Klimakatastrophe und Konsumgüterproduktion

Was mich aktuell sehr beschäftigt und mich auch zu dieser Themenbezeichnung motiviert hat, ist die Tatsache, dass man zwar durchaus Bewegung zum Thema Klimakatastrophe in der öffentlichen Debatte bemerkt, aber viel zu gering und mit einer viel zu langsamen Dynamik.
Hier kollidieren die Gemächlichkeit von demokratischen Aushandlungsprozessen und die dringende Handlungsnotwendigkeit. (Insbesondere auch die bekannten Klimawissenschafter wie z.B. Johan Rockström, Mojib Latif, Stefan Rahmstorf weisen immer deutlicher auf die zu erwartenden Kipppunkte hin.)
Auf die nächste Wahl zu warten ist keine Option, zumal diese dann auch wieder viele Kompromisse in Koalitionsverhandlungen nach sich ziehen wird.
Vielen Dank, Ulf und Philip, dass ihr immer wieder konkrete Handlungs- und Entscheidungsmöglichkeiten (Klimageld, Tempolimit…) nennt.
Gleichzeitig muss aber auch die Gesellschaft in Bewegung kommen, nicht auf der individuellen Ebene, sondern strukturell. Dabei reicht ein relativ kleiner Prozentsatz der Gemeinschaft, um Veränderungen anzustoßen. (Leider finde ich die Quelle für diese Information nicht mehr, aber die Zahl hat mich sehr erstaunt, weil sie extrem niedrig war.) Das Zauberwort und meine Hoffnung sind dabei die sozialen Kipppunkte, über die ich etwas durch einen Vortrag von Dr. Martin Hermann, Dr. Harald Lesch und Dr. Traidl-Hoffmann gelernt habe. Weil dieser Vortrag ausgesprochen interessant und erhellend ist, verlinke ich ihn hier: Soziale Kipp-Interventionen & Wissenschaftskommunikation
Auch die im Vortrag erwähnte Verknüpfung der Themen Gesundheit und Klimanotfall (besonders auch durch Eckart von Hirschhausen und seine Stiftung Gesunde Erde - Gesunde Menschen hervorgehoben) ist sehr vielversprechend, weil Gesundheit uns alle etwas angeht. Heute. Die Verbindung ist leicht zu verstehen und zu visualisieren. Zum einen Patient Erde in der Notaufnahme. Zum anderen die Bedrohung der menschlichen Gesundheit (schon jetzt) durch den Klimawandel (Hitzetote etc.)
Eine Frage an alle, die diesen Kommentar lesen: Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Engagiert ihr euch? Wenn ja, wie? Mir fällt es relativ schwer, die „richtigen“ Aktivitäten für mich zu finden, da ich in Frankreich wohne. Aber vielleicht finden sich hier in der Community Ideen, die mir neu sind. Was kann ich tun, um andere anzustoßen? Ich lese gerade viel zum Thema (Mensch Erde, Klimagefühle, Autokorrektur, Sprung über den Abgrund, Climate action…), verändere mein individuelles Verhalten immer weiter und versuche, im Bekanntenkreis vorsichtig darüber zu sprechen. Aber das ist alles viel zu wenig. Die Lage ist zu dringlich.

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Schau auch mal hier rein:

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Eher eine grundsätzliche Frage:

Wir gehen zum Grossteil arbeiten, um Konsumgüter herzustellen und zu verkaufen.
Diese Konsumgüter tragen massiv zum Klimawandel bei.
Logisch wäre, auf diese Konsumgüter zu verzichten, sie ggf gar nicht zu produzieren.
Doch für was soll ein grossteil der Menschen dann arbeiten?

Ist nicht grade die Erwerbsarbeit als Selbstzweck sinnstiftend für das menschliche Dasein die Ursache für die Klimaprobleme?

s.dazu auch

Darauf wird es hinauslaufen wenn es gut geht. Die Menschen haben dann weniger Arbeit und mehr freie Zeit, weniger Geld, um sich unnütze Dinge oder unsinnig grosse Dinge zu kaufen (z.B. Autos für 50.000 €)

Ein Antrieb für Konsum ist der Vergleich mit den Mitmenschen. Wenn das allgemeine Konsumniveau sinkt, lässt auch der Vergleichsdruck nach.

Hat nicht Ulrike Hermann ausgerechnet, dass das Wohlstandsniveau von 1978 ausreichen würde, um die Klimaziele einzuhalten? Wie das hergeleitet wird, weiss ich nicht, aber wenn das wirklich zuträfe, wäre das sehr akzeptabel. Hatte man damals nicht alles was man braucht? Bzw., würde man das damals schon im Handel befindliche Wegwerfgerümpel weglassen und dafür eine Basisausstattung mit Standardcomputern behalten, dann fände ich das sehr lebenswert. wenngleich ein solches Wohlstandsniveau für die gesamte Weltbevölkerung wohl doch nicht herstellbar zu sein scheint. Dann müssen wir halt noch ein paar Stufen zurück - das Wissen behalten wir ja.

Ihre Sichtweise stimmt mich sehr bedenklich. Sie setzen das Interesse des Klimaschutzes (was ich nicht in Abrede stelle) über den Willen der Gesellschaft? Und Sie kritisieren, das eine demokratisch gewählte Regierung - ganz gleich welcher Couleur - Ihren Willen nicht umsetzt! Man findet im Forum an verschieden Stellen kontroverse Diskussionen zu dem Thema. Aber sich gegen das Interesse der Mehrheit zu setzen ist für mich unakzeptabel. Wenn wir eine breite Mehrheit wollen, geht das meiner Ansicht nach nur über einen breiten Konsens. Der dauert (und ja, wir haben wenig Zeit), aber den ggf. radikalen Willen einer Minderheit aufzuzwingen ist kein Weg in einer Demokratie.

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Auch diese Aussage stimmt mich bedenklich. Sie fordern, dass ein kleiner, engagierter Teil der Gesellschaft versucht, durch ihre Aktionen Veränderungen initiieren sollte. Durchaus ein legitimer Vorschlag. Aber das wird meiner Ansicht nach eine Gegenreaktion hervorrufen: Bürger, die ihre Existenz und ihre wirtschaftliche Zukunft (berechtigt oder nicht) gefährdet sehen, werden ebenfalls aktiv. Es wird eine Gegenbewegung geben. Die Klimakleber sind ein gutes Beispiel: wenige engagieren sich enorm mit unpopulären aber weithin sichtbaren Maßnahmen. Die Gesellschaft (zumindest ein Teil) Reagiert erbost und tw. aggressiv (das passt auch zur Erklärung im Video um Minute 45). Wenn eine Minderheit versucht, die Stimmung zu kippen und die Konsequenzen sollten für die Mehrheit der Bürger unangenehm sein, wird es „Gegenwind“ geben.

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Vorschlag: Gerne folge ich Ihrer Meinung, denn natürlich ist auch mir das Leben in einer Demokratie wichtig. Jedoch gibt es eine Bedingung: Dass die Öffentlichkeit korrekt über die Dramatik der Situation informiert wird.
Das ist bisher nicht der Fall. Weder in den Medien, noch in den Aussagen der Politiker:innen erhält die Information über die Klimaerhitzung den Stellenwert und Raum, der der Dramatik angemessen wäre. Die Öffentlichkeit ist noch nicht auf dem Stand der Forschung.
In der Hoffnung, dass dann auch die Mehrheit den Klimaschutz hinreichend ernst nimmt…
Übrigens ist insbesondere das Tempolimit eine Maßnahme, die sich die Mehrheit der Deutschen wünscht. Wo ist an dieser Stelle die Demokratie und die Wertschätzung der Mehrheit?
Einige Maßnahmen (Beschränkungen z.B. durch Verteuerung) bei gleichzeitiger Ausschüttung des Klimageldes: Das würde dann auch zu mehr sozialer Gerechtigkeit führen (Heute ist der Tag der sozialen Gerechtigkeit) und auch finanziell schlechter gestellte Menschen "mitnehmen ".
Die letzte Generation ist völlig gewaltfrei aktiv. Ganz offensichtlich schätzen die Aktivisten die Demokratie. In der Vergangenheit haben genau solche unbeliebten Widerstände und Störungen des Alltags Veränderungen bewirkt (z.B. Frauenwahlrecht).

Die Frage ist,geht da die Mehrheit mit oder wird das zwangsläufig so kommen?

Freie Zeit will der Mensch ja auch sinnvoll verbracht haben, und Arbeit ist nunmal sinnstiftend und oft auch erfüllend und identitätsleitend.
Brauchen wir also neue Formen sinnvoller Arbeit, die nicht konsumorientiert sind?
Vor allem: ist die Menschheit schon soweit? Ich hege da Zweifel…

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Das könnte ich mir schon vorstellen. Aber was bedeutet das konkret?

  • nur 1 Fernseher pro Haushalt
  • kein Internet
  • keine Handys
  • nur 1 Auto pro Haushalt, sehr oft gar keins
  • keine heimischen Früchte im Winter
  • viel weniger Kaffee und Südfrüchte
  • (fast) keine Plastikverpackung in den Regalen
  • viel weniger Produktauswahl und Fertigprodukte in den Regalen
  • ………

So, wie schon in der Vergangenheit immer ein Aufschrei durch das Land ging, wenn nur jemand das Wort „Verzicht“ in den Mund genommen hat, wird es auch hier sein.

Ja :exclamation:
z.B. werden mehr Arbeitskräfte benötigt wenn wir unsere Forst- und Landwirtschaft umstellen wollen.

Die Deutungshoheit, was uns hier in Deutschland wichtig ist, liegt aber bei den Bewahrern des Istzustandes. Jeder der ausschert und wenn sie/er nur seine reguläre Arbeitszeit kürzen will, bekommt massiv Knüppel zwischen die Beine geworfen.

:exclamation:OHNE EIN EINSCHNEIDENDES EREIGNIS, DAS UNS HIER IN DEUTSCHLAND MASSIV BETRIFFT, WIRD ES KEIN UMLENKEN GEBEN​:exclamation:

Nun, das wäre eine Option für diejenigen, die körperlich und gesundheitlich für die Arbeit in der Forst- und Landwirtschaft in der Lage sind.
Auch da haben wir ja einige negative Auswirkungen unseres aktuellen Lebensstils auf unsere körperliche/geistige Leistungsfähigkeit.

Auch wenn es schon düster und makaber klingt, aber ich glaube schon, solange wir uns nicht zwingend verändern müssen, werden wir es nicht signifikant tun, da wird auch ein noch so drängender Klimawandel keinen ausreichenden Druck erzeugen.Erst wenn das Wasser im Keller steigt, kommt evt Bewegung in die Sache.

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Natürlich ist an dieser Aussage etwas Wahres. Genau das ist die Herausforderung. Dennoch sollten wir nicht aufgeben und weiter an den positiven sozialen Kipp-Elementen arbeiten. Um uns herum darüber sprechen (siehe Informationen über öffentliche Kommunikation von den Psychologistsforfuture: Klimakommunikation, sich in entsprechenden Gruppen beteiligen, streiken, Petitionen unterschreiben… Es gibt viele Möglichkeiten.
Auch wenn die nächste Ahrtal-Katastrophe leider bestimmt kommt. Auch solche Ereignisse reichen offensichtlich nicht aus. Und wenn wir darauf warten, dass die Mehrheit durch solch furchtbare Ereignisse der Realität ins Auge sieht, wird es zu spät sein.
Der neue Podcast von Peter Wohlleben beinhaltet ein Gespräch mit Ulrike Hermann (Peter und der Wald: Kapitalismus und Klimaschutz). Beide bringen die Fragen betreffend Konsum, Kapitalismus, Klima auf den Punkt. Sehr empfehlenswert. Das soll jetzt keine Werbung sein, aber passt sehr gut in diese Diskussion.

Also wenn Sie freiwillig mit einem Kleinwagen statt mit einem SUV Tempo 100 fahren, weniger Fleisch essen und auf Flugreisen verzichten, sehe ich darin noch keine Demokratie zersetzenden Tendenzen. Ich zumindest habe Margaretes Post nicht als anarchistischen Aufruf verstanden, sondern als Anregung zum Nachdenken, was jeder Einzelne denn so tun kann … während der Rest der Welt weiter Millionen Tonnen Kohle verbrennt. Irgendwie schizophren, aber man muss ja mal anfangen.

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Das mache ich schon seit über 30 Jahren. Ausser die Leute in der eigenen Blase erreicht man damit aber niemanden. Vielmehr wird man als der verrückte Ökospinner hingestellt. Von daher sehe ich das eher negativ bzw. werden wir uns wohl darauf einstellen müssen mit den Folgen zu leben.

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Ich habe den Eindruck, dass sich das gerade ändert. Auch durch Fridays for future. Wir dürfen nicht aufgeben. Im Augenblick öffnet sich ein Fenster der Möglichkeiten auch dank dir und der jahrzehntelangen Vorarbeit.

Das mache ich schon seit über 30 Jahren. Ausser die Leute in der eigenen Blase erreicht man damit aber niemanden. Vielmehr wird man als der verrückte Ökospinner hingestellt. Von daher sehe ich das eher negativ bzw. werden wir uns wohl darauf einstellen müssen mit den Folgen zu leben

Leider muss ich Schlossermeister im wesentlichen zustimmen. Beharrungskräfte erklären dich einfach zum Anarchisten sobald der Status Quo auch nur verändert werden könnte. Kannst du ja selbst hier im Forum erleben. Trotzdem kann jeder die Energiewende und die Verkehrswende aktiv treiben. Auch kleine Erfolge sind positiv.
Die Masse der Gesellschaft lässt sich aber nur durch

  • Gesetze
  • Geld
  • was Geiles beeinflussen.
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Den Nutzen, den die meisten heutigen Konsumgüter stiften, wird man mit anderen, klimaneutral hergestellten Konsumgütern auch stiften können. Eventuell kosten die dann mehr, so dass sich die relativen Preise ändern und sich die Nachfrage entsprechend verschiebt. So gehen Arbeitsplätze in einigen Sektoren zurück, in anderen entstehen neue.

Ob sich insgesamt die Lebenshaltungskosten im Verhältnis zu den verfügbaren Einkommen erhöhen und so der allgemeine Wohlstand sinkt, ist keineswegs ausgemacht.

Das war jetzt nicht die Intention meines Hinweises. Ging eher darum, was unsere Arbeit so für Inhalte hat und ob sich alle Tätigkeiten dauerhaft halten können bzw dürfen.
Beispiel Tabakindustrie: ist diese Art von Produkt langfristig gesellschaftlich vertetbar und damit die entsprechenden Arbeitsplätze?

Zunächst einmal wird ja gerade überall postuliert, dass wir einen Fachkräftemangel, die Situation würde sich also entspannen, wenn weniger Arbeitskräfte benötigt werden.

Aber selbst wenn wir den Fachkräftemangel mal außen vor lassen. Man muss es ja nicht so machen, dass die eine Hälfte weiter 40h arbeitet und die anderen gar nicht. Man kann ja auch generell die Arbeitszeit verkürzen. Also statt 40h nur 32h. Ich würde auch anzweifeln wie Sinnstiftend eine 40h Woche wirklich ist. Eines der häufigsten Kommentare, das ich so höre, ist das Leute sich nach dem Wochenende Wünschen, dass es doch noch ein Tag länger wäre, genau das Gleiche mit Urlaub. Auch kenne ich viele Leute, die gerade sobald sie es auch nur irgendwie können in den Vorruhestand gehen. Im Internet lese ich immer mehr Artikel, die sich darüber aufregen, dass junge Leute nicht mehr 40 Stunden arbeiten wollen. Es gibt den FIRE Trend, bei dem Leute durch Zurückhaltung versuchen möglichst früh in Rente zu gehen. Also alles in allem scheint die 40h Woche glaub ich nicht für 100% der Menschen das einzige sein, was ihnen Sinn gibt.

Ich denke auch, dass die Einführung einer 32h Woche gar nicht auf so große Widerstände stoßen würde, wenn man es schafft auch die unteren Einkommensklassen zu berücksichtigen. Also klar würde es immer noch Überzeugungsarbeit bedürfen, aber ich würde es nicht für unmöglich halten.

Es gab auch eine Studie in Deutschland mit einigen Firmen, 4 Tage Woche bei vollem Lohn.
Ergebnis war wohl eine Produktivitätsszeigerung von 62%, so das einige der beteiligten Firmen das beibehalten.
Finde leider grad die Quelle nicht.

Die 5 Tage Woche mit 40h Arbeitstagen ist noch ein Relikt aus dem letzten Jahrhundert. Müsste sicher mal hinterfragt werden.