Landtagswahlergebnisse Sachsen und Thüringen

Mmm, bin selbst nicht sicher.
Aber es geht ja nicht allen schlecht und dennoch gibt es wohl ein grundlegendes Unzufriedenheitsgefühl.
Ich habe im Podcast neue Zwanziger Clips von Interviews gehört. Da war ein Mann dabei, der hat seine Meinung gesagt, aber es war ganz schwer zu verstehen, was er überhaupt meinte. Nur unzufrieden war er, das konnte man hören. Obwohl er irgendwo ganz idyllisch im eigenen Obstgarten saß. Ist aber nur anekdotisch.
Ansonsten denke ich, dass Rassismus in der deutschen Gesellschaft extrem verbreitet ist. Wir alle haben verinnerlichte Muster. Manche mehr, manche weniger. Aber vor allem: Manche reflektieren und manche nicht. Siehe Gilda Sahebi, Wie wir uns Rassismus beibringen

Bei einigen gibt es das sicherlich. Aber Steffen Mau hat im Interview auch gesagt, dass die persönliche Lebenszufriedenheit im Osten mittlerweile recht hoch und schon sehr nahe am Westniveau sei. An der persönlichen Lebenssituation kann’s also nicht liegen.

Dass es das auch gibt, bestreite ich nicht.

Okay, gehen wir mal davon aus, dass es diese Leute, die eine diffuse Unzufriedenheit verspüren, aber selbst nicht die Gründe dafür nennen können, gibt. Das unterscheidet sich dann doch sehr von jenen, die als konkreten Grund für ihre Unzufriedenheit „zu viele Ausländer“ angeben.

Beispielhaft mal folgendes Datum:

Fast 39 Prozent glaubten, Deutschland sei „im gefährlichen Ausmaß überfremdet“.

Diese Leute wissen, was ihnen stinkt. (Ohne dass ich solche Einstellungen in irgendeiner Weise rechtfertigen oder verharmlosen will.)

Das spricht auch für deine Annahme der Verbreitung von Rassismus.

Es gibt ja verschiedene Rassismustests, z. B.:

https://implicit.harvard.edu/implicit/germany/takeatest.html

Zumindest beim impliziten Assoziationstest (IAT) wird man sicher extrem hohe Werte für Rassismus in der Gesellschaft finden. Und auch bei Tests, die rassistische Stereotype abfragen, wird man wahrscheinlich eine große Mehrheit von Menschen, die irgendwie rassistisch sind, finden. Ich würde mich da selbst gar nicht ausschließen.

Doch es gibt nicht nur Stammhirnimpulse, sondern auch höhere Hirnfunktionen mittels derer sich der eigene Rassismus ‚zähmen‘ lässt.

Reflektieren gehört sicherlich zu den erfolgversprechenden Gegenmaßnahmen.

Da würde ich aber sagen, es gibt Menschen, die sich freiwillig bemühen, und es gibt Menschen, die ihren Rassismus nicht reflektieren wollen. Zu Letzteren gehören m. E. typischerweise AfD-Wähler.

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Enttäuscht, und akzeptieren, dass nur eine AFD mit 50%+X in der Lage sein wird, ihre Position zu vertreten.
Sie können also darauf hoffen, dass es eines Tages dazu kommt oder wählen eine Partei, die für sie zumindest teilweise akzeptable Politik macht.

Die wichtigere Frage ist doch, was sie nächstes Mal wählen werden, wenn die AFD die Chance bekommt, Politik für ihre Wähler zu machen.

Wenn ich mir Interviews mit oder Berichte über AfD-Wähler, Klimawandelleugner, Corona-Leugner, Putin-Freunde, etc. anschaue, dann fällt mir etwas auf, was Politiker nicht sagen (dürfen) und Jpurnailsten auch leider zu selten sagen: die meisten dieser Menschen sind unfassbar dumm! Ich glaube, dass das wirklich unterschätzt wird. Bestenfalls haben sie intellektuell vor der Komplexität der Probleme resigniert und wählen den, der am lautesten sagt: alles wird gut! Damit kann man natürlich kein Land führen, nur bis die das merken (wenn überhaupt) ist es zu spät. Ich sage schon seit über 20 Jahren , das man in einer Demokratie mit den Zumutungen einer notwendigen Klimapolitik keine Wahlen gewinnen kann. Ich habe leider auch keine Lösung, es ist sehr frustrierend, aber im Grunde genommen zerstören diese „Dummen“ die Demokratie und die Zukunft unserer Kinder. Bei den existenziellen Problemen vor denen wir stehen, stellt sich für mich wirklich die Frage, ob man mit einer lupenreinen Demokratie weiter kommt oder nicht vielmehr sowas wie einen Führerschein für Wähler einführen müßte oder eine Meritokratie oder was anderes. Die Menschen sind einfach in großer Zahl nicht bereit sich den Problemen die wir haben zu stellen. War es nicht die „Lage“, in der ich mal gehört habe, dass sich der Durchschnittsdeutsche 10 Minuten/Tag mit Politik beschäftigt und da die Tagesschau schon dabei ist? Da bleibt einem dann gar nichts anderes mehr übrig, als einfache Lösungen zu favorisieren.

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Self-fullfilling prophecy? Issue-ownership? Bandwagon effect?

Mehrheitlich unzufrieden sind neben Anhängern der AfD (100 Prozent), des BSW (98 Prozent) sowie der Union (91 Prozent) mittlerweile auch die Anhänger der Regierungsparteien Grüne (54 Prozent) sowie SPD (63 Prozent).

Derweil die FDP:

Ein wesentlicher Teil der Landwirte ist radikalisiert:

Die Zeit hat noch ein ganz gutes FAQ zu den Landtagswahlen:

Ganz interessant ist noch:

Ist denen nicht klar, dass, wenn es nach der Afd geht, sie keine Zahlungen mehr aus der EU bekommen? Aber soweit denkt der Bauer vermutlich nicht.

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Wieso ist wie der britische Bauer der für den BREXIT gestimmt hat und sich jetzt beschwert, dass er keine billigen Erntehelfer aus Osteuropa mehr bekommt.

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Sozial nicht besonders gut gestellte Menschen haben auch jahrzehntelang mit weit überwiegender Mehrheit Parteien gewählt, die den Sozialstaat abgebaut, Renten gekürzt, öffentliche Infrastruktur privatisiert, enorme Mietsteigerungen zugelassen haben etc. Dass Menschen gegen ihre objektiven Interessen wählen und abstimmen, ist beileibe kein Alleinstellungsmerkmal von AfD oder Brexit. Es dürfte m. E. schwer sein, Menschen mit diesem Argument davon abzuhalten, AfD zu wählen.

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Bildung hilft dabei auch nicht. Am Besten finde ich, wenn die Einleitung in Ruhe Diskussion beginnt mit „ich bin Akademiker“, um dann auch nach Hinweis der Diskussionsteilnehmer den aktuellen wissensstand in der Biologie zum Thema Geschlecht vollständig zu ignorieren. Also, es geht auch mit Bildung sich seine eigene Welt zu schaffen.

Der dreht aktuell völlig frei uns sieht seien Chance zur Machterfüllung gekommen. Den neuen Bart hat er sich nicht umsonst wachsen lassen: „Das ist unser Land“…„Ist es auf Dauer sinnvoll, dass jeder gegen unser Land klagen kann. Muss nicht die Politik entscheiden, wer herkommt. Nicht die Gerichte sollen entscheiden, die Politik soll sagen, wer herkommt. Wir müssen das Asylrecht ändern“

Mir hat eine wichtige Sache bei der Analyse - gerade bei der letzten Lage - der Wahlergebnisse gefehlt. Ich komme selbst aus den neuen Bundesländern und betreibe gerne meine eigene Recherche, wie die Ergebnisse zusammenkommen.

Gefehlt hat der Fakt, dass Russland (bzw. die Sowjetunion) jahrzehntelang der große Bruder war. Man ist dorthin gereist, man hat Handel getrieben, es kamen viele bekannte positive Dinge von dort, man sprach/spricht die Sprache und man kennt viele Menschen aus den Ländern der SU, allen voran aus Russland.

Nun ist auf einmal Russland der erklärte Feind. Es werden über Nacht viele Waffen gegen Russland geliefert und es wird öffentlich nicht einmal der Versuch unternommen, mit Russland friedlich zu verhandeln. Da fühlen sich viele vor den Kopf gestoßen.

Jetzt mögen sich alle Menschen aus den alten Bundesländern einmal vorstellen, dass genau das über Nacht mit den USA passiert. All die Menschen unserer Gastfamilien & Freunde sollen auf einmal mit unseren Waffen angegriffen werden? Undenkbar, oder?

Ich will hiermit keinesfalls die bundespolitischen Entscheidungen bewerten. Ich möchte lediglich den Perspektivwechsel darstellen. Denn genau der fehlt sehr, sehr oft in der Bundespolitik, in den Medien und leider auch in der Lage.

Ja, weil einige Politiker ausserhalb der NSDAP die Notstandsgesetze mit unterstützt haben.
Aus diesen Fehlern kann und sollte man ja lernen.

Ich würde mich wohler fühlen, wenn die AfD in eine Koalition mit der CDU eingebunden würde - im Gegensatz, dass irgendwann die AfD eine absolute Mehrheit hat.

Zu dem Thema der starken AFD in Sachsen und Thüringen ist mir letztens ein Gedanke gekommen den ich gerne diskutieren möchte. Gleich vorweg ich bin kein Experte auf dem Gebiet, entschuldigt mich also wenn es vielleicht zu einfach gedacht ist.

Könnte man nicht, politisch und medial, das Narrativ schaffen, dass die stärkste Partei auch den Auftrag zur Regierungsbildung hat.
Wenn dann alle verfassungstreuen Parteien zwar verhandeln aber nicht mit der AFD zusammen arbeiten, könnte man dan Spieß umdrehen. Dann kann sich Herr Höcke nicht mehr auf seine These stützen „die da oben bekommen nicht gebacken“ und deren Wähler müssten sich mal ernsthaft mit dem Inhalt auseinandersetzen. So könnte man die AFD entzaubern ohne ihr eine Regierungsverantwortung zu geben.
Das würde zwar viel Disziplin der Parteien und eine einfache aber bestimmte Kommunikation, wieso die Punkte der AFD unverhandelbar sind, bedürfen, wäre aber eine Taktik die AFD zu zwingen von Populismus zu inhaltsbasierter Kommunikation zu wechseln (ich denke dabei können die nur verlieren).

Auf dem Weg sind zwar Neuwahlen unausweichlich aber mit der Chance einer entzauberten AFD

Steffen Mau sagte im Podcast Hotel Matze noch, dass die in den alten Bundesländern verbreiteten Zeitungen in den neuen kaum verfügbar seien. Sie werden dort nicht gelesen.
Seitdem ich das gehört habe, frage ich mich, was dort gelesen wird.

Das macht es der AfD natürlich auch irgendwie leicht mit ihrer taktischen Omnipräsenz und Tiktok-Redemitschnitten.

Ich verstehe den Vorschlag glaube ich nicht ganz. Genau das bahnt sich doch gerade an: Die halbwegs vernünftigen Parteien versuchen, eine Koalition zusammenzubekommen. Aber inwiefern „entzaubert“ das die AfD und aus wessen Perspektive?

Wieso denn lesen, wenn es auch kurze bunte Filmchen gibt? Die wirken doch viel besser, vor allem wenn es um Emotionalisierung geht und nicht um Information

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Wenn Donald Trump die nächste Wahl gewinnt und dann in Mexiko einmarschiert, weil er dort ein Nazi-Regime wittert und unter der Führung Brasiliens eine Allianz geschmiedet wird, um Mexiko zu unterstützen, hätte ich kein Problem damit.
Interessanterweise stört es ja anscheinend niemanden, dass der ukrainische Bruder im Moment von seinem größeren Bruder verhauen wird und zwar so, dass er vermutlich bald nicht mehr aufsteht.
Man stelle sich vor, die DDR hätte keine Wiedervereinigung hinter sich und wüsste sich nicht in der Bundesrepublik sicher - ich glaube, dann würde die Solidarität mit dem großen Bruder auch anders ausfallen.

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Hier der Podcast:

Feine Sache! Danke für den Tipp.