Den Hinweis über die Finanzierung der „kirchlichen“ Krankenhäuser, Kindergärten usw. finde ich wichtig. Obwohl wir diese Einrichtungen zum großen Teil über Steuer finanzieren, werden dort die Doktrin der jeweiligen Kirche vermittelt und die Mitarbeiter müssen die moralischen Regeln der jeweiligen Kirche einhalten. Die Tarifbindung wird ausgehebelt, Streikrecht eingeschränkt.
Interessant ist, dass Gerichte diese Zustände legitimieren.
Ebenso ist es interessant, dass selbst die Vermittlung religiöser Vorstellungen (in anderem Kontext würde man von Indoktrination sprechen) aus dem allgemeinen Steueraufkommen finanziert wird. Theologielehrstühle werden vom Staat finanziert, obwohl dort Lehrmeinungen vermittelt werden, die nicht unbedingt dem Grundgesetz entsprechen (z.B. Recht auf Schwangerschaftsabbruch). Zumindest die katholische Kirche ist eine völlig hierarchische, auf autoritärer Gehorsamsforderung beruhende Institution, deren Personal vollständig weisungsgebunden ist. Und sollte ein/e ProfessorIn die kirchliche Lehrbefugnis verlieren, richtet der Staat eine neue Professur ein, damit wieder die offizielle Lehrmeinung verbreitet werden kann, während gleichzeitig die alte Professur bestehen bleibt. Gut ist das natürlich für deren Inhaber, der/die nicht den Verlust allen Einkommens befürchten muss. Was aber passieren kann, wenn man sich als ehemaliger Lehrstuhlinhaber auch noch von der Kirche abwendet, die Glaubensgemeinschaft verlässt, zeigt das Buch „Herren und Knechte der Kirche“ von Hubertus Mynarek, der seine persönliche Verfolgung durch die kirchliche und weltliche Justiz dokumentiert.
Eigentlich ist es uns klar, dass Kirche und Staat in einer Interessengemeinschaft der Herrschaftssicherung verbunden sind. Wir verstehen intelektuell, dass die kirchliche Moral auch der Rechtfertigung der weltlichen Herrschaft dient (solange die wieder den Interessen der Kirche dient). Nur das Ausmaß der Beeinflussung ist uns nicht wirklich klar. Programmbeiräte, Lehrplankommissiionen, Rundfunk- und Schulbeiräte, in den Parteien direkt, aber auch mit „Botschaften“ in Berlin, mit dem Angebot von Gottesdiensten im Parlament selbst. Überall sind Vertreter der institutionalisierten, christlichen Religion präsent und machen ihren Einfluss geltend.
Ist es da verwunderlich, dass die Staatsanwaltschaft davor zurückschreckt, kirchliche Archive zu durchsuchen? Ist es verwunderlich, dass die Politik davor zurückschreckt, endlich die Zahlungen nach Maßgabe des Reichsdeputionshauptschlusses von 1803 einzustellen, die den Kirchen für den Verlust linksrheinischer Herrschaftsgebiete zugestanden wurden - wir zahlen immer noch, im 21. Jahrhundert!.