LdN 334: Deutschland "verschläft" Elektrofahrzeuge

Hallo zusammen.

Ich arbeite für ein Unternehmen, welches Entwicklungswerkzeuge für alle Automobilhersteller vertreibt, und muss da mal die deutsche Automobilindustrie in Schutz nehmen:
Es ist nicht so, daß die deutschen Automobilhersteller nicht E-Mobilität fördern möchten. Im Gegenteil, der Aufwand in dieser Richtung ist immens. Und die Qualität deutscher Lösungen ist weiterhin auf hohem Niveau (vergleiche z.B. Tesla bzgl. brennende Autos, Problemen bei Einsatzfahrzeugen mit eingeschaltetm „Blaulicht“, …)

Für Deutschland ist der E-Mobilitätsmarkt einfach das unpassendste, was der Industrie passieren konnte:
Es werden massiv Lithium und seltene Erden benötigt, und die haben wir in Deutschland nicht. Die seltenen Erden kommen zum Großteil aus China (Lithium könnte in Australien und Chile gekauft werden, aber es ist die Frage, ob die sich dafür ihre Natur ruinieren lassen wollen).

Somit muss sich Deutschland ein Wettrennen mit China leisten, und zeitgleich die Komponenten dafür in China kaufen… Man kann sich leicht vorstellen, was für ein „faires“ Rennen das ist…

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Abgesehen davon ist das Stromnetz auch eine Katastrophe. Ich bin vor einem halben Jahr in eine Neubauwohnung gezogen und brauchte zur selben Zeit auch ein neues Auto. Ich war sehr interessiert an Elektroautos, allerdings teilte mir mein Vermieter mit, dass es nicht möglich wäre, Elektroautos zu laden. Er selbst hatte vor, Ladestationen für alle Mieter aufzustellen, durfte das aber nicht, da das Stromnetz das nicht hergeben würde. Da ich auf dem Land wohne und es hier keine öffentlichen Ladestationen gibt, war ich gezwungen einen Verbrenner zu fahren.
Ich kenne mehrere Leute in meinem Umfeld, denen es ähnlich geht. Sowas drückt dann auch die Nachfrage und es scheint auf dem Papier so, als gäbe es weniger Interesse.

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Aus meiner Sicht stimmt das alles. Gleichzeitig ist die deutsche Automobilindustrie das Thema nun nicht wirklich proaktiv angegangen. Die Problematiken mit seltenen Erden oder Lithium hätte man auch frühzeitig auf die politische Agenda setzen können, um alternative Quellen stärker zu fördern als es geschehen ist. Stattdessen wirkt es auf mich so, als habe die Industrie ihren Einfluss lieber für andere Ziele eingesetzt.

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Sehe ich ähnlich. Auch wer in der Stadt wohnt hat nicht in jedem Fall eine Garage oder einen Stellplatz, an dem Stromanschluss besteht und könnte sein Auto eben nicht zuhause laden.
Da fehlt noch massiv Infrastruktur

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Das ist richtig, aber im Grunde nur ein weiteres Zeichen dafür, dass Deutschland die Elektrofahrzeuge verschläft.

Hätte die deutsche Autoindustrie schon eher auf E-Autos gesetzt gäbe es auch schon die passende Infrastruktur.

Da man aber von der Seite viel zu lange auf den Verbrenner gesetzt hat, gab es keinen Bedarf für Ladeinfrastruktur, sondern für Tankstellen.

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Warum auch? Sie weiß doch, dass der Staat jedes Missmanagement mit Steuergeld ausgleicht. Sie müssen nur Abbau von Arbeitsplätzen rufen.

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Hätten Politik und Autoindustrie sinnvoll zusammengearbeitet, wären möglicherweise auch Standards entstanden, um die Sektorkopplung von Mobilität und Energiesystem zu fördern, statt über Ladesäulen und Wallboxen das lokale Stromnetz weiter zu belasten.

Insbesondere in Innenstädten und stark verdichteten Wohnsiedlungen geht der Autoindustrie das Geschäftsmodell flöten, weil nur ein kleiner Teil der Bewohner über eigene Parkplätze mit Lademöglichkeit verfügt. Der notwendige Ausbau von Mittelspannungsnetzen für Ladesäulen/Wallboxen hätte schon lange stattfinden müssen. So finden sich im durchschnittlichen Quartier dann vielleicht mal 2 öffentliche Ladesäulen die 24/7 belegt sind.

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Erdöl gibt es wie bekannt überall in Deutschland …

Es ist nicht wirklich so, als ob ein Auto autark in Deutschland hergestellt wird. Und Lithium wird überall auf der Welt hereingenommen und verhandelt. Da hätte man sich auch früher einmischen können aber dann bekommt man jedes Mal so ein „Neokolonialismus“-Aufschrei.

Unternehmen müssen anpassungsfähig sein und wenn sie das nicht sind, droht ihnen das Aus und das ist auch gut.

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Ich sehe das leider fundamental anders und ich führe gerne aus, wieso ich diese Meinung habe.

Deutschland ist DAS Automobil-Land schlechthin. Die ganze Welt hat 60, vielleicht 100 Jahre auf „Deutsche Autos“ geschaut, weil sie in Perfektion, mit Leidenschaft und dem Optimum an Ingenieursleistung designed und gebaut wurden. Unser Volk hat so viel Herz da reingelegt, dass in Deutschland 20% der Stellen von der Automobilindustrie abhängig sind (oder waren?).

Die Automobillandschaft in Deutschland hat jedoch einen entscheidenden Fehler gemacht: Sie haben über die „optimale Lösung“ - ich sag’ nur Wirkungsgrad - gelacht und es als „Spielzeug“ belächelt. Dann kam Elon Musk und hat aus einer Firma, die gekaufte Karosserien mit Laptop-Akkus bestückt hat einen Softwaredienstleistungs-Autobauer gemacht. Und selbst, als das Model S da war, haben die Manager bei VW, Mercedes und CO gelacht und sich dabei - statt an umweltfreundlichen Alternativen zu arbeiten - damit beschäftigt möglichst effizient den Staat und die Kunden zu verarschen (diverse Abgas-Skandale). Oder natürlich die Wertschöpfungskette ins Ausland verlegen, weil man dort mehr Profit macht (wohl wissend, dass die Chinesen eine ausländische Beteiligung nur unter Knowhow Transfer zulassen. Aber man dachte halt „der Chinese“ ist dumm und hat sich halt echt getäuscht.

Was Sie beschreiben ist eine Folge der Misswirtschaft deutscher Konzerne, die den Hals nicht voll bekommen haben. Hätte Diess vor 10 Jahren mal eine Vision gehabt, könnten wir heute woanders stehen.

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Wenn Autos als optimale Lösung gekauft würden, dann hätten E-Fahrzeuge nicht mehr als 60 PS. Stattdessen sind E-Autos beliebt, weil sie die Beschleunigung eines Super-Sportwagens haben (Model 3: 0-100km/h in 3,3s). Selbst ein Kleinwagen wie der Hyundai Ioniq 5 hat zwischen 170 und 325 PS.

Und nur diese Werte haben Tesla den Erfolg gebracht. Man vergleiche einfach den Ruf eines Toyota Prius…

Oder wie die Smarts belächelt wurden (es gab mal einen Smart EL)

Australien ist der größte Lithiumproduzent. In China wird das Zwischenprodukt für die Batterien hergestellt.

Aber ja. Im Rheingraben und dem Erzgebirge gibt es jede Menge.

Meine Wetter. Eine Steckdose werdet ihr dich hoffentlich haben. Föhn und Wasserkocher solltet ihr auch gleichzeitig betreiben dürfen. Mehr braucht es nicht.

Ich mag es jetzt nicht wieder heraussuchen. Es gibt Untersuchungen die belegen, das selbst Mietshäuser mit 50 Parteien komplett auf E-Mobilität umgestellt werden können, ohne Veränderungen an der Versorgung. Intelligentes Laden vorausgesetzt.

Mag sein, dass die Beliebtheit an der Spritzigkeit liegt. Das ändert aber nichts daran, dass ein Model 3 mit einem Bruchteil der Energie auskommt.
Ansonsten empfehle ich mal auf die Fahrweise zu achten. Schätze die Durchschnittsgeschwindigkeit ist bei E-Autos locker 30% geringer als bei Verbrenner.

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Das ist viel zu kurz gedacht. Ich wohne in der zweiten Etage und hänge doch nicht ein 50 Meter Kabel quer über den Hof zu meinem Auto.
Als Mieter ist man zu oft machtlos, ohne dem Vermieter etwas zu sagen wie: Ich Baue hier alles für 5000 Euro auf eigene Kosten um und werte deine Immobilie auf.

Wenn es eine Tiefgarage gibt, ist das vielleicht eine Möglichkeit, aber wenn man nur Außenparkplätze hat, wo Strom nicht vorgesehen ist und man alles umbauen lassen müsste, dann geht da nichts.

Vorsicht: Hohe Leistung heißt auch hohe Rekuperationsleistung und große Batterie.
Das hängt alles zusammen.

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Das größte Problem sehe ich im Moment in den aufgerufenen Preisen.
Ein Corsa-E, also ein Kleinwagen, kostet rund €40.000. Das ist aber kein Phänomen deutscher Hersteller. Ein Fiat 500e sieht auch nicht besser aus.
Und es gibt kaum gebrauchte.

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Richtig, mit dem Diesel bin ich immer so 180 gefahren, wenn die Straße frei war. Nachts auch mal weit über 200.
Mit dem (deutschen) E-Auto, welches eh auf 200 begrenzt ist, fahre ich 130-140 auf der Autobahn und auch nicht mehr 110 auf der Landstraße sondern 100. :slight_smile:

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Der E-Up war nach Vorstellung sofort für zwei Jahre ausverkauft.

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Hallo liebe Lage der Nation,
Ich hab ein Formenwagen, bewusst einen Hybrid ausgesucht. Leider wohne ich in Stuttgart und habe zwar eine E zapfe auf meiner Strasse, aber die ist oft besetzt. Allerdings fahre ich in Stuttgart fast zu 100%
Öffentlich mit 49€ sowieso. Entgegen des Beispiels was ihr genannt habt, ist in Stuttgart Auto fahren schlicht idiotisch weil Dauerstau. Und trotz einer Tanklarte lade ich den Wagen auf dem Weg zu meinen externen Jobs in sofern möglich an meinem Haus an der Mosel auf eigene Kosten (noch eigene Kosten) am Hausstrom auf. Einfach, weil ich denke, mich kostet das Fahrzeug schon nichts, so kann ich hier einen positiven Beitrag zur CO2 Bilanz leisten, wenn ich schon mit dem Auto fahren muss.
Es ist also nicht so, nur weil ich ein 0,5% besteuertes Auto mit Tanklarte erhalte ich nicht trotzdem in Stuttgart mit den öffentlichen fahre, und so viel, wie möglich elektrisch unterwegs bin.
Der nächste Firmenwagen wird 100% elektrisch, das war nur jetzt noch nicht möglich,

Glg
JWI

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… und sie sind trotzdem effizienter, als die Stinker.

Das Schlimmste ist, dass europäische und speziell die deutsche Politik nioch vernebelter rum läuft und die Zeichen der Zeit und deren Notwendigkeiten noch immer nicht zu erkennen scheint.E-Kfz hätten vor 10-20 Jahren in der heutigen Form gefördert werden können. Seit Jahren ist klar, dass das steigende Leistungs-Gewichts-Verhältnis auf so vielen Ebenen Probleme verursacht. Hier hätte vor 30, spätestens 20 Jahren eine Begrenzung, oder zumindest Steuerung eingeführt werden müssen. Heutzutage die Anschaffung von Kfz zu fördern ist total verfehlt! Es müsste Mobilität ohne Kfz geförderrt werden, da diese die einzige Option bei den begrenzten Ressourcen ist. Wer trotzdem Kfz betreiben will (vllt. weil ER der Meinung ist darauf angewiesen zu sein), soll das machen, aber dann auch

  • die externen Kosten tragen
  • zusätzliche Abgaben für den Betrieb eines Kfz >45 kW/t bei Verbrenner und >15 kmW/t elektrisch
  • keine Subventionen für den Erwerb + Betrieb von Kfz

An dieser Stelle auch noch explizit die Kritik an die LdN 334: Die Forderung Kfz zu födern, führt (überspitzt dargestellt) direk in die Klimahölle. Die menschliche Gesellschaft muss ihren Energiebedarf radikal nach unten korrigieren, um ihren Lebensstandard in Zukunft auch nur im Ansatz halten zu können. E-Kfz sind da vielleicht ein Anfang, aber das aktuell notwendige ist „weniger Kfz und wenn doch Kfz, dann elektrisch“.

Das Grundproblem ist doch eigentlich, dass große Firmen, vor allem Aktiengesellschaften, solche großen Veränderungen meiden, wie der Teufel das Weihwasser, weil das große Investitionen und Risiken bedeutet. Daher wird lieber in kleinen Schritten Effizienz, Komfort usw. gesteigert.

Die spannende Frage wäre daher für mich, was kann man da tun?

Die großen deutschen Autobauer Pleite gehen lassen, ist ja nicht wirklich beliebt in der Bevölkerung, da hängen zu viele Jobs dran, wie @Justjaythings schon gesagt hat.

Einfach nur weiter Staatshilfen geben, ist andererseits auch nicht unbedingt zielführend, denn die werden im Zweifel von den Firmen nicht ordentlich eingesetzt. Außerdem sind Staatshilfen nur für eine Branche irgendwo auch unfair.

Ich könnte mir daher durchaus zeitlich begrenzte, substantielle Staatsbeteiligungen an allen großen Autokonzernen vorstellen. Der Staat kauft Anteile an BMW, Mercedes usw. im Bereich 20 % - 50 %, finanziert über Staatshilfen, in Form zinsgünstiger Kredite, die Transformation der Autobauer hin zur Elektromobilität und verkauft seine Anteile im Anschluss wieder um sich die Ausgaben, zumindest größtenteils, wieder zu holen.

Das Beispiel hier wäre Lufthansa:

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