Kritik an Unternehmen

Ich stimme dir voll uns ganz zu und würde ergänzen, dass der deutsche Staat aus freien Stücken in die europäische Union eingetreten ist. Ergo haftet der deutsche Staat für die Misserfolge der europäischen Union mindestens im Verhältnis Deutschlands zur EU mit. Real ist es mehr, da die Wirtschaftskraft Deutschlands in der EU auch ein politisch größeres Verhältnis mit sich bringt.

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Die humane Ressource wird auch in Deutschland so bezeichnet. Ich stimme Ihnen zu, dass aufseiten der Politik keine Köpfe rollen, da sich die Köpfe nicht zuständig fühlen oder aufgrund der inszenierten oder realen Diffusität der Verantwortungszurodnung die Guillotine nicht weiss in welche Richtung sie schnibbeln soll.

Hallo @Alex0815 : Mit den Lockdown-Entscheidungen hat der Staat bewusst in die Gewerbefreiheit eingegriffen und damit auch kleine und große Händler in den Ruin getrieben. Das geht von dem Kosmetiky bis zum Friseury und Mittelständly. Ich kenne viele, die aufgeben mussten und mit Schulden rausgegangen sind. Oder ihren Laden noch halten auf Kosten der eigenen Ersparnisse. Hier sind staatlicherseits also bewusst Existenzen geschädigt worden. Das kann man nun ins Verhältnis setzen, ist aber zunächst mal Fakt.
Die Message war: Kleinunternehmer sind uns egal, denn die Corona-Hilfen für diese war ein Witz. Zumal auch unsinnige Ungleichbehandlungen erfolgten: Friseury OK, Kosmetikery nicht, Tattoostudio nicht. Hier wurde implizit eine Wertigkeit des Gewerbes angenommen. Kann man machen, aber es ist ein Eingriff in die Existenz.
Dann kann ich NACH EINEM JAHR auch einmal ein Konzept vorlegen, wie das weiter gehandhabt werden soll. Dass dieser Eingriff von vielen Deutschen einfach so hingenommen wird, finde ich erschreckend.
Und für viele kleine Unternehmer war das ein Tritt ins Gesicht, und viele, mit denen ich spreche, haben das auch so verstanden. Da ist massiv Vertrauen verlorengegangen. Die Arbeitnehmer und Beamte, die nicht so denken, werden sich noch über die langfristigen Auswirkungen wundern. Da ist massiver Groll und Misstrauen, und aus meiner Sicht auch völlig zurecht.

Wenn ich delegiere, habe ich immer noch die Ergebnisverantwortung. Ich kann doch nicht sagen, „ja, die Steuererklärung hat mein Steuerberater gemacht. Sorry war halt ein Vollpfosten. Schwamm drüber.“ Das akzeptiert kein Mensch. Im Falle der Impfstoffbeschaffung wird aber genau das in weiten Teilen der Bevölkerung akzeptiert.

Anders gesagt: Wenn ich als Staat an eine supranationale Organisation delegiere, ist das kein Verschiebebahnhof der Verantwortlichkeiten, sondern ich muss immer noch geradestehen für das Resultat, und zwar gegenüber den Bürgern meines Landes. Niemand hat die Länder gehindert, auch noch Extradosen zu bestellen. Außerdem überwache ich als Delegierender in jedem Schritt, ob das Ganze zum gewünschten Resultat führt und steuere ansonsten dagegen.
Kurzum: Ich bleibe in der Verantwortung.

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Genau! Dazu noch die gesamte Kultur- und Veranstaltungsbranche. Gerade für Freelancer in dem Bereich, vom Hochzeitsphotographen bis zum Jazzmusiker gab es wenig bis garkeine Unterstützung. Oder „Unterstützung“, für die man erst Instrumente oder Kameraausrüstung hätte verkaufen müssen, weil man sonst noch zu reich ist …

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Also denn, weiter gehts!

Ich dachte mir, dass Sie das so sehen. Kann ich auch teilweise verstehen. Wenn aber die eingebüßte Arbeitszeit das eigentliche Problem ist, und (Hypothese) sich Raucherpausen und Testzeit ungefähr die Waage halten, wieso dann nicht lieber Raucherpausen verbieten, dafür dann testen? Das ist unbeantwortet geblieben.
Dass mehr Arbeitszeit = mehr Arbeitsleistung ohnehin nicht zwingend zutrifft, wurde ja oben schon angedeutet.

Viele Unternehmen die nun Schieflage haben, sind nicht durch Spekulation dorthin gekommen. Das gilt i.Ü. auch für Lufthansa. Die „Spekulation“ bestand höchstens darin, die Viruseffekte nicht vorherzusehen. Und das können Sie ja kaum meinen.

Sie argumentieren scheinbar aus der Vorstellung eines völlig staatsfreien Naturzustandes der Märkte. Denn nur so kann ich mir erklären, dass Sie z.B. Arbeitsschutz als „Eingriff“ zurückgestutzt sehen wollen. Was Sie beschreiben sind - egal wie sie es framen - Eingriffe in den Status Quo. Ein Status Quo von dem Sie und wir alle profitieren, da ist @TilRq nichts hinzuzufügen. Sie wollen, dass die für Sie lästigen „Eingriffe“ weichen, von den nützlichen wollen Sie weiter profitieren.

Das Standortnachteil-Argument ist nicht sonderlich gut, wenn auch ständig Thema. Auf die Liste der „Standortnachteile“ dank Regierung gehörten nämlich ebenso Arbeitnehmerrechte, Umweltschutzgesetze, Wettbewerbsvorschriften, Gebäudesicherheit, Lebensmittelschutz usw usw. Ich jedenfalls wäre nicht für einen „guten Standort“ bereit daran zu rütteln. Nicht jede Benachteiligung des Wirtschaftsstandortes verdient Kompensation. Verdient es diese? Das kommt drauf an was Sie sich als Kompensation vorstellen (s.u.).
Verdeutlicht aber unabhängig davon mal wieder sehr anschaulich, dass die Interessen von Wirtschaft und Gesellschaft absolut nicht deckungsgleich sind.

Und es steht nicht besser um das „hätte man mal die Unternehmen machen lassen“ Argument. Die arbeitende Bevölkerung (die Sie geimpft haben wollen) ist tendenziell der Teil, für den das Virus weniger gefährlich ist. Bedeutet ausgerechnet mehr geimpfte Junge, weniger geimpfte Alte. Lockdown & Co sind ja gerade Solidarmaßnahmen und wären deshalb nicht zwingend früher vorbei. Wie Sie es beschreiben hätte es gewiss kommen können, aber sicher ist das auf keinen Fall.

Über Entschädigungszahlungen ließe sich neu diskutieren. Wie ich Sie verstanden habe ging es aber nicht um Geld, sondern um Beschneidungen von Rechten anderer als Ausgleich. Und das ist etwas sehr anderes, weshalb auch die Vergleiche etwas hinken. Ihren Punkt an sich sehe ich natürlich. Aber bitte nicht vermischen: Anders als für ein verlässliches Rechtssystem, gibt es keine derartige staatlichen Garantien auf den bestmöglichen Wirtschaftsstandort.
In jedem Fall ist es aber nicht so einfach von einer guten Impfquote andernorts entsprechende Fehler hierzulande abzuleiten. (Nicht falsch verstehen, es wurden bestimmt Fehler gemacht. Aber dieser verkürzte Schluss ist einfach unredlich, da gibt es zu viele andere Faktoren.)

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Ich bin kein großer Freund von Verboten, bin aber ein Freund von Anreizsystemen. Wenn jemand keine Pausen machen will und entsprechend in der selben Zeit mehr Arbeit schafft, dann wird diese Person eben höher entlohnt.
Ich würde wo immer rechtlich möglich Personen immer auf Basis der Arbeitsleistung entlohnen, nicht auf Basis der Arbeitszeit. Dies setzt dann den Anreiz, während seiner Arbeitszeit die maximale Arbeitsleistung zu erbringen.
Ich sehe die Zeit auf Arbeit, die für Schnelltests, Raucherpausen oder ähnliches aufgewendet wird auch nicht als Arbeitszeit. Arbeitszeit ist Zeit, die dem Unternehmen einen Mehrwert bringt. Dies würde ich natürlich relativ weit interpretieren - ein/e RezeptionistIn bringt beispielsweise immer den Mehrwert theoretisch Gäste zu empfangen - auch wenn in der Sekunde kein Gast da ist.

Der Staat versucht hier, bei zurückgehender Nachfrage das Angebot beizubehalten. Damit werden aber auch Unternehmen gerettet, die eigentlich schon vor der Coronakrise kein langfristig funktionierendes Geschäftsmodell haben. Ein guter Indikator hierfür ist, ob ein Unternehmen auf dem freien Markt Kredite bekommen würde. Wenn Geschäftsbanken (oder Privatanleger) nicht an das Geschäftsmodell glauben, dann bekommen diese Unternehmen eben keine oder nur sehr teure Kredite.
Der Markt würde einem Unternehmen wie KarstadtKaufhof keinen Kredit geben. Große Läden in teuren Innenstädten und das auch noch ohne Besitz an der Immobilie? Wird langfristig nicht gegen Amazon & Co konkurrieren können. Deshalb ist GaleriaKarstadtKaufhof jetzt bereits in seinem zweiten Insolvenzverfahren.
Die Lufthansa würde aber eben auf dem Markt auch keinen Kredit bekommen, weil eben nicht davon ausgegangen werden kann, dass die Lufthansa wieder ihr Vorkrisenniveau erreichen kann und sich gegen die diversen Airlinekonkurrenten wird durchsetzen können. Ein geordnetes Insolvenzverfahren hätte auch hier eine Schrumpfung auf ein gesundes Niveau erreichen können.

Der Staat ist ein schlechter Unternehmer (siehe oben). Ich gebe Ihnen Recht, dass der Staat aber immer wieder versucht in den Märkten mitzumischen und entsprechend der Markt nicht staatsfrei ist. Der Staat zieht einige Aufgaben an sich, denen er eindeutig nicht gewachsen ist und die er besser in professionellere Hände gelegt hätte.
Den „Status Quo von dem wir profitieren“ müssen Sie mir näher ausführen. Im globalen Vergleich der Länder fällt Deutschland doch in quasi jeder Kategorie zurück.

Das Unternehmen strebt nach der größtmöglichen Menge an Gewinn. Und all diese Rechte sind doch Rechte, die eine langfristig gesunde Schar aus Personen die im Unternehmen arbeiten oder die Unternehmensprodukte kaufen können vermuten lassen.
Wenn mein Atomkraftwerk die Umgebung verstrahlt kann ja niemand mehr meinen Strom kaufen.
Ich sehe also durchaus eine Deckung von inhärenten langfristig denkenden Unternehmenszielen sowie gesellschaftlichem Idealzustand.

Der große Unterschied wäre die Geschwindigkeit gewesen. Man hätte die Patente der Wirkstoffe handeln können, Dosen zwischen Ländern frei verkaufen können usw. Zudem scheint es ja so, als ob die Impfung auch ein weitergeben weitgehend verhindert. Die Jungen zuerst zu impfen wäre also nicht zwingend schlechter.
Wenn der Einkauf der Dosen nicht über die Staaten gelaufen wäre, dann wäre die Impfproduktion nicht durch die Marktmechanismen ausgebremst worden. Die EU hat sich das Monopol genommen, Impfstoffe einzukaufen. Entsprechend kann dem Impfhersteller nach einem Deal egal sein, wann der Hersteller liefert. Das einzige Problem liegt nun darin, dass die EU mit anderen Einkäufern konkurriert hat. Solche anderen Einkäufer bieten nun mehr (mehr Geld, mehr Informationen, mehr Prouktionskapazitäten…) und der Hersteller liefert natürlich zuerst an diese Premiumkunden.
Währenddessen hält die EU nur den Vertrag in der Hand. Das Problem entsteht nun, wenn ein neuer Kunde so viel Geld bietet, dass die Vertragsstrafen durch Nichterfüllung gegenüber der EU lächerlich erscheinen. Hinter Gittern wird schon keiner kommen, wenn man die EU nur weiter in der Prioritätsliste nach hinten schiebt.
Die EU-Politik war in dieser ganzen Geschichte ein schlechter Einkäufer, der versucht hat mit Druck und Verträgen gegen Marktmechanismen anzukommen und ist grandios gescheitert.

Oben schrieb @BrewSwillis dass er Schutzgesetze nicht für einen guten Standort aufgeben würde. Ich hätte gerne meinen Datenschutz hergegeben, damit der Einkäufer ein weiteres Goodie als Angebot an den Impfhersteller gehabt hätte. Mein Steuergeld und meine Daten gegen eine Impfung heute ist besser als nur mein Steuergeld gegen eine Impfung morgen.

Em Ende ist es alles eine Güterabwegung.

Berlin hat beispielsweise eine Aufklärungsquote von 44% bei Straftaten, Tendenz fallend. Von einem verlässlichen Rechtssystem zu sprechen halte ich dort auch für mittelfristig nicht mehr haltbar.

Ich würde dies als Staatsfunktionen verstehen. Also als Zielvorgaben des Staates eine wachsende Wirtschaft zu haben. Dies bedeutet auch, dass einmal erteilte Betriebserlaubnisse nicht wieder zurückgezogen werden dürfen, ohne entsprechende Entschädigungszahlungen.

Das sehe ich anders. Die Aufgabe des deutschen Staates ist es, seine Bevölkerung im Pandemiefall schnellstmöglich zu impfen. Jede Impfung, die nicht in Deutschland verabreicht wird, bedeutet dass der deutsche Staat nicht das bestmögliche für seine Bevölkerung getan hat - diese Impfung ist dann nämlich weg.
Das kann man bis zu einer gewissen Größenordnung natürlich tolerieren - aus außenpolitischen Gründen beispielsweise. Aber zu wenig, zu billig, zu spät, mit brechbaren Verträgen zu bestellen, nicht das maximale für das Hochfahren der Impfproduktion und maximal schnelle Verteilung des Impfstoffes im Lande - das sind so viele Fehler, dass man sich fragen muss ob dieselbe Struktur bei der nächsten Krise wieder am Ruder stehen sollte.

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Das ist doch wieder das gleiche in grün. Zeit muss für diese Dinge aufgewendet werden, Sie wollen diese Zeit aber nicht den Arbeitern bezahlen müssen. Fair enough, dafür kaufen Sie ja auch die Arbeitskraft nicht ein. Ihnen ist vermutlich klar, dass Sie damit sehr schnell in Abgrenzungsproblematiken kommen? Zb was überlange Meetings, Ineffizienz durch Müdigkeit usw angeht.

Nein, das ist wieder verkürzend. Vom Airline Markt lassen auch aus anderen Gründen Investoren ihre Finger. Z.B. schwankt er über das Jahr enorm, wird oft bestreikt, hat viele mögliche politische Konfliktpunkte und ist stark vom Ölpreis abhängig. Nur um mal ein paar andere Faktoren zu nennen. Das bedeutet dann nicht, dass das Geschäftsmodell nichts taugt.
Soweit ich weiß brauchten ALLE Airlines staatliche Hilfen, das ist kein LH-Missmanagement Problem.

Vieles wird sich womöglich langfristig nicht gegen Amazon durchsetzen können. Das gleiche wie mit den Airlines. Man kann dann sagen „Tja, Pech gehabt, das ist Marktwirtschaft“. Aber nur wenn man damit OK ist, dass es in Innenstädten keinen Einzelhandel und kurzfristig keinen Flugverkehr gibt.
Ich frage mich ganz ehrlich wo Ihre menschliche Grenze ist, Sie können privat unmöglich so marktradikal sein. Was ist mit Theatern oder Schwimmbädern, beides chronisch unrentabel. Kann sich halt nicht gegen Netflix und Badewanne durchsetzen also brauchen wir das auch nicht?

Wenn Sie so wollen, die Standortvorteile. Infrastruktur, Bildungswesen, Straßen, Gesundheitssystem, usw.

Lustig wie Sie versuchen, das in etwas positives zu drehen. Sie wissen doch, dass Produktionsort nicht Verkaufsort sein muss. Überspitzt: Ihr Atomkraftwerk wird in Bangladesh gebaut, weil da die Kinder erst nach der 14-Stunden-Schicht unter Schwerstbedingungen nach Hause schlurfen, nix mit Höchstarbeitszeit. Der Atommüll kann direkt in den nächsten Fluss entsorgt werden, und man muss nicht mal die Statik der Hallen kontrollieren! Den Strom verkaufen Sie ein paar Länder weiter, wo die Kaufkraft schön hoch ist, dann ist das Verstrahlen der Umgebung auch völlig egal.

Ich sage wohlgemerkt nicht, dass das nie vorkäme. Wenn es aber auch nur mehrheitlich wahr wäre, hätten wir heute nicht so ein vermaledeites Klimaproblem. Denn bei einem sind wir uns hoffentlich einig: Langfristig ist das zugrunderichten des Heimatplaneten nicht so geil, für niemanden. Wenn dem langfristig niedrigen ein kurzfristig hoher Profit gegenübersteht, fliegt diese Theorie schnell mal aus dem Fenster.

Da kann ich nicht folgen. Glauben Sie der Staat verbietet das? Ich denke vielmehr die Unternehmen halten sehr freiwillig an ihrem geistigen Eigentum fest. Oder sprechen Sie von Zwangslizenzen? Eher nicht, denn da wären wir dann ja bei Eingriffen.

In Ihrem Szenario wäre das ja nicht sehr anders. Wenn Unternehmen „mitbieten“ dürfen, stehen sie in Konkurrenz zu EU & Co. Nur noch mehr Bieter um eine begrenzte Ressource, und das dann europaweit. Wenn Ihr Unternehmen nicht zufällig Größenordnung Siemens ist, werden Sie wohl nicht so viel Verhandlungspotential wie EU oder DE haben. Sie würden auf der Premiumkundenskala vermutlich also ebenfalls recht tief rutschen.

Was die Verträge angeht … soweit ich weiß sind die nicht öffentlich. Also sind Mutmaßungen über Vertragsstrafen und eventuelle Motivation hinter Lieferschwierigkeiten eben genau das. Mutmaßungen.

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Ihr Menschenbild sieht nach meinem Verständnis so aus, dass der Staat die Arbeitnehmer schützen müsse vor den ausbeuterischen Ideen der Arbeitgeber. Als Arbeitgeber kann ich nur sagen: Ich habe ein Interesse an einer möglichst effizienten und produktiven Arbeitnehmerschaft. Darum sehe ich auch nicht, warum Meetings lang (oder überhaupt in Präsenz) oder ineffizient sein sollten.

Wenn mann in Bangladesh eine Höchstarbeitszeit von beispielsweise 7h/Tag einführen würde, würden die Menschen 0h/Tag arbeiten, da die Arbeit in ein anderes Land abwandern würde, das diese Regulierung nicht hat. Regulierung schafft keine Arbeitsplätze, Unternehmen tuen dies. Und Unternehmen suchen sich den bestmöglichen Standort aus - und da gehört eben auch die Betrachtung der Regulierungen mit hinein.

Da haben Sie mich missverstanden. Wir spinnen mal das Beispiel mit dem Atomunternehmen weiter. Ein Atomgau wie in Tschernobyl ist aus mehreren Gründen betriebswirtschaftlich katastrophal. Auf der einen Seite hat man über Jahre hinweg Geld gespart durch billige/unprofessionelle Arbeitskräfte und Einsparungen an Sicherheitstechnik. Auf der anderen Seite steht ein riesiger physischer Unfallschaden an Mitarbeitern sowie umliegenden Dörfern und Umwelt. Der viel größere Schaden ist jedoch der Vertrauensverlust in die Technologie bzw. Sicherheit. Große Teile jeder Bevölkerung - insbesondere Anhänger von Bündnis90/Grünen - sind seitdem über Jahrzehnte als Kunden des Atomstroms verloren. Die Einsparungen der Sicherheitskonzepte werden sich niemals rechnen.
Die weltweite Armut lässt sich am besten mit Kapitalismus bekämpfen. Sobald jede/r weltweit die Möglichkeit hat, sich seinen Job (und die zugrundeliegenden Arbeitsbedingungen) auszusuchen, haben wir auch das Problem nicht, dass einige Personen weit über ihre Kräfte für subjektiv zu wenig Geld arbeiten. Mit Regulierung wird man das nie erreichen.

Da bin ich ganz ihrer Meinung. Jede Form von Emission sollte kapitalisiert werden. Wenn meine Fackel im Chemiewerk Co2 abbläst, dann zahle ich dafür einen Co2-Preis. Wenn ich mein Atomkraftkühlwasser in den Fluss einleite, zahle ich auch hierfür einen Emissionspreis.
Leider wird das in Deutschland nur in eine Richtung gedacht.
Wenn ich in den USA Co2 am Schornstein abgreife und wieder der Produktion zuführe, dann geht dieses Co2 ja eben nicht in die Atmosphäre. In Deutschland wäre der Emissionspreis dennoch fällig. Gleiches gilt für Carbon-Capture Unternehmen. Diese sind alle in den USA, da man dort für negative Co2-Emission auch bezahlt wird.
Deutschland ist auch in dieser Technologie wieder mal hinten dran - eben weil es keine kluge Regulierung gibt. Es gibt hierzulande kluge Ingenieure - aber wenn der finanzielle Anreiz nicht da ist, dann entwickelt auch niemand solche Technologien.

Gilt ebenso in der Politik - die Insolvenzwelle wird bis hinter die nächste Wahl kaschiert.

Nein, wieso? Ich biete dem Impfhersteller 10.000€ je Dose und alle Gesundheitsdaten der zu impfenden Personen für 100 Dosen. Damit biete ich je Dose deutlich mehr als die EU oder Mitbewerber und werde auch früher bedient. Mit dem zusätzlichen Cash könnte der Impfhersteller in eine schnellere Produktion investieren. Anhand der Gesundheitsdaten könnte der Hersteller seine Effizienz verbessern und solche Dinge wie die Mutationen früher erkennen (wenn man beispielsweise laufend Abstriche einschickt).

Das ist korrekt, es sind Mutmaßungen auf Basis der im internationalen Vergleich geringen Dosen. Der Fund in Italien zeigt ja, dass die EU-Komission zumindest keine dauerhafte Kontrolle der Liefermengen verhandelt hat. Denn man kann ja nur etwas finden, wenn man vorher den Blick einmal nicht auf der Lieferkette hatte.

Dann sage ich: Tja, Pech gehabt, das ist Marktwirtschaft.

Das sind doch genau die Kategorien, in denen Deutschland schlecht ist und zurückfällt.
Internetgeschwindigkeit: Platz 25-32 weltweit (je nachdem ob man Mobilfunk oder nur DSL/Glasfaser zählt).
Bildung: Mittlerweile 10% der Schüler in Deutschland auf Privatschulen, die absolute Zahl hat sich in zwei Dekaden vervierfacht. Mehr und mehr Eltern wollen ihre Kinder nicht auf öffentliche Schulen senden. Das Bildungsniveau laut PISA an deutschen Schulen bricht ein. Die beste deutsche Universität TU München liegt im internationalen Vergleich auf Platz 55.
Straßen: Die Qualität des deutschen Autobahnnetzes ist in der Tat ein großer Standortvorteil für Deutschland. Das gut ausgebaute Netz geht allerdings eher auf eine Zeit der Diktatur zurück, denn zwingend auf die demokratische Fortentwicklung. Für die Zukunft sehe ich auch hier eher einen Abbau dieses Standortvorteils. Instandhaltungen werden vom Staat verschleppt, Neubauten von Autobahnen unterliegen großen Protesten. Die angedrohten Geschwindigkeitsbeschränkungen ergeben aus Co2-Ausstoßgesichtspunkten durchaus Sinn - aber es wird wieder mit Verboten hantiert, statt auf Marktmechanismen zu setzen. Der Tesla verbraucht nicht mehr Co2, ob ich nun 130kmh oder 230 kmh fahre - ein Laden am Firmensolardach vorausgesetzt.

Mit der komischen Finanzierung halb-staatlich halb-Privat bei Theatern oder Schwimmbädern habe ich auch meine Probleme. Entweder man zahlt komplett staatlich, also auch mit kostenlosen Eintrittspreisen. Im gleichen Zug könnte man sinnlose Kosten wie für Eintrittskartensysteme, Verwaltungen der Einnahmen usw. komplett einsparen. Der Vorteil läge dann darin, dass auch Personen die selbst mit den etwa 5€/Schwimmbadticket subventionierten niedrigen Preisen es sich dennoch nicht leisten können ins Schwimmbad zu gehen auch schwimmen lernen könnten.
Dasselbe Konzept (ganz oder gar nicht finanziert) gilt im übrigen genauso bei dem ÖR-Rundfunk. Entweder zahlt man seine Zwangsabgabe und bekommt ÖR-Rundfunk werbefrei, oder man überlässt es dem Markt und hat Privatsender.
Gleichzeitig gibt es ja auch Schwimmbäder und Theater, die sich voll selbst finanzieren.

Nicht falsch verstehen: Der Markt könnte theoretisch auch diese Angebote schaffen. Aber er würde vielleicht kleinere, günstigere Bäder schaffen, in der Größe wie sie durch die Nachfrage finanzierbar wären. Der Staat glaubt aber, dass es ohne ihn nirgends Theater geben würde - und da liegt er falsch.

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Ich habe es in dem Thread nicht so ganz verstanden.
Du hast deine Angestellten nach Indonesien ausgeflogen, sehe ich das richtig?
Und, sind sie schon geimpft?
Wenn ja: Geht das offiziell als Ausländer oder muss man da mit Bestechung nachhelfen?
Ich habe nichts im Internet dazu gefunden, dass Indonesien auch Ausländer impft, aber ich kann nicht sagen, dass ich mich gut in Südostasien auskennen würde.

Spannend finde ich auch, dass deine Mitarbeiter, inklusive Familien mal eben nach Indonesien ausgewandert sind, das nenne ich mal Arbeitnehmerflexibilität!
Oder hast du sie rübergeflogen, schnell impfen lassen und jetzt sind sie wieder hier?

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Tja, blöd nur, dass dieses Pech in der sogenannten Marktwirtschaft immer wieder diejenigen trifft, die zufällig am falschen Ort oder in der falschen Familie geboren wurden. Um die kann sich ja dann der Staat kümmern - aber bitte ohne denen die weniger „Pech“ haben, auch noch per Steuern etwas von ihrem mühsam ererbten Vermögen abzuknüpfen! /Polemik off

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Da liegen Sie falsch. Airlines wie die Alitalia waren auch vorher schon eher ein Rettungsfall.
Das Problem der von Ihnen gelisteten Airlines ist, dass diese aufgrund des höheren Lohnniveaus länger brauchen um wieder das Vorpandemieniveau zu erreichen.
Es hindert Sie ja niemand daran, Lufthansa Aktien zu kaufen, wenn Sie an eine schnelle Erholung glauben. Ich glaube an eine schnellere Erholung von Anbietern wie EasyJet. EasyJet hat übrigens keine staatlichen Hilfen in Anspruch genommen sondern im Mai 2020 ca 30% Entlassungen ausgesprochen. Das zahlt sich aus.

Lufthansa hat innerhalb des letzten Jahres im Grunde keine Bewegung gemacht.


EasyJet hingegen innerhalb eines Jahres +50%.

Lufthansa hat eine teure Belegschaft und nun auch noch einen teuren staatlichen Kredit. Da sind Konkurrenten besser aufgestellt, die sich bei einer zurückgehenden Nachfrage bzw. sich verteuernden Rohstoffen verschlanken.

Eine Vermögenssteuer oder die Erbschaftssteuer trifft nur die Mittelschicht. Die Armen haben kein Vermögen und auch nichts zu vererben. Die Reichen nutzen die löchrig geschriebenen Gesetze zu ihren Gunsten bzw. bezahlen Lobbyisten diese Löcher in Gesetze zu schreiben oder Berater diese Löcher bestmöglich auszuschöpfen. Das ist jedoch absolut legitim - denn die Reichen sind ja nur deswegen reich, weil sie ihr Eigentum verteidigen.
Bezüglich der Behauptung, dass man „Pech hat“ in eine falsche Familie geboren zu sein: Ja, der Staat hat im Grunde die Funktion und Pflicht, sich bis zur Geschäftsfähigkeit um diese Menschen zu kümmern. Davor dürfen Unternehmen oder potenzielle Arbeitgeber diese ohnehin nicht einstellen, umwerben o.ä. - und das ist auch gut so.
Die Qualität der Schulabgänger (oder -Abbrecher) in Deutschland nimmt weiterhin ab. Das kann man doch aber nicht den Unternehmen vorwerfen. Der deutsche Staat hat eine der höchsten Steuereinnahmen (prozentual und absolut) aller Länder - schafft es aber nicht, fitte Jugendliche auf den Arbeitsalltag vorzubereiten. Ein Armutszeugnis.

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kurzes Querposting aus dem Zeit-Ticker. Damit ist glaube ich dann auch das ganze geklärt:

Der britische Gesundheitsminister Matt Hancock sagte der Financial Times mit Blick auf den Streit zwischen der EU und AstraZeneca über gekürzte Liefermengen nun: "Unser Vertrag übertrumpft deren. Das nennt sich Vertragsrecht und ist eindeutig."

Die EU habe einen Vertrag, der lediglich „beste Bemühungen“ seitens des Impfstoffherstellers zusichere, die Regierung in London habe sich hingegen Exklusivität ausbedungen.

Hätten Sie das als Arbeitnehmer abgelehnt? Drei Wochen woanders arbeiten und am Ende sind Sie und ihre mitgenommen Eltern geimpft? Ich werde ja viel gescholten in diesem Thread - aber ich finde da habe ich etwas für meine Angestellten geleistet, das sich viele anderen auch gewünscht hätten.
Und ja: alle wieder retour. Am Ende ist es nicht Indonesien geworden, sondern ein kleiner für Glücksspiel bekannter und ziemlich reicher Inselstaat. Wenn Sie dort ein Unternehmen haben, gelten sie dort auch nicht als Ausländer. Deutschland impft ja auch die sich im Land befindlichen Personen - nicht nur die Deutschen.
Indonesien wäre aber auch möglich gewesen - die Formularnummer hatte ich hier irgendwo schonmal gepostet.
Im übrigen habe ich gehört, dass das öffentlich-rechtliche Studio in Tel-Aviv aktuell eine erhöhte Nachfrage nach Möglichkeiten der Einreise für deutsche Reporter hat - kann das aber nicht belegen. Aber verständlich ist es natürlich - Israel ist ein sehr spannendes Land.

Hi Lib,

um einen Neuanfang zu machen in dem, was Unternehmen in dieser Krise leisten könnten, möchte ich dann mal anders herum fragen. Welche Maßnahmen siehst du denn für möglich und umsetzbar? Dein gutes Beispiel deine MA auszufliegen, kann sich defintiv nicht jedes Unternehmen leisten.
Was sollte ein Unternehmen aus eigenantrieb machen?
Was sollte zentral zur Pandemiebekämpfung von der Politik nun gemacht werden, um Unternhemen zu überzeugen mehr zu leisten?
Was denkst du, was man den Unternehmen abverlangen und vorgeben kann und auch muss, da dies nicht aus eigenantrieb kommen würde?
Bislang waren wir nur dabei aufzuzählen, was alles nicht geht und was alles für Probleme da sind. Und wir sind auch deutlich von der Rolle der Unternehmen in der Pandemie abgedriften und so versuche ich uns mal wieder zurück zu holen.

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Danke fürs Einfangen dieses Threads @Alex0815! Ich stimme zu, wir sind in viele Äste abgebogen.

Ein Ausblick sollte erkennbar sein. Das kann auch gerne eine Schaufensterpolitik ohne sofortige Wirkung sein.
Infrastruktur: Ausgaben erhöhen - Glasfaserausbau, 5G an jeder Milchkanne. Aber nicht als Versprechen, sondern als Hilfszahlung. Jedes Unternehmen oder Privathaushalt kann Kosten selbst geltend machen, diese werden vom Staat teilweise erstattet. Damit kann jede/r selbst entscheiden, was es wert ist und die Internetanbieter konkurrieren um Kunden.
Bildung: Bildung wieder auf Leistung aufbauen. Private Bildung aus dem Markt durch Qualitätsoffensive drängen. Bildungsausgaben verdoppeln für die besten 50% der Schulen ab nächsten Jahr.

Geschäftsfähigkeit ab 16 beibehalten, Wahlalter auf das selbe Alter absenken. Alles, was ein Unternehmen anderen (Unternehmen, Umwelt) tut muss kapitalisiert werden - also alles an Emissionen oder umweltverändernden Maßnahmen mit einem Preis bedenken. Aber: Positiv wie negativ. Wenn ein Unternehmen Atommüll oder Co2 aus dem Meer oder Luft fischt, muss es dafür Geld bekommen.
Also: alles für dritte negative bestrafen, alles für andere postitive belohnen.
Das passiert aktuell nicht. Beispiele: Der positive Preis für die (private) Impfung der MA ist nicht da, obwohl ich der EU Geld spare, der Preis für CO2-Emission komisch verteilt und nur auf die lokale Emission eingehend und zu gering.
Alles andere wird man nur durch ausprobieren sehen. Die Spanier testen eine vier-Tage Woche.

Das ist vermutlich weniger radikal als sich viele das in aus diesem Thread heraus gewünscht haben.
Ich würde aber dennoch für einen folgenden Gedankenwechsel plädieren:

Die Menschen verhalten sich im eigenen Interesse kapitalistisch. Nicht zwingend als Einzelperson - aber als Gesamtheit. Lasst uns diese kapitalistische Haltung im Sinne der Verbesserung der Gesellschaft nutzen.
Durch ein Gesetz, in dem steht, dass ich mit einem Hund auch nach Einsetzung der Ausgangsbeschränkung aus dem Haus darf, wird zu einem massiven Anstieg der verkauften Hunde führen. Mehr Hund → mehr Freiheit.

Diese logischen Anreizstrukturen muss die Politik verstehen. Bestenfalls selbst.
Ich habe die Hoffnung auf diese Selbstreinigung aufgegeben - zumindest für Deutschland.
Die deutsche Regierung besteht größtenteils aus Juristen und Berufspolitikern.
Die britische Regierung (als Beispiel) besteht größtenteils aus Naturwissenschaftlern und Unternehmern.
Ein großes Problem der deutschen Regierung ist die nicht vorhandene oder nicht gute Fehlerkultur - eine Fehlerkultur, die eher bei Naturwissenschaftlern oder Unterehmern üblich ist. Oder bei Naturwissenschaftlerinnen.

Warum ich hier in diesem Blog immer wieder so zeitig antworte ist aus genau demselben Grund:
Ich möchte, dass man Verantwortungen klar benennt und verfolgt, aber auch die Anreize hinter den Entscheidungen versteht. Und nur dann sind die Entscheidungen logisch und nachvollziehbar. Bestenfalls kann man die Entscheidungen diskutieren, die Anreize dahinter bei Bedarf verändern und die Verantwortlichkeiten neu verschieben.

Ich stelle hiermit die These auf, dass dann so ein Bullshit wie Aussagen wie „Soll ich mich auch noch darum kümmern“ (J.S.) oder schlecht verhandelte Verträge und entsprechend wenig geimpfte Bevölkerung nicht vorkäme. In der britischen StateOfTheNation lachen sie über uns.

Der Bogen war jetzt lang - aber die Frage war ja: Was können Unternehmen in der Krise leisten.
KONTRAHIEREN UND UMBAUEN ist meine Antwort.
Angebot zurückfahren, Mitarbeiter entlassen aus den Tätigkeiten die in der Krise nicht gefragt sind, damit diese Menschen frei werden für Tätigkeiten die in der Krise gefragt sind!
Die Menschen mit einem glorifizierten Arbeitslosengeld a.k.a Soforthilfe/ÜBHI,II,III dauerhaft zu vertrösten und das dafür benötigte Geld zu drucken und somit zu entwerten ist keine dauerhafte Lösung und führt zu massiver Politikverdrossenheit aufgrund der Salamitaktik.
Ich würde behaupten die Menschen verstehen eine Kündigung und ein Arbeitsangebot nach Erreichen des Vorpandemieniveaus besser als ein Durchschleppen auf Staatskosten. Meine ehemaligen Mitarbeiter tuen es und ich freue mich auf den Tag, wo ich ihnen ein neues Jobangebot unterbreiten kann.

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Danke für deine Ausführung.
Mein Versuch war es aber den Bogen noch kleiner zu machen.
Was kann in dieser Pandemie von Unternehmen geleistet werden.
Maskenpflicht, testpflicht, Home Office, luftreiniger, schichtbetrieb für alle, Abstände, trennwände, einzelbüros, Kontaktnachverfolgung am Arbeitsplatz, reiseverbote, Stilllegung von Bereichen, etc.

Also eher kurzfristig für diese Pandemie und nicht zu systemisch, sodass gar nichts passiert, weil jede Änderung zu lange dauern würde.

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Hallo @lib ,
danke für den hervorragenden Post. Kann alle Maßnahmen unterschreiben, würde aber eine völlig andere Geisteshaltung und auch systemische Organisation der BRD benötigen.

Diesen Maßnahmen kann man ein Streamlining der föderalen Organisation beistellen:

  • Reorganisation der Bildung, Bund stärker verantwortlich machen, Vorgaben wie Leistungsstandard und Bildungsinhalte pro Jahrgangsstufe, um gleiche Standards und Umzüge zwischen Bundesländern zu ermöglichen und sozial schwachen Kindern in schlecht regierten Bundesländern mehr Chancen zu ermöglichen; Länder dürfen maximal noch organisieren, wie sie das umsetzen wollen; dazu offene Benchmarks, die jährlich veröffentlicht werden, um Ausreißer nach unten direkt transparent zu machen
  • Infrastruktur komplett zur Bundessache machen, Verantwortungsgeflechte auflösen, digital und physisch

Sonst sind die Maßnahmen nicht umsetzbar bzw. werden in der strukturellen Verantwortungslosigkeit des real existierenden Föderalismus verwässert.

Stimmt. Das geht bei uns auch nur deswegen, weil sich Teile der Bevölkerung durch die Nebelkerzen der Verantwortungsverschiebung (EU - Bund - Länder - Gemeinden) irgendwann fatalistisch abwenden und diese Aussagen durchgehen lassen. In UK ist das durch die eindeutigen Verantwortlichkeiten nicht möglich, weil es völlig absurd wäre. Hier hat man sich an diese Aussagen schon lange gewöhnt (Stichwort Bildungssystem).

Das wird, glaube ich, passieren. Allerdings eher aus Not und in manchen Unternehmen widerwillig. Zumal es bei vielen Arbeitnehmern leider doch die Erwartungshaltung gibt, dass sich der Staat und das Unternehmen um Weiterbildung und Fortentwicklung zu kümmern haben. Stichwort Selbstverantwortung. Selbstverantwortung ist nicht wirklich ein Konzept in der deutschen Gesellschaft und politischen Kultur.

Glücklich, dass du solche MAs hast. Insgesamt bin ich mir da nicht so sicher.

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Aber @Alex0815 , das machen doch die meisten Unternehmen schon. In dem Unternehmen, in dem ich bin, hat sich Home Office für alle, die können, seit einem Jahr durchgesetzt.
Ich höre auch von vielen anderen. Outlier gibt es immer, aber diese sind eher Exoten, bei denen was in der Unternehmenskultur grundlegend nicht stimmt.
Außer Testpflicht ist fast alles umgesetzt, das aber deswegen, weil Tests noch nicht in dem Maße verfügbar sind. Das kommt aber noch. Reisen finden ohnehin kaum noch statt. Consultants sitzen am Rechner, ich mache meine Projekte nur noch über Teams.

Die anderen sind in Kurzarbeit, also sitzen zu Hause. Bei den Mitarbeitern, die in Supermärkten arbeiten, beschwert sich kein Mensch, obwohl hier Ansteckungen deutlich wahrscheinlicher sind und diese gefährdet sind. Aber dann wäre ja der eigene Komfort eingeschränkt, wenn die Supermärkte zumachen, nicht? Soweit wollen wir bei der Unternehmenskritik dann doch nicht gehen. :wink:

Diese ganze Unternehmerdiskussion ist meiner Meinung nach eine Chimäre. Die Inzidenzraten sind in sozial schwachen Stadtteilen hoch, und glaube mir, da sind wenig Unternehmen und da fährt auch niemand hin, der nicht muss. Weder mit den Öffis noch sonstwie.

Ich habe mir aber mal den Spaß gemacht, da hinzufahren (Hamburg). Ich weiß schon, woher die Infektionen kommen. Und das sind NICHT arme Arbeitnehmer oder rücksichtslose Unternehmer.

Insofern ist die ganze Diskussion eine Nebelkerze. Das würde auch deutlich werden, wenn man sich mal trauen würde, die Infektionsketten wissenschaftlich zu untersuchen.

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Anscheinend hat die Pharmaindustrie mit grosser Lobbymacht verhindert, dass die EU ein Gesetz angewendet hat, nämlich in einer Notlage die Patentrechte auszusetzen. Oder die Regierungen sind im vorauseilenden Gehorsam davor zurückgeschreckt, um ja nichts von der „Attraktivität“ der europäischen Standorte zu verlieren. Ich lese aus deinen Kommentaren, dass du den rabiaten „Impfnationalismus“ der USA und UK vernünftig findest und dass DE gegenüber der EU den Fehler gemacht hat, die Impfstoffe wenigstens in der EU gerecht zu verteilen (wie neulich in einem SZ-Kommentar, als wäre es BILD).

Die Manager können schon gut rechnen (auf kurze Distanz zumindest), aber sie sind oft lausige Psychologen und schlechte Staatsbürger.

Die Belastungen durch Tests für die Belegschaft hast du plausibel vorgerechnet, aber muss man hier nicht dagegenhalten, dass es für die Gastronomie, Veranstalter und Künstler gar nichts gibt? Anstatt 9% Einbussen 100%. Da können sich die Unternehmen, die bis auf den Testaufwand durcharbeiten konnten als wäre nichts, sich schon hübsch an der Bewältigung der Notlage beteiligen.

Ein Bruder arbeitet für Audi, seit einem Jahr im Homooffice. Aber einige Kollegen vor Ort spazieren ohne Marke durch die Grossraumbüros, sind schon mehrfach ermahnt worden, aber harte Konsequenzen bisher keine. Ein anderer Bruder arbeitet in einem Chemiebetrieb (2000 Leute), da geht die Häflte ohne Maske, obwohl schon ein Kollege an Corona verstorben ist. Ein Freund arbeitet in einer Hightechfirma (optische Präzisionsgeräte). Dort hält man nichts von Homeoffice. Alle müssen vor Ort sein.

Die Rationalität von Managern ist also nicht überall stark ausgebildet.

Woran misst du das? Ich behaupte nicht, dass alles optimal ist. Hauptsächlich sehe ich nur die digitale Infrastruktur mangelhaft. Aber die hat die Industrielobby-Partei CDU/CSU mitsamt der FDP vergeigt. (zuerst Kohl mit dem Verwerfen der Glasfaserpläne von Helmut Schmidt, dann Union und FDP, die es nicht gewagt haben, eine Grundversorgung von den Telekom-Konzernen zu verlangen, und schliesslich die Infrastrukturminister der CSU, die mit der Maut das ganze Ministerium jahrelang beschäftigt haben und dabei die Kabel ganz vergessen haben.

Hälst du auch den Mindestlohn für ein abschreckendes Element? Der ist m.E. viel zu niedrig. Das kapieren immerhin schon die Amerikaner, da schwenken sogar die BWLer um, sofern sie ein wenig noch vorne rechnen.

Tut mir leid, wenn ich ein wenig polemisch geworden bin. Ich hoffe aber, mein Standpunkt ist klar geworden.