Ich will mich an einem weiteren Blickwinkel mal versuchen, da mir da noch Aspekte fehlen.
Die erste Frage, die sich mir bei der Diskussion stellt, ist, wieviele der abgebrochenen Schwangerschaften könnten denn vermieden werden? Denn unabhängig von der Rechtslage und den Umständen, ist ein Schwangerschaftsabbruch ein medizinischer Eingriff und psychologisch alles andere als einfach. Wenn ich mir ansehe, dass Frauen heutzutage ziemlich selbstbestimmt in der Entscheidung sind, ob und wann sie schwanger werden wollen, ist das Potential ungewollte Schwangerschaften zu vermeiden eigentlich relativ groß. Anders gesagt, wenn eine Frau schwanger wird, obwohl sie das gar nicht möchte, ist etwas „schief“ gelaufen (von nicht Verhütet, Verhütung hat nicht geklappt…). Wichtigster Ansatz ist von daher aus meiner Sicht die Prävention, z. B. mehr Aufklärung.
Zur Diskussion selbst. Die Frage ist eigentlich Rechte Embryo vs. Rechte der Frau. Sehr viele Argumente beziehen sich jedoch auf Emanzipation, Selbstbestimmung von Frauen, Bevormundung oder die Nachteile der Erziehung von Kindern in unserer Gesellschaft, insbesondere als Alleinerziehende. Das sind alles valide Argumente und Probleme in unserer Gesellschaft, aber um ehrlich zu sein, haben die mit dem Thema nur indirekt zu tun. Wenn diese Benachteiligungen nicht da wären, wäre die Welt besser, aber er gäbe die Abtreibungsdebatte immer noch.
Dieser Punkt ist aus meiner Sicht auch das was Ulf als emotional bezeichnet hat. Was aus meiner Sicht dahinter steht ist, dass eine Frau eine ungewollte Schwangerschaft kaum verheimlichen kann und diese oft zu einer gesellschaftliche Blosstellung/Ächtung führt. Wenn ich eine Frau in so einer Situation wäre, hätte ich sehr gerne die Möglichkeit mich aus dieser Situation mit einer Abtreibung zu befreien und das möglichst einfach. Das ist aus meiner Sicht ein Grund, warum das Thema so aufgeladen ist.
Grüße
Florian