Krise bei VW

Wobei ich mal gelesen habe, dass die Zahl der benötigten Arbeitskräfte im Gesamtfertigungsprozess gar nicht so viel geringer ausfallen würde. Problem ist natürlich, dass Arbeitsplätze in Deutschland für mechanische Komponenten wegfallen und dafür welche in Asien und Nordamerika für Batteriefertigung und elektrische Komponenten sowie für Software neu entstehen.

Wollen wir also in Deutschland die Gesamtzahl an Beschäftigten hoch halten, dann müssen auch in diesen Bereichen lokale Fertigungen entstehen.

„Für die Produktion von Elektroautos werden deutlich weniger Menschen gebraucht, der Motor eines Verbrenners hat mit rund 1000 Bauteilen etwa vier Mal so viele wie ein elektrischer Antrieb. Etwa die Hälfte der Arbeitsplätze in der deutschen Autoindustrie hängt laut VDA am Verbrennungsmotor. Branchenexperte Stefan Bratzel prognostiziert, dass die Zahl der Arbeitsplätze im Antriebsbereich bei Autobauern und Zulieferern unterm Strich um 15 bis 20 Prozent sinken wird.“

Die Batterie Fertigung ist ebenfalls hoch automatisiert, die Fertigung E-Motoren benötigen ebenfalls wenig Personal.
Die EU- Autobauer haben noch einen großen Vorteil, dass ist die Erfahrung und Qualität im Fahrzeugbau, inklusive Sensorik und im Fahrwerk. Das wird in Zukunft tendenziell noch wichtig werden, da die E-Autos längere Lebensdauern haben werden. Man geht heute schon bis zu 600 000 - 800 000 km Laufleistung aus. Das sind komplett andere Ansprüche an Fahrzeugbau und Fahrwerk.

Wichtig wäre schnell sich im Bereich Software und Batterietechnologie (nicht Batterie Fertigung, der Zug hat den Bahnhof verlassen) zu investieren.

VW ist die Marke mit den meistverkauften Autos in Europa.

Das … tritt in der Breite …nicht auf. Mercedes hat das beispielsweise mit der A-Klasse versucht und untersucht. Langfristig sind aber so wenige Kunden von A- auf höhere Klassen gewechselt, dass es nicht mehr gelohnt hat die A-Klasse weiterzuverfolgen und die geringe Marge in Kauf zu nehmen. Deswegen wird das Modell jetzt über Jahre zusammengestrichen und soll irgendwann verschwinden.

Hab ich oben jetzt hinzugefügt.

1 „Gefällt mir“

Auch die Fertigung der Teile für den Verbrenner sind mittlerweile hochautomatisiert. Dafür gibt es eben weitere Steuerungen und Kabel und insbesondere das Thema Verkabelung lässt sich noch schlecht automatisieren.

Natürlich sind es insgesamt weniger Arbeitsplätze die benötigt werden aber eben nicht in einer Größenordnung wie teilweise erzählt. Diese Größenordnung wäre erst dann realistisch wenn in anderen Bereichen gar keine Arbeitsplätze in Deutschland entstehen.

Das Thema Lebensdauer kann natürlich insbesondere bei neuen Akkus mit längerer Lebensdauer eine Rolle spielen. Dafür kommt aber vorerst ja eher ein größerer Druck für einen Umstieg.

Eine Transformation kann also durchaus ohne zu starke Härten möglich sein wenn man Entwicklungen hier nicht verschläft.
Das betrifft VW, aber auch die Zulieferer.

Hallo.

VW plant ja, ein E-Auto zu bauen (den ID.2), das ab 25.000 € zu haben sein soll.

Allerdings wird dieses Auto in Spanien produziert werden (Quelle).

Und es ist ja bekannt, dass die Marge bei günstigeren E-Autos geringer ist als bei größeren Modellen. Deshalb verstehe ich, dass ein Konzern wie VW, der international produziert, kleinere E-Autos nicht in seinen teuersten Werken produziert.

Deshalb ist das in der Folge vorgeschlagene Rezept, doch einfach günstigere Modelle zu produzieren, keine Lösung, die den deutschen VW-Werken und -Mitarbeitern hilft.

Und was die Software betrifft, sind namhafte Tester von der neuesten Version (5.x), die es bspw. im ID.3 GTX gibt, begeistert. Allerdings funktioniert diese Software nicht auf der Hardware der ursprünglichen ID.3 Modelle.

Gruß,
Michael.

4 „Gefällt mir“

Diese Tester und deren Test laufen im Moment an dem wirklichen Kundenbedürfnis vorbei.
Es zum Beispiel stark kritisiert, dass Entertainment Funktionen ablenken und das Knöpfe besser sind als Touchscreen. Das ist halt nicht wirklich was der heutige Kunde möchte.

Ich kenne die genauen VW Zahlen nicht, aber in Süddeutschland (Porsche, Audi, BMW, Mercedes) liegt das durchschnittliche Gehalt eines Angestellten bei einem OEM bei über 70.000 Euro. Zum Vergleich, in Spanien kalkulieren die OEMs mit 20-30% weniger, in Osteuropa eher 30%. Dabei sind die Werke aufgrund von Standards in der Automatisierung gleichermaßen effizient. Dazu haben sich in den etablierten Gegenden (z.B. Kesckemet) mittlerweile auch die Netzwerke aus Tier 1 bis 3 Lieferanten etabliert. Es gibt sehr wenige Gründe noch in Deutschland Autos zu produzieren.

Das ist eine Frage der Detailtiefe der Betrachtung. Wenn man es nur rein wirtschaftlich betrachtet, magst du Recht haben. Wobei man auch hier noch Prognosen im Hinblick auf die Entwicklung der Länder berücksichtigen sollte. Kesckemet / Ungarn z.B. könnte auf Grund seines Verhaltens irgendwann noch massivere Probleme mit der EU bekommen, was für große Automobilwerke sehr problematisch werden könnte (Worst Case: Ungarn tritt aus der EU aus und plötzlich ist das Werk außerhalb des EU-Binnenmarktes).

Dazu kommen natürlich noch „softere“, schlechter messbare Gründe, insbesondere der „Ruf“ der Unternehmen sowohl international, als auch in Deutschland. „Volkswagen“ ist unter anderem deshalb so eine „beliebte“ Marke in der EU, weil es „Made in Germany“ ist und damit viel verbunden wird. Es ist vor allem auch in Deutschland so eine beliebte Marke, weil es einen starken Bezug zu Deutschland gibt. Würde Volkswagen plötzlich nur noch in Osteuropa produzieren, weil es dort günstiger ist, würde der Ruf der Firma weltweit (und vor allem in Deutschland!) massiv leiden. Opel und Nokia sind für mich als Bochumer hier schöne Beispiele von Marken, deren Ruf sehr unter Werksschließungen gelitten haben.

Wer ist denn der „heutige Kunde“? Das Durchschnittsalter privater Autokäufer in Deutschland (und um die geht es ja hier) ist über 52. Ich glaube kaum, das das Gros dieser Zielgruppe Wert auf weniger Knöpfe und größere Bildschirme legt.

Darum geht es ja auch nicht. Der konsequente Tesla Weg ist sicherlich auch nicht der Königsweg.

Es geht um eine möglichst simple, intuitive Anordnung, die während der Fahrt eine Bedienung ermöglicht, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.

Unbeleuchtete Touch Slider und Touch Knöpfe auf dem Lenkrad, sowie verschaltete Menüs gehören da sicherlich nicht dazu.

Der Trend geht erfreulicherweise auch wieder zu echten Knöpfen auf Lenkrad und Mittelkonsole und KI unterstützter Sprachsteuerung.
Und On Top ein logisch aufgebautes Menü auf dem Screen für Entertainment und E Auto Funktionen, die man eher im Stand bedient.

1 „Gefällt mir“

als die Obergrenze für das Elterngeld gesenkt wurde, haben alle gesagt: ‚naja, die Paare können das verkraften‘. Meine Argumentation: ‚senkt doch einfach die Obergrenze für Dienstwagen‘ hat nur Ablehnung hervorgerufen, obwohl diese Maßnahme viel mehr Geld in die Kassen gespült hätte. Jetzt werden für E Wagen die förderwürdigen Beträge nach oben erweitert und nach unten begrenzt. Warum? Ich würde mal behaupten: bei der Kürzung des Elterngeldes verlieren in der Regel Frauen. Bei der Förderung von teuren Dienstwagen profitieren in der Regel Männer. Super, wohin wir uns bewegen!

3 „Gefällt mir“

Was mich auf in der Lage wundert, seit Jahren ist die Rede von der Verkehrswende. Wir müssen auf ÖPNV und weg vom MIV. Nun wird es konkret sichtbar, dass das halt weniger Autobauer mit sich bringt. Und plötzlich fragen sich alle, was kann man tun, um wieder mehr Autos „unters Volk“ zu bekommen. So ganz sehe ich da nicht die konsistente Linie…
Es ist doch vollkommen logisch, wenn wir uns vom Auto abwenden, wozu noch Leute beschäftigen diese zu bauen und absehbar zu warten?

2 „Gefällt mir“

So wirklich wenden wir uns aktuell noch nicht vom Auto ab und die Zahlen fehlen zudem im Export in Ländern mit wachsenden Absatzzahlen.

Wenn du lediglich drauf hinaus willst, dass lokale Förderungen der falsche Weg wären, dann verstehe ich das, wenn du drauf hinaus willst, dass die Krise doch eigentlich sinnvoll ist, dann wäre ich da anderer Meinung.

Für mich war das immer schon ein reines Thema der Linken Bubble. Auf der anderen Seite gab es maximal die Worte “Antriebswende”.

Covid, der desolate Zustand der Bahn und des ÖPNV, sowie das geringer werdende Sicherheitsgefühl in Bus und Bahn haben die Menschen aber sicherlich auch nicht zum ÖPNV getrieben.

Und politisch gibt es keine klare Richtung, man kämpft an allen Fronten.

1 „Gefällt mir“

Du überschätzt hier m.E. den durchschnittlichen Konsumenten. Wer weiß denn noch, wo welches Modell gefertigt wird? Einige der kommerziell erfolgreichen Fahrzeuge von Mercedes werden beispielsweise in den USA gefertigt. Ich bin neben der Fabrik in Sindelfingen aufgewachsen und könnte dir nicht mehr 100%-ig sagen, was da heute eigentlich noch gebaut wird, obwohl ich mich damit vermutlich mehr als der Durchschnitt beschäftige.

Im Massenmarkt ist das noch viel extremer. Der Opel Corsa ist einer der erfolgreichsten Kleinwagen und wird nur noch in Spanien hergestellt. Kein Mensch kümmert, dass der nicht mehr in Rüsselsheim gebaut wird.

You cannot have your cake and eat it too. Die Leute können nicht einerseits dauernd beklagen, dass Deutsche OEMs keine günstige Massenware mehr herstellen und dann erwarten, dass das in einem der teuersten Produktionsstandorte der Welt geschehen soll. Die Gehälter in der Automobilindustrie sind einfach derart hoch (und der Lohnentwicklung in den übrigen Sektoren enteilt), dass das schlicht keiner mehr bezahlen will.

Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen dazu, ob Leute bereit sind mehr auszugeben, um Waren zu erhalten, die heimisch statt im Ausland produziert werden. Der Anteil derer, die das fordern ist deutlich größer, als der Anteil derer, die bereit sind dafür zu bezahlen. Biete dem Konsumenten beim nächsten VW Golf 2000 EUR Rabatt, wenn er dafür in Bratislava gebaut wird, und niemand fragt mehr nach dem Modell aus Wolfsburg.

4 „Gefällt mir“

Made in Germany ist die falsche Phrase, es ging schon immer mehr um “German Engineering”.

Das Versprechen war immer: ja sie zahlen etwas mehr, dafür bekommen sie aber auch ein hochwertiges Produkt.

Und bei Opel und jetzt auch VW passt dies eben nicht mehr zusammen. Man bekommt eben technisch bessere und vom Qualitätseindruck höher wer tigere Autos für teilweise weniger Geld bei der Konkurrenz (Renault, Hyundai, Kia).

Noch ein Wort zu chinesischen Autos:
Diese sind auf dem europäischen Markt noch absolut kein Faktor, zumindest nicht die neuen Marken wie BYD.

Und auch ehemalige europäische, und jetzt chinesische Marken wie Volvo, Smart und MG haben nur begrenzt Erfolg. Die Hauptkonkurrenten von VW in Europa sind Hyundai, Kia, Stellantis Marken und Tesla, und dazu die Schwesternarken aus dem eigenen Hause.

1 „Gefällt mir“

Vor allem ist das ja nur ein Teil der Wertschöpfung. Die nächste Frage wäre ja wo die Komponenten herkommen. Hier findet ja auch ein ziemliches hin und her verschiedener Zulieferer statt und der Zulieferer der in der Heimatstadt die Arbeitsplätze schafft liefert unter Umständen nach China oder in die USA und im nächsten Werk des deutschen OEM werden dafür Teile aus Japan verbaut.

Nein, es geht halt nicht um die Käufer in Deutschland. Die Märkte sind China, EU (außer Deutschland), USA.

Dann bräuchte es mindestens einen gescheiten Tacho hinter dem Lenkrad, ein funktionierendes und RUNDES Lenkrad und einen Blinkerhebel.

Und dann noch ein Faktencheck:

Bei günstigeren E-Autos muss man 0,25% vom Listenpreis versteuern plus die 0,03%/km zum Arbeitgeber, wenn man dort hinfährt.

Bei teuren E-Autos (und leider auch Hybriden, die ich zu den Verbrennern zähle) muss man 0,5% vom Listenpreis versteuern, NICHT 1%. Plus die Kilometerpauschale von oben.