Die ADAC Studie, die ihr meint, ist vermutlich die folgende:
In dieser Studie lehnt der ADAC Tempo 30 innerorts ab, auch weil es keine höhere Sicherheit bringt.
Wichtig dabei: „Ohne bauliche Maßnahmen konnten die mittleren Geschwindigkeiten gerade
mal um 2 bis 8 km/h abgesenkt werden,…“
Fazit: Es gibt deshalb nicht weniger Verkehrstote, weil sich die Autofahrer nicht an das Tempo 30 halten.
Heißt dann ja nur, dass man Tempo 30 einführt und danach entsprechende Maßnahmen nach und nach umsetzt, so dass Tempo 30 auch wirklich eingehalten wird?
Das reale Tempo 30 führt dann aber schon zu weniger Verkehrstoten/Unfällen?
Idee: Geschwindigkeitskontrollen und Entzug der Fahrerlaubnis bei hoher Überschreitung. Edit: So ist es in der Schweiz. Man ist in 40 Zonen vor Schulen ziemlich schnell seinen Führerschein für 4 Wochen los…
ich bin seit Jahren treuer und bisher stiller Lage-Hörer und möchte an dieser Stelle die Gelegenheit für Feedback/einen Diskussionsbeitrag nutzen. Denn leider war ich nach dem Hören der aktuellen Lage (LdN417) das erste Mal wirklich enttäuscht über euren Abschnitt zum Thema Tempolimit.
In dem vergleichsweise kurzen Abschnitt habt ihr euch insbesondere mit der Senkung der Zahl der Verkehrstoten befasst, so auch der Kapiteltitel „Tempolimit rettet Leben“. Mir sind dabei drei Punkte stark negativ aufgefallen:
Nach meiner Wahrnehmung habt ihr das Thema aufgegriffen als Gegenargument zu Friedrich Merz’ selbsterklärtem Anliegen, Menschenleben mittels Grenzkontrollen (und ähnlicher Maßnahmen) schützen zu wollen. Wenn es ihm damit ernst wäre, solle er sich besser für ein Tempolimit einsetzen um die Zahl der Verkehrstoten zu reduzieren. Das halte ich für einen klaren Fall von Whataboutism. Unabhängig von der Sinnhaftigkeit von Merz’ Anliegen ginge schließlich beides gleichzeitig, denn Grenzkontrollen und Tempolimit schließen sich doch nicht aus.
Die Evidenz zum Thema habt ihr (ich verkürze stark) damit beschrieben, dass (Mod: die korrekte Aussage war „Manche sehen einen positiven Effekt, eine vom ADAC behauptet, man könne es nicht sicher sagen.“) Eure Interpretation daraus ist, „es liege ja nahe“, dass die Studien, die euer Argument stützen, sinniger sind, weil Physik. So funktioniert evidenzbasierte Argumentation nicht. Sollte sich die Evidenz tatsächlich so darstellen, könnte man auch argumentieren, es gäbe keine Beweise, dass ein Tempolimit die Verkehrssicherheit erhöht.
Mit einem Tempolimit können nicht wie insinuiert potentiell hunderte oder tausende Menschenleben pro Jahr gerettet werden. Laut Statistischem Bundesamt lag die Zahl der Verkehrstoten 2023 bei 2.839. Davon starben 302 Menschen bei 19.086 Verkehrsunfällen mit Personenschaden auf der Autobahn. Davon wiederum sind laut der selben Quelle 130 Tote auf Geschwindigkeitsunfälle zurückzuführen. Für die Autobahn ergibt sich ein Anteil von 6,5% an den Verkehrsunfällen mit Personenschäden und 10,6% der Verkehrstoten. Auf Landstraßen, auf denen es ein flächendeckendes Tempolimit gibt, starben hingegen 1.635 Personen (58,4%) bei 69.544 Unfällen mit Personenschaden (23,8%).
Damit ihr meine Kritik besser einordnen könnte, erlaube ich mir kurz einen kleinen Disclaimer dazulassen (dürft ihr auch gerne überspringen, Zeit ist wertvoll).
Disclaimer
Erstmal bin ich mit Sicherheit kein Fan von Friedrich Merz oder seinem Kuschelkurs mit der AfD, nicht das hier falsche Gedanken aufkommen. Am vergangegen Samstag bin ich das erste Mal in meinem Leben auf die Straße gegangen, um dagegen zu demonstrieren. Desweiteren fahre ich selbst kein Auto, habe mit Ende zwanzig nicht mal einen Führerschein, obwohl ich schon fast mein ganzes Leben im ländlichen Raum lebe. Ich bin also nicht der klassische Auto-Fan oder so. Trotzdem bin ich entschieden gegen ein Tempolimit auf Autobahnen, aus folgenden Gründen:
Das enorme politsche Kapital, was für ein Tempolimit eingesetzt werden müsste, ist die Sache meiner Meinung nach nicht wert. Ein Großteil des Verkehrs wäre von Tempolimit 130 garnicht betroffen (LKWs, Kleintransporter, Wohnmobile, PKW mit Anhänger etc.) und die CO2-Einsparungen auf den ca. 57% Tempolimit-freier Autobahn stehen nicht im Verhältnis. Ich halte es am Ende auch für schlicht nicht durchsetzbar, da alle Parteien rechts der SPD mit der BILD-Zeitung und dem ADAC einen Protest-Chor gründen würden, der noch die Bauernproteste in den Schatten stellen würde.
Mit fortschreitender Verbreitung von E-Autos wird der Effekt eines Tempolimits immer geringer. Und ein Tempolimit für E-Autos ist zumindest nicht mit CO2-Einsparungen zu begründen.
Durch die deutliche Erhöhung der Fahrzeit auf längeren Strecken, werden Inlandsflüge relativ gesehen deutlich attraktiver. Dies könnte schnell zu deren Ausweitung zulasten des Klimas führen. Und auch als Viel-Bahnfahrer muss ich feststellen, dass die Deutsche Bahn keine zeitgünstigere geschweige denn verlässliche Alternative ist. Insofern wäre ein Tempolimit eine deutliche Mobilitätseinschränkung ohne eine vernünftige Alternative anbieten zu können. Bei einem Inlandsflug-Verbot gilt selbiges. Andere Länder, die ein Tempolimit haben (also alle), mindestens gleich groß sind wie Deutschland und eine ähnliche Mobilität aufweisen, haben entweder ein gutes Schnellzugnetz (z.B. Frankreichs TGV oder Japans Shinkansen) oder deutlich mehr Inlandsflüge (z.B. USA oder Russland).
Die Anzahl und der Anteil der Verkehrstoten auf der Autobahn ist relativ gering (siehe oben).
Versteht mich nicht falsch, mir geht es nicht darum euch von einer Abkehr vom Tempolimit zu überzeugen. Ich wünsche mir nur, dass ihr etwas offener an das Thema herangeht, besser argumentiert …und eure Argumente - wie sonst auch - besser mit Fakten und Evidenz unterlegt.
Seit dem ich ein e Auto fahre bzw fahren muss, wünsche ich mir das Tempolimit noch mehr. Auf einer freien Autobahn ein langsameres Fahrzeug zu überholen bei gleichzeitigem sehr schnellen Verkehr geht nur, wenn man temporär Richtung Gas gibt. Das Auto kann das (>300ps) aber ist eine Katastrophe für die Reichweite, da der Bereich super ineffektiv ist. Langsamer überholen, sagen wir mit 140-150, ist tricky wenn sie von hinten mit 200 ankommen.
Daher ja zum Tempolimit, und Doppel ja zu innerorts. Unsere kleinen Kinder tun sich schwer, Autos mit 60-70 (real bei erlaubten 50) einzuschätzen. Wenn sie morgens im regen stehen, auf dem Rad sitzen und über Straßen wollen, und wir erwachsene im warmen Auto sitzen. Da brauch ich keine Statistik… Tempo 30 reicht vollkommen, und +10 als Fahrverbot. Oder wie in einigen Bereichen in USA. Fahr da morgens mal bisschen zu schnell an einem Schulbus vorbei… die ziehen dich auf der Straße raus und verpassen dir eine… zurecht…
Für mich ist klar, dass der öffentliche Raum ungerecht verteilt ist. Er gehört seit Hitler den Autos. Das ist einfach falsch. Verkehrstote, Verletzungen, Luftverschmutzung, Geräuschkulisse belasten so viele Menschen, weil einige das Recht bekommen, (meistens allein!) teilweise in unnötig großen und unnötig motoriserten Kutschen herumzufahrn. Er sollte auch den Fußgängern (insbesondere Kinder!), den Radfahren … den Menschen im Allgemeinen … gehören. Dazu gehört auch das Auto, mit Einschränkungen für Parkraum und Geschwindigkeit. Dazu gehören sichere Fuß-und Radwege und geförderter ÖPNV.
Die Statistik zeigt, dass Autobahnen sicherer sind als Landstraßen, unabhängig vom Tempolimit.
Da laufen auch üblicherweise keine Fußgänger herum.
Es geht ja darum, das Tempolimit auf den anscheinend gefährlicheren Landstraßen und in der Stadt weiter zu verringern um sie damit sicherer zu gestalten.
Also ich fahre seit der Nutzung von E-Autos (kann auch das Alter sein ) auch nicht mehr so schnell wie früher, so zwischen 120 und 150. Früher standen auf einer leeren Autobahn auch schon mal mehr als 250 auf dem Tacho.
Aber mir ist aufgefallen, dass auf den Autobahnen nicht mehr so oft gedrängelt wird wie noch vor fünf Jahren.
Meine anekdotische Evidenz: Wenn ich durch Deutschland fahre, finde ich die Aggressivität und die starken Geschwindigkeitsunterschiede auf deutschen Autobahnen sehr anstrengend und gefährlich.
Frage: halten sich die Autofahrer denn an Tempo 50?
Aus Erfahrung in Berlin kann ich dir sagen: Tempo 50 heißt Tacho 60 und Tempo 30 heißt Tacho 40-45.
Man hält sich zwar nicht genau an’s Tempolimit abr man ist schon langsamer also ohne die Herabsetzung.
Und wenn flächendeckend 30 eingeführt würde, würde halt die Höchstgeschwindigkeit von Tacho 60 auf Tacho 40 sinken, aber eben immernoch sinken.
Wenn sie es dann schaffen die Ampeln besser zu schalten muss nichtmal die Durchschnittsgeschwindigkeit merkbar leiden.
Durch das Tempolimit wurde die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50 auf 30 reduziert. Die durchschnittliche Geschwindigkeit (das war die Bewertungsgröße in der Studie), hat sich jedoch nicht um 20 km/h reduziert, sondern nur um 2-8 km/h. Heißt die Menschen sind durch das Tempolimit langsamer gefahren, aber halt nicht um 20 km/h, sondern deutlich weniger.
Für Deine Erfahrung bedeutet das, dass statt 60 bei Tempo 50, bei Tempo 30 „nur“ noch 55 km/h schnell gefahren wurde.
Das ist die Krux, das Durchschnittstempo in Berlin abseits der Stadtautobahn liegt bei knapp über 30 km/h im Berufsverkehr sogar drunter.
Das ist der eigentliche Denkfehler aller die gegen das Tempo 30 sind: die Durchschnitssgeschwindigkeit ist nicht viel höher und sinkt nur minimal durch das Tempolimit.
Brauch man das Tempolimit dann überhaupt, wenn die Leute jetzt schon nicht schneller fahren können. Ich höre das Argument immer wieder, aber es spricht doch eher gegen ein Tempolimit als dafür
Aus dem Umstand, dass in Berlin das Durchschnittstempo im Berufsverkehr um die 30 km/h liegt, zu folgern, dass ein Tempolimit generell überflüssig ist, ist eine Übergeneralisierung.
Abgesehen davon, dass es noch unendlich viele andere Fälle gibt, in denen die Geschwindigkeitsbegrenzung tatsächlich zu einer Tempominderung führt: Wie wirkt sich das auf die Autofahrer*innen aus, wenn sie an einem Ort, wo man 50 oder mehr km/h fahren dürfte, max. 30 km/h fahren können? Werden sie weniger aggressiv, machen weniger Fehler und werden allgemein zufriedener?
Es könnte sein, dass es hier ein Missverständnis gibt. Es gibt zwei Durchschnittsgeschwindigkeiten:
Deine persönliche Durchschnittsgeschwindigkeit von A nach B, bzw. allgemein die Durchschittsgeschwindigkeit mit der man sich in der Stadt mit dem Auto fortbewegt. Diese ist laut meiner Erfahrung meistens bei 25 km/h. Ich kann zwar durchaus oft 50 km/h fahren, aber nur bis zur nächsten Ampel.
In der Studie wurde die Durchschnittsgeschwindigkeit in der Tempo 50 bzw. später Tempo 30 Zone ermittelt. Der Durchschnitt bezieht sich hier nicht über eine bestimmte Strecke, sondern es ist die Durchschnittsgeschwindigkeit aller Fahrzeuge.
Sofern kein Stau ist, können die Leute jetzt ja durchaus 50 fahren. Damit sind sie selbstverständlich schneller, als mit 30. Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist dadurch ebenfalls höher. Nur täuschen wir uns dabei selber. Denn wir gehen davon aus, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit über die Strecke gebildet wird. Heißt, wenn man eine lange Strecke schnell fährt, hebt das die Durchschnittsgeschwindigkeit gefühlt am meisten an. Physikalisch ist aber wichtig, welche Zeit man mit der hohen Geschwindigkeit fährt - und diese ist, weil man schnell fährt - kurz. Daher werden höhere Geschwindigkeiten viel weniger gewichtet, als niedrigere.
Insofern würde die Durschnittsgeschwindigkeit von 25 km/h bei 50 km/h bei Tempo 30, sinken, aber weniger, als wir denken. Und auch weniger, als wir fühlen, denn mit 50 km/h kann man die E-Biker problemlos überholen, bei 30 km/h dagegen nicht mehr.