Leider ist das etwas, was man befürchten muss, schaut man sich den Stimmenzuwachs der AfD über die letzten 10 Jahre an. Aus Sicht der AfD trotz „Brandmauer“ eine Erfolgsgeschichte.
Wie will man dann mit einer solchen Regierung umgehen. Da wäre mir eine Regierungsbeteiligung mit der CDU als Korrektiv fast lieber. Und wie gesagt, viele Dinge, die die AfD verspricht, wird sie nicht umsetzen können, und das sollten die Wähler einmal sehen.
Und wenn die SPD sich weiter wie bisher um den Absturz in die Bedeutungslosigkeit bemüht, braucht man gar keine 50% der Wählerstimmen, um 2029 die Mehrheit der Parlamentarier zu stellen, denn dann liegt die SPD unter der 5%-Hürde.
Blöd auf’m Bau, abwechselnd mit der BZ (zumindest im Großraum Berlin)
Weil die tollen Wochenmagazine Spiegel und Focus leistet man sich nur, wenn sie gerade mal wieder Storys über den Osten bringen und das aber auch nur um festzustellen inwieweit das Geschriebene mit dem eigenen Erleben nicht übereinstimmt
Und ansonsten halt sowas wie MOZ, MAZ, DNN wenn man schon was an seriösen Zeitungen bevorzugt.
Das müssen sie ja auch nicht. Es reicht, wenn sie ihre Lügen unters Volk bringt und ein Klima der Angst erzeugt. Man hat ja AFD-Bürgermeister und Landrat und kann sehen, wie weit sie sich da entzaubert haben (und kein einziges ihrer Wahlversprechen eingelöst).
Dass dein Argument nur dadurch sinnvoll klingt, dass es vollkommen die Realität verzerrt, ist entlarvend. Es passiert nicht über Nacht. Es sollen nicht alle Menschen in Russland mit unseren Waffen angegriffen werden.
Wenn die gleiche Situation „andersrum“ eintrifft, dann wäre das ungefähr so:
Die NATO zerbricht 2025. Ich habe trotzdem noch positive Assoziationen mit den USA, die ja richtungsweisend für die NATO waren. Jetzt wandeln sich die USA in den nächsten 30 Jahren nicht zum Positiven sondern werden ein autokratisches, ultra-nationalistisches Unrechtsregime.
Diese USA destabilisiert seinen Nachbarn Kanada (Grund: die sind nämlich von ausländischen Mächten fremdgesteuert, unterdrücken die amerikanische Sprache und amerikanisch Menschen und überhaupt gab es Kanada nie wirklich, das was immer schon Teil der USA.)
Dann das undenkbare: die USA besetzen Nova Scotia, vertreiben Kanadier und halten ein Referendum. Nova Scotia ist jetzt Teil der USA.
Aber das genügt den USA nicht, ein paar Jahre später starten sie ein vollständige Invasion, um die Brüder vor Ort zu befreien und die britische Marionettenregierung hinwegzufegen. Dabei ermorden sie gezielt Zivilisten, vergewaltigen Frauen und zerbomben die zivile Infrastruktur.
Ja, bitte liefert Kanada alle notwendige Unterstützung, um sich gegen die USA zu verteidigen. Wenn die USA keine Atomwaffen hätte, sollte die EU selber intervenieren, so bleibt uns aber nur übrig CA alles zu liefern, was sie brauchen. Und natürlich sollten sie mit unseren Waffen militärisch Flugfelder in der Tiefe der USA beschießen dürfen.
Sorry, aber dieses Narrativ ist ein absolutes No-Go, und das müssen auch die Menschen im Osten einsehen: Russland hat hier einen Angriffskrieg gestartet. Darüber gibt es nichts zu diskutieren. Es wurden zahlreiche Versuche unternommen, mit Russland zu verhandeln, aber so lange Russland auf der Extremposition bleibt, die Regierung in Kiew zu stürzen, die Ukraine zu entwaffnen (und quasi als dauerhaften Vasallen zu halten) und sich Teile des Territoriums einzuverleiben, kann es hier keine erfolgreichen Verhandlungen geben.
Sorry, das so hart zu sagen, aber:
Wer das im Osten nicht sieht, ist entweder dumm, ungebildet oder propagandistisch verblendet. Wer hier ernsthaft den westlichen Regierungen oder gar der Ukraine die Schuld gibt, weil „diese nicht genug verhandeln würden“, stellt sich an die Seite eines Aggressors in einem Angriffskrieg. Das ist absolut inakzeptabel.
Das klingt sehr nach der Geschichte der Annexion Texas’ und die darauf folgende Expansion der USA im Amerikanisch-Mexikanischen Krieg, bei dem die USA das heutige Kalifornien, New Mexico, Arizona, Nevada und co. erobert haben… Wir hatten eigentlich gehofft, diese Zeiten hinter und gelassen zu haben, aber Russland sieht das nicht so - und wenn Russland damit durchkommt, werden andere „Großmächte“ das als Freifahrtschein dafür sehen, selbst so zu agieren. China verschiebt jetzt schon aggressiv die Grenzen im südchinesischen Meer…
Also ja, wenn die USA so handeln würden, wie hier beschrieben, würde ich auch hoffen, dass wir Kanada zur Seite stehen und alles unternehmen, die USA zu stoppen. Aber zum Glück ist so ein Szenario in weiter, weiter ferne, in der Tat nahezu undenkbar.
Obwohl ich sehr klar für eine entschiedene Unterstützung der Ukraine eintrete, möchte ich hier mal ein wenig des Teufels Anwalt spielen. Einen klaren Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine gab es auch schon 2014. Auch das Ziel, die Ukraine mindestens zu destabilisieren, war damals schon klar absehbar. Dennoch waren die Narrative, die du heute als „absolutes No-Go“ bezeichnest, bis Februar 2022 gang und gäbe. Die russische Annexion der Krim wurde de facto akzeptiert, der Krieg im Donbas wurde als „Bürgerkrieg“ verbrämt, in den Talkshows saßen Personen, die (ob vom Kreml bezahlt oder nicht) dessen Positionen wiedegaben, die Abhängigkeit Deutschlands von russischen Rohstofflieferungen wurde weiter intensiviert, eine Unterstützung der Ukraine mit Waffen - und seien sie noch so defensiv - wurde strikt abgelehnt, es wurde mit Russland verhandelt und die Bedeutung einer Zusammenarbeit mit Russland betont etc. ppp.
Worauf ich hinaus will: Nicht, dass so viele Menschen (von denen es vermutlich wieder anteilig im Osten mehr gibt als im Westen, aber in absoluten Zahlen mehr im Westen) dieses Narrativ immer noch pflegen, ist aus dieser Sicht überraschend oder erklärungsbedürftig, sondern dass die öffentliche Meinung sich Anfang 2022 in sehr kurzer Zeit so stark gewandelt hat. Das hat - so meine Vermutung - in einer Zeit kurz nach dem Höhepunkt der Coronapandemie, durch die eh schon viele Menschen Vertrauen in staatliche Institutionen verloren haben, noch zusätzlich vor den Kopf gestoßen. Das macht die beschriebene Position nicht erträglicher, aber allein das Gefühl, dass auf einmal ein neues Narrativ gilt, dürfte gerade bei vielen Leuten mit (Post-)DDR-Sozialisation eher die Skepsis gegenüber diesem Meinungsumschwung und damit auch gegenüber der „neuen Ukrainepolitik“ ausgelöst haben - mit der Folge eines weiteren Vertrauensverlustes und einer größeren Empfänglichkeit für Kremlpropaganda, die - wenn auch jetzt auf anderen Kanälen - natürlich immer noch genau so präsent ist.
Sollte diese Vermutung stimmen, wäre es aus meiner Sicht fatal, Leute mit einer entsprechenden Haltung zum Konflikt als „dumm“ oder „ungebildet“ abzutun. Die Kritik „propagandistisch verblendet“ ist da schon sehr viel pointierter, aber auch sie muss m. E. immer ausführlich argumentiert werden - und gerade unter Einbeziehung des Widerspruchs, das die ja streng genommen auch für große Teile des offiziellen Ukrainediskurses vor Februar 2022 galt.
Nochmal zur Klarstellung: Mir geht es nicht darum, die genannten Narrative zu legitimieren, sondern die psychologische Dynamik nachzuzeichnen, durch die sich solche kontrafaktischen Sichtweisen verfestigen können, nicht obwohl, sondern vielleicht gerade weil der offizielle Diskurs in eine ganz andere [Richtung] läuft. Das würde jedenfalls ansatzweise erklären, warum das Thema für so viele so eine enorme (affektive) Bedeutung hat - meine These wäre jedenfalls, dass das einer der wesentlichen Gründe für den Erfolg des BSW ist.
[Edit: falsches Wort ersetzt]
Das war nicht meine persönliche Sicht, ich stehe größtenteils hinter der Bundespolitik.
Du hast rational vollkommen Recht.
Es geht nicht um Rationalität. Es geht nicht darum, wie sich Russland die letzten Jahre entwickelt hat und wer hier was gemacht hat. Es geht um das Gefühl der Menschen. Ich denke, dass nur ein sehr kleiner Teil der Menschen, die die AfD wählen, deren Wahlprogramm kennt. Die Wahl erfolgt aus anderen subjektiven, populistischen und leider oft sehr irrationalen Gründen. Und genau diese geschichtliche Verbundenheit des Ostens mit Russland ist etwas, dass in den Menschen dort nicht einfach durch rationale Argumente verschwindet.
Ich will auch nicht nach Ausreden suchen oder irgendwas schönreden. Mir geht es darum, dass man die Menschen und deren Wahlentscheidung verstehen sollte. Das versucht die Lage als einer der wenigen Medien überhaupt. Und ich wollte mit dieser historischen Verbindung, die die Menschen durchaus fühlen einfach ein weiteres Argument in den Ring werfen. Das darf man schlichtweg nicht unterschätzen.
„Wir sind irgendwas zwischen deprimiert, fatalistisch und kämpferisch“, sagt Wagner über die Tage nach der Wahl. „Natürlich erinnert uns das an die 20er und 30er Jahre.“ Wagner beobachtet, wie die AfD den Nationalsozialismus nicht mehr nur verharmlost, sondern sich auch positiv darauf bezieht.
Wenn sich deine Äußerung auf die Einbeziehung der AfD in eine Regierung bezieht, würde mich schon interessieren welches Ministerium von denen „geführt“ werden soll. Höcke als Minister für Bildung, Jugend und Sport? Falls es um eine inhaltliche Zusammenarbeit geht die gleiche Frage, welche von den 10 Thesen (https://thueringen-landtagswahl.de/programm/) sollte man denn umsetzen und welche andere Partei würde (sollte) da mitmachen?
Ersteres ist vollkommen korrekt. Bei Letzterem frage ich mich, ob das so überhaupt immer möglich ist. Können Menschen, die sich in ihrem Denken und Handeln vornehmlich von Affekten und Emotionen leiten lassen, mit einem rationalen Diskurs überhaupt „erreichen“? Kann dieser überhaupt auf diese Menschen wirken? Oder muss man nicht vielmehr überlegen, wie man auf diese Affektisierung reagiert, die ja gezielt betrieben wird - von jenen die Steffen Mau „Polarisierungsunternehmer“ nennt, aber leider, etwa beim Thema Migration, ja eben auch von etablierten Parteien. Auf mich wirkt das manchmal so, als wollten Letztere auf der Ebene von Emotionen und Affekten „mitreden“ (etwa in ihren Reaktionen auf Solingen), aber ohne irgendeine Idee davon, was das heißen kann außer dem was AfD & Co. machen, inhaltlich hinterherzuhecheln.
Es gibt für mich einen himmelweiten Unterschied zwischen dem Ernst nehmen dieser Emotionen im Sinne von: sie sind da und sie sind für viele auch handlungsleitend auf der einen Seite und der Affirmation dieser Emotionen und der mit ihnen verbundenen Inhalte im politischen Diskurs. Diese Unterscheidung geht aus meiner Sicht allzu oft verloren.
Blockzitat Es kann ja nicht darum gehen, auf irrationale Gefühle bestätigend einzugehen.
Es muss darum gehen, den Diskurs ins Feld des Rationalen zu führen.
Ich kann ich Flixbus nur anschließen. Ich wäre heilfroh, wenn es nur um den rationalen Diskurs ginge. Und vor 5 Jahren hätte ich vermutlich genau das geschrieben, was du geschrieben hast. Aber wie realistisch ist das? Leider sehr unrealistisch. Sonst würden wir ja nicht seit Wochen und Monaten über ein paar Tausend Menschen reden, die eventuell abgeschoben werden können. Die Energie, die da von Medien und Politik reingeht, könnte viel rationaler genutzt werden.
Dass sich am Ende bei den Menschen dann ein „irrationales“ Gefühl einstellt, ist nur die logische Konsequenz. Und das Gefühl der Menschen zu verstehen ist leider deshalb sehr wichtig. Sie haben offensichtlich diverse Ängste und wenig Vertrauen in die etablierten demokratischen Parteien.
Also geht es meiner Meinung danach, dieses Vertrauen zurückzugewinnen. Und dafür muss sich die Politik wirklich mal hinsetzen, die Probleme im Osten verstehen wollen und darauf eingehen. Das passiert meines Erachtens nach viel zu wenig. Es wird eher mehr oder weniger arrogant agiert - frei nach dem Motto „wir wissen es eh besser“ - und genau das macht das Problem größer und nicht kleiner. Zumindest kommt es so (offensichtlich) bei den Menschen an.
Zum Beispiel so wie in dem Forschungsvorhaben, auf das du verwiesen hattest.
Wie sich das dann konkret in der Analyse und vor allem in der politischen Kommunikation und der Bekämpfung der „Polarisierungsunternehmer“ anwenden lässt, dazu höre und lese ich leider erstaunlich wenig.
Um so mehr Mühe und Gedanken sollte man sich zu diesen Fragen machen. Ich finde es jedenfalls sehr viel motivierender, mich mit den - je nach Fragestellung und Einschätzung - 30 bis 70% zu beschäftigen, die noch nicht endgültig verloren sind, als zum x-ten mal festzustellen, wie lost die anderen sind.
Richtig. Aber irgendwie herrscht die Ansicht vor, dass man die verlorenen ‚Schafe‘ wieder einfangen müsste. Die Denke ist anscheinend so, dass man die Vernünftigen/Pragmatischen ja sowieso in der Tasche hat.
Andererseits - siehe jüngste Erhebungsdaten von Infratest Dimap zur ‚Wende in der Flüchtlingspolitik‘ - ist das Verhetzungspotenzial groß. Und Leute wie Merz beuten das dann skrupellos aus.
da kann ich die letzte 1/2 Stunde von JungUndNaiv / ElitenForscher empfehlen:
=> Es gibt ein schmales Fenster Protestwähler wieder zurückzuholen, indem man die Protestpartei in die Regierung mit einbindet.
(Hat z.B. mit der „Schill-partei“ in Hamburg sehr gut funktioniert)