LdN 260 - FDP Erstwähler

Die FDP hat einfach gutes Marketing betrieben, eine zeitgemäße Präsenz in sozialen Medien gezeigt und hatte wie die Grünen einen relativ jungen Spitzenkandidaten. Inhaltlich hat sie jüngeren Menschen wenig anzubieten aber auf Inhalte kam es in diesem Wahlkampf ohnehin kaum an.

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Es darf nicht sein was ist. Das ist kurz gesagt, Ihre Position. Nicht wirklich konstruktiv und keine Lösung aufgezeigt.

Nochmal: Hamburg und Münster machen es vor, wie man angespannte Wohnungsmärkte entspannt; inkl. sozialem Wohnungsbau. Und Ihre Anmerkungen zu Singapur zeugen leider von Unkenntnis: Ja, die Mieten in Singapur sind hoch - wenn auch das Pro Kopf Einkommen deutlich höher ist als in Deutschland - aber der Unterschied ist, dass dort über 80% der Einwohner Wohneigentum besitzen. Hier kann man dazu einen guten Artikel in der FAZ lesen: Wie Singapur das Problem hoher Mieten gelöst hat
Dort hat man nämlich clever die Möglichkeit geschaffen, das Rentensystem mit dem Aufbau von Immobilieneigentum zu verknüpfen.

Ihre Anmerkung zu Wien ist auch nicht richtig: Studie zum Wohnungsmarkt: „Wien ist kein Vorbild“ - DER SPIEGEL

Berlin zeigt einfach deutlich was alles falsch läuft. Dazu gibt es gerade auch heute wieder einen guten Artikel in der Zeit: ZEIT ONLINE | Lesen Sie zeit.de mit Werbung oder im PUR-Abo. Sie haben die Wahl.
Und solange die Berliner weiter eine Politik wählen, die sich nicht auf Neubau und sozialen Wohnungsbau konzentriert, wird sich nichts ändern.

Ich bin ja gerne bereit meine Position zu überdenken aber ein Negieren von wirtschaftlichen Grundsätzen ohne Lösungen aufzuzeigen ist dann doch etwas sehr dünn.

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Es gibt hierzu einen recht einfach zu verstehenden Artikel auf Wikipedia: Emissionsrechtehandel – Wikipedia

Und ja, es wird Firmen geben, die dadurch in die Pleite rutschen werden. Nämlich genau dann wenn sie es nicht schnell genug schaffen ihre Emissionen zu senken und die Preise für die Zertifikate dann für sie zu hoch sind. Aber was ist die Alternative? Wir wollen ja alle, dass die Wirtschaft umgebaut wird und das 1,5 Grad Ziel erreicht wird. Man kann diesen Unternehmen aus der zB Stahlindustrie natürlich insofern helfen, als das man die Einnahmen aus dem Zertifikatehandel nutzt um diese Unternehmen bei zB Forschungsvorhaben oder Investitionen in den Wandel unterstützt.

Ähnlich soll es ja auch bei der CO2 Bepreisung laufen: Die Einnahmen werden als pro-Kopf Auszahlung an die Bürger zurückgegeben um insbesondere sozial Schwache zu unterstützen.

Beide Modelle: Der Zertifikatehandel und/oder die CO2 Bepreisung für die Industrie und die CO2 Befreiung für die Bürger macht komplett Sinn, da so am effizientesten das 1,5 Grad ziel eingehalten werden kann.

Und klar, es wird schwarze Schafe geben, die versuchen werden Emissionen nicht zu deklarieren aber das ist wie bei jedem anderen Gesetz auch, da muß der Industrie dann halt auf die Finger geschaut werden.

Spannender und deutlich kritischer ist für mich die Frage, ob Unternehmen nicht massiv ins Ausland ausweichen oder Deutschland massiv an Arbeitsplätzen durch den Strukturwandel verliert. Aber am Ende muß man glaube ich einfach mal loslegen, sonst wird das mit dem 1,5 Grad Ziel nichts und mit etwas Glück kann es tatsächlich klappen, dass die wegfallenden Arbeitsplätze durch neue in solchen Bereichen kompensiert werden, die sich mit der Bewältigung der Klimakrise auseinandersetzen.

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Falls das passiert, werden sehr viele Unternehmen sehr unruhig. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass die FDP sich dann nicht als Anwalt der Unternehmer hinstellt und im Namen der Arbeitskräfte gegen diese „unsäglichen“ Zertifikate kämpfen. Und z.B. viel mehr davon rausgeben.

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Ich frage mich, was du genau nachvollziehen kannst.

na rhetorische fragen meistens nicht ^^

Klar kann es passieren, dass irgendwann der Punkt kommt an dem die FDP die Kollateralschäden des Strukturwandels nicht mehr mitträgt, wenn es zu heftig wird. Aber das wird allen anderen Parteien genauso gehen. Sie können also „FDP“ in Ihrer Aussage durch jede andere Partei ersetzen.

Warum haben denn immer noch so viele Menschen Stillstand (CDU/SPD) gewählt? Ich denke, dass viele Angst vor den anstehenden massiven strukturellen Veränderungen haben und sich sorgen ihren Lebensstandard nicht halten zu können. Aber gibt es einen anderen Weg?

Und wieder das Gleiche: Alle Denkanstöße ablehnen und keine Lösungen aufzeigen.

Am Ende ist ja auch das Modell in Wien nichts anderes als ein Modell des sozialen Wohnungsbaus, wie er auch in unterschiedlicher Form in Hamburg und Münster praktiziert wird, und den befürworte ich ja auch ausdrücklich. Aber ohne Neubau gibt es auch keine neuen Sozialwohnungen…

Ich finde den Weg den Hamburg und Münster eingeschlagen haben sinnvoll und auch eine Wandlungsmöglichkeit der gesetzlichen Altersvorsorge in eine Immobilienfinanzierung wie in Singapur spannend. Vielleicht noch in Kombination mit einer Aktienrente. Dann wäre auch die Rente breiter aufgestellt und Risiken diversifiziert.

Wo sind Ihre Lösungen?

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Also wenn die FDP inhaltlich jüngeren Menschen wenig zu bieten hat, warum haben sie dann so viele gewählt?
Vermutlich ist doch so, dass die FDP aus Ihrer Sicht jungen Menschen wenig zu bieten hat. Sicherlich ist auch die Frage berechtigt, ob das Wahlprogramm den Jungen wirklich in Ihrem Leben zu Gute kommen wird.
Nichts desto trotz sehe ich aber schon den ein oder anderen Anknüpfungspunkt, der ggf. auch junge Menschen dazu bewegen könnte eher bei der FDP zu gucken, als bei den Grünen: Wenn man zum Beispiel die Marktwirtschaft für keine allzu schlechte Idee hält oder eben Verbote nicht so super findet.
Am Ende hat kaigallup es weiter oben wohl auf den Punkt gebracht.

Ich hätte dich wohl zitieren sollen, so wars wohl etwas seltsam.

Und ich fragte mich, was das „das“ ist, was du so gut nachvollziehen kannst, weil der Post, auf den du hier direkt antwortest, gerade in Frage stellt, dass Gamer viel FDP gewählt haben, ob nun zu Recht oder nicht, kann ich nicht beantworten.

Achso sry, stand kurz aufm schlauch.

ich kann mir gut vorstellen, dass die neoliberalen Positionen in Verbindung mit Ablehnung von pc, beführworten von internetfreiheitsrechten etc. also die fdp Plattform bei gamern insbesondere männlichen gamern sehr gut verfängt.
Das war natürlich eine zuspitzung, mir ist auch bewusst dass die szene groß und divers ist und ich kenne auch linke communities, aber so in der Tendenz vor allem auch dieser recht weitverbreitete (ich nenn ihn mal) 4chan duktus, hat an beispielen wie gamergate oder cyberpunk durchaus gezeigt, dass die community nicht die angenehmste sein kann.

Ich bekomm dass aber auch in der polit. Jugenbildung mit, wenn es um Hass rede geht, dass Hassrede oft relativiert wird mit dem verweis auf den Umgang in games. Meine Erfahrungen beim zocken waren recht divers, aber rts sind da vielleicht auch nicht so repräsentabel.

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Tut mir Leid aber das riecht für mich nach Kasse machen am allgemeinen Rentenproblem. Gerade erst hat auch der Letzte verstanden, dass die privatwirtschaftlich getragene und (fälschlicherweise) vom Staat subventionierte Riester-Rente nur die Versicherungskonzerne reich gemacht hat.

Und schon kommt die nächste Idee zur „Modernisierung“ der Altersvorsorge um die Ecke. Die Rente muss aber nicht anders organisiert werden sondern endlich vom Staat ordentlich gegen finanziert werden. Dazu gehört auch die traurige Wahrheit, dass die eigentlichen Rentenbeiträge die wir alle bezahlen so nicht ausreichen und wir beim Staat dafür einfach mehr dafür zurücklegen müssen, bedeutend mehr.

Aber erst recht sollten wir unsere Altersvorsorge nicht irgendwelchen Privatfirmen überlassen, die als AG z.B. sogar zur Gewinnmaximierung verpflichtet sind und daher entsprechend an allem mitverdienen wollen. Wie gesagt, dass konnte man ja zuletzt bei der Riesterrente deutlich sehen.

Mfg
Matder

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Den Grund habe ich doch genannt: geschickte Positionierung in sozialen Medien wie tiktok, was andere Parteien versäumt bzw. nicht so wirkungsvoll hinbekommen haben.

Und dass es natürlich auch unter jungen Leuten einige gibt, für die ambitionierter Klimaschutz und mehr soziale Gerechtigkeit keine wichtigen Themen sind, ist auch klar.

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Kannst Du das mit einer Studie unterfüttern?
Nur, weil das immer wieder behauptet wird, wird es ja nicht wahrer.
Die OECD-Studie, die ich kenne, in der Deutschland und Belgien schlecht abschneiden, geht es um Abgaben nicht um Steuern.
Die OECD vergleicht dort nur Arbeitnehmer und rechnet in der Sozialversicherung den Arbeitgeber-Anteil mit ein.

Habe jetzt mal ein Gehalt von 3.000€, Steuerklasse 4, konfessionslos, KV-Selbstanteil 1,1% und Kinder ausgerechnet:
Lohnsteuer: 396,25 €
SV-Abgaben: 1.176 €
Und die Lohnsteuer, wie jeder weiß, der schon mal eine Steuererklärung gemacht hat, lässt sich noch ansehnlich reduzieren.
Wo will site FDP da also noch groß Steuern senken?

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So.
Also ist die Frage doch eigentlich, ob es wirklich am Ratenfänger Linder bei Tiktok lag, wie hier einige zu meinen scheinen.
Oder ob es eben doch deutlich mehr junge Leute gibt,

[quote=„AndyM, post:59, topic:10086“]
für die ambitionierter Klimaschutz und mehr soziale Gerechtigkeit keine wichtigen Themen sind
[/quote], wie Du sagst.

Ich glaube ehrlich gesagt nicht, das die FDP nur aufgrund ihrer Tiktok Kampagne soviel Erstwähler überzeugen konnte. Da scheint mir diese Aussage plausibler:

Das ist ein Buzzword. Das natürlich vor allem auch deshalb funktioniert, weil man ziemlich unterschiedliche Vorstellungen in Staaten von Staatsaufgaben und Sozialsystemen hat. Wenn man jetzt Staaten mit einer langen Sozialstaatstradition und starken und vor allem auch weitreichenden Bürokratiesystemen (wie es sie in der EU nunmal gibt) vergleicht mit Staaten die das nicht haben, lässt man alle relevanten Fragen außen vor. Während man, wenn es dann wieder um andere Aspekte geht, sich darüber lustig macht, dass andere Staaten failed states wären, weil die Bürokratie nicht so ausgebaut ist oder die infrastruktur nicht funktioniert (ok vielleicht nen schlechtes Beispiel ^^). In der Gesamtbetrachtung gibt es tausende verschiedene Berechnung, was natürlich die Frage aufwirft was soll die einzelne Aufstellung aufzeigen. @hewaldes benutzt die Bezeichnung auch völlig undifferenziert zur Begründung der Notwendigkeit einer grundsätzlichen Steuerentlastung. Da er hier keine Unterscheidung in der Belastung trifft relativ zur sozial-materiellen Stellung, ist es halt schwierig zu diskutieren. Denn die einzelnen Steuerreformen entlasten natürlich die Leute nicht gleich, genauso wie es die Leute nicht gleich belastet. Das Argument baut auf Evidenz auf nicht auf einer empirisch wissenschaftlichen Betrachtung.

Bei Steuern sollte man die einzelne Steuer und Abgabe betrachten,sprich: wen betrifft sie ? welche Effekte hat sie? Für was wird sie verwendet? welche normative Steuerungsfunktion hat sie ?

Ich finds Beispielsweise zum kotzen, dass Steuerentlastungen so stark als Anreize genutzt werden für die Durchsetzung heteronormative Familienbilder ( strukturell gesehen kann auch eine Gleichgeschlechtliche Beziehung heteronormativen Vorstellungen entsprechen). Nicht missverstehen, support für Kinder und Erziehende so viel wie möglich. Aber hier gehts, ja um spezifische Familienvorstellungen. Es gibt nen haufen Steuern und Abgaben die auf veralteten und teilweise ziemlich reaktionären Gesellschaftsvorstellungen aufbauen.

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Hallo zusammen,

an dem Vorschlag der FDP eine Aktienrente einzuführen ist mir etwas Interessantes aufgefallen:
Die FDP möchte ja, laut aktuellem Wahlprogramm 2% der Rentenbeiträge in einen Aktienfond umleiten.

Dazu folgende kleine Schätzung (ich will es nicht Rechnung nennen):
(Alle Zahlen stammen vom Statistischen Bundesamt.)

Aktuell ist es ja so, dass die Rente, neben den eigentlichen Rentenbeiträgen, auch massiv aus Steuermitteln des Bundes finanziert wird. 2020 mussten dafür 97 Milliarden. Euro aufgewendet werden aus den allgemeinen Steuereinahnen des Bundes.

Jetzt ist es ja so, dass wir eine Kapitalertragssteuer haben, bei der u.A. auf Zins- und Aktien-Gewinne Steuern gezahlt werden. Davon geht grob die Hälfte an den Bund. 2020 waren das ca. 3 Milliarden €, oder 0,8 % des Bundeshaushalts (362 Milliarden Euro).

Jetzt gehe ich einfach mal davon aus, dass mit diesen Steuern aus Zins- und Aktiengewinnen anteilig alle Ausgaben des Bundes bezahlt werden. Also auch die 97 Milliarden Euro Steuerzuschüsse zur Rente. Das macht in Zahlen ca. 766 Millionen Euro, die aus der Kapitalertragssteuer in die Renten flossen.

Das heißt also, der Bund steckt bereits Zins- und Kapitalgewinne in die Rente. Also das was die FDP jetzt unter dem Namen Aktienrente fordert.

Die FDP hat also quasi schon vor den Sondierungen eines ihrer Wahlziele erfüllt. Glückwunsch! :wink:

Mfg
Matder

Na ja, die GamerGate-Befürworter kamen in Gaming-Foren wie NeoGaf und ResetEra nicht so so gut an, deswegen sind sie ja auf die Chans ausgewichen. Und ich glaube wenn man in diesen Bubbles gefangen ist, dann bleibt einem als Alternative nur noch die AfD. FDPler verbinde ich eher mit den BWL/Jura-Erstsemestern. Wenig soziale Empathie, aber sie wollen nicht gleich das ganze System abschaffen. Einer der prominentesten Gaming-Kritiker in den Medien, Dr. Spitzer, macht übrigens aktuell zusammen mit mit Ken Jebsen und Daniele Ganser den Film „Mut“, wo es um einen Schüler geht, der an 9/11 Verschwörungsmythen glaubt und dem deswegen der Schulverweis droht. Woran erinnert mich das bloß? :thinking:

Wenn die FDP in den vier Jahren Regierung zeigt, dass sie beim Thema Digitalisierung etwas bewegen kann, dann hat sie gute Chancen technikafffine Menschen bei der nächsten Wahl für sich zu gewinnen. Gibt natürlich auch noch viele andere Baustellen, die ebenfalls Zeit brauchen. Von daher hoffe ich, dass es interne Absprachen gibt, die Koalition nach 2025 fortzuführen damit nicht alle guten Ansätze und Projekte halbvollendet bleiben.

Den witzigsten Punkt finde ich: „die Schüler sind wahrscheinlich aufgrund ihrer neoliberalen / rein auf Leistung ausgerichteten Erziehung in der Schule auf FDP getrimmt.“ (Sinngemäß zitiert) Habe gar nicht gewusst, das ein Großteil der Lehrerschaft tatsächlich der FDP so zugetan ist.

Schade, dass ausgerechnet die Lage an dem narrativ von den dummen und leicht reinzulegenden jungen Erstwählern mitarbeitet und damit die Gräben zwischen den politischen Parteien, die eigentlich gut an einer progressiven Politik zusammenarbeiten könnten, vertieft. Gerade die jüngeren Personen in der FDP haben tatsächlich ähnliche Ziele wie z.b. die Grünen, bevorzugen dabei aber einfach andere Methoden. Das zu ignorieren zeugt schon von einer gewissen Arroganz

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Sie können meine Position ja gerne kritisieren aber es geht in unserer Diskussion jetzt ja um ein konkretes Problem - den Wohnungsmangel in Berlin - und ich habe deutlich gemacht, warum der Mietendeckel die Situation nur verschlimmern wird und im Gegensatz zu Ihnen Lösungen aufgezeigt. Da Ihnen scheinbar auch alle anderen meiner Vorschläge nicht gefallen und Sie die guten Ansätze aus anderen Städten, die zweifelsfrei funktionieren, abtuen, muss man schon festhalten, dass sie keine Lösungen präsentieren.

Unser Austausch verfestigt bei mir aber auch meine Meinung, warum so viele Erstwähler die FDP gewählt haben: Sie sind nämlich auf Lösungen angewiesen, da sie ansonsten die Zeche für die rot-rot-grüne Politik, hier in Formen von weiter massiv steigenden Mieten oder dem Verfall von Wohnraum, zahlen werden müssen. Macht aus meiner Sicht komplett Sinn.