davon, nämlich z.B. die strengen chinesischen Vorgaben was E-Auto-Quoten angeht, werden aber u.A. von den Deutschen komplett ignoriert.
Stattdessen fordern die Unternehmen hierzulande weiter reflexartig Staatshilfen, damit sie ihre gescheiterten Strategien weiter verfolgen können, anstatt zuzulassen, dass der Staat in größeren Maße einsteigt.

Ein normaler Investor hat nur seinen Gewinn im Auge. Er will heute z.B. bei BMW einsteigen, Dividenden mitnehmen und nächstes Jahr mit Gewinn aussteigen können. Wenn „Trends“ in diesem Zeithorizont Gewinne erwirtschaften, prima, ansonsten sind sie eher unerwünscht.

Das mag sogar so sein. Aber eine Investition in ein einzelnes Unternehmen um dadurch einen globalen Technologieumschwung zu blockieren, erscheint doch eher verzweifelt und wenig aussichtsreich, wie man ja gerade bei der Shanghai Automesse gesehen hat.

Solche, die direkt an Unternehmen gehen, nur bestimmten Branchen helfen und nicht zurück gezahlt werden müssen.

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Das ist eine Interpretation. Eine andere ist: Unternehmen haben in unserem Gesellschafts- und Wirtschaftssystem die Aufgabe, maßgeblich dazu beizutragen, damit die Ressourcen arbeitsteilig bestmöglich so verteilt wird, dass der Nutzen der Gesellschaft maximiert wird.

Wir leben in einem marktwirtschaftlichen Wirtschaftssystem. In diesem soll das Gewinnstreben genau für diese effiziente Allokation von Ressourcen sorgen [1].

Der Grund, warum Unternehmen oft die Anpassung an sich lang andeutenden Veränderungen verpassen, ist m.E. nicht das Gewinnstreben, sondern die Unternehmensgröße:

Je größer die Unternehmen werden, d.h., je mehr angestellte Manager die strategischen Entscheidungen fällen, desto weniger „unternehmerischer“, will sagen: weniger risikobereit fallen diese Entscheidungen aus. Die Folge: Je größer Unternehmen werden, desto träger werden sie, desto weniger / schlechtere Entscheidungen fällen sie unter Unsicherheit, weil die angestellten Manager dem unternehmerische Risiko aus dem Weg gehen.[2] [3]

Das führt dann dazu, dass große Unternehmen die langfristigen Entwicklungen am Markt zwar vielleicht noch sehen, aber nicht schnell genug darauf reagieren, um Chancen zu ergreifen oder Risiken vorzubeugen.

Aktuelle Beispiele in Deutschland ist die Elektromobilität (rühmliche Ausnahme: Diess bei Volkswagen), die Entwicklung von Heizungssystemen für die Wärmewende (Viessmann), die Entwicklung von KI (wird auch in den USA maßgeblich einem StartUp, OpenAI, vorangetrieben), generell IT / Digitalisierung.

[1] Dass die Marktwirtschaft in vielen Bereichen genau darin versagt und der Staat deswegen mehr oder weniger gut interveniert oder intervenieren sollte), bestreite ich ausdrücklich nicht.

[2] Ausnahmen sind einige wenige Unternehmen, die sich möglichst dezentral organisieren und auch die strategischen Entscheidungen „nach möglichst weit unten“ delegieren. Und zwar an Mitarbeiter, die vom Erfolg des Unternehmens auch finanziell partizipieren (entweder, weil sie an ihrer Abteilung beteiligt wurden oder sehr transparent über Boni am Erfolg finanziell beteiligt werden).

[3] Warum dies nach meinem Eindruck eher für Deutschland und Europa gilt, offenbar aber nur in einem geringeren Umfang für die USA, weiß ich nicht.

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Soll übrigens auf die Wärmepumpe sehr oft auch gelten: Erstanschaffung sehr teuer, aber nach einiger Zeit amortisiert sich dies durch geringere Betriebskosten (Ausnahme, die wenigen Bestandsgebäude, in denen ohne eine energetische Sanierung eine Wärmepumpe nur zu sehr hohen Stromkosten betrieben werden kann).

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Hast Du dafür irgendwelche Belege? Bieten die großen deutschen Autohersteller ihre E-Autos in China denn günstiger an als hierzulande?

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Ein „normaler Investor“ nimmt keinerlei Einfluss auf die Unternehmen. Er steigt bei solchen Unternehmen ein, bei denen er eine günstige Kursentwicklung erwartet (z.B. weil auf sich langabzeichnenden Trends mit erfolgsversprechenden Lösungen reagieren). Wenn das nicht mehr der Fall ist, „wechselt er die Pferde“.

Auch Qatar kann m.W. aktienrechtlich kaum Einfluss auf die strategischen Entscheidungen von Volkswagen nehmen.

Das stimmt.
Eigentlich bin ich auch eine schnelle Fahrerin, aber mit E-Auto macht auch das 100 auf der Landstraße fahren Spass. 130-140 auf der Autobahn wahrscheinlich nur, weil man damit weiter fahren kann :slight_smile: Aber es geht. Soviel Zeitverlust ist das nicht!

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Zurück zur Frage der verschlafenen E-Mobilität mit einem konkreten, aktuellen Beispiel:

Wir entscheiden derzeit über das Projekt „Aus 2 mach 1 Auto“ (wohnen seit einiger Zeit ziemlich zentral in der Stadt, ÖPNV ist bestens ausgebaut). Meine Frau verfolgt eine Leidenschaft, für die sie ein Kombi braucht (Hundesport, findet immer irgendwo auf dem Land statt). Ich benötige für solche beruflichen Fahrten, die ich nicht per ICE (mit ggf. Carsharing-Auto für die letzten 60-100km) absolvieren kann, ein repräsentatives [1] Auto.

Mein Ziel war: Dann machen wir es konsequent und kaufen uns ein E-Auto.

Nach langer Prüfung werden wir leider nochmal einen Verbrenner kaufen:

  • Ladesituation: Wir wohnen zur Miete und können daher keine eigene Wallbox installieren und nutzen. Alles, was wir über die öffentliche Ladeinfrastruktur sehen und hören, schreckt uns ab: Strom an öffentlichen Ladesäulen ist teuer, das Aufladen hier am Wohnort wird im Vergleich zum Tanken sehr viel aufwändiger, Schnellladestationen sind rar, die Besetzt- und Außer-Betrieb-Info auf denn Apps offenbar sehr unzuverlässig, das Zahlungsart-/Abrechnungschaos ebenfalls ein Albtraum.
  • Reichweite: Meine (wenigen) beruflichen Fahrten führen mich oft 300-400 km weit. Die tatsächlich realisierbaren Reichweiten weichen, v.a. im Winter, massiv (bis zu 30%) von den offiziellen WLP-Angaben der Hersteller ab. Auf der Hinfahrt zu laden ist riskant: Ich muss zuverlässig zu einem vereinbarten Termin dort sein; ein Anruf „Ich verspäte mich, weil das mit dem Aufladen nicht so klappt“ wäre ein Killer.
  • Verfügbarkeit von Kombis in dem für uns bezahlbaren Segment: Es gibt in der Preisklasse eines Telsa Model 3 keinen (SUV ist ausgeschlossen)

Ich hoffe sehr, dass das übernächste Auto dann elektrisch sein wird. Wobei mir die Fantasie fehlt, wie das angesichts des Elektroverteilnetzes in einer Großstadt mit dem Laden zuhause wirklich besser werden soll.

[1] Jetzt bitte keine Diskussion, warum (es blöd ist, dass) meine Mandanten ein repräsentatives Auto erwarten. Ist halt so.

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