Kompliziertheit der Deutschen

Hallo Team der Lage der Nation,

als begeisterter Hörer eures Podcasts schätze ich die tiefgründigen und gut recherchierten Beiträge, die stets interessante Einblicke in verschiedene Themenbereiche bieten. Heute möchte ich Ihnen einen Themenvorschlag unterbreiten, der meiner Meinung nach sowohl für Ihre Zuhörerschaft als auch für die inhaltliche Vielfalt Ihres Podcasts von großem Interesse sein könnte: „Die Komplexität der Deutschen“.

Themenidee:
Der Vorschlag beschäftigt sich mit der Frage, warum die Deutschen oft als kompliziert wahrgenommen werden und es oft wohl sind. Da Themen wie Bürokratie und Planung von deutschen Vorhaben oft bei euch vorkommen, nehme ich das Thema der Kompliziertheit der Deutschen als Metathema war. Dieses Thema lässt sich aus verschiedenen Perspektiven beleuchten, darunter historische, kulturelle, sprachliche und gesellschaftliche Aspekte. Hier eine grobe Struktur des möglichen Inhalts:

  1. Historischer Kontext:

    • Ein Überblick über die prägenden historischen Ereignisse Deutschlands und deren Einfluss auf die kollektive Mentalität.
    • Die Rolle von Krieg, Teilung und Wiedervereinigung in der Entwicklung der deutschen Identität.
  2. Kulturelle Eigenheiten:

    • Die Bedeutung von Pünktlichkeit, Ordnung und Struktur in der deutschen Kultur.
    • Wie diese kulturellen Werte das tägliche Leben und die zwischenmenschlichen Beziehungen beeinflussen.
  3. Sprache und Kommunikation:

    • Die Präzision und Detailverliebtheit der deutschen Sprache und deren Einfluss auf Denken und Handeln.
    • Typische Kommunikationsmuster und häufige Missverständnisse im interkulturellen Kontext.
  4. Gesellschaftliche Struktur:

    • Die Rolle von Hierarchien und klaren Regeln in der deutschen Gesellschaft.
    • Auswirkungen dieser Strukturen auf sozialen Zusammenhalt und individuelle Freiheit.
  5. Moderne Herausforderungen:

    • Der Umgang Deutschlands mit Globalisierung, Migration und digitaler Transformation.
    • Die Balance zwischen traditionellen Werten und modernen Anforderungen.
  6. Was müsste man tun, um viele Hürden, die durch diese Kompliziertheit entstehen, abzubauen.

Ich hoffe, dieser Themenvorschlag findet Ihr Interesse und freue mich auf Ihre Rückmeldung.

Mit freundlichen Grüßen,

Jan Hagelskamp

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Ich bin mir ehrlich gesagt unsicher ob das (immer noch) zur deutschen Kultur gehört, oder einfach nur Klischees sind. Ich kenne einige andere Länder und Kulturen und muss sagen, dass ich deutsche Menschen zum Beispiel nicht als extrem überdurchschnittlich pünktlich empfinde. Auch die Unzufriedenheit über Unpünktlichkeit scheint mir hier nicht stärker ausgeprägt als in vielen anderen Kulturen. Ist natürlich nur mein persönlicher Eindruck, keine Ahnung ob es dazu belastbare Studien gibt.

Vielleicht ist unsere spezielle kulturelle Eigenschaft auch nur, dass wir den Charakter anderer Menschen überdurchschnittlich stark anhand der Kriterien Pünktlichkeit, Ordnung usw. beurteilen, insbesondere, wenn sie äußerlich nicht zur in-Group gehören …

Ohen dir unterstellen zu wollen, dass du hier ein absolute Behauptung aufstellst, aber es gibt andere Gesellschaften, die wesentlich hierarchischer organisiert sind.

Unterm Strich: sind wir Deutschen wirklich im Durchschnitt erheblich Komplizierter als andere Kulturen? Oder drückt sich das bei uns einfach nur ein wenig anders aus, bewegt sich aber mehr oder weniger im Normalbereich?

Meine persönliche Tendenz ist eigentlich immer anzunehmen, dass Menschen überall mehr oder weniger gleich funktionieren und die Unterschiede größtenteils oberflächliches Theater oder historischer Zufall sind. Ausnahmen sind vielleicht extrem schwerwiegende historische Traumata, zum Beispiel Versklavung, Holocaust, etc. die sicherlich zur kollektiven Bewustseins- und Verhaltensveränderung führen können. Bei den Deutschen ist da die Erfahrung des 2. Weltkriegs sicher ein Kandidat.

Es gibt auf den einschlägigen Videoplattformen haufenweise Videos dazu, wie sehr außerhalb der internationalen Gepflogenheiten Deutsche sind. Das habe ich auch bei meinem letzten interkulturellem Training gelernt: Wir Deutsche sind merkwürdig. Die meisten Menschen verhalten sich nicht so, wie wir es tun. Das ist durchaus ein Thema, das man mal genauer beleuchten könnte.

Das heutige Deutschland wird dadurch gelähmt, dass keiner mehr Verantwortung tragen möchte. Deshalb braucht es für Alles die Goldrandlösung in der alle Eventualitäten geprüft und Mögliche Schwachstellen beseitigt werden, bei gleichzeitiger Einbeziehung möglichst vieler Verantwortlicher, damit zum Schluss jeder dagen kann : „Ich habe das so nicht gewollt, das ist in einem Gremium mit Mehrheit beschlossen worden. Ich trage selbst keine Verantwortung.“

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Ich denke, also ganz subjektiv, das wir speziell in Deutschland eher ein Problem haben mit der Diskrepanz von Selbstbild und Fremdbild.

Unser Selbstbild schwankt einerseits zwischen (berechtigtem) Selbstbewusstsein und andererseits von (weitgehend) hohen Pflichtbewusstsein und Fleiß.

Das Fremdbild im Ausland scheint da differenzierter, schwankt eher von einst Bewunderung (für das Erreichte) bis Überheblichkeit, andererseits vom alten „Made in Germany“ hin zu kompliziert und umständlich.

Wir müssten unsere Sicht öfter mal hinterfragen, denke ich.

So überlegen, wie wir uns manchmal offenbar fühlen, sind wir nicht, so verkrampft wie wir denken aber auch nicht mehr.

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Absolut. Aber andere Menschen sind auch extrem merkwürdig. Und auch über diese Menschengruppen gibt es Videos, wie merkwürdig sie sind.

DANKE! Das beobachte ich auch schon seit langem. Da bekommen Kinder kein Fördergutachten und damit auch in der Schule keine Förderung, weil dem Jugendamt jedesmal ein anderer Aspekt an den mehreren Gutachten und Stellungsnahmen nicht gefällt. Man beruft sich auf angebliche Vorschriften, anstatt einfach die Situation und das Kind anzuschauen und zu sagen: machen wir, weil macht Sinn. Anträge auf Genehmigungen einzelner Fördermaßnahmen brauchen Monate, weil die Fachabteilung alles im Details prüfen muss, und die armen Mitarbeiter sind dort ja „komplett überlastet“. Dass die Kinder schon vorher ähnliche Maßnahmen genehmigt bekommen haben, sich an der Sachlage nichts geändert hat und daher auch die Sekretärin theoretisch genug Einblick hätte um zu entscheiden, will niemand wahrhaben.

Für mich ist allerdings auch die Frage, wer ist „wir“? In der Lage wurde gerade erst diskutiert, dass es in manchen Bereichen erhebliche Mentalitätsunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen gibt. In Umfragen werden immer wieder Differenzen zwischen Alt und Jung deutlich. Und von 83 Millionen Einwohnern sind 21 Millionen zwar Deutsch, aber mit Migrationsgeschichte (und damit vermutlich mit zumindest teilweise anderer Kulturhistorie) und 14 Millionen sind schlicht Ausländer.