Lage 343 Interview Jochem Marotzke

Hi Patrislav,
ich forsche an Gesteinsverwitterung und Pflanzenkohle, also gar nicht an DACCS.
Der Energieverbrauch von DACCS ist gar nicht so leicht zu finden, aber in einem Artikel von Recharge News ist von 8,8-14GJ (2400-3900 kWh) pro Tonne CO2 die Rede (https://www.rechargenews.com/energy-transition/the-amount-of-energy-required-by-direct-air-carbon-capture-proves-it-is-an-exercise-in-futility/2-1-1067588). Letzlich hängt die Energiemenge davon ab wie viel CO2 gebunden werden soll. Eine schöne Sache noch: mit Direct Air Capture lassen sich auch andere Gase abscheiden. Es scheint aber, das CO2 am effizientesten ist.

Der IPCC Report von 2018 hat vermutlich mit höheren Energiemengen gerechnet, die Technologie macht jährlich Sprünge. Letztens wurde von einem Durchbruch berichtet bei dem 90% weniger Energie aufgewendet werden musste (finde das leider nicht mehr). Der große Vorteil wenn CO2 im Gestein mineralisiert ist, dass es dann an den tektonischen Zyklus gebunden ist. Der dauert locker mal 250 Mio. Jahre. Lang genug für uns. Andere energiefreundlichere Methoden weisen eher geringere Zeiträume auf.
Grundsätzlich gilt, dass es sich lohnt alle verfügbaren Methoden einzusetzen (Übersichtsgraphik Seite 1262, https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg3/downloads/report/IPCC_AR6_WGIII_FullReport.pdf) denn jede Methode bietet Vor- und Nachteile. Mein Forschungsschwerpunkt beispielsweise macht Böden fruchtbarer und dürreresistenter, verbraucht keine Fläche, nutzt Abfallstoffe und bindet nebenbei CO2. Die Permanenz liegt hier bei tausenden bis über hundertausenden Jahren.

An den Abschätzungen der IPCC ist noch zu bemängeln, dass nur DACCS, BECCS und Forstmaßnahmen berücksichtigt wurden. Die Potentiale von Gesteinsverwitterung, insbesondere im Meer, sind riesig, aber die Forschung ist noch nicht genug vorangeschritten, sodass diese eben nicht eingerechnet sind. Hier wären aber noch mehrere Gigatonnen CO2 zu holen, sofern die Technologien global skaliert wären (was leider lange dauern wird).

Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen :slight_smile:

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Für Laienpublikum bietet sich bevorzugt folgende Grafik an (um so Röter um so teurer ist die Technologie) das erklärt evtl. auch das vorpreschen von Solar Wind & Battery bei China, Australien, USA, DE/EU:

Seite 41:

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Wirklich ein tolles Interview. Danke, dass Ihr dieser sachlichen und vor allem unaufgeregten Stimme aus der Klimaforschung diesen Raum gegeben habt. Herr Marotze wirkt sehr kompetent und ist dabei nicht belehrend. Ein krasser Gegensatz zu Greta Thunberg und Co.

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Danke für das tolle Interview.
In dem Interview kam die Aussage, dass „die Wärmepumpe für Europa (Golfstrom) schwächer wird“. Was mich dabei beschäftigt ist:
wenn weniger Wärme grob gesagt vom Golf von Mexiko wegtransportiert wird dann erwärmt sich diese Gegend doch übermäßig stark. Gibt es Überlegungen was das dann für Auswirkungen auf die Region hat?

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Über den Einfluss einer Abschwächung des Golfstroms auf die amerikanische Ostküste findet man vmtl. am meisten in der englischsprachigen Literatur.
Dieser Artikel [1] beschreibt m.E. die Effekte ganz gut. Mögliche Folgen in der Region Florida wären

  • stärkerer Anstieg des Meeresspiegels
  • schwierigere Situation für die Fischerei
  • höhere Temperaturen
  • ggf. weniger aber dafür stärkere Hurricanes (wobei das alles andere als klar ist)

[1]

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Wobei er auch gesagt hat, dass es „den Golfstrom“ nicht gibt

Habe heute Prof Andreas Fischlin im Podcast Treibhaus gehört. Fischlin ist Vice Chairman in der Working Group II des IPCC.
Wirklich hörenswert. Er bringt die Erkenntnisse wirklich eindrucksvoll auf den Punkt. Mit einfachen glasklaren Aussagen. Der Schaden den Marotzke mit seiner „ruhigen Art“ anrichtet ( wir wissen nix) kann aber sicher nur bedingt beseitigt werden