Man könnte aber die Regeln so machen das alle gleich getroffen werde unabhängig vom vorhandenen Einkommen. Das ist nur Schwieriger/Aufwändiger insofern man nicht einfach mit Verboten arbeitet.
Ich sehe die Auswirkungen der vorgeschlagenen Regelungen genau umgekehrt: Indem wir die Notwendigkeit für private PKWs weitgehend abschaffen und für die meisten Fälle, in denen sie notwendig bleiben, staatlich geförderte Car-Sharing Alternativen schaffen, wird die Mobilitätswelt sehr viel sozial gerechter.
Aktuell ist es auf dem Land so, dass ich mir für mindestens ein paar tausend Euro ein Auto kaufen und dieses mit ein paar tausend Euro im Jahr betreiben muss, damit ich mobil sein kann. Wenn ich stattdessen ein ÖPNV/Mobilitäts-System schaffe, das weitgehend aus progressiven Abgaben und Steuern (z.B. Grundsteuer) finanziert wird, entlastet das finanziell schwache Haushalte gegenüber dem Status Quo oder (wenn diese bisher auf ein Auto verzichtet haben) verbessert ihre Mobilität deutlich.
Klar, am oberen Ende bleibt immer ein Luxus-Segment an Leuten, die es sich leisten können Auto zu fahren, egal was es kostet. Damit habe ich aber ehrlich gesagt kein großes Problem, wenn die Alternative (ÖPNV/nicht motorisierter Individualverkehr) für praktisch alle Menschen kostengünstig und hochqualitativ zur Verfügung steht.
Damit könnte man viele Fahrten verhindern die gemacht werden, weil das Auto ja eh in der Hofeinfahrt steht. Gerade als Ersatz von Zweit- und Drittwagen sicher ein wichtiger Baustein.
Das kommt in meinen Augen schon wieder auf die Nutzung der Straße an. Es gibt einfach viele kleine Landstraßen, die übersichtlich genug sind und so wenig frequentiert, dass ein Radweg da auch aus Gründen der Nachhaltigkeit übertrieben wäre. Gerade wenn diese Straße auch nur für das erreichen des Nachbardorfs und nicht für den Verkehr in Städte etc. genutzt wird.
Das ist laut einem Busunternehmer der bei uns viele ländliche Linien bedient gar nicht so lukrativ. Die Hauptkosten verursacht der Fahrer und die Bereitstellung. Ob die Linie jetzt mit einem Minibus, Midibus oder normalen Bus befahren wird spielt dagegen gar keine große Rolle. Gerade wenn dann auch noch Mitnahmen von Fahrrädern, Kinderwägen und Rollstühlen eine Option sein sollen, dann sind kleine Busse sogar problematisch. Auch spontane Gruppen (Wandergruppe, Fußballverein, Schule hat eher aus, etc.) können dann schnell die Kapazität sprengen. Deswegen setzt er Kleine Busse (Kapazität unter 30 inkl. Stehplätzen) quasi ausschließlich im planbaren Verkehr ein, wie Schulbusse, bei denen die Anzahl der Schüler bekannt ist.
ÖPNV-Spuren auf Landstraßen? Wofür? Das wäre doch völlig unsinnige Bodenversiegelung. Auf Landstraßen gibt es ohnehin quasi keine Kapazitätsprobleme und dort wo doch, meist auch nur an Kreuzungen, wo es völlig reichen würde dem Bus eine Passiermöglichkeit vor der Kreuzung zu schaffen.
Es gibt einfach viele kleine Landstraßen, die übersichtlich genug sind und so wenig frequentiert, dass ein Radweg da auch aus Gründen der Nachhaltigkeit übertrieben wäre.
Meine Erfahrung mit Landstraßen ist, dass Autofahrer dort grundsätzlich die 100km/h versuchen Auszureizen, egal ob die Bedingungen (Kurven, Nässe) das zulassen. Der vorgeschriebene Abstand zu Fahrradfahrern wird praktisch nie eingehalten. Ich würde nie im Leben mit meinem Kind auf so einer Straße Fahrradfahren. Insofern hilft auf den Verbindungsstraßen zwischen Ortschaften auf dem Land für mich nur ein baulich getrennter Radstreifen.
Das ist laut einem Busunternehmer der bei uns viele ländliche Linien bedient gar nicht so lukrativ. Die Hauptkosten verursacht der Fahrer und die Bereitstellung
Interessant! Vielleicht ist das ja das wahre Betätigungsfeld autonomer KFZ
ÖPNV-Spuren auf Landstraßen? Wofür?
Nicht überall, aber dort wo regelmäßig im Berufsverkehr Staus entstehen (die gibt es auch auf vielen Landstraßen) sollte der ÖPNV immer flüssig durchkommen.
Also die Straßen die ich da gerade im Kopf habe fahren die wenigsten mit 100 km/h, alleine wegen des baulichen Zustands. Das sind Straßen die wirklich nur Dorf A mit Dorf B verbinden. Jedes Dorf selbst fährt auf anderen Routen in die nächste Stadt.
Ich gebe ich recht, dass das Verhalten der Autofahrer ein Problem ist. Jahrelanges Rennradfahren hat mir da mehr als genug Situationen aufgezeigt.
Mittlerweile fahre ich eher MTB oder Touren mit Kind und da meide ich Straßen natürlich auch. Hier hat man meist auch mit Feld- und Waldwegen, die häufig nicht schlechter zu befahren sind als viele Landstraßen oder Radwege, sehr gute Alternativen. Diese könnte man vielleicht noch durch entsprechende Beschilderungen auch für weniger Ortskundige zugänglich machen.
Generell wäre eine Ausweisung von gut gepflegten Feld- und Waldwegen als Radroute in meinen Augen oft eine gute Alternative zum bau eines Radwegs parallel zur Landstraße. Oftmals kann man so sogar für den Radverkehr direktere Strecken haben.
Ohne Autonome Fahrzeuge ist in meinen Augen alles auf dem Land was über einen Stundentakt geht eh unrealistisch. Aktuell ist ja das Problem schon überhaupt die Fahrer die in Rente gehen zu ersetzen um das bestehende Angebot aufrechtzuerhalten.
Und da sollen dann Radfahrer regelmäßig (Winter?) pendeln?
Das ginge dann aber zu Lasten der Fußgänger und Wanderer. Das halte ich für nicht gut. Damit würde also das Problem nur weiter geschoben und eine noch schwächere Gruppe verdrängt. Es ist jetzt schon teilweise schrecklich mit seinen Kindern und ggf. mit Buggy durch den Wald zu gehen, weil viele Radfahrer mittlerweile dort genauso fahren wie die Autofahrer auf der Landstraße. Hier muss es klare Trennungen zwischen den Verkehrsteilnehmern geben, denn Rücksicht nimmt da keiner auf Schwächere, und die Schwächsten sind Fussgänger, insbesondere Kinder.
Ließ doch nochmal was ich gesamt geschrieben habe. Ich rede hier von Straßen, die für Pendeln völlig irrelevant sind. Dorf A hat eine Straße zur nächsten Stadt (mit Radweg), Dorf B hat eine Straße zur nächsten Stadt (mit Radweg). Es gibt eine Landstraße von Dorf A zu Dorf B, die quasi ausschließlich zum Verkehr zwischen diesen beiden Dörfern genutzt wird (bei uns gibt es solche Straßen gar nicht so selten). Hier einen Automatismus zu fordern, dass jede solche Straße einen separaten Radweg bekommen muss, halte ich für übertrieben.
Ich leider nicht, denn sonst sind die schwächeren Radfahrer immer nur geduldet von den übermächtigen PKW’s und LKW’s. Außerdem ist es aus einem Sicherheitsaspekt heraus unerlässlich die Verkehrsteilnehmer so viel wie möglich voneinander zu trennen.
Feld- und Forstwege (der korrekte Begriff, ich wollte nicht auf Spazierwege hinaus) sind aber breit genug um den Verkehr der auf dem Land mit dem Rad überhaupt stattfindet sowohl von Fußgängern als auch von Radfahrern zu tragen, noch dazu weil ich ja ausdrücklich von wenig frequentierten Bereichen spreche.
Radwege an viel frequentierten Straßen mit erheblichem Radverkehr habe ich doch überhaupt nicht in Frage gestellt.
Aber wenn jetzt hier indirekt gefordert wird, dass jede Landstraße, selbst die entlegenste Fahrspuren für den Verkehr, separate Fahrspuren für den ÖPNV, einen Radweg und einen separaten Fußweg bekommen soll, dann schießt das doch völlig über jegliches Ziel hinaus.
Und gerade wenn wir schnelle Lösungen wollen, dann wäre die gezielte Ausweisung und auch Instandhaltung von Feld- und Forstwegen für den Radverkehr doch meist die am schnellsten und günstigsten mögliche Variante um Radfahrer weg von gefährlichen Landstraßen zu bringen. Und Forstwege sind alleine wegen der Maschinen die dort auch fahren müssen breit genug um selbst bei viel Verkehr an Ausflugstagen Fußgänger und Radfahrer zu verkraften. Das klappt bei uns vielerorts sehr gut.
Ich habe bisher auch wenig Probleme mit dem Kinderwagen mit Radfahrern gehabt muss ich sagen. Da habe ich mehr Probleme mit ignoranten Fußgängern die in Kette laufen und einen selbst an den Rand drängen (wobei ich dann eher nicht weiter ausweiche als vernünftig statt den befestigten Teil zu verlassen).
Ein Radweg für eine Strecke wo aber weder relevant Rad- noch Autoverkehr stattfindet bindet doch nur Gelder die an anderer Stelle viel effizienter eingesetzt werden können. Wie gesagt rede ich ausdrücklich nicht von der Landstraße vom Dorf in die nächste Stadt oder die Landstraße die viele Dörfer miteinander verbindet sondern von den vielen kleinen Sträßchen die irgendwo 3 km zwei Dörfer verbinden ohne eine Bedeutung die über diese Direktverbindung hinausgehen zu haben. Oftmals sogar mit Alternativrouten die Radwege enthalten (halt dann 2 km länger).
Edit:
Vielleicht habe ich einfach auch nur durch meine vielen Rennrad km durch die Fränkische Schweiz andere Landstraßen im Kopf als ihr. Ich komme da auf ziemlich engem Raum auf etliche km auf denen einem kaum mal ein Auto begegnet und die für den Radverkehr ebenso kaum relevant sind. Ich bin die halt gezielt gefahren weil dort so wenig los war oder weil es eine interessante Steigung gab oder um ein paar Kilometer länger unterwegs zu sein.
Ich denke der Automatismus sollte sein: jedes Kaff sollte von jedem anderen ohne große Umwege auf einem sicheren, gut Instand gesetzten Fahrradweg erreichbar sein. Ob dieser Weg jetzt als Teil einer Landstraße, parallel dazu, oder auf einer anderen Route durch die Felder führt ist erstmal egal. Aber er muss den Radfahrern das Gefühl geben, über mindestens genausogute Infrastruktur wie die Autos zu Verfügen.
Argumente ausgetauscht. Schließen wir diesen langen Thread?
ok, ich stelle etwas betrübt fest, dass der wichtigste Teil meines Posts nicht wirklich ankam. Du hast genau nach der Stelle gefragt, die mir eigentlich am wichtigsten war.
Ich wollte genau nicht da hin, dass jeder und jede auf dem Land aufzeigt, dass er oder sie wirklich will aber es nicht geht. Das machst du und du hast damit unabsichtlich genau das vorgeführt, wo die Diskussion geht, immer wieder. Obwohl sie damit nicht weiter kommt und das nix bringt.
Also, was meine ich:
Du legst dar, wieso du gerade nix anderes machen kannst. Aber: Stell dir vor, du müsstest das Problem nicht alleine lösen, sondern du wärst der Bürgermeister. Oder der Ministerpräsident. Oder jemand mit noch mehr Macht. Dann könnte man die Umstände ändern. Du kannst keine Schienen verlegen. Daher wählst du, mit dem Auto zu fahren. Wenn sich aber alle in deinem Ort und den Nachbarorten zusammen setzen würdet (bildlich), dann könntet ihr viele Bedürfnisse zusammen bringen und ich denke, dann gäbe es andere Lösungen. Die wären dann noch nicht da. Das sind die anderen Umstände. Meine bitte war, sich einmal vorzustellen, dass es anders sein könnte. Cool wäre dann irgendwann auch, sich dafür einzusetzen. Aber soweit wollte ich gar nicht gehen.
Und ich hab mir das auch nicht alleine ausgedacht. Ich lese und höre viel in dem Umfeld (oder habe das in der Vergangenheit) und besonders cool finde ich Katja Diehl. Die bringt bald ihr zweites Buch zu dem Thema raus. Und schon in ihrem ersten hat sie wirklich viele Leute interviewed zum Thema Auto, warum sie fahren, wie sie es finden, ob sie wollen oder müssen. Hat sich die Geschichte angeschaut. Leute vom Land, aus der Stadt. Sie kennt alles. Ich empfehle auch ihren Podcast (she drives mobility). Der hatte zuletzt Jubiläum, auch die Folge kann ich sehr empfehlen. Da beschreibt sie ihre vielfältigen Erfahrungen und Sichtweisen. Und: sie wird dabei von niemand geringerem als unserem Ulf interviewed. Es gibt auch echte Folgen zu Mobilität auf dem Land. Den Fakt ist: mit dem aktuellen Auto-Zustand werden Leute ja auch echt ausgeschlossen: Kinder, Alte, Leute ohne Führerschein.
Ich wollte einladen, aus der eigenen gefühlten oder gefühlt vorgeworfenen Schuld raus zu kommen und endlich Alternativen zu denken. Das bringt uns nur gegeneinander auf. So wie damals eben auch Shell das wollte. Das Problem auf die Konsumenten abwälzen (hier die Mobilitätskonsumenten). Und ja, aber es braucht dennoch die Perspektive von euch. Weil dass „die da oben“ sich jetzt ein Schienennetz für euch ausdenken, das wollt ihr doch auch nicht.
Und dieser unterstellte Vorwurf, das trifft mich, bzw. ist eigentlich eine Unterstellung. Du kannst gerne sagen, dass es bei dir so ankommt. Aber dass ich den irgendwie machen will, dass finde ich doch eine Unterstellung. Das kannst du nicht wissen.
Dass ich das Beispiel von früher angebracht habe: das soll eben genau anregen sich vorzustellen, dass es anders sein kann. Damit meine ich nicht, dass man dahin zurück muss. Aber man kann das ja mal vergleichen. Z.B. gab es halt mehr Läden in den Orten. Oder mehr Bahn. Oder vielleicht würde alles besser funktionieren, wenn es einen kleinen Bus gäbe, der alle Kinder in den Kindergarten abholt. oder oder oder. Wir müssen anfangen zu überlegen, warum wir irgendwo hin fahren und dann dafür Alternativen schaffen. Damit hat sich z. B. Hermann Knoflacher ausgiebig beschäftigt. Den habe ich auch über Katja Diehl kennen gelernt.
Und ja, wir müssen irgendwann auch an die Frage ran, wo wir wohnen, wo wir arbeiten, wo wir unsere Freizeit verbringen und wie wir das und insbesondere die Wege gestalten. Und ob das noch so geht, ob wir uns das noch leisten können und ob wir das nicht besser gestalten können. Das ist aber unabhängig von Stadt und Land. Aber in beiden Fällen finde ich Argumente wie „ich will aber {setze beliebiges ein} weil das hab ich bisher auch so gemacht“ nicht zielführend.
Ich muss zugeben, das klingt zwar lösungsfokussiert, aber ändert ja an der aktuellen Situation nicht wirklich etwas.
Wäre mir jetzt tatsächlich zu theoretisch.
Zudem habe ich dir konkret keinen Vorwurf gemacht, sondern das beliebte Narrativ beschrieben „die wollen nur nicht“.
Auch das ist eine Unterstellung, ohne die tatsächlichen Umstände zu kennen.
Nur mal eine Frage.
Wie meisterst du und dein Umfeld denn das Thema Mobilität auf dem Land?
Du hast unheimlich viel geschrieben, aber eigentlich keine eigene Erfahrung dazu skizziert.
Vor allem wieder mal fern der Lebenswirklichkeit: Ein Bus der alle Kinder abholt und in den Kindergarten bringt z.B.
Dass aber Kinder in der Stadt wie auf dem Land unterschiedliche Betreuungszeiten haben ist da schon der erste Punkt der komplett ignoriert wird.