Klimaschutz: Das "Aber China ..."-Argument ad absurdum geführt

Heißt dann aber auch, dass man sich das Argument zuende anhört und nicht nach „Aber China“ in eine Schublade einsortiert, bevor ich den Inhalt überhaupt gehört / verstanden habe.

Das Argument könnte man ja mal in verschiedenen Szenarien durchspielen.

  1. „wir sind so klein, wenn die Anderen nichts tun bringt es auch nichts wenn wir anfangen, damit schwächen wir uns nur selber“ + keine „links-grün versiffte Wertediktatur in der Außenpolitik“

Es würde also niemand irgendwas machen, der menschengemachte Klimawandel geht munter weiter. Da das Klima eh nur eine statistische Beschreibung von Wetter ist kann man das eh nicht schützen und die Natur muss man auch nicht schützen. Wenn man den Zeitraum nur lange genug auslegt passt sich die Natur auch irgendwie immer an. Ob die Menschen aber noch ein Teil dieser Natur sein werden bleibt fraglich.
Letztendlich werden große Teile der Erde unbewohnbar und der Anbau von Lebensmittel ebenso kompliziert. Da frage ich mich ob jene die dieses Szenario befürworten, ihre Verantwortung in ein par Jahrzehnten erkennen und unsere Grenzen für die unvermeidliche Völkerwanderung öffnen (Grüße gehen raus an die christliche Soziallehre)

  1. „wir sind so klein, wenn die Anderen nichts tun bringt es auch nichts wenn wir anfangen, damit schwächen wir uns nur selber“ + ausgeklügelte Lieferkettengesetze, welche die großen CO2 Sünder zum Aufbruch zwingen.

An und für sich nicht schlecht, wenn man ein Problem hat, macht es schon Sinn die größten Verursacher abzustellen. Dabei Subventionen wir durch unseren Import, dann in China eine klimafreundliche, effiziente und zukunftsfähige Industrie (auch das ist soweit gut). Zu glauben dass wir dabei gewinnen ist aber denke ich selbsterklärend ein Witz.

  1. wir machen alles was nötig und möglich ist selbst und schieben es nicht auf die lange Bank.

In dem Szenario bauen wir uns selbst eine zukunftsfähige Infrastruktur auf und bereiten unsere eigene Wirtschaft auf moderne Herausforderungen vor.
Nichts ist günstiger als Energie die uns die Umwelt zur Verfügung stellt, wir müssen sie nur abgreifen (PV, Wind, Wasser). Sobald wir eine Infrastruktur haben in der Energie im Überfluss zu moderaten Preisen angeboten werden kann, werden die big Player das auch haben wollen, und wer steht mit seiner Industrie dann bereit die wirklich großen Umsätze zu machen?!

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Ja, ich denke das ist für die meisten Staaten dann „the way to go“.
Das.„Töten der Menschen“ findet ja nicht aktiv selbst statt, sondern indirekt. (also z.B. so, wie jetzt schon Rohstoffe aus Afrika importiert werden, die dort unter unsäglichen Bedingungen aus der Erde gebuddelt werden)

Ganz aktiv. Denn wenn Regionen nicht mehr bewohnt werden können, setzen Völkerwanderungen ein.

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China & Klimaschutz ist ein gutes Thema aber vielleicht auch anders gesehen:

  • Statt Importzölle auf China-EV sollten wir glücklich sein, dass die chinesischen Steuerzahlenden die EVs subventionieren und wir in Europa die Mobilitätswende mitfinanziert bekommen
  • EU Green Deal Regulierungen, die gegen China gerichtet sind (CBAM, French ecobonus, EU Battery Regulation etc.) können die Chinesen bald einfach erfüllen. Das sollten wir als win-win sehen
    Bei Bedarf kann ich das ausführen.
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Ergänzen kann man noch Folgendes:

China fährt einer Analyse zufolge den Ausbau seiner Energiegewinnung aus Kohle zukünftig deutlich zurück. Im ersten Halbjahr 2024 habe die Volksrepublik weit weniger Kohlekraftprojekte genehmigt als im selben Vorjahreszeitraum, heißt es in einem Bericht des Zentrums für Forschung zu Energie und sauberer Luft (Crea) und des Global Energy Monitors.

Zugelassen wurden demnach 83 Prozent weniger Projekte und damit nur eine Gesamtleistung von 9 Gigawatt.

Aktuell ist eine gute Aufarbeitung unserer Energie- und Klimapolitik im BTO Podcast zu hören.

Besonders amüsant ist dabei die Nachzeichnung des Gastautoren Morten Freidel, wie es vermutlich historisch bedingt überhaupt zu unserer heutigen Lage und Strategie kam, die ursprünglich, von den Grünen getrieben, gar nichts mit Klima zu tun hatte.

Jedenfalls ist das Fazit der Podcaster und Autoren desaströs: nicht nur das wir laut ihnen unsere gesteckten Klimaziele mit der aktuell geplanten Strategie in den nächsten 10 Jahre kaum erreichen werden, sondern wir werden dabei auch noch ineffizient Unsummen zum Fenster rauswerfen und Deutschland als Wirtschaftsstandort nachhaltig ins Abseits stellen und Wohlstand vernichten.

Nicht jede These des Podcasts ist nachvollziehbar.
Nehmen wir das Beispiel der Effizienz. Er rechnet mit einem CO2 Preis von 100 Euro pro Tonne. Abgesehen davon, dass es eine Diskussion geben würde, wenn wir in anderen Ländern zu diesem Preisen vermeiden (sprich, diese Summe an Steuergeld in andere Länder gehen würde) setzt das Umweltbundesamt die externen Kosten, also die Umweltschäden pro Tonne CO2 auf 180 € an.
Nehmen wir diese 180 als Maßstab, so sind wir in der Effizienz bei 500 Milliarden ausgegebenen Euro ganz gut dabei, nämlich bei 486 Milliarden Euro.

Das gleiche gilt für sein Beispiel, Gaskraftwerke in besonderen Regionen zu installieren bei denen ein Netzausbau relativ teuer wäre. Entweder sie werden per Wasserstoff betrieben, was ordentlich teuer ist, oder sie werden weiter mit Methan betrieben was zu einem CO2 Ausstoß führt.

Natürlich ist es ärgerlich, wenn eine Regierung es nicht schafft, die Kosten für ein bestimmtes Vorhaben einzusammeln. Allerdings sind seine Beispiele doch sehr auf eine Projekttätigkeit im kleinen gerichtet und nicht auf ein großes gesellschaftliches Vorhaben.

Die angesprochene Renaissance der Atomkraft weltweit findet nicht statt. Vielmehr sinkt der Anteil von Atomkraftstrom von Jahr zu Jahr deutlich. Und Frankreich als erfolgreiches Modell der atomkraft zu stellen ist schon etwas witzig. Ohne dass europäische Stromnetz wäre Frankreich im Sommer 2023 ohne Strom da gestanden.

Interessant was du schreibst, danke für die Einschätzung.

Was bei mir allerdings am stärksten hängengeblieben ist, ist der zweite Teil der Folge, das Interview mit Hr. Freidel. Und darin ganz besonders:

  • Wie aussichtlos unrealistisch es ist, die Windkraft- und Solarkapazitäten im benötigten Maße innerhalb der nächsten 10 Jahre physisch zu bauen und
  • Wie hirnrissig das Vorhaben im Sinne der Effektivität und Kosteneffizienz ist, selbst wenn es physisch möglich wäre, da wir in Deutschland weder über ausreichend Wind noch Sonne verfügen
  • Das es Backup Gaskraftwerke geben muss um Wind- und Sonnenflauten auffangen zu können, dass diese dann aber niemand betreiben will wenn man ausschließlich bei nächtlicher Windstille und leeren Speichern Geld verdienen darf.

Vorab, ich habe mir den benannten Podcast nicht komplett angehört und kenne nicht jedes Detail der dort gemachten Argumente. Allerdings ist mein Eindruck, dass doch wesentliche Rahmenbedingungen dabei nicht beachtet oder zumindest unerwähnt bleiben.

Was die Effektivität angeht ist das schon mal nicht zutreffend. Mit einem massiven Ausbau von Wind und PV ist es auf jeden Fall möglich das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Es ist zudem auch nicht so, dass es nur mit Wind und PV geplant wird.

Was die Kosteneffizienz angeht, hat er einen Punkt. Hier wäre es grundsätzlich möglich durch ein anderes Design bei der Förderung, Anpassung des Marktdesigns, Strompreiszonen etc. mehr zu erreichen. Aber auch hier ist der Vergleich meiner Meinung nach einfach nicht sauber. Wie @Christoph schon erwähnt hat geht es da z.B. um die Höhe der angesetzten CO2-Kosten. Er hat da aber auch nur ein Reduktionsziel von 80% erwähnt. Das ist etwas, was im letzten Jahrzehnt noch als Ziel verwendet wurde. Inzwischen ist es klar, dass es um Klimaneutralität geht und nicht nur, um 80%. Das bedeutet, dass die von ihm gewählten CO2-Kosten gar nicht auf dem inzwischen angestrebten Ziel beruhen.

Was mir aber unklar ist, was genau der genannte Podcast erreichen will? Stichwort die Bedingungen für Wind und PV sind in Deutschland so schlecht (und wie es rübergebracht wird, klingt es nach einer dummen Strategie). Aber was ist denn die Alternative (100% Nuklear)? Es tut mir leid, aber dann muss man mit seinem Argument der Umsetzbarkeit des Ausbaus der EE aufpassen, weil AKWs wohl in Deutschland wohl noch unrealistischer sind (abgesehen von der Kostenfrage, die die erneuerbaren klar gewinnen). Da vertraue ich dann doch lieber den Vielzahl an Studien, die Wind und PV klar als Teil der kosteneffizienten Lösung sehen und er als Kritiker sollte dann an dieser Stelle direkt konkrete Veränderungen des Systems an sich ansprechen, als zu sagen, dass es doch so nicht geht. Z.B. die Backup Gaskraftwerke. Ja, im aktuellen Marktdesign ist es vermutlich schwer bis nicht möglich diese zu refinanzieren (u.a., weil entsprechend hohe Preise politisch in Zeiten der Flaute nicht gewünscht sind) aber man kann das Marktdesign entsprechend anpassen und eben nicht nur die produzierte Energie vergüten.

Dann wird auch über geringe Strompreise in anderen Regionen der Welt gesprochen. Stichwort China. Ja, da ist es günstiger u.a. aber auch, weil dort eben Staatsgeld verwendet wird. Es ist also nicht ganz so einfach zu sagen, dass die Kosten in Deutschland u.a. durch den Staatshaushalt verschleiert werden und das abzulehnen aber in Fall von China das quasi als positiv hervorzuheben.

Ich fände es viel zielführender, wenn wirklich fundierte Kritik kommt (es gibt so viele Expertinnen, die dazu sinnvolle Dinge beisteuern) als mit einem das ist alles Schlecht anzusetzen und z.B. zu sagen alle freuen sich über die negativen Preise aber die sehe ich selber nicht, deshalb ist das doch dumm (etwas übertrieben dargestellt). Aber auch hier liegt es einfach an der Umsetzung, dass wir die Digitalisierung als ein Faktor nicht hinbekommen und nicht daran, dass wir gar nicht in der Lage wären Flexibilität im System nutzbar zu machen.

Das diese nicht oder noch nicht stattfindet, heißt ja nicht das Atom der falsche Weg ist. Und: wenn Schwellenländer im Turbowachstum, wie China oder Indien, ihren Kapazitätsausbau in anderen Trägern vollführen, dann kann der Atom-Anteil weltweit natürlich sinken selbst wenn er absolut gewachsen ist.

Hast du hierzu mehr Hintergrund/Zahlen?

Einige wollen es wohl allen Erfahrungen zum Trotz dabei belassen, dass die Energie woanders her kommt. Statt Russland und Saudi Arabien dann halt aus nordafrikanischen Ländern. Statt Öl und Gas dann halt Methan oder Wasserstoff.

Könntest du mir 2-3 davon verlinken?

Dem hat Hr. Freidel begegnet, dass Uran mit seiner hohen Energiedichte bei gutem Marktpreis problemfrei auf Halde gekauft und gelagert werden kann. D.h. hier ist man viel weniger von Marktschwankungen abhängig und es gibt auch keinen Hahn der kurzfristig zugedreht werden kann.

Hinsichtlich Solar und Wind: Könnte man sich nicht mit den richtigen Staaten zusammenschließen und riesige Wind- und PV-Parks genau dort bauen, wo diese maximale Ausbeute versprechen? Warum stattdessen in Bayern?

Haben wir soviele Uran Vorräte? Öl und Gas gibt es ebenso nicht in Deutschland, Holz ist nicht wirklich nachhaltig, also bleibt außer Einsparung eigentlich nur Wind und PV.

Bayern hätte zwar gerne wieder Atomkraft, aber bei der Endlagerung schaut es schlecht aus. Ein Zwischenlager kämpft derweil mit Wassereintritt.

Nicht nur der Anteil Stufen sich die Menge wird kleiner.

Witziger Fakt: Großbritannien hat mehr stillgelegte Meiler als Deutschland.

Auch ein Argument: Fracken könnte man Gas wohl auch in Deutschland? Ich weiß das Fracking in der Umweltkritik steht/stand, habe über die Zeit aber Für und Wieder gehört. Kennt jemand da den aktuellen Konsens?

Wenn Herr Söder sich gegen Windkraft in Bayern und pro Fracking in Niedersachsen einsetzt ist für mich schon alles gesagt.
Aber politische Meinungen haben ja auch nicht immer was mit technischer Expertise zu tun.
Als Ingenieur würde ich die Technologie als Schändung an der Natur bezeichnen. Einzig eine Infrastruktur könnte man sich sparen, da früher oder später das Gas auch übers Grundwasser transportiert würde. Man könnte sich ja dann eine kleine Gastherme in den Keller bauen und das Gas dem Trinkwasser entnehmen und sofort zum erwärmen nutzen.

Bitte den Sarkasmus nicht persönlich nehmen aber Finger weg vom Fracking. Ich weiß nicht ob das der breite Konsens ist aber das ist meine Meinung dazu. Hierbei handelt es sich, wie bei der Atomkraft, um eine rein politische Diskussion die technisch und ideologisch weder sinnvoll noch zielführend ist.

Hinsichtlich der Quellen bietet der Wikipedia Artikel über Energiegestehungskosten 60 Primärquellen. Die beste Atomkraft kommt demnach gerade mal an die schlechteste Technologie aus erneuerbaren Quellen heran.

Ich gebe dir aber auch recht, dass es sicherlich sinn macht auch mit Ländern zu verhandeln die dieses Technologien effizienter einsetzen können. Nichts desto trotz halte ich eine Unabhängigkeit bezüglich Energie für sehr erstrebenswert und dazu gehören auch WKA in Bayern.
Wir sind die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt, weil wir es mal geschafft haben Probleme im Land zu lösen und diese Lösungen exportiert haben. Demzufolge ist ökologische Politik nicht mehr von der Ökonomie zu trennen. Wir schützen weder unsere Wirtschaft noch tun wir irgendjemanden einen Gefallen Probleme und Lösungen im Ausland zu suchen, damit zu Hause alls bleiben kann wie es ist.

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Ich habe vor kurzem gelesen, wenn die Verluste beim Transport und Lagerung sowie die im Vergleich komplizierte Lagerung noch mit eingerechnet werden, sei sogar Kohle ähnlich schlecht wie Gas. Fracking versaut das Trinkwasser. Dann lieber eine WKA bei mir im Garten.