Hallo zusammen,
ich möchte einen anderen Aspekt zum Umweltschutz und wie man es verbessern kann/soll öffnen. Kurz zu mir, damit ihr eine Plan habt, warum ich mich melde: Ich bin 32 Jahre alt, Landwirtschaftsmeisterin und habe mit meinen Eltern einen Milchviehbetrieb im Süden Bayerns.
Als im Podcast darüber gesprochen wurde, dass Landwirte den Methanausstoß verringern sollen, stellte sich mir die Frage, wie das passieren soll. Natürlich könnte man annehmen weniger/keine Tiere mehr in Deutschland zu halten. Dadurch würde der Ausstoß von Methan in Deutschland sinken, doch der Verbrauch an Fleisch würde deswegen nicht so stark sinken, vor allem bei keiner Tierproduktion, was bedeutet, dass der Methanausstoß nur verschoben würde und dazu käme noch Transportausstoße. Auch Filter in Ställen sind keine Lösung dafür, weil der Verbraucher oder vielmehr der Sprecher für ihn, der Lebensmitteleinzelhandel (LEH), Weidehaltung und Offenställe möchte (https://www.haltungsform.de/). Dann muss der Landwirt Filter in seinen Stall einbauen, weil der Gesetzgeber es vorgibt, die Kühe stoßen das Methan dann aber trotzdem in die Atmosphäre, weil der LEH nur noch Produkte annimmt, die von Kühen aus dem Freilauf kommen. Vielleicht könnt ihr Gedanken und Erkenntnisse diesbezüglich mitteilen. Es kann sein, dass ich die beiden da falsch verstanden haben.
Im Podcast haben sie auch gesagt, dass mehr Stickstoff (N) ausgebracht wird für die tierische Produktion als wenn es für den Menschen wäre. Wie genau sie es gesagt haben weiß ich nicht mehr und vielleicht habe ich wieder etwas missverstanden, dann tut es mir Leid. Aber wie ich den Satz im ersten Moment interpretiert habe, ist das nicht richtig. Vom Anbau kann nicht viel miteinander verglichen werden, weil beispielsweise Silomais, wird es nicht für die tierische Produktion genutzt, für Biogasanlagen, also Ökostrom, damit erzeugt wird und dieser braucht die gleiche Menge N egal für was er angebaut wird. Andere pflanzlichen Produkte werden hauptsächlich für das Tier oder den Menschen angebaut. Darum nehme ich für das Beispiel den Weizen. Der hat, je nachdem für was er angebaut wird, unterschiedlichen Stickstoffbedarf (https://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/publikationen/daten/informationen/leitfaden-duengung-acker-gruenland_gelbes-heft_lfl-information.pdf) S.80). E-, A/B-Weizen ist für die Mehlproduktion und C-Weizen wird für Tiernahrung verwendet. Die Kategorisierung bezieht sich im Übrigen auf den Eiweißgehalt (der über den Stickstoff beeinflusst wird). Als ich mit meinen Schwestern über das Thema sprach haben sie mich auf einen anderen Standpunkt hingewiesen: Was wenn die Podcaster meinten, wie viel Weizen eigentlich pro ha für Kühe und wie viel für Menschen gebraucht wird? Das lässt aber außer Acht, dass die eigentliche Thematik um die Stickstoffherstellung ging. Deshalb habe ich mich gefragt, wie viel Stickstoff braucht eine Kuh im Jahr und wie viel ein Mensch. Natürlich nur bezogen auf Weizen, weil das ein gemeinsamer Nenner ist. Ich habe folgende Rechnungen aufgestellt:
Stickstoffverbrauch/Kuh:
Angaben:
1,81kgN/dt (C-Weizen)
3,21dt (Verbrauch Kuh/Jahr an Gerste) (aus dem Deckungsbeitrag meiner Hausarbeit von 2018)
8,21NEL (Netto-Energie-Laktation = eine Einheit für den Energiebedarf einer milchgebenden Kuh) (Gerste)
8,53NEL (Weizen) (Gruber Tabelle Stand 2020 S. 81,82)
7,5t (Durchschnittlicher Jahresertrag an Weizen in Deutschland) (Durchschnittliche Hektarerträge bei Weizen und Raps | Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt)
Rechnung:
Umrechnung Gerste in Weizen: 8,213,21/8,53=3,09dt
Kühe je Hektar: 75dt/ha/3,09=24,27Kühe/ha
Stickstoffbedarf: 1,8175=135,75kgN/ha C-Weizen
Stickstoffbedarf je Kuh und Jahr: 135,75/24,27=5,59kgN/Kuh
Stickstoffbedarf/Mensch:
Angaben:
2,41kgN/dt (E-Weizen)
87,4kg (Pro-Kopf-Verbrauch an Mehl) (Statista)
79% (Mehlausbeute) (Mein-Mehl: Nachricht
7,5t (Durchschnittlicher Jahresertrag an Weizen in Deutschland)
Rechnung:
Weizenverbrauch je Mensch: 10087,4/79=110,63=1,11dt/Mensch
Menschen je Hektar: 75/1,11=67,57Menschen/ha
Stickstoffbedarf: 2,4175=180,75kgN/ha E-Weizen
Stickstoffbedarf je Mensch und Jahr: 180,75/67,57=2,68kgN/Mensch
Wenn ich das ganze nun mit Gerste berechne komme ich auf 5,3kgN/Kuh und bei Körnermais, der auch zusätzlicher Energieträger ist, besser verdaubar, aber auch teuer im Einkauf, komme ich auf 4,23kgN/Kuh.
Diese Rechnung hat mich schwer überrascht, deswegen werde ich aber nicht aufhören meinen Kühen Kraftfutter zu geben oder überhaupt mit dem Milchvieh aufhören. Dafür liebe ich meine Tiere und die Arbeit mit ihnen zu sehr.
Ich freue mich auf eure Kommentare.
das ist ein sehr schöner Beitrag, besonders, da du innerhalb dessen zum Schluss hin, dazu übergehst, deine eigenen Positionen zu überdenken.
Letztlich zeigen deine Rechnungen einen Aspekt, der Fleischproduktion, der bereits in der Lage beschrieben wird. Fleisch ist ein „ineffizienteres“ Lebensmittel, als z.B. Weizen, da es naturwissenschaftlich gesagt zu Umwandlungsverlusten kommt. Die Kuh hat sozusagen einen nicht so guten Wirkungsgrad.
Das betrifft Stickstoff, genauso wie den rohen Wert der Nährwerte, und das Wasser. Man steckt viel mehr rein, als am Ende dabei rauskommt.
Oder nochmal anders gesagt, es ist nicht möglich die Weltbevölkerung nur mit Fleisch zu ernähren, mit Getreide hingegen sehr wohl.
Dein Schluss aus dem Ganzen ist, trotzdem so weiter zu machen wie bisher und das ist auch erst Mal im einzelnen okay. Problematisch wirds wie so häufig, wenn sich das alle denken
Und damit komme ich schon zum zweiten Punkt, den Verschiebungseffekte. In der Klimadiskussion taucht immer wieder das Argument auf „Wenn’s ich nicht mache, dann macht’s wer anders in einem anderen Land und dem Klima ist nicht geholfen“. Das ist jedoch in erster Linie einen von diesen berühmten Nebelkerzen, denn natürlich ist das richtig, solange die Nachfrage gleich hoch bleibt. Und warum bleibt sie so hoch, weil der Preis von Fleisch nicht fair gegenüber anderen Produkten wie Weizen ist. Das ist das Hauptproblem unseres Wirtschaftens, dass einfach noch nirgendwo der Klimaschaden mit eingepreist ist. Lösung CO2 Steuer/ Abgabe / wie auch immer und natürlich auch entsprechende Zölle für Produkte aus dem Ausland, damit wir weiterhin wettbewerbsfähig bleiben. Zudem würde es dadurch ganz alleine zu Anreizen kommen, weniger CO2 / Methan (das würde ich unbedingt mit einpreisen) in der Produktion auszustoßen, beispielsweise durch anderes / besseres Futter.
Ein entsprechend hoher CO2 Preis scheint mir das effektivste Mittel zu sein, um viele der Klimaschädlichen Gewohnheiten von uns, einfach über den Preis richtig zu rücken.
Bisher habe ich zumindest auch noch kein überzeugendes Argument gegen den CO2 Preis gehört. Natürlich hat der auch Probleme, die aber keineswegs unlösbar sind. Für dich als Person ist das vermutlich kein großer Trost, denn es würde bedeuten, dass Du weniger Fleisch und Milch verkaufen kannst, da es sich nicht mehr jeder leisten kann. Aber ein „einfach weiter so“ kann sich unsere Welt leider auch nicht leisten.
Hallo @Parzeekarz ,
ich persönlich habe mich nie gegen eine CO2-Steuer/-Abgabe ausgesprochen. Zu Schaden kommt das dann schlussendllich zwar nur dem Endverbraucher, weil die Mehrkosten einfach auf die Produkte aufgeschlagen werden. Und ich könnte mir vorstellen, dass man als Landwirt auch Gegenrechnen kann, weil wir schließlich mit unsren Pflanzen CO2 aus der Luft nehmen. Leguminosen (Klee, Lupine, Luzerne…) können sogar aus dem CO2 sogar Stickstoff für den Boden binden. Wichtig für Biolandwirte.
Was ich in meinem vorherigen Kommentar vollkommen vergessen habe zu erwähnen, dass die Angaben für Stickstoff Maximalangaben sind. Dieser Wert darf nicht überschritten werden. Außerdem muss noch der Anteil an bereit vorhandenem N im Boden (N-Min) abgezogen werden. Dann hat man was man an Stickstoff ausbringen darf. Natürlich ist das nicht nur Mineralischer Dünger, sondern auch organische Düngung durch Festmist oder Gülle. Die enthält Stickstoff, weil sie so zuvor in die Kuh eingeführt wurde und nun im Kreislauf (natürlich nicht ganz, weil noch Teile für Lebenserhalt und Milchproduktion abgezogen wird) wieder auf die Pflanzen ausgebracht werden.
Du hast Recht, dass „einfach so weiter machen“ nicht richtig ist. Und um weniger CO2 auszustoßen könnte ich durchaus Dinge tun, wie beispielsweise auf Bio umstellen. Dann fällt zumindest der Mineraldüngeranteil weg. Es würde jedoch bedeuten mehr Ausstoß von Abgasen, weil dann mehr mit Maschinen gearbeitet werden muss. Ich habe auch nicht die Arbeitskraft, denn Bio bedeutet mehr Zeitaufwand. Außerdem habe Angst vor dem Platzen der Bioblase. Schon heute wird ein Teil der Biomilch konventionell verkauft, weil der Absatz nicht ausreicht. Es wird mehr Biomilch produziert, als gebraucht wird. Das wird uns alle irgendwann einholen, indem die Bioprodukte ein vielfaches kosten werden, um den Überschuss irgendwie quer zu finanzieren. Aber wir Deutsche zahlen ohnehin viel zu wenig für unsere Lebensmittel. Lebensmittel sind mehr wert.
Ein Argument lautet, daß ein CO2-Preis die planetaren Grenzen (CO2-Restbudget) nicht berücksichtigt. Stattdessen würden reiche Industrien / reiche Menschen einfach weiter emittieren, weil sie es sich leisten können. Das knappe Restbudget sollte stattdessen vorrangig für gesellschaftlich notwendige / nüzliche Aktivitäten eingesetzt werden, als dafür, daß Reiche zum shoppen nach New York fliegen (überspitzt gesagt).
Ich weiß nicht, ob es ein Modell gibt, das diese Überlegung berücksichtigt. CO2-Zertifikate wären ein Ansatz, der aber vmtl. das Problem auch nicht komplett löst und andere zusätzliche Nachteile mitbringt.
Das Argument kann ich nicht nachvollziehen. Durch einen wirklich spürbaren CO2-Preis ändern sich die relativen Preise. D.h., die gesamtwirtschaftliche Nachfrage wird umgelenkt con CO2-intensiven zu CO2-armen Gütern und Dienstleistungen. Das wirkt weit schneller und umfassender als selbst ein kluger und effizienter Gesetzgeber all die Ver- und Gebote erlassen könnte (und bis die dann durchgesetzt werden und wirken).
Ja, ein paar Reiche werden sich weiterhin den sehr viel teurer gewordenen Wochenend-Shopping-Flug nach New York leisten. Und ja, gerecht fühlt sich das nicht an. Aber im Hinblick auf den CO2-Ausstoß fällt das kaum ins Gewicht. Und von „gerecht“ sparen wir erst mal keine Tonne CO2 ein. Und ein kluger Gesetzgeber kann ja dann immer noch mit Ge- und Verboten nachsteuern, wenn der Neid das verlangt …
Gerecht fühlt es sich ja jetzt ohnehin schon nicht mehr an, wenn man selbst aus Überzeugung aufs Fliegen verzichtet und andere weiterhin Kurzstrecke fliegen, weil „es halt schneller geht“, „die Zugverbindung so schlecht ist“ und „es unterm strich fast billiger ist“. Besonders an den letzten beiden Punkten würde der CO2-Preis ansetzten.
Auch wenn ich immernoch unabhängig davon der Meinung bin, dass es vielmehr ein Klima-Preis sein sollte, denn es ist ja nicht nur das CO2 sondern auch andere Klimawirksame Gase, wie das oben besprochene Methan.
Außerdem verbrauchen wir ja auch kein CO2 und damit ist CO2 auch keine kostbare Ressource, sondern eher verbrauchen wir die „Gesundheit“ der Erde.
Es geht bei dem Kritikpunkt nicht um Gerechtigkeit oder „Neid“, sondern darum, daß ein CO2-Preis die engen planetaren Grenzen (CO2-Budget) nicht abbildet. Es geht darum, daß bestimmte Emissionen für den Fortbestand der Zivilisation notwendig sind und andere eher optional, und daß ein Preis, der für alle gleich gilt, im Endeffekt dafür sorgen wird, daß reiche Marktteilnehmer (Industrien oder auch reiche Menschen) durch ihre Emissionen das Budget verbrauchen, das dann nicht mehr für systemrelevante Aktivitäten zur Verfügung steht. Ich will damit nicht sagen, daß ich den CO2-Preis ablehne, sondern daß er in diesem Punkt eine Schwäche hat und daher kein Allheilmittel ist.
Meinetwegen können wir es auch Klima-Preis nennen. Methan und andere Gase werden mit einem solchen „Klima-Preise“ übrigens über das Konzept der CO2-Äquivalente mit abgedeckt.
Ich würde dabei nicht unbedingt davon sprechen, dass der Enverbraucher „zu Schaden kommt“. Immerhin darf er sich ja selbst entscheiden was er einkauft. Und selbstverändlich würde das dann dazuführen, dass die Endverbraucher eher das kaufen, was sie sich leisten können.
Was dann unterm Strich auch dazu führt, dass die Nachfrage nach den Produkten sinkt, die durch den CO2-Preis entsprechend deutlich teurer geworden sind. Es mag sein, dass zum Ende raus bei den letzten paar Prozenten CO2-Reduktion das Problem mit den Grenzen wieder aufkommt. Ich fürchte nur dass der Zertifikatehandel zu umständlich wäre für so kleinteilige Wirtschaftszweige, wie die Lebensmittelindustrie. Es wäre ja aber absolut denkbar den CO2-Preis, dessen Höhe ja politisch festgelegt ist, irgendwann einfach an den Preis der Zertifikate zu koppeln, der zu dem Zeitpunkt ja mittlerweile entsprechend hoch sein sollte, wenn das Ziel Zero-CO2 in Sichtweite kommt.
Kann schon sein, fände ich aber aus den hier bereits beschriebenen Gründen nicht gut: CO2-Reduktion (LdN238)
Kurzgesagt: Ihr nehmt das CO2-zwar aus der Luft, aber ihr lagert es nicht ein, sondern es wandert stattdessen nach dem Ableben der Planze wieder in die Luft. Einzige Außnahme, die wir jetzt schon tatsächlich hinhaut, ist, wenn das Holz von irgendwann einmal neu gepflanzten Bäumen zum Bau von z.B. Häusern verwendet wird. Aber selbst dann wird dieses Haus realitisch gesehen irgendwann abgerissen und auch dann wird das Holz wieder auf die eine oder andere Art zu CO2-werden.
Da kenn ich mich ehrlich gesagt nicht genug aus, um dazu eine Meinung zu haben. Ich weiß nur, dass Deutschland schon länger von der EU gescholten werden, da unsere Grenzwerte für die Düngung weiterhin höher liegen, als von der EU erlaubt. Also nehme ich mal an, dass das genau diese Maximalwerte sind, von denen Du da sprichst oder?
Auch da würde der CO2-Preis, wenn richtig implementiert, aushelfen. Denn er würde Dir einen Wettbewerbvorteil gegenüber anderen Betrieben geben, da du weniger Abgaben zu zahlen hättest. Dadurch wären deine Produkte wiederrum billiger und mehr Leute würden sie kaufen. Dann wärst Du auch auf keine BIO-Blase angewiesen.
Nichts bildet die Knappheit eines gutes besser ab als der entsprechend hohe Preis dieses Guts. Wenn sich der Preise tatsächlich an der Knappheit, also markträumend aus Angebot und Nachfrage bemisst, führt dies dazu, dass die knappe Ressource in die von der Gesamtgesellschaft präferierte Verwendung geführt wird: Derjenige, der bei einem entsprechend hohen Preis die Ressource nachfragt, wird das nur tun, wenn sie ihm das auch wert ist.
Dass reiche Menschen / Nationen sich dabei mehr oder auch (aus Sicht der Restgesellschaft oft überflüssigen) Luxus leisten können, liegt in der Natur eines marktwirtschaftlichen Systems.
Wenn Du das vermeiden willst, musst Du mit Ver- und Geboten arbeiten. So wäre es ja durchaus denkbar, neben einem CO2-Preis zusätzlich noch Inlandsflüge oder Wochenendflüge nach New York zu verbieten. Ich glaube aber, dass das gar nicht notwendig ist. Denn der Preis für einen Flug wird sehr viel mehr ansteigen, als nur um die anteiligen Kosten für die CO2-Zertifikate, die die Fluglinie kaufen muss. Weil die Nachfrage nach Flugreisen aufgrund der Preissteigerungen z.T. zurückgehen wird, bekommen die Fluglinien ihre Flieger nicht mehr voll, streichen Verbindungen usw. Damit sinkenden Flugreisen werden die Kosten der Fluglinien steigen (negative Economics of Scale), so dass sie die Preise noch weiter anheben müssen. Usw. Am Schluss sind es dann nur noch die wirklich Reichen, die sich das noch leisten mögen. Dann kann die Gesellschaft entscheiden (in sie entsprechende Politiker wählt), ob wir nach „Leben und Leben lassen“ verfahrne oder Flugreisen mit Ver- und Gebote zusätzlich einschränken möchten.
CO2-Äquivalente müssten aber erst mal aus einem Schattendasein geholt werden mitten in die öffentliche Diskussion. Die Beschwichtiger und Bremser reden NUR über das CO2, dem sie nun nach 20 Jahren Thema nicht mehr ausweichen können. Da würde ich lieber „Klima-Preis“ nehmen, um den Unterschied deutlich zu machen. Ausserdem ist CO2-Äquivalent für den sonstigen Schadstoffausstoss der Flugzeuge z.B. sachlich etwas schief und geradezu verniedlichend.
Könnte man aber einpreisen. Da der CO2-Preis eigentlich schwer zu berechnen ist, könnte man z.B. jedes Jahr den Preis so anpassen, dass es sich mit dem verbleibenden Budget perspektivisch noch ausgeht. Mit jedem Jahr würde der dann gewonnene Preis näher am tatsächlichen Preis sein und unausweichlicher die Wahrheit sagen.
Der Artikel ist in der Tat erschütternd, offenbart der Autor doch derart gravierende Mängel:
In dem ggü. Spiegel-Artikel erweiterten Version macht er zusätzlich den Anfänger-Fehler, gedanklich „Verschiebung der Kurve“ (durch Einführung eines CO2-Preises) mit „Bewegung auf der Kurve“ (Reaktion von Angebot und Nachfrage darauf) zu verwechseln. Da der Mann es ganz sicher besser weiß, gehe ich von bezahlter Manipulation aus!
Eigentlich schreibt der Autor, es komme hauptsächlich auf die relativen Preise (er schreibt Kosten) an.
Auch verwechselt er Verschiebung der Kurve nicht mit Bewegungen darauf, sondern betont die Überlagerung der beiden Effekte. Das mag für Fachleute trivial sein, füp einen Großteil der Wähler, welche die Klimabotschaften der Parteien bewerten sollen, dürfte das nicht der Fall sein. Da werden so einige aufwachen, wenn das Betreiben des zwei jahre alten Vorstadtpanzers plötzlich merklich teuer wird und dieser völlig überraschend einen viel geringern Wiederverkaufswert als kalkuliert hat.
Und letztlich ist eine Kernaussage des Artikels, dass ein höherer CO2-Preis nicht automatisch zu C02-freundlichen Investitionen führt, wenn diese Alternative scheinbar oder de facto (es gibt beides) nicht existiert. Wer im vierten Stock eines Altbau-Mehrfamilinehauses gerade einen neuen Gas-Brennwertkessel eingebaut hat, hat keine Alternative, sondern schlicht zukünftig weniger Geld, ohne dass dies dem Klima zugute kommt.
Ein höherer CO2-Preis wird derzeit als Heilsversprechen durchs Dorf getrieben, der nicht leisten kann, was er verspricht. Der Austausch der gesamten 64 Mio Kfz-Flotte z. Bsp. erfolgt nicht über Nacht, selbst wenn es dieses Jahr Ladepunkte regnen würde. Bei knapp 4 Mio Neuzulassungen pro Jahr dauert es in erster Näherung weit über 10 Jahre, bis diese Flotte ausgetauscht ist (wobei ich nicht weiß, ob das alles Erstzulassungen sind). Bis alles E-Fahrzeuge sind, dauert es noch länger, da der Anteil der E-Fahrzeuge prinzipiell, wenn jeder Garagenbesitzer eins hat, nur mit der Anzahl der Ladepunkte weiter wachsen kann.
Um das illusorische und leichtsinnig versprochene 1.5°-Ziel zu erreichen, muss es aber sehr schnell gehen (das war schon mit 2050 schwierig bis unmöglich, und jetzt ist die Frist (sinnvollerweise) noch verkürzt worden). IMO (kann mich auch täuschen) ist es das, was der Artikel sagen will. Und dass uns der Markt hierbei nicht so zur Hand gehen könnte, wie wir uns das gerne vorstellen.
Ich habe die Quelle gerade nicht zur Hand, bestimmt ippc, aber ich meine mich zu erinnern, dass das 1.5 Grad-Ziel gewählt wurde, weil recht wahrscheinlich mit 1.5 grad das klima nur ätzend wird, statt unkalkulierbar katastrophal, was bei über 1.75 grad wohl immer wahrscheinlicher wird.
Insofern ist das Ziel vielleicht illusorisch, aber wir sollten wohl trotzdem alles daran setzen, es zu schaffen.
Nur über eins scheint‘s kuriose Einigkeit zu geben: der beste aller Wege wäre, wenn einfach alles, was dem Klima schadet, teurer würde.
Schön wäre es. Leider wird das Konzept des CO2-Preises viel zu wenig in den Medien diskutiert, und schon gar nicht mit den notwendigen, flankierenden Elementen, der Klima-Dividende und dem Klima-Zoll. Anders, als Herr Fricke behauptet sprechen sich gerade konservative Politiker regelmäßig gegen einen (hohen) CO2-Preis aus, weil sie vermeintlich „die Wirtschaft“ vor „Belastungen“ bewahren wollen (dabei bittet genau diese Wirtschaft um klare, stabile, langfristig einplanbare politische Rahmenbedingungen für den ja als inzwischen alternativlos angesehenen Klimaschutz, auf die sie sich einstellen können). Und übersehen dabei, dass mit einem CO2-Grenzausgleich („Klimazoll“) die heimische Wirtschaft und die Arbeitsplätze vor einer Wettbewerbsbenachleitung infolge CO2-Preises geschützt werden.
Dass das in der Praxis nicht ganz so einfach ist, lässt schon die Begebenheit des FDP-Chefs erahnen, der kürzlich den Grünen unter Anwendung seines Taschenrechners in einem Talk vorrechnete, wie viel ihr geplanter CO2-Preis von 60 Euro pro Tonne für eine Familie kosten würde. Ganz schön viel.
Ich weiß nicht, ob Herr Lindner das richtig berechnet hat. Aber ich weiß, dass Herr Lindner (und für diesen kurzen Moment auch Herr Fricke) die Lösung „Klima-Dividende“ gern beflissentlich übersehen - vermutlich, weil dies ja eine Umverteilung von oben nach unten bedeuten würde.
Die Tücke beginnt mit der Annahme, dass es am Markt so schön vorhersehbar zugeht. Alle Erfahrung hat gezeigt, dass in Wahrheit beim Handel mit CO2 viel über künftige Politik spekuliert wird und gar nicht über Angebot und Nachfrage akut. … Das Ergebnis ist dann nur, dass der CO2-Preis eben nicht so sachte steigt, wie es Unternehmen für derartig strategisch-klimaneutrale Planungen bräuchten. Im Gegenteil: da wechseln sich halt plötzliche Hochs und Abstürze ab.
Nun, die Antwort darauf gibt er selbst:
Aus dem Grund empfehlen selbst marktaffine Experten mittlerweile, die Preise zu kontrollieren – und zumindest Grenzen zu setzen, bei denen interveniert wird, um allzu absurde Kapriolen zu verhindern. Gesteuerter Markt. Immer mehr hat sich daher auch durchgesetzt, CO2 gleich zu besteuern – wie das in Deutschland seit Januar mit 25 Euro je Tonne der Fall ist.
Und dann argumentiert er munter weiter:
wie viel teurer müsste Benzin heute werden, damit jemand deshalb auf ein Elektroauto umsteigt – solange das einfach noch sehr viel teurer ist und sowohl Ladestationen, als auch Reichweiten fehlen? Wie viel teurer müsste Fliegen werden, damit diejenigen, die sich das jenseits des jährlichen Urlaubs regelmäßig leisten, darauf verzichten? Solange Bahnfahren nicht viel billiger wird.
… ohne seine eigenen Frage zu beantworten! Klar ist, dass (lt. Bundesumweltamt) CO2 eigentlich mit 180 EUR bereist gehört, damit sämtliche gesellschaftlichen Folgen der CO2-Emission von den Emittenten selbst getragen werden müssen. Wie viel das auf ein Liter Benzin ausmacht, ist ebenfalls bekannt (wobei ich den sich dann ergebenden Preis nicht im Kopf habe).
Der offenbar studierte Volkswirt ignoriert aber, dass der Bahnpreis gar nicht notwendiger Weise sinken muss (auch wenn das sicherlich gut wäre). Denn es geht immer um relative Preise. Wenn die Benzinpreise oder die Flugpreise in Relation zum Bahnpreis steigen, dann steigen mehr Menschen vom Auto oder vom Flieger in die Bahn um.
Stiege der CO2-Preise so bald und abrupt, dass die Leute via Kostenschock zur Verhaltensänderung gedrängt werden, lässt sich erahnen, was im Land der Freunde stabiler Preise los wäre. In Frankreich hat ein nur ansatzweise ähnlicher Schub vor ein paar Jahren die Gelbwesten-Proteste ausgelöst. Und da müsste es, wir Grüne und andere längst planen, schon ziemlich massive Kompensationen für Leute mit weniger Einkommen geben.
Ganz genau: CO2-Preise müssen durch eine Klima-Dividende flankiert werden, mit der die Einnahmen aus dem CO2-Preis (idealer Weise auch die Einsparungen aus der Streichung aller klimaschädlichen Subventionen) möglichst vollständig monatlich pro Kopf an jeden Bundesbürger überwiesen werden.
sinkt wegen teureren Benzins tatsächlich die Nachfrage, droht ein Teil der dadurch ausgelösten CO2-Vermeidung wieder wettgemacht zu werden, weil bei nachlassender Nachfrage tendenziell der Preis wieder sinkt; womit wiederum der Anreiz nachlässt, weniger nachzufragen.
Das ist Quatsch. Das ist das, was ich mit „Anfängerfehler“ meinte: Durch das Verschieben der Angebotskurve nach oben durch den CO2-Preis geht die Nachfrage zurück (Bewegung auf der Kurve). Nur wenn wir eine ziemlich preisunelastische Nachfrage hätte, würde dabei der Preis so stark sinken, dass der Effekt weitgehend „aufgesessen würde“.
es macht nur das Klimaretten übers Verteuern sehr viel mühsamer – und im Zweifel zu einem steten hin und her
Unbelegte Behauptung.
Bekommen die Leute zum Ausgleich Gutschriften, ist ja nicht gesagt, dass das Geld dann nur für samten-klimafreundliche Zwecke ausgegeben wird. Dann ist ein etwas gewonnen und ein Teil wieder verloren. Keine optimale Lenkungswirkung.
Fricke insinuiert, dass die Leute ihre Konsumusgaben nicht zugunsten klimaschonendere, weil relativ günstigere Produkte und Dienstleistungen ändern, wenn sie die Mehrausgaben für die CO2-Preise als Klima-Dividende zurück bekämen. Auch das ist, mit Verlaub, Quatsch. Wie gesagt: Hier ignoriert er die empirisch sehr gut belegte Lenkungswirkung durch die Änderung der relativen Preise. Noch ein Anfängerfehler?
Solange es nicht mehr Ladestationen und längere Reichweiten und mehr Angebot erschwinglicher Elektroautos gibt, ist es absurd, Verbraucher damit zum Wechsel zu knebeln, dass das Altautofahren verteuert wird, bis es nicht mehr günstiger ist als das teure Elektroauto. … solange der Staat nicht genug Anreize setzt, dass Eigentümer ihre Wohnungen und Häuser schneller energetisch sanieren, ergibt es auch wenig Sinn, die Nebenkosten via CO2-Preis hochzutreiben.
Und das ist die „Binse“, die ich meinte. Niemand sagt, man könnte es allein bei einem spürbaren CO2-Preis (der die gesellschaftlichen Kosten der CO2-Emission internalisiert), beim sozialen Ausgleich mit der Klima-Dividende und beim Schutz von Wirtschaft und Arbeitsplätzen durch einen Klima-Zoll (der gleichzeitig Climate Leakage, das heißt den Export von CO2-Emission verhindert) belassen. Selbstverständlich muss der Staat zusätzlich alle Klimaschädlichen Subventionen abbauen und die Forschung, Entwicklung und Aufbau der notwendige Infrastruktur für Elektroautos und grünen Wasserstoff fördern, Anreize für energetische Sanierung schaffen, u.v.m. Und wahrscheinlich wird es auch nicht ohne Regulierung gehen, z.B. die Einführung eines Tempolimits, der Verbot von Kurzstreckenflügen auf allen Stecken, die man auch mit Hochgeschwindigkeitszüge in 3-4 Stunden erreichen kann. Und sehr vieles mehr. Hier eine ziemlich durchdachte Sammlung von Vorschlägen dazu:
Und auch die ist nicht von schlechten Eltern:
Aber der gestiegene CO2-Preis wird dies massiv unterstützen, denn Verbraucher und Unternehmen haben aufgrund der geänderten relativen Preise einen hohen Anreiz, diese Dinge selbst zu kaufen, darin zu investieren, dies einzufordern, etc.
Worauf es ankommt, sind ohnehin vor allem die relativen Kosten.
Oh ha! Es kommt also doch auf die relativen Preise an? Jetzt plötzlich ist das doch relevant? Ein Schelm, der dabei ungläubig mit der Stirn runzelt.
es könnte sowohl menschlich, als auch schnöde wirtschaftlich schlauer sein, dabei eher auf positive Anreize als auf Kostenschmerz zu setzen: also vieles etwa über Subventionen oder ähnliches günstiger zu machen, was gut fürs Klima ist.
Kein Einspruch hier von meiner Seite. Altes Prinzip: Das eine (CO2-Preis, Klimadividende, Klimazoll) tun ohne das andere (positive Anreize mit Subventionen etc.) zu lassen.
Es ist einfach ziemlich fahrlässig zu suggerieren, dass mit dem Bepreisen von CO2 eine auch nur ansatzweise schnelle Rettung des Klimas zu bekommen wäre.
Im Gegenteil: Es ist fahrlässig, zu suggerieren, dass andere Maßnahmen allein auch nur ansatzweise so viel Dynamik und Beschleunigung für den Klimaschutz erzeuge könnten wie die massive Änderung der relativen Preise zwischen klima-intensiven und klima-schonenden Guter und Dienstleistungen.
Herr Fricke bleibt übrigens die Frage, welche Maßnahmen dass denn sein könnten, schuldig!
Natürlich sind die o.g. Anfängerfehler keine Irrtümer. Der Mann ist ja studierter Volkswirt und war Chefökonom der Financial Times Deutschland und seit 2013 angeblich „Chief Economist“ der European Climate Foundation - taucht aber auf [ deren Webseite](The team - European Climate Foundation gar nicht auf).
Vielmehr scheint er - zusammen mit mit seinen beeindruckend klingenden Titeln „Chefökonom“ und „Chief Economist“ darauf zu bauen, dass da nicht wenige Leser auf diese typische Anfängerfehler aus dem VLW-Grundstudium hereinfallen. Schelm, der bei dieser Manipulation böses denkt. Warum macht jemand so was?
Zum Autor: Laut Wikipedia ist Thomas Fricke (* 1965) ist ein deutscher Wirtschaftsjournalist
Angeblich ist er seit 2013 der „Chief Economist“ der European Climate Foundation - taucht aber auf deren Webseite gar nicht auf.
Außerdem leitet er das Internetportal „Neue Wirtschaftswunder“ (nicht zu verwechseln mit Neues Wirtschaftswunder). Über dieses ist andernorts keinerlei Informationen zu finden ist. Auf der Seite selbst gibt es keine Selbstdarstellung, das Impressum ist dürr. Der letzte Eintrag im Gästeblock stammt vom Dezember 2019. Es sieht so aus, als würde dort nur Herr Fricke schreiben.
Laut Wikipedia war er Von 2002 bis Ende 2012 war er Chefökonom der Financial Times Deutschland und schrieb dort eine Kolumne über wirtschaftspolitische, konjunkturelle und makroökonomische Themen und verantwortete die täglich erscheinende Weltwirtschafts-Seite. Von 2009 an war er zudem Chefökonom der Wirtschaftsmedien von Gruner & Jahr (FTD, Capital, Börse Online, Impulse).
Fricke studierte Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre in Aachen und Paris und arbeitete als „Konjunkturexperte“ am Pariser Wirtschaftsforschungsinstitut und als Redakteur und Kolumnist für den Berliner Tagesspiegel, die WirtschaftsWoche, das Manager Magazin und den Spiegel.
Im Oktober 2019 gründete Fricke das [Forum for a New Economy](https://Forum for a New Economy), über das ich auch wenig herausfinden konnte.
Das 1,5°-Ziel ist sehr vernünftig, es ist aber unklar, ob es zu erreichen ist. Es gibt Simulationen/Berechnungen, dass es für das Gebiet der BRD nicht möglich ist, ohne massiven Energieimport von außen (was generell nicht schlimm ist und zumindest in vielen Studien der Vergangenheit des Pudels wahrer Kern ist) in unserem System CO2-Neutralität zu erreichen.
Nur ist das dann, wenn die entsprechenden Erzeugerstaaten ihre Energieproduktion nicht umstellen, auch nur eine Art Greenwashing ist. Dann ist es wie mit der Industrieproduktion, die ihre Umweltverschmutzung und die Probleme mit dem Arbeiterschutz zu großen Teilen in andere Länder verschoben hat: Wir sind dann auf dem Papier CO2-neutral, haben aber in wirklich die CO2-Herstellung in andere Länder verlagert (muss nicht so kommen, ist aber ein nicht unwahrscheinliches Szenario).
Ja, wobei das auch nicht so eindeutig ist. Bestimmte „Teile“ der Wirtschaft lobbyieren hier mit konservativen Politikern, wahrscheinlich um Zeit zu schinden. Bitte klare Rahmenbedingungen, aber so dass sich nichts ändert. Das scheint im Moment nicht mehr für die Autoindustrie zu gelten.
Übersieht er hier tatsächlich den Klimazoll und verwandte Konzepte? Oder spielen solche Konzepte einfach keine Rolle (Was tatsächlich im Artikel keine Erwähnung findet)? Wir leben in einer vielfach komplexen, verflochtenen, im Kleinsten austarierten Welt. Wir bewegen uns in einem Dickicht aus nationalem, europäischem und internationalen Recht, das zusätzlich noch von einigen undurchsichtigen Handelsverträgen durchzogen ist. Wenn ich mir das Geschehen in diesem Umfeld ansehe, fällt auf, dass einem erfolgreichen Abschluss eines Handelsvertrages jahrelange Verhandlungen vorrausgehen, bei denen nicht nur Gabel und Ast, sondern jedes Stöckchen und Hölzchen umgedreht werden. Was wird geschehen, wenn die deutsche Regierung plötzlich ungefragt die Regeln ändern möchte… Dies ist keine Domäne der Volkswirtschaft mehr. Und: Wir haben nicht mehr viel Zeit, unseren CO2-Ausstoß drastisch zu senken. Aber gut, ich verlasse hier wahrscheinlich den Scope des Artikels.
Zumindest in der ersten Zeit würden wir eine preisunelastische Nachfrage haben, denn um beim Beispiel Benzin zu bleiben (der Autor versteckt das ein wenig in einem Nebensatz): Wo sollen denn so schnell all die Elektrofahrzeuge herkommen? Wo soll denn so plötzlich all der grüne Strom herkommen? Wo sollen denn plötzlich all die Ladepunkte für die Leute ohne eigenes Grundstück und ohne Strom in der Tiefgarage herkommen? Wo soll den der öffentliche Nahverkehr entstehen, der, zumindest vor Covid und in der Rushhour schon an der Leistungsgrenze ist? Sicher würde dann ein gewisser Ausbau losgehen, aber die nächsten 5-10 Jahre wäre die Absenkung von verkehrsbedingem CO2 eher nicht so drastisch.
Das ist alles klar, das sind tief hängende Früchte, die bisher dennoch nicht geerntet wurden.
Den Klimaplan habe ich quergelesen. Chapeau, würde ich sagen, aber nur, wenn wir 100 Jahre Zeit haben. Aber um näher darauf einzugehen, muss ich die einzelnen Punkte genauer betrachten. Aber erster Reflex: Mission impossible.
Ja und nein. Sicherlich ist der Preisunterschied das wirksamste Würstchen, welches man mir vor die Nase hängen kann. Aber die Alternative muss erst einmal gegeben sein. Wenn wir nicht genügend „saubere“ Energie zur Verfügung haben, so bewirkt der CO2-Preis in erster Linie mal erhöhte Kosten ohne Ausweichmöglichkeit (ich bin kein Prophet, aber ich würde, in der Hoffnung, die Wette zu verlieren, darauf wetten, dass wir in DE-Land 2050 keine grüne Energie in ausreichender Menge zur Verfügung haben, um halbwegs klimaneutral zu sein).
Wobei wir auch hier den Einfluss der Volkswirtschaft verlassen.
Mag sein, dass der Artikel volkswirtschaftlich auf wackligen Füßen steht, da ich mich da nicht auskenne, nehme ich das so zur Kenntnis. Ich habe ihn beim Lesen in einen weiteren Kontext eingebunden, wodurch einzelne Aussagen und auch die Kernaussage IMHO Sinn ergeben.