LdN 285: Spritverbrauch durch Tempolimit

So ist es. Fahrzeuge werden auf den WLTP Fahrzyklus optimiert, damit sie im Datenblatt einen möglichst geringen Verbrauch haben.

Der WLTP ist mit sehr sparsamen Fahren in der Realität vergleichbar, den erreicht man in der Realität nur wenn man wirklich jede Dynamik und jeden Fahrspaß rauslässt.

Spannend dabei ist:
Früher gab es den noch viel weniger anspruchsvollen NEFZ Fahrzyklus. In diesem hat quasi jedes Auto noch weniger Kraftstoff verbraucht als im WLTP. Gerade in der Übergangsphase zum WLTP kamen aber immer mehr Autos zum Vorschein, die im WLTP weniger Verbrauch hatten als im deutlich „einfacheren“ NEFZ, teils auch gleiche Modelle die für WLTP neu homologiert wurden. Heißt die Fahrzeuge werden wirklich exakt auf einen Fahrzyklus ausgelegt, damit sie eben im Vergleich gut dastehen.

Etwas bestes Thema, aber auch damit verbunden: Es gibt ja noch etliche Betriebszustände, in denen die Autos z.B. ihre Abgasvorschriften legal ignorieren dürfen. Die bekannteste ist wohl das Thermofenster. Aber das ist ein anderes Thema.

Interessant. Hast Du dazu einen Link?

Drehzahl und Last sind wichtig. Ein Beispiel für ein Verbrauchskennfeld ist in Wikipedia: Verbrauchskennfeld – Wikipedia . Dieser Verbrennungsmotor ist am effizientesten bei etwa halber Maximaldrehzahl und nahe der Vollast für diese Drehzahl. Bei Teillast ist er über weite Bereiche bei niedrigeren Drehzahlen und höheren Lasten effizienter als bei höheren Drehzahlen. Hochschalten lohnt sich also meist, wenn die Leistung ausreicht und man nicht zu nahe an die Grenzen geht.

Insofern gibt es schon den Trend, dass Motoren, die eine höhere Maximalleistung haben, beim Fahren im Stadtverkehr weniger effizient sind, weil weiter vom Eiffizienzoptimum nahe der Vollastlinie entfernt. Da gibt es aber eine Menge Parameter, die eine Rolle spielen.

Als Beispiel 3 Benzinmotorvarianten des Golf Variant mit Hubraum, Leistung und Verbrauch:

  • 1.0 l 81 kW 4,7 l / 100 km
  • 1.5 l 96 kW 5.1 l / 100 km
  • 1.5 l 110 kW 5.2 l / 100 km
    ( Konfigurator )

Die Verbrauchsunterschiede sind da deutlich geringer als die Leistungsunterschiede, aber es gibt sie.

Musste ich erst suchen, da ich das gehört hatte. Hier ist einer:
https://www.motor-talk.de/forum/spanien-fuehrt-30-km-h-tempolimit-innerorts-ein-t7098413.html?page=8

Was interessant ist, der ADAC lehnt Tempo 30 innerorts ab, auch weil es keine höhere Sicherheit bringt.

Wichtig dabei: „Ohne bauliche Maßnahmen konnten die v85 - und mittleren Geschwindigkeiten gerade
mal um 2 bis 8 km/h abgesenkt werden, wobei diese umso stärker zurückgingen, je höher das Ausgangsniveau war.“
Heißt das funktioniert nur im Ausland, nicht im Autoland Deutschland.

1 „Gefällt mir“

Dann scheint mir allerdings die Forderung nach Tempo 30 im Zusammenhang mit „Sprit sparen gegen Putin“, wie sie häufig kommuniziert wurde, ziemlich unseriös. Nach dem, was ich so auf den ersten Blick recherchieren konnte (und das deckt sich weitestgehend mit dem, was hier schon geschrieben wurde) gibt es gute Argumente für ein Tempolimit 30 in vielen Bereichen innerorts. Geringerer Verbrauch gehört allerdings nicht dazu. Da laufen halt die Effekte von höherem stationären Verbrauch und geringerem Verbrauch bei Beschleunigung gegeneinander - in der Tendenz contra tempo 30 - auch wenn es nicht wirklich belastbare allgemeingültige Untersuchungen gibt.
M.E. eine unnötige Angriffsfläche für die generellen Gegner von Tempolimits.

Danke für die Links.
Das eine ist also die Behauptung eines Politikers, als er ein Tempolimit einführt, die zumindest da leider nicht mit Quellenangaben unterstützt wird.
Das andere ist eine Broschüre des ADAC, der Studien zitiert, die sagen, die Reduktion des Tempolimits von 50 auf 30 km/h hätte keinen statistisch signifikanten Effekt gezeigt. Weiter wird gesagt:

Der Effekt von Geschwindigkeitsbegrenzungen auf die Verkehrssicherheit ist vor allem deshalb so gering, weil sich Unfälle meist auf die Knotenpunkte konzentrieren. Dort herrscht systembedingt ohnehin ein schon geringeres Geschwindigkeitsniveau vor als auf der freien Strecke.

Danach scheint die Position des ADAC besser belegt und plausibler. Ich vermute, die Wahrheit liegt dazwischen, aber näher an den ADAC-Aussagen.

Ich denke, der Grund ist wirklich ein besserer Verkehrsfluss. Ich fahre bei uns im Ort wirklich nur Fahrrad, wenn ich es muss und das höre ich auch von anderen Orten. Auch fühle ich mich als Fußgänger bei Tempo 30 wesentlich wohler und komme leichter über die Straße.
Wenn das Auto sich zurücknehmen muss, ist es also verlockender andere “schwächere“ Verkehrsmittel zu wählen.
Ich habe meinen Begrenzer auf 40 eingestellt, da lässt sich im dritten Gang dann gut zwischen 30 und 40 pendeln.

Tja, du gesellst dich eben jetzt du den Technik-Nerds :smiley:

Das Klimaargument zieht innerorts nicht. Umgekehrt verbraucht T30 innen aber auch nicht mehr (wie ich ja beschrieb wegen der Beschleunigung). Dieses Argument verwenden Rechte gerne… InNeN TemPO 50 iST grÜn!!!1!!elf

Sinnvoll ists trotzdem allemal, denn T50 spart immerorts je nach Stadt und Strecke meistens eh kaum Zeit, kostet aber Ruhe und Leben

Das will ich auch gar nicht bezweifeln.
Allerdings war die Aussage oben von @Seb91 , dass dieser Effizienzverlust so groß ist, dass dadurch der absolute Verbrauch bei geringeren Geschwindigkeiten größer ist als bei höheren. Und das habe ich in Zweifel gezogen.

Ich Frage mich ja bei so einer Aussage ob das Kind das dem Ball hinterherrennt auch weiß, dass es das nur an Knotenpunkten machen darf ^^

Oh und hier in Schweden gilt Innerorts 40km/h, begründet wird das mit der höheren Verkehrssicherheit, wie alle Tempolimits in Schweden.

Zumindest schlägt der Effekt für „normale“ PKW erst bei Geschwindigkeiten <80 km/h zu, wie die Kurven von @FlorianR zeigen. Sprich, 130 auf 100 spart absolut gesehen definitiv Sprit.

Ähm … da kann ich ehrlich gesagt nicht mehr folgen …

Nein, weil beschleunigen und abbremsen auch eine Rolle spielt. Und das tust du hauptsächlich in der Stadt.

1 „Gefällt mir“

Habe ich ja diskutiert:

Falls es Quellen gibt, die eine signifikante Verbrauchsreduktion bei pauschal Tempo 30 innerorts belegen - bitte posten. Aber meines Wissens behauptet das nicht mal die deutsche Umwelthilfe. Eine ganz gute Zusammenfassung dazu gibt’s z.B. von Quarks:

Entschuldige :smiley:

Also während T50 innerorts bedingt Sinn ergibt bzw rein umwelttechnisch keinen Nachteil ggü. T30 hat, wird dieses Argument in eher rechten Kreises als Grund gegen T30 herangezogen mit der Begründung, T50 sei umweltfreundlicher (was ja bedingt sogar stimmen kann) und damit sei die Politik der T30-Fordernden per se Humbug. Habe ich aus AfD Kreisen in meiner Stadt leider mal mitbekommen (natürlich in Einheit mit einem Doppelmoral-Vorwurf :upside_down_face: )

2 „Gefällt mir“

Ok, verstanden. Da sind wir aber ja schon einen Schritt weiter, weil wir alle anerkennen, dass Tempo 30 viel für Verkehrssicherheit, Lärm, Verkehrsfluss und ggf. auch Schadstoffemissionen bringt. Aber es senkt eben nicht eindeutig den Verbrauch.

Daher meine Kritik:

Die deutsche Umwelthilfe fordert ein dreimonatiges Tempolimit 100 – 80 – 30 mit dem erklärten Ziel damit kurzfristig viel Sprit zu sparen. Wenn Tempo 30 aber dazu keinen Beitrag leistet, dann ist so ein Vorschlag unseriös – unabhängig davon wie sinnvoll dieses Tempolimit aus anderen Gründen sein mag.

Mit einem Tempolimit 100 – 80 hätten wir doch einen wunderbar schlüssigen Vorschlag, der viel weniger Angriffsfläche bietet. Wenn die Gesellschaft das mitmachen sollte, dann kriegen wir auch Tempo 30 innerorts durchgesetzt (mit all den o.g. Argumenten). Dafür braucht es keine Irreführung, die potentiell nur Glaubwürdigkeit kostet.

Die Umwelthilfe hat das anscheinend selbst verstanden.
Am 02.03. fordert sie 100/80/30.
Für Klimaschutz und weniger Öl aus Russland: Deutsche Umwelthilfe fordert als Sofortmaßnahme Tempo 100 auf Autobahnen

Forderung: Tempolimit von 100 km/h generell auf Autobahnen, 80 km/h außerorts und 30 km/h innerorts für die Dauer der Krise

Am 18.3. ist es nur noch 100/80.
Anstatt Klimakiller-Tankrabatt: Deutsche Umwelthilfe fordert Energiegeld für Geringverdiener und Tempolimit für wirksame Reduktion des Ölverbrauchs

Wer 80 km/h außerorts und 100 km/h auf der Autobahn fährt, spart gegenüber 100 km/h außerorts und 130 km/h auf der Autobahn 25 Prozent Sprit ein. Bei 2,40 Euro pro Liter entspricht dieser Effekt 60 Cent und damit deutlich mehr als der diskutierte Tankzuschuss von 40 Cent.

1 „Gefällt mir“

Auch das gibt es, siehe die 2. Abbildung im Beitrag von @FlorianR von vor 2 Tagen, in dem er aus einem Text des Umweltbundesamts zitiert.

Das habe ich wohl unglücklich formuliert.
Gemeint war das, was Helmut aufgeführt hat:

__

Das wollte ich damit nicht sagen und du hast das zu Recht in Zweifel gezogen.

Mein Gedanke ging eher in die Richtung, dass ohne Tempolimit Fahrzeuge mit mehr Leistung angeschafft werden, da man diese auch ausfahren kann.
Mit einem Tempolimit von 100 km/h lohnen sich leistungsstarke PKW nicht wirklich, da man auch mit 75PS ausreichend schnell auf Tempo 100 kommt.

Also besser formuliert:
Fahrzeuge die für höhere Geschwindigkeiten konstruiert wurden, benötigen mehr Sprit als schwächer motorisierte Fahrzeuge, bei gleichem Gewicht und CW-Wert (Strömungswiderstand).

1 „Gefällt mir“

Wenn „die Leute“ wirklich so unemotional an das Thema herangingen, gäbe es auch jetzt viele Motorisierungen nicht. Aber auch, wenn man sich an Tempo 50 in der Stadt hält, wird an Ampeln zügig gestartet. In Parkhäusern hört man genug quietschende Reifen, wenn die Kurven sportlich genommen werden. Und auch ein paar Serpentinen in den Bergen / der Waldweg / was auch immer macht mit einem 200-PS-Roadster auch bis 80 km/h noch viel Spaß, auch wenn ein Kombi mit 75 PS fast genauso schnell ans Ziel kommt. Als ehemaliger Motorradfahrer war es zumindest bei mir so, dass das schnelle Fahren nicht den Spaß bringt, sondern die Beschleunigung. Und da sind wir sofort bei Leistung und Verbrauch.
Zudem wird auch immer ein „ich will auch mal einen schweren Hänger von einem Feld ziehen können“ bei einigen Leuten da rein spielen - egal, ob das in den letzten 10 Jahren exakt 0 Mal vorkam.

2 „Gefällt mir“

Guter Punkt. Diese „Lieber haben und nicht brauchen, als brauchen und nicht haben“-Mentalität zieht sich doch unsere gesamte Gesellschaft. Man will lieder selbst alles haben, anstatt von anderen abhängig zu sein. Eigentlich ein Signal, wie unsozial unsere Gesellschaft wird.

4 „Gefällt mir“