Vielen vielen Dank den Hosts der Lage, dass ihr euch trotz der auch für euch nicht nachvollziehbaren Entscheidungen der deutschen Politik mit diesen befasst.
In den vergangenen Lagen kam häufiger als Aufforderung zu Sprache, dass Betriebe mehr Tests anbieten sollten.
Aus Arbeitgebersicht möchte ich hierzu Stellung beziehen und eine grobe Einschätzung geben, die insbesondere auch langfristige Konsequenzen aufzeigt.
Ein Team für die Durchführung von „tägliche Schnelltests am Werktor“ wenige tausend Euros je Tag.
Diese Teams können zwar jede/n MitarbeiterIn durchtesten und verteilt auf alle Mitarbeitenden sind die Testkosten auch aus Arbeitgebersicht tragbar - aber die Zeit ist dennoch weg.
Wenn wir annehmen, dass jeder Selbsttest 15 Minuten zwischen Abnahme und Ergebnis benötigt, so verliert jede/r MitarbeiterIn während des Prozederes ca. 15-30 Minuten, je nachdem wie weit die Teststelle vom eigentlichen Arbeitsort entfernt ist.
Ausgehend von den 15 Minuten zwischen Abstrich und Arbeitsbeginn werden Vollzeitmitarbeiter entsprechend 4% ihrer Arbeitszeit je Monat für das Warten auf Schnelltests bis zum Arbeitsbeginn bezahlt.
Ausgehend von den 30 Minuten werden Vollzeitmitarbeiter entsprechend 7,6% bezahlter Arbeitszeit je Monat für das Warten auf Schnelltests bis zum Arbeitsbeginn bezahlt.
Bei Teilzeit sieht es sogar noch extremer aus. Die Testzeit verkürzt sich nicht, also sieht das Verhältnis noch übler aus, wenn die Teilzeit sich dennoch auf eine 5-Tage Woche bezieht.
Ausgehend von den 15 Minuten werden Teilzeitmitarbeiter entsprechend 8,1% bezahlter Arbeitszeit je Monat für das Warten auf Schnelltests bis zum Arbeitsbeginn bezahlt.
Bei realistischeren 20 Minuten zwischen Abstrich und Arbeitsbeginn wären es etwa 9,2%.
Die Rechnung gehen von in Deutschland üblichen 1650 Jahresarbeitsstunden bei Vollzeit und 770 Jahresarbeitsstunden bei Teilzeit bei 250 Arbeitstagen aus.
https://www.deutschlandinzahlen.de/tab/deutschland/arbeitsmarkt/arbeitszeit/jahresarbeitszeit
Nicht berechnet sind natürlich die täglichen wirklich-positiven Tests, die entsprechenden Ausfall bedeuten sowie die falsch-positiven Tests (aufgrund von schlechter Testqualität oder falscher Lagerung/ falscher Anwendung usw).
Die folgende These stelle ich hiermit auf und befolge sie selbst:
Jede/r ArbeitgeberIn, der/die diese nur in Deutschland (teilweise in der EU analog geltenden) 4%-9% Produktivitätseinbruch nicht hinnehmen kann oder will, verlagert seine Mitarbeiter, seine Arbeit, sein Geschäft oder seine Aufträge in Regionen oder Staaten in denen diese Produktivitätseinbrüche nicht so hoch sind - denn Manager sind hochrational agierende Personen.
TL_DR:
Lage sagt Betriebe sollten Mitarbeiter testen.
Lib sagt Betriebe wollen sich das nicht leisten und würden lieber geimpfte Mitarbeiter beschäftigen.