Kritische Auseinandersetzung mit Ganteförs Plan B fürs Klima

In den Kommentaren meint jemand, dass Kevin Anderson (Klimaforscher und beispielsweise Autor dieser lesenswerten Studie: https://www.annualreviews.org/doi/10.1146/annurev-environ-012220-011104)
das Modell widerlegt hätte. Ich habe recht lange danach gesucht, aber weder ein Argument dazu gefunden, noch eine andere Quelle, die das Modell wirklich ausführt.

Das Ziel für Deutschland lautet bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen. Da wir den Ausstoß nicht auf 0 senken werden, sind die natürlichen Senken mit 40 Mio t CO2-Äquivalente berücksichtigt.
Der IPCC hat für das 1,5°-Ziel sogar Carbon-Capture berücksichtigt. Auch das ist bisher eher Zukunftsmusik. Insofern habe ich da auch wenig Hoffnung, dass hier in den Senken plötzlich rettende Kapazitäten auftauchen.
Wo man aber ansetzen könnte, ist der Walfang.

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Ich hätte eine Einschränkung dazu: nicht nur auf „ihn“ (in diesem Fall Ganteför) beschränken.

Sonst landet man evtl. in der Falle den Boten zu schlagen.

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Ja, dieses Video wollte ich auch gerade posten. Warum Ganteför überhaupt noch Leute zuhöhren, ist mir schleierhaft. Er hat vermutlich eine Agenda, und die heißt: Verharmlosen der Auswirkungen des Klimawandels mit allen Mitteln, und den Klimaschutz madig reden.

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Hier das Badewannenmodell von Prof. Edenhofer: Es gibt bei der Badewanne nur einen Zulauf, keinen Ablauf!

Die Senkenleistung hat ja bei erhöhtem CO2-Gehalt NICHT zugenommen, sonst hätten wir dies in der Vergangenheit auch beobachtet.

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Was genau meinst du damit? Die Absorption der natürlichen CO2-Senken hat absolut stetig zugenommen, wie man dem IPCC-Bericht entnehmen kann. An welchen Faktoren das genau liegt, kann man nicht genau sagen. Wir haben den Effekt in der Vergangenheit also sehr wohl beobachtet.

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Hier ein Link dazu:

https://www.geomar.de/news/article/der-ozean-als-senke-fuer-menschgemachtes-kohlendioxid

Die Natur entwickelt ja immer ausgeglichene Kreisläufe, so auch beim CO2. Den natürlichen CO2-Senken (z.B. Pflanzen) stehen also immer auch natürliche CO2-Quellen (z.B. Tiere und Menschen) gegenüber.
Sicherlich können natürliche CO2-Senken noch etwas mehr CO2 aufnehmen, wenn die CO2-Konzentration in der Atmosphäre steigt. Aber das wird niemals reichen, um all das ausgestoßene CO2 der Verbrennung fossiler Energieträger zu kompensieren.

Und es reicht erst recht nicht, weil wir Menschen immer mehr Wälder und ähnliche Öko-Systeme zerstören aber auch weil großflächige Dürren immer häufiger. Das weiß man auch schon einige Zeit (Artikel von 2010):

Hier auch noch ein neuerer Artikel dazu:

Die Arbeitsthese ist im 2. Paper, wenn ich es richtig verstehe, dass CO2 nur eine der Komponenten des Pflanzenwachstums ist, aber dass auch genügend Nährstoffe und Wasser im Boden sein müssen, damit die Pflanzen auf das höhere CO2-Angebot mit schnellerem Wachstum und dadurch schnellerer CO2-Aufnahme reagieren können.

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Dieses Argument ist nicht wirklich relevant, weil dieser Prozess tausende von Jahren dauert (siehe IPCC-Bericht). Das war vorher auch meine Vorstellung, aber der natürliche Kreislauf ist nicht ausgeglichen.

Beim ersten Punkt würde ich dir noch halb zustimmen, natürliche Ausgleichsprozesse dauern auf globalen Niveau sicherlich sehr lange (Jahrtausende und mehr). Aber das ist ja gerade das Entscheidende, denn wir überfordern mit unserem viel zu schnellen Verbrennen von fossilen Energieträgern (Größenordnung: Jahrzehnte) ja eben gerade diese langsamen Ausgleichsprozesse.

Was genau ist den deiner Meinung nach nicht ausgeglichen?

Die Veränderung von CO2 in der Atmosphäre durch natürliche Effekte ist nicht ausgeglichen (zumindest aktuell und für einen relevanten Zeitraum, weil seit der Industriealisierung ein Ungleichgewicht entstanden ist).

Hallo zusammen - jetzt habe ich mich extra registriert um hier mitreden zu können.
Ich verfolge Prof. Ganteför und dessen Plan B schon länger kritisch und bin besorgt, welche Implikationen seine Zuschauer aus den Videos ziehen.

Ob Ganteför bewusst oder unbewusst versucht zu verschweigen, dass der IPPC die Ozean Senken natürlich berücksichtigt oder nicht können wir nicht herausfinden. Aber wirklich absurd ist doch, dass sein Vorschlag „Einfach nur die Hälfte verbrauchen“ ja eigentlich auch erst einmal konkrete Handlungsmaßnahmen erfordern würde. Stattdessen vermittelt er jedoch die Botschaft „So schlimm wird es nicht“ bzw. „IPPC übertreibt“ oder gar „Das Problem können wir später lösen“.

Wie die Mitforisten schon auch meinten, will ich mich weniger mit ihm persönlich beschäftigen. Aber seine Vortragsweise (Lange Erklärungen wissenschaftlicher Basics), Ablenkungsversuche (Die Afrikaner sind zu viele) und Unterstellungen (Der IPPC vergisst die Senken) sind eine gefährlich neue Mischung.

Gewisse Punkte gibt auch der IPPC Bericht wieder. Überbevölkerung ivm Anhebung des Lebensstandards wird erwähnt, da es eine hohe Wahrscheinlichkeit gibt, dass mehr CO2 dadurch umgesetzt wird.

Die Senken der Ozeane werden oft von Herrn Ganteförs angeführt (Badewanne), was auch der IPPC ausweist. Was Ganteförs komischerweise nur selten erwähnt ist die Senke Wald und Moor. Er hat einen Vortrag auf You Tube, wo er massive, weltweite Aufforstung fordert, um eine große Senke zu erhalten.

Ansonsten ist er halt an Anhänger der Atomkraft und der PV, besonders um den Äquator, wo dann sehr günstig H2 hergestellt werden könnte, womit dann GUD zum Spitzenlastenausgleich betrieben werden können. Von Wind hält er nicht viel.

Er stellt aber auch da, dass die WP die beste Heizungsoption ist, wenn der Strom zu mindestens 75% aus EE besteht. Gleiches hat er auch für E-Autos gemacht, wo er den ADAC Chart nimmt.

Bis auf die zu einfache Darstellung der Senken der Ozeane, passen schon viele seiner Vorschläge. Er hat halt ein Problem mit der Zeit. Da hat er ganz andere Zeitlinien, wie der IPPC vorschlägt.

Naja das würde ich schon noch etwas einordnen wollen. In mehreren Videos wird behauptet, dass der IPPC vergesse, dass man für Netto Null CO2 nur auf die Hälfte der Emissionen verzichten müsse. Dieses Vorgehen, also „alle verbrauchen nur die Hälfte“ verkauft er als Plan B.
Im IPPC hingegen wird in der Einleitung definiert, dass sie mit netto null eben den menschlichen Ausstoß vs das menschliche Einsammeln meinen. Und dies mit guten Grund: beide Senken, Land und Ozean, sind keine nachhaltigen Senken, die uns in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts (in 30 Jahren!!!) noch wirklich etwas bringen werden.
Insofern stimme ich dir mit den Zeitlinien völlig zu, Ganteförs Gedanken machen für den Moment Sinn, also wenn wir heute alle halbierten, gäbe es im nächsten Jahr wirklich kaum mehr CO2 in der Luft. Aber an dieser Stelle ist er dann eben nicht IPPC-konform. Denn dieser schreibt, dass auch dann zur Mitte des Jahrhunderts die Senkenleistung auf Grund von Sättigung deutlich abnehmen würde.
Die andere Zeitlinie, vermutlich die, die du meintest, ist wann man das netto null (nach IPPC) erreichen sollte. Hierzu kann ich mich an keine Aussage von ihm erinnern, vermutlich weil er suggeriert, dass eine Halbierung ja genügt.

Dieses unter der Prämisse, dass keine Aufforstung betrieben wird. Für Ozeane und andere natürliche Senken stimmt die Aussage, da die Ozeane nicht wachsen. Durch Aufforstung schafft man jedoch weiteres Potential für Senken.

Genau diese Aussage meine ich, mit der Zeitlinie.

Inwiefern wird das im IPCC-Bericht in der Berechnung berücksichtigt? Wenn ich das richtig verstehe, verwenden sie dafür das TCRE Modell, was bei weiterhin steigenden Emissionen wahrscheinlich relativ akkurat ist, aber insbesondere die Senkenleistung mit einfließt.

Insbesondere die Grafiken zum Zero Emissions Commitment zeigen doch, dass auch in 100 Jahren noch starke Senkenleistung erwartet wird.

Meines Erachtens ist der Punkt, dass Ganteför in seinem Modell Inertia-Effekt nicht berücksichtigt und eine konstante CO2-Konzentration eben nicht ausreicht, dass die Temperatur nicht weiter ansteigt.

… dem Ergebnis, dass beim Ausbleiben durch Menschen verursachter CO2-Emissionen jährlich netto 20 GtCO2 aus der Atmosphäre entnommen werden, bis die Atmosphäre dann irgendwann CO2-frei wäre. Also der einfachste Plausibilitätstest schonmal nicht bestanden. Fängt ja gut an mit dem Badewannen-Modell.

Ich löse mal auf:

Es gibt grob vereinfacht zwei Arten von Prozessen, die CO2 aus der Atmosphäre abführen:

  • sehr schnell (ungefähr 1 Jahr) und reversibel: der Ausgleich der CO2-Konzentration zwischen Meer und Atmosphäre
  • sehr langsam und irreversibel: das Binden von CO2 durch chemische Reaktionen mit Gestein

Ersteres führt dazu, dass ein gewisser Bruchteil der zusätzlichen CO2-Emissionen („zusätzlich“ = über das hinaus, was notwendig wäre, um die aktuelle CO2-Konzentration der Atmosphäre konstant zu halten) fast sofort in den Ozeanen landet. Das ist ca. 1/3 dieser zusätzlichen Emissionen (und wenn wir aufhörten CO2 auszustoßen, dann würde bei sinkendem CO2-Gehalt der Atmosphäre entsprechend die CO2-Senke Meer plötzlich zur CO2-Quelle, weil das Konzentrationsgefälle nun in die entgegengesetzte Richtung arbeitet).

Letzteres führt dazu, dass bei einer kurzzeitigen Freisetzung großer Mengen CO2 in die Atmosphäre irgendwann später wieder ungefähr die davor herrschende CO2-Konzentration erreicht wird (falls nicht soviel CO2 freigesetzt wurde, dass die dadurch hervorgerufenen Prozesse die Erde so sehr verändern, dass der vorher herrschende Gleichgewichtswert nicht mehr erreicht wird).

Da der Ausgleich zwischen Atmosphäre und Meer schnell verläuft, wird das Meer immer nur anteilig an den zusätzlichen Emissionen CO2 aufnehmen (sprich: von 40 GtCO2 jährlich ca. 12 GtCO2 und von hypothetischen 20 GtCO2 ca. 7 GtCO2) und nicht einen festen absoluten Wert. Wobei die Realität natürlich im Detail viel, viel komplizierter ist: The Ocean’s Carbon Balance

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Das Badewannenmodell ist genauso wie das TCRE-Modell eine starke Vereinfachung der Realität. Ein Plausibelititätstest mit einem sehr langfristigem Szenario ist daher wenig aussagekräftig. Wenn man zusätzlich fordert, dass die CO2-Konzentration mindestens so hoch ist, wie sie jetzt ist, werden solche Szenarien ausgeschlossen (und falls die Konzentration unter den aktuellen Stand fällt, haben wir wirklich viel erreicht).

Kannst du das bitte genau belegen (insbesondere den Claim von 1 Jahr und 1/3). Deine Quelle unterstützt diesen Punkt nicht und auch sonst wäre mir das neu. Es landet doch auch nur insgesamt ca. 1/4 im Ozean.

Es müsste ein Nettozuwachs an Wald sein, was unwahrscheinlich ist. Waldbrände, Trockenheit und Rodungen stehen dem entgegen.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/37120/umfrage/entwicklung-des-waldbestandes-weltweit/

Dazu kommt noch, dass große Waldbestände in sehr schlechtem Zustand sind.

Hier: https://www.pmel.noaa.gov/co2/story/Ocean+Carbon+Uptake#:~:text=It%20takes%20about%20one%20year,differences%20in%20CO2%20concentrations.
Und hier: https://www.ncei.noaa.gov/news/quantifying-ocean-carbon-sink
Wobei sich in der Literatur auch Abschätzungen in Höhe von 1/4 finden. Zwischen 31% und 25% lieber aber keine Welten. Wichtig für die Argumentation ist, dass dies anteilig für zusätzliche Emissionen ist. Und keine feste CO2-Menge.