LdN 240: Klimaschutz muss nicht wehtun

Verboten ist es aber zum Glück auch (noch) nicht. Zudem könnte beispielsweise die Umstellung auf Wasserstoff in Zukunft „sauber(re)es“ Fliegen ermöglichen.

Das hoffe ich sehr! Idealerweise mit grünem Wasserstoff…

Ist gar nicht so schwierig. :wink: Man kann das Geld z.B. in größere Photovoltaikprojekte investieren. Das ist dann nicht das eigene Dach, aber ein anderes. Das eigene Dach reicht sowieso nie, weil man pro Nase ca 150m² für seinen Energieverbrauch benötigt. Ohne Speicher und Umwandlungsverluste.

PS: Wollte dich nicht persönlich angreifen.

Ich versuchs anders: Wollen wir Klimaschutz so weit es geht marktwirtschaftlich regeln (ohne Verbot z.B. von Flugreisen), dann kostet Australien hin und zurück sagen wir 15.000 € (nämlich nicht nur das CO2 eingerechnet sondern eben die Rückstände in den hohen Luftschichten = 4 * CO2 und der Ressourcenverbrauch der Infrastruktur für die Luftfahrt). Dann wird man nicht das Pensum, wie du es für „normal“ hältst, fliegen können. Der Markt würde das prima regeln. Oder sind das „Härtefälle“, die mit Steuergeld aufgefangen werden sollen?

Fliegen ist ein extremer Luxus, den sich die reichen Staaten und die Eliten der armen Staaten leisten auf Kosten der Zukunft überhaupt und auf Kosten der nicht privilegierten 90% der Menschen, die nie ein Flugzeug betreten werden. Wie willst du das rechfertigen?

Fliegen ist kein Grundrecht und kein Gewohnheitsrecht (so wie das praktisch argumentiert wird recht oft, siehe deine Punkte). Ich kann mir vorstellen, dass die Luftfahrt etwa auf das Niveau der 50er schrumpfen müsste um noch verträglich zu sein. Und wie gesagt, das wäre kein Verlust an Lebensqualität, vielmehr ein Gewinn. Die Bewegungsfreiheit und Reisefreiheit wäre ungehindert, nur dass die Entfernungen wieder auf ein vernünftiges Mass schrumpfen würden.

Dass die reichen Staaten auch noch vom brain drain der armen Staaten profitieren, zudem die armen Menschen kommen lassen, um sie die Drecksarbeit machen zu lassen, ist ein doppelter Skandal. Und dafür brauchen wir die Fliegerei?!

Extreme Position? Nein! In ein paar Jahren oder Jahrzehnten wird diese Position allgemeine Ansicht sein, so wie jetzt es allgemeine Ansicht ist, dass der Sklavenhandel ein Menschheitsverbrechen war, während man zu der Zeit mehrheitlich glaubte, das wäre schon in Ordnung, bzw., dass es gar nicht anders ginge (wer soll denn die Baumwolle pflücken und das Zuckerrohr hacken?).

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Ernsthaft? Ich glaube eher dass in wenigen Jahren die technischen Fortschritte die Mehrkosten, die evtl durch umweltschützende Maßnahmen entstehen, kompensieren werden und Flüge weiterhin für die breite Masse der Bevölkerung erschwinglich bleibt. Und das muss auch das Ziel sein! Internationaler Tourismus, von dem zahllose Menschen profitieren, und interkultureller Austausch sind nur möglich, wenn Distanzen überwindbar bleiben.

Ich möchte hier im Thread auf einen wichtigen Aspekt beim Klimaschutz über einen CO2-Preis mit Klima-Dividende hinweisen:

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Der zusätzliche Stromverbrauch bzw. benötigte Strom wurde ja auch in der Lage erwähnt und ist ein nicht zu vernachlässigender Faktor. Sparen alleine reicht da nicht, wenn die Grundmasse fehlt. Ich wurde diesbezüglich auch auf den Boden der Tatsachen geholt. Ich heize mein Haus seit 1,5 Jahren, also 2 Wintern, mit Ökostrom. Aus dieser Erfahrung will ich mal zwei Aspekte teilen, weil sich die Diskussion so oft um Flugreisen und Autofahren dreht. Aber wie hier schon angemerkt wurde, ist das ja bei weitem nicht alles.

  1. Weh tun - Kosten: Wenn der Stromverbrauch im Winter pro Monat(!) plötzlich höher liegt als vorher im ganzen Jahr(!), dann tut das schon erstmal weh. Die Differenz zwischen Ökostrom und Billigstrom ist dann auch keine kleine Summe mehr. Ich ziehe das trotzdem durch, weil mir der Ökostrom wichtig ist und weil sich das ganze Stromheizen unterm Strich dennoch rechnet, weil die Anschaffungskosten für ein komplettes Heizsystem (was es in meinem Haus bisher nie gab), eine 5-stellige Summe bedeuten würden. Dafür kann ich wieder ein paar Winter heizen. Stattdessen habe ich gelernt mit einer Grundtemperatur von 15-16 Grad zu leben und den Rest mit warmer Kleidung, Wolldecke, Wärmflasche und Tee bzw. Suppe auszugleichen. Der Körper gewöhnt sich an mehr als man denkt :slight_smile:
    Weh tun - Lebensqualität: Interessanterweise haben mich bisher aber selbst meine überzeugtesten „ich fahr nur Fahrrad, reise mit der Bahn und esse nur Bio-Produkte“-Freunde ausnahmslos gefragt, ob ich nicht doch lieber auf Gas umstellen will. Und besuchen wollen sie mich alle lieber im Sommer, weil es ihnen bei mir zu kalt ist (obwohl ich für Besuch großzügig auf 18 Grad hochheize, was im Frühling alle in T-Shirts in die Parks treiben würde :wink: ). Ich will niemanden davon überzeugen, bei 16 Grad zu leben, aber beim Thema Heizen merke ich, dass dann doch lieber mehr Öl oder Gas getankt wird, als auch nur auf ein Grad im Wohnzimmer zu verzichten und sich stattdessen wärmer anzuziehen (zumindest die „normal betuchten“, die sich das Heizen leisten können). Heizen findet in der Klimadiskussion meist nur statt, wenn es um Gebäudeisolierung geht. Dass man aber alternativ oder zusätzlich die Heizung runterdrehen kann (auch als Mieter*in), ist den meisten schlicht zu unbequem. Nach meiner Erfahrung aus den letzten 2 Wintern stehen wir da im Diskurs noch dort, wo das Thema Autofahren oder Flugreisen vor 15 Jahren war.

  2. Ökostrom im Winter: Das größte Manko an meinem Heizsystem ist, dass ich den Strom nicht selbst produzieren kann. Unabhängig von ungünstigen Standort des Hauses ist mein Hauptproblem, dass ich im Sommer, wenn ich Sonnenstrom produzieren würde, einen Stromverbrauch von täglich rd. 2 kWh habe (also viel zu wenig, dass sich Solar/Photovoltaik rechnen würde), in den dunkelsten Wintermonaten aber einen täglichen Verbrauch von rd. 30 kWh (also viiiiiiel zu viel). D.h. um meinen eigenen Strom zu nutzen, müsste ich den Sommerstrom speichern können. Das ist alles meines Wissens für den Privatmensch technisch noch nicht akzeptabel ausgereift. Im ersten Winter habe ich mich immer damit getröstet, dass sich irgendwo ein Windrad nur für mich dreht. Mittlerweile habe ich verstanden, dass das nur Träumereien sind. Im Winter gibt es viel zu wenig Ökostrom. Ich treibe mit meinem Heizverhalten zwar den Ökostromanteil übers Jahr gesehen etwas nach oben. Wenn es im Winter kalt ist, springt für mich aber trotzdem erstmal irgendwo ein Braunkohlekraftwerk an, damit ich es „warm“ habe :frowning: Würden also alle auf „klimafreundliches“ Stromheizen umstellen, wäre das im Winter aktuell ein ökologisches Desaster.

(Und damit niemand denkt, ich wäre eine „Heilige des Klimawandels“: Ich hasse Bahnfahren und kompensiere mein schlechtes Gewissen diesbezüglich mit meiner Stromheizung :wink: Klimaschutz tut halt jedem woanders weh.)

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Ein Beitrag wurde in ein neues Thema verschoben: Klimaschutz und Milchvieh

Macht die Kompensation Prozentual und der Arme bezahlt Anteilhaft soviel wie der Reiche. Problem gelöst. Der Arme zahlt dann 50€ mehr für den Flug, was er noch verkraften kann und der sehr Reiche z.b. 1000€. Natürlich auch beim Flug mit dem Privatjet. Alle glücklich und keiner wird benachteiligt. Ist halt nur mehr Aufwand das „fair“ zu gestalten. Was zählt zu Einkommen/Vermögen z.B.

Ich hoffe das auch. Ich bin aber nicht ganz so sicher, dass es so sein wird.
Bei allem Optimismus sollten wir aber versuchen, Wollen und Prognose nicht zu verwechselt oder zu vermischen.
Wenn @rlinner diese Prognose nicht teilt, heißt das ja nicht, dass er nicht auch für interkulturellen Austausch ist.

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Das Problem ist erst gelöst, wenn dadurch auch weniger geflogen wird. Wenn es nur teurer wird aber dies sozialverträglich abgefedert, und jeder weiter munter fliegt, ist nichts gelöst…

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Kannst Du mal erklären, was du da für ein Heizsystem hast? Da scheint ja irgendwas im Argen zu sein, dass du ein Vielfaches mehr zahlst. An den 3 Cent mehr für Ökostrom kann es ja kaum liegen.
Gruß Martin

Oder wenn das Geld komplett in die Forschung geht für klimafreundliche Antriebe zu entwickeln und weiter zu fördern. Es muss ja nicht fliegen sein aber das die Entfernungen auf der Welt keine Rolle mehr spielen hat zur Völkerverständigung verdammt viel beigetragen. Rassismus ist z.b. da am größten, wo das Fremde das Unbekannte ist. Und wenn wir die Welt mit einem Hyperloop ähnlichen System durchziehen welches mit Ökostrom betrieben wird. Entfernungen müssen weiter schrumpfen und nicht wieder größer werden. Nicht das Fliegen ist das Problem sondern der Antrieb der genutzt wird. Und einfach jetzt hinzugehen und es nur einer privilegierten Schicht noch zu ermöglichen zu fliegen sehe ich als den falschen Ansatz.

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Viele der Argumente hier gehen um privaten Verzicht. Ich halte es für wichtig, auch hier einen Beitrag zu leisten und darauf zu achten (Ernährung, Heizen, Strom, Reisen), da dies auch ein politisches Statement ist. Letztlich halte ich es aber für ausgeschlossen, dass man durch persönlichen Verzicht dem Klimawandel begegnen kann. Dies wird immer nur eine Randerscheinung sein, genauso wie der BIO-Konsum nur wenige Prozent ausmacht. Nur wenn der Grundstandard und die gesetzlichen Rahmenbedingungen ein klimagerechtes Verhalten verlangen, kann das gelingen. Bisher hat es persönlich direkt nur Vorteile, lange Reisen anzutreten (bis auf ein schlechtes Gewissen, was man nicht in einem Großteil der Bevölkerung erwarten kann), und bei vielen Entscheidungen ist das letzte Kriterium der Preis, da man die weiteren Folgen nicht unmittelbar sieht. Daher halte ich auch den CO2-Preis für den entscheidenden Hebel.
Mein Menschenbild geht ihr inzwischen von einer grundsätzlich egoistischen Haltung ab einer gewissen Gruppengröße aus (viele positive Einzelfälle ausgenommen, aber dies sind eben Ausnahmen). Hierbei beziehe ich mich auf Lobbyismus, Korruption, etc… Nur ein Rechtsstaat mit klaren Regelungen kann hier entgegen wirken. Und so kann es auch beim Klimaschutz nur über staatliche Regelungen gehen, nicht über die private Entscheidung, freiwillig mehr Geld zu zahlen. Womit ich nicht sagen will, dass das nicht auch schon vor den staatlichen Regelungen ein wichtiger Schritt ist.

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Erst, wenn die Forschung auch erfolgreich war und sich im Markt durchgesetzt hat.

Trotzdem muss man unterscheiden zwischen Massentourismus und Völkerverständigung. Massentourismus trägt zur Völkerverständigung wohl wenig bei und hat viele andere negative Nebenwirkungen.

  1. das ist doch jetzt schon der Fall oder wie viele Touristen aus Afrika oder Kambodscha haben wir hier in Deutschland???
  2. das ist auch nicht das Regierungsziel, m.E. Aber wahrscheinlich der unvermeidliche Effekt, solange nicht alle Probleme der Emissionen von Reisen gelöst sind.
  3. und nochmal: der Massentourismus ist schon im jetzigen Maßstab so schädlich für die Ziele (s. Z.B. Rom, Venedig, Dubrovnik, Lissabon etc.), dass eine weitere Demokratisierung m.E. alles andere als wünschenswert ist.

Edit: redaktionell

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Als Meinereiner noch kleiner war waren Autos Mal Luxusgegenstände und die Familienfernreise einer 4 köpfige Familie mit dem Zug die Regel.

Hinzukommt, das nach den Berichten meiner Mutter, wir Kinder im Zug viel einfacher zu beschäftigen waren als bei den vielstündigen Autoreisen die wir später unternommen hatten, als wir einen PKW zur Verfügung hatten.
Schlicht und ergreifend aufgrund der Tatsache, dass auch meine Eltern Zeit hätten und nicht angeschnallt auf die Straße starren mussten.

Da man es aber heutzutage für Lebensqualität hält statt frei beweglich im Zug sich Zeit mit den Kindern nehmen zu können, diese vor einem Tablet zu parken und festgeschnallt auf die Straße zu starren ist natürlich die Aussicht einer Ziffernreise ein großes Abenteuer geworden.

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Mal eine Frage, die mich schon länger umtreibt: wenn der CO2-Preis sozial ausgeglichen wird, wird dann nicht auch die Steuerungswirkung aufgehoben? Dann kann sich ja jeder wieder alles leisten und es gibt keinen Grund, auf schädliches Verhalten zu verzichten. Oder?

Hallo ChristianF:
Nicht unbedingt.
Die Idee ist ja, das insbes. perspektivisch Produkte eine realsistsichere Bepreisung im Sinne ihres Umweltschadens haben.
Wenn also plötzlich Fleisch als Beispiel* auf Grund der Einpreisung der CO2-Äquivlente doppelt so teuer ist, ist es plötzlich ein realistisches Geschäftsmodell vegetarische Fleischersatzprodukte die weniger Co2-Preis belastet sind anzubieten.
Es ergibt sich eine deutlich größere potentielle Kundengruppe, weil Menschen die wenig Einkommen auch mit Rückerstatten CO2 Preis auf ihre Ausgaben achten und zu günstigen Fleischersatzprodukten greifen.

‚*‘ Fleisch ist vermutlich eigentlich kein besonders gutes Beispiel weil es ja im wesentlichen ein Methan und kein CO2 Problem ist, aber ich finde es erklärt meine Idee vielleicht einfacher als irgendwelche Baumaterialien oder Autos :wink:

edit: Aber natürlich ist noch viel Interessanter als das Verhalten der Endverbraucher das Verhalten des produzierenden Gewerbes: Wenn Du auf eine Produktkomponente eine stark steigende Abgabe zahlen musst schaust Du schon fünf mal hin ob Du diese Komponente irendwie ersetzt bekommst das Du die Abgabe nicht mehr zahlen musst

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Nein, denn wenn ich mich anstrenge und wenig CO2 erzeuge, spare ich mir den Preis dafür und kriege trotzdem den Pauschalbetrag zurück, der an alle entsprechend Bedürftigen ausgeschüttet wird. Also habe ich am Ende mehr in der Tasche als wenn ich nicht gespart hätte.

Wir haben eine Gastherme in der Mietwohnung. Mit Vattenfall kostet das im Fall von etwa 70qm Fläche etwa 41 Euro im Monat, mit dem 100%-Biogas-Tarif von Naturstrom den wir haben sind es 101 Euro.

Dafür ist dann aber eben auch kein Erdgas dabei sondern das Gas stammt nur aus Rest- und Abfallstoffen.