Kritik an Unternehmen

Ein Beispiel für grossartige Betriebsführung habe ich noch vergessen: eine Schreinerei hier im Ort (60 Mitarbeiter) von 3 Brüdern geführt, musste komplett in Quarantäne, weil die Geschäftführer sich an einem CSU-Stammtisch (illegal weil grössere Gruppe, vermutlich ohne Maske wegen Bier usw.) infiziert hatten. Sie haben ihre Leute dazu gebracht, die Quarantänezeit als Urlaub zu nehmen!

Was ist eigentlich mit der restlichen Weltbevölkerung? Selbst wenn du so nationalegoistisch denkst, wird das deinen Geschäften schaden. Wenn das Virus bis 2023 Zeit hat, alle möglichen Mutationen zu probieren, die todsicher auch reichen Länder befallen werden. Das Beispiel von USA, UK hinsichtlich Impfstoff ist kurzsichtig und also töricht.

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Ein Prozent Arbeitszeiteinbusse ist aber doch nicht gleich ein Prozent Renditeeinbusse, oder?

Dieser globale Kapitalismus hat in 40 Jahren das System Erde so nahe an den Abgrund gebracht, dass er bestimmt nicht mehr weitere 40 Jahre herrschen wird. Dass ein gemässigter, weniger globaler Kapitalismus weniger Menschen aus der Armut gebracht hätte, kann ja gar nicht festgestellt werden. Ebensowenig wie man behaupten kann, ein Kranker wäre nie gesund geworden, wenn er nicht jeden Tag Schweinebraten gegessen hätte.

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Da bin ich deiner Meinung.

Man kann aber feststellen: Nach 40 Jahren real existierendem Sozialismus in der DDR und anderen sozialistischen Staaten sind komplette ökologische Wüsten hinterlassen worden.
Deine Kapitalismuskritik greift meiner Meinung nach deutlich zu kurz. Fakt ist eher, dass die Frage Rechtsstaat oder nicht viel entscheidender ist. Beispiel:

  1. Die Umweltschäden, die westliche Ölfirmen in Afrika anrichten, sind so nur im korrupten und rechtsstaatlichen Vakuum möglich.
  2. In autoritären/sozialistischen Systemen gibt es wenig Möglichkeit, Umweltbewegungen zu starten, weil diese gleichzeitig systembedrohend sind. Ob diese dann einen Quasi-Sozialismus oder einen Quasi-Kapitalismus bedienen, ist hier sekundär. Beispiel China (Staudammprojekte, Smog). Umweltbewegungen werden hier sofort Systemoppositionelle und müssen heftige Sanktionen fürchten.

Sozialismus ohne autoritäre Strukturen ist im Kern nicht denkbar, auch wenn das von linker Seite gerne so behauptet wird. Jenseits von utopischen Konstrukten und real existierenden Albträumen ist da in der Geschichte bisher nichts Brauchbares herausgekommen.

Insofern ist das Wirtschaftssystem für die Umweltzerstörung eher ein sekundärer Faktor, sondern die Frage, ob es eine aufgeklärte Zivilgesellschaft gibt. Und diese wird immer einen Grad von ökonomischer und gesellschaftlicher Freiheit fordern, und das wird in einem wie auch immer gearteten „Kapitalismus“ enden, der reguliert wird (Kartellrecht etc).

Und global ist der Wohlstand in den letzten Jahrzehnten effektiv gestiegen, während der Wohlstand von 1945 bis 1990 in den sozialistischen Staaten messbar verbrannt wurde.

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Die Geschichte zeichnet ein anderes Bild.
In den 1970er und 1980er Jahren traten hunderte Millionen von Chinesen dem globalen Arbeitsmarkt bei (nachdem China über Jahrzehnte protektionistisch war)- diese Entwicklung hob diese Menschen aus der Armut.

Der angesprochene „weniger globale Kapitalismus“ bedeutet nichts anderes als Protektionismus. Protektionistische Staaten sind immer weniger innovativ (Unternehmen müssen sich nicht gegen globale Mitstreiter verteidigen, investieren weniger und haben keinen Innovationsdruck) und gehen mit einem im internationalen Vergleich sinkenden Wohlstand einher.

Zur Bekämpfung des Klimawandels gibt es zwei Optionen:

  1. Massiver Konsumverzicht, der auch gleichzeitig Co2-Einsparung mit sich bringt. Da der Verzicht bei etwa 90% liegen müsste um das Pariser Klimaziel zu erreichen und dieser Verzicht nicht global durchzusetzen wäre, da er auch mit einem ungefähr 90%igen Einbruch an Wohlstand einherginge, scheidet diese Option aus.
  2. Kapitalisierung der schädlichen Gase. Ein angemessener Co2-Preis bzw. ein Cap-and-Trade System, so dass Verschmutzungszertifikate global gehandelt werden. Dieses System nutzt die volle Kreativität des Marktes und ist global leicht umzusetzen.

Die Schweiz hat in den 1860er und 1870er Jahren mit einer Aussetzung der Patentrechte experimentiert und Patente als „Gemeinwissen“ etablieren wollen. Das fanden innovative Unternehmen nicht interessant und insbesondere die umsatzstarke und innovative Schweizer Chemiebranche wanderte ab.

Korrekt. Den Regierungen der USA, UK aber auch Israel war eine Impfdosis (und im Endeffekt ein Menschenleben) ihrer Bürger mehr wert als der EU oder Deutschland. Übrigens hätte Deutschland auch über das EU Kontingent hinaus bestellen können.

Gerade diesen UnternehmerInnen wäre eine Impfdosis mehr als 20€/Impfung wert gewesen. Schade, dass diese nicht haben mitbieten können.
Zu deinen Beispielen kann ich nur sagen: Ich würde da nicht arbeiten wollen.

Das führt nun wirklich für diesen Thread zu weit, aber verkürzt würde ich sagen: Die deutschen haben die mit höchsten Steuern und Sozialabgaben der Welt und entsprechend wenig Möglichkeit des Vermögensaufbaus. Internetspeed ist globales Mittelmaß, Bildung im europäischen Vergleich im unteren Drittel, private Vermögen selbst im Vergleich zu Italien und Spanien gering.
Ich stimme zu, dass insbesondere die CDUCSU Infrastruktur vergeigt hat- insbesondere nach der LeoKirch Affäre. Gleichzeitig verstehe ich die CDUCSU - als religiös geprägte Partei muss sie natürlich auch schnelles Internet verhindern um Kirchenaustritte aufzuschieben: Je schneller das Internet, desto weniger religionsaffin ist die Bevölkerung (Heidi Campbell - Religion & Internet, p.237ff).

Ja, halte ich für einen Standortnachteil. Die Kontrolle des Mindestlohns kostet Steuergeld und die Kontrolleure schaffen nichts produktives. Solang es genug Arbeit gibt werden die Arbeitgeber immer um (Fach-)Arbeitnehmer kämpfen müssen - mit entsprechend hohen Gehältern. Die Facharbeiter werden durch Mindestlöhne also nicht geschützt.
Ein anderes Beispiel: Jemand schafft ca. 10€ Produktivität pro Stunde, weil diese Person gerade aus der Schule kommt und dies ihr erster Job wäre. Bei einem Mindestlohn von 9,50 plus AG Anteil wären wir bei ca. 12€ (genaue Zahlen egal - es geht ums Prinzip). Wenn ich diese Person einstellen würde zu Mindestlohnpreisen, würde ich jede Stunde 2€ verlieren - also tue ich es nicht.
Ich würde die Person vielleicht für 7€ einstellen und vielleicht steigert sich die Produktivität ja in Zukunft - aber ich darf es mit Mindestlohngesetzen nicht.
Mit Mindestlohn werden Personen mit geringer Produktivität aus dem Arbeitsmarkt gepreist. Der positive Nebeneffekt ist, dass Unternehmen dann innovativ werden müssen, wenn sie auf diese Arbeit angewiesen sind. Was aber nicht passiert, ist, dass sie diesen Personen dann den höheren Stundenlohn zahlen, wenn die Produktivität diese (erzwungene) Lohnerhöhung nicht rechtfertigt.
Beispiel: In Schweden gibt es zwar weiterhin Starbucks, jedoch sind dies vollautomatisierte Theken.

Nö, es gibt ja durch den besseren Einkauf durch USA/UK global nicht weniger Impfstoff, er ist nur ungleicher verteilt. Die Mutation entwickelt sich aber natürlich eher da, wo mehr nicht-geimpfte Unterwegs sind - also nicht in USA/UK sondern wahrscheinlicher in der EU. Aus UK Sicht macht es sogar unter diesem Gesichtspunkt möglicher zukünftiger Mutationen doppelt sinn frühzeitiger geimpft zu sein - dann kann man sich auf in der ferne entstehende Mutationen besser vorbereiten.

Ok, denken wir das mal zu Ende:
Was würde das bedeuten? Doch nur, dass die Preise für fast alle Produkte steigen. Und wenn solche Zertifikate wirklich was bringen sollen, dann muss der Preis dafür hoch sein, viel höher als es derzeit vorgesehen ist.
Wer zahlt die erhöhten Preise? Der Verbraucher. In Bereichen, die das tägliche Leben betreffen. Und damit heisst es wieder, der finanziell gut aufgestellte Bürger kann sich das leisten, der Rest muss sich, wie Sie ja unter 1. beschrieben haben, stark einschränken. Lösung 2. passt also jemand der eine Firma leitet und entsprechend Geld zur Verfügung hat, deutlich besser in den Kram.

Die Preise würden steigen für die Atmosphäre verschmutzende Produkte und hätten somit eine Lenkungswirkung.
Selbstverständlich zahlen finanziell gut aufgestellte Bürger dieselben Preise für dieselben Produkte - alles andere wäre eine Vermögenssteuer.
Da die finanziell gut aufgestellten Bürger aber auch mehr konsumieren zahlen diese im Endeffekt auch wieder eine höhere Co2-Steuerlast.

Doch. Du brauchst dann mehr Solarfläche oder mehr Windräder. Und wenn du ein vernünftiges E-Auto mit einem Drittel des Gewichts des Tesla führest, würdest du ein Drittel weniger EE installieren müssen - und die kostet eben schon CO2 und seltene Erden usw., was immer gerne vergessen wird.

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Richtig. Angemessen heisst aber schon, dass alle bisher so elegant (oder unverschämt) externalisierten Kosten der Industrieproduktion und des Transports wirklich bezahlt werden müssen - nicht nur das CO2, worauf sich die Luftfahrt und Autoindustrie und das Transportwesen hinausreden, weil es nun wirklich nicht mehr anders geht ohne völligen Glaubwürdigkeitsverlust.

Das bewirkt und erzwingt Konsumverzicht, weil die Dinge halt um Einiges teuerer werden. Das wäre dann echte Marktwirtschaft.

90% Konsumverzicht? Quelle? Aber egal, wenn man den Schrottanteil des durchschnittlichen westlichen Konsums betrachtet, fällt eine ganze Menge weg, beeinträchtigt in der Umstellungszeit sicher das subjektive Wohlstandsempfinden, echten Wohlstandsverzicht sähe ich darin aber nicht, eher umgekehrt wird man eine Menge Ballast los und ist von dem vielfachen „Kaufzwang“ ziemlich befreit, und muss nicht so viel rackern, um ein gutes Leben führen zu können.

Es ist halt schon das Problem des globalen Kapitalismus, dass er nur unter der Bedingung eben der unaufrichtigen, kurzsichtigen Externalisierung von Kosten gedeihen konnte. Eine wenigstens in Richtung einer globalen Gerechtigkeit gehenden Entwicklung widerspricht das direkt. Es herrscht hier das Recht des Stärkeren (wirtschaftlich). Würde es so weitergehen, würden grosse internationale Konflikte diesem jetzigen Wohlstand für sehr Wenige den Garaus machen, bin ich überzeugt.

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Du unterscheidest also die Wertigkeit von Menschenleben nach Staatsangehörigkeit. Da brauche ich kein Fragezeichen, das ergibt sich unmittelbar aus deiner Aussage. Schwierig! Ich bin halbwegs froh, dass DE wenigstens nicht die europäische Solidarität hintertrieben hat. Wie gesagt, die ganze Weltbevölkerung muss geimpft werden, Egoismus hier ist offensichtlichst ein Fehler auf lange Sicht. Auf kurze Sicht gewinnt man vielleicht Wahlen.

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Freilich, die etablierten Arbeitnehmer mit einem gewerkschaftlichen Hebel brauchen den Mindestlohn nicht. Aber die unorganisierten, wenig qualifizierten brauchen ihn. Sie machen jeden Tag ihre 8 Stunden (Friseusen, Paketfahrer) und ich weiss nicht, woher du das absolute Urteil von „Produktivität“ ableitest. Eine Friseuse ist so produktiv wie deine Leute im Büro, sie strengt sich vielleicht sogar mehr an, weil sie direkt im Kundenkontakt ist und die Zufriedenheit des Kunden für sie existenziell ist. Dein Massstab von Produktivität beruht auf dem halt gerade herrschenden Markt, wo die Starken die Schwachen im Preis sehr tief drücken können, weil diese fast zu jeden Bedingungen lieber eine Arbeit haben wollen als HartzIV. Während der Industrialisierung in England wurde niemand gezwungen, in den Fabriken zu arbeiten, aber sie haben die unmenschliche Arbeit auf sich genommen, bevor sie verhungert wären. Diese Arbeiter waren doch wohl sehr produktiv nach damaligem Stand. Es ist eines der vielen Mythen des extremen Kapitalismus, dass die Menschen ganz frei wären, ihre Arbeit zu wählen bzw. den Arbeitgeber zu wechseln. Wer etwas Alltagspsychologie versteht, weiss, dass der durchschnittliche Arbeitnehmer nicht einfach seine Arbeit aufgibt, weil er möglicherweise eine bessere Arbeit finden könnte. Viele Leute sind in einer absoluten Zwangslage, die dann von Arbeitgebern genutzt werden kann.

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Die Diskussion hat sich in der Tat sehr weit von Kritik an Unternehmen in der Coronakrise entfernt, zu eher grundsätzlicher Kritik an Unternehmen. Versuche das Ganze einzufangen, scheinen zu scheitern. Für den Spaß an der Freude können wir natürlich trotzdem weitermachen.
Vorab @lib: wir sind eindeutig verschiedener Auffassung in vielen Dingen. Ich möchte aber auch erwähnt haben, dass ich viele Ihrer vorgeschlagenen Maßnahmen persönlich gut finde. Sollte mal gesagt sein, um den bisher lobenswert versöhnlichen Ton aufrecht zu erhalten.

Ich habe weder gesagt noch impliziert, dass LH da etwas besser mache als easyjet. Es ging mir einzig darum aufzuzeigen, dass es neben einem krankenden Geschäftsmodell noch viele weitere (gute) Gründe gibt, nicht auf ein bestimmtes (hier fliegendes) Pferd zu setzen. Und dass deshalb auch die Kreditwürdigkeit nichts darüber aussagt, was rettenswert ist und was nicht.
(P.S: Easyjet hat Hilfen zumindest angefragt, in UK und DE.)

Ironischerweise ist das kurz vor Klassenkampf-Rhetorik. Finden Sie die (folgerichtig) „Angriffe der Armen“ auf das Eigentum ebenso legitim?

Dass Arbeitnehmer Job A verlieren sollen, um der Gesellschaft in Job B verfügbar zu sein ist nicht mehr als Wunschdenken um sich eine radikale Entlassungspraxis schönzureden. Aus einem Künstler wird eben nicht in der notwendigen Kürze ein Informatiker, aus einem Hotelier keine Pflegekraft. Bis die Umschulung durch ist, haben sich die Auswirkungen Pandemie langsam gelegt und der Markt diktiert neuen Bedarf. Und nebenbei bemerkt müssen diese Menschen ja in der Zwischenzeit von irgendwas leben.


Das strotzt nur so vor anekdotischer Evidenz und ist obendrein noch falsch. Während die Pandemie sich verschlimmert gibt es WENIGER Home Office statt mehr. Nicht mal das was vor einem Jahr noch möglich war wird beibehalten. Die Bemühungen der Unternehmen zur Pandemiebekämpfung gehen auf dieser wichtigsten Ebene also ZURÜCK. Man lasse sich das auf der Zunge zergehen. Und dass es nicht nur an der Verfügbarkeit von Tests liegt, geht schon aus dem allerersten Post von lib hervor. Es ist (berechtigter?) Unwille.

Als ob Sie nicht wüssten, dass das Äpfel und Birnen sind. Die Grenze der Systemrelevanz wurde - völlig arbiträr - zulasten von Gastro, Freiberuflern, Künstlern etc. gezogen. Und ausgerechnet jene, die der pandemisch notwendigen Stilllegung entronnen sind, spotten hier darüber dass ihre Kritiker nach wie vor essen wollen. Wow.

Man weiß nicht woher die Infektionen kommen, aber Sie wissen eines ganz sicher: Die Betriebe sinds nicht, stattdessen die Sozialschwachen. [Citation needed] sag ich da nur. Übrigens auch ziemlich verantwortungslos da aus Spaß hinzufahren, sollten Sie wider erwarten Recht haben. Der Beitrag wirkt so unfassbar, ich hoffe ich habe da keinen Witz übersehen.


Schön, dass das aufkam. Ich erinnere mich an genau das gleiche Gezeter um den Standortnachteil, dass das Arbeitsplätze kosten werde und und und. Dergleichen hat sich bisher nicht bewahrheitet.

Eine Entwicklung die wir in der Tat sehen, weshalb man denken könnte, das eine wäre unmittelbares Resultat des anderen. Ihr Argument stützt es aber trotz einer gewissen Verbindung nur mäßig: Der Automatenbetrieb unterbietet jede menschliche Arbeitskraft bei weitem. Es ist egal ob der MdL von 6€/h auf 9€/h steigt, wenn der Ersatz der Arbeitskraft bei 0,30€/h liegt. Dass das nicht am MdL liegt, zeigt auch ein kurzer Blick auf die Automatisierungsbemühungen in anderen Bereichen. Vom Chirurgen bis zum Juristen ist beinahe jeder Arbeitsplatz durch Robotik bedroht. Auch weit weg von heutigen Armutsgrenzen. Dieser Trend ist gewissermaßen unabhängig von Niedriglohnberufen, dort wurde er uns nur zuerst sichtbar. Übrigens mMn ein sehr interessantes Thema, zu dem mich Ihre Perspektive auch interessieren würde.


Diese beiden Zitate mal nebeneinander: Erkennen Sie, wie Sie selbst eine Auflösung für das scheinbar Unmögliche geliefert haben? (Unabhängig von der konkreten Kopplung an Produkte, dazu habe ich noch keine Meinung.) Es wäre eben doch möglich, eine wirksame Vermögenssteuer zu etablieren. Wenn richtig angesetzt wird, sind die Schlupflöcher eben klein.


Schon faszinierend, dass das immer wieder aufkommt, auch wenn hier nirgends DDR2.0 gefordert wurde. An anderer Stelle wurde mir einmal ein „marxistischer Reflex“ vorgeworfen, die Formulierung fand ich klasse. Vielleicht ist das ja das Pendant dazu, der kapitalistische Reflex?
Hier wird auch gelegentlich die LdN höchstselbst kritisiert, aber ich will sie keineswegs abgeschafft oder ersetzt sehen. Man kann auch Fehler in etwas sehen, was man überwiegend schätzt.

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Ich glaube, wir können zumindest mit einiger Sicherheit festhalten, dass der realexistierende Sozialismus zumindest erheblich weniger Wohlstand geschaffen hat (wohl auch weiterhin hätte, wenn kein Wunder geschehen wäre), und dafür im Verhältnis wesentlich schädlicher war für die Umwelt.

Das Problem ist vielleicht weniger der „Kapitalismus“, als dass Menschen ihre materielle Situation verbessern wollen. Einen Turbo hat das ganze mit der Industrialisierung bekommen und so gesehen natürlich in der Tat mit dem Kapitalismus. Im Gegensatz zu jedem anderen System, das wir bisher ausprobiert haben, schafft der Kapitalismus aber dauernd Innovationen und steigert seine Effizienz, was zumindest zwei Instrumente sind, die wir nutzen können, um hoffentlich die Katastrophe abzuwenden.

Oder was schlägst du vor?

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Oder er bedeutet, komparative Kostenvorteile nicht zu nutzen. Also Orangen in Deutschland abzubauen, auch, wenn sie da halt weniger gut gedeihen.
Oder, dass die Arbeiter in anderen Ländern halt keine Jobs bekommen, auch, wenn sie für geringere Löhne arbeiten würden. Natürlich muss man sich immer die Arbeitsbedingungen und die Umweltbelastung vor Ort anschauen, aber der globale Kapitalismus schafft eben auch global Arbeitsplätze.

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@BrewSwillis : Warum der agressive Ton?

Interessanterweise habe ich tatsächlich keine Quellen geliefert, weil die Quellen, die das Gegenteil behaupten, bisher eher auch widersprüchlich ist. Sie zitieren eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung. Man muss sich die Zahlen aber genauer ansehen. Die Studie zitiert die „überwiegend“ und „gelegentlich“ im Home Office arbeitenden MA, vergleicht vor allem (bei den von Ihnen genannten Zahlen) die „überwiegend im Home Office Arbeitenden“. Auf einer Seite der HBS findet sich interessanterweise folgende Aussage:

„Die Befragung beleuchtet auch, wie groß das Potenzial für Arbeit im Homeoffice ist. 39 Prozent der Befragten gaben im Januar an, sie könnten ihre beruflichen Tätigkeiten uneingeschränkt oder zu einem großen Teil in Heimarbeit erledigen (19 bzw. 20 Prozent). Das liegt nahe an Schätzungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, während das Münchner ifo-Institut das grundsätzliche Homeoffice-Potenzial in einer aktuellen Untersuchung sogar auf über 50 Prozent beziffert. Hält man die 38 Prozent dagegen, die im Januar vollständig, vorwiegend oder gelegentlich zu Hause arbeiteten, erscheint das als gewisse Annäherung ans Potenzial.“

50% halte ich nebenbei auch für denkbar, dafür müssten Unternehmen aber aus meiner Sicht noch viele Arbeitsabläufe grundsätzlich umstellen (vollständig digitalisierte Rechnungen, Aufträge etc). Arbeit in Laboren und Produktionshallen sind einmal ausgenommen.

Ich halte es für unrealistisch, die Volkswirtschaft herunterzufahren.

Wo ich bei Ihnen bin, ist, dass die Bundesregierung Home Office verpflichtend machen könnte, nur dann müsste nachzuweisen sein, dass die Jobs auch zu 100% vom Home Office machbar sind. Das ist nicht ganz so einfach wie es klingt.

Nochmal, warum so agressiv? Ich sehe das ganz ähnlich und habe in verschiedenen Foren kritisiert, dass die Grenzen völlig arbiträr sind. Der Friseur wurde systemrelevanter als das Nagelstudio. In beiden Läden ist das Ansteckungsrisiko ungefähr gleich. Ebenso bei Tattoostudios etc. Baumärkte dürfen auf haben, aber Eisenwarenhändler nicht.

Mein Thema ist, dass die Ansteckungsgefahr in Supermärkten größer ist als in einem Großraumbüro mit klaren Regeln und weniger Durchlauf. Auch die Nachverfolgbarkeit ist mehr gegeben.

Die eigentliche Nebelkerze besteht ja in dem Versagen, dass nur ein Sechstel der Infektionsketten nachverfolgt werden können und es noch keine ausreichenden Studien dazu gäbe. Auf dieser Datenbasis werden dann jetzt wilde Vorwürfe ehoben und Einschnitte in die Existenz von Menschen durchgeführt (Gastro, Freiberufler, Künstler). Und gleichzeitig bekommen die Bundesländer die Impf- und Testorganisation nicht hin und können auch keine Studien oder Konzepte zur Infektionsverfolgung vorweisen.

Da ist der Anwurf an die Unternehmen aus meiner Sicht ein praktischer emotionalisierender Faktor, eben eine Nebelkerze.

Ich behaupte nicht, dass in Betrieben keine Infektionen ausbrechen können. Die Frage ist doch vielmehr, wo die HOHEN INZIDENZEN herkommen. Zu diesem Thema gibt es aber erste Hinweise:

Eine Metastudie, die sich am Beispiel Hamburg jetzt zu zeigen scheint:

Ähnliches wird langsam aufgegriffen. In der Tat hatte ich in einem dieser Orte zu tun und habe an einem warmen Nachmittag dort fast entspannte Biergartenstimmung in der Einkaufsstraße erlebt, was mich einigermaßen konsterniert hat.

Ich habe die Hypothese, dass Compliance mit den Maßnahmen eine Korrelation zum sozialen Status bildet bzw. dass bestimmte Bevölkerungsgruppen eben nicht (mehr) erreicht werden. Übrigens sage ich nicht dass ALLE sozial Benachteiligten so handeln, sondern nur, dass es eine Korrelation gibt. Über die Ursachen wage ich nicht zu spekulieren.

Bitte meinen Post genau lesen. Ich habe argumentiert, dass das Wirtschaftssystem nur ein sekundärer Faktor zur Umweltzerstörung ist. Der primäre Faktor ist meiner Argumentation nach Rechtsstaatlichkeit und Zivilgesellschaft. Als Beispiel habe ich die Umweltzerstörung in den sozialistischen Staaten von 1945 bis 1990 herangezogen sowie Chinas Reaktion auf Bürger- und Umweltbewegungen. Nirgendwo habe ich dabei irgendjemandem irgendetwas unterstellt, sondern nur argumentiert, dass die bisherigen angebotenen Alternativen keinen glänzenden Track Record haben. :wink:

Vielleicht sollten wir den Ton wieder ein wenig herunterfahren, bisher war die Diskussion doch kontrovers, aber insgesamt respektvoll.

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Darauf möchte ich im Allgemeinen hinweisen. Bitte darauf achten, nicht persönlich zu werden, selbst wenn man die Position des Gegenübers nicht teilt oder nicht versteht.

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Sie haben ganz Recht, die Rückkehr zum freundlichen Ton ist nötig. Ich bitte um Verzeihung, wenn das zu schroff war. Nicht agressiv, vielmehr entschieden sollte der Tonfall sein.
Er speist sich womöglich aus der Frustration hier selbst über grundlegendste Wahrheiten streiten zu müssen. Zum Beispiel dass Supermärkte in Ermangelung eines anderen Versorgungssystems nun wirklich essenziell sind. Ja, der Durchlauf ist dort größer und die Kontaktverfolgung schlechter, bin ich ganz bei Ihnen. Prinzipiell ist die Forderung nach gutem Infektionsschutz im Supermarkt genauso berechtigt wie andernorts. Aber wenn Sie keine bessere Idee haben wie der Bürger an Lebensmittel kommt, sollten wir uns vllt lieber auf die Unternehmen fokussieren, wo auch etwas zu machen ist, oder?

Für einen respektvollen Tonfall sollte dann auch keine solche Provokation kommen. Seit gut einem Jahr macht der Großteil der Bevölkerung nichts anderes als den eigenen Komfort heftigst einzuschränken. Da ist so ein Statement blanker Hohn.

Über methodische Schwächen der Studie weiß ich nichts. Wenn das wahr ist, sollte man sie natürlich mit Vorsicht behandeln. Allerdings kann man hier wieder einwerfen, dass der Sprung von „gelegentlich“ zu „überwiegend“ innerhalb eines Jahres auch nicht zuviel verlangt sei.
Selbst wenn die Quote aber nicht zurückginge sondern nur stagnierte: Die Aussage es handele sich dabei um Exoten trifft nicht zu.

Unwissen über die Infektionsketten ist eine Unsicherheit auf deren Basis trotzdem Einschnitte für wenige erfolgt sind. Wie Sie selbst sagen ist das kritikwürdig, aber es passiert nunmal. Wieso ist die Forderung annähernd Gleiches auch annähernd gleich zu behandeln dann eine Nebelkerze? Da kann ich nicht ganz folgen.

Klingt für mich intuitiv sinnvoll. Lockdown bedeutet eben was anderes, je nachdem ob man in einem Einfamilienhaus oder zu viert in einer 3-Zimmer Wohnung lebt. Entsprechend könnte die Compliance aussehen. Klingt aber auch, als wäre das eher eine zusätzliche Baustelle. Es bleibt ja unbenommen, gleichzeitig von Unternehmen mehr zu fordern. Wobei „mehr“ in dem Fall womöglich nur das Level wie letztes Jahr ist.

Hab ich, und ich stimme zu! Ich glaube Sie liegen da richtig, dass das Wirtschaftssystem nicht der Primärfaktor ist. Ich fand nur den „Zwillingsreflex“ so lustig. Die aufgezählten Alternativen sind nämlich dann die richtig krassen Alternativen, und es entsteht entsprechend der Eindruck, es ginge nicht anders. Es ist glaube ich besser, das als Spektrum zu verstehen.

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