Klimaaktivismus und das Verhältnis der Deutschen zum Auto

Dem hypothetischen Fall, dass es nur an der Landstraße langgeht? Hier spielt für mich Dein zweiter Punkt rein:

Weshalb ich das nicht möchte, ist die nicht ausreichend vorhandene und gepflegte Infrastruktur.

Womit wir m. E. dazukommen, dass man sich das leisten können muss. Günstig sind die Räder nicht. Ich bin da eher bei dem letzten Halbsatz, warum gibt es keine reinen Fahrradabteile mehr? Da sind dann Halter, wo man die Fahrräder einhängt o.ä. und dann ist gut. Keine Sitze, damit die Stellplätze nicht blockiert werden.

Die Infrastruktur ist doch zumeist ausreichend vorhanden und super gepflegt. Nur halt eben entsprechend dimensioniert und betrieben, dass Angsträume entstehen. Wir (als Gesellschaft) können nicht darauf warten, dass an jeder Landstraße zusätzlich qualitativ hochwertige Radwege geplant, gebaut und unterhalten werden. Dafür haben wir weder das Human-, noch das Finanzkapital. Zumindest gibt es wichtigere Projekte, die entsprechend finanziert werden müssen.

  1. Gab und gibt es das nur auf speziellen Destinationen im Nahverkehr. Im Fernverkehr gab es das immer nur in Kombination mit Klappsitzen.
  2. Der Grund für das Ignorieren von Fahrradtransporten liegt für Gewöhnlich in den bahnpolitischen Fehlern der 90er und 00er Jahre. Ganz ehrlich: Die Versäumnisse in Bezug auf Barrierefreiheit und Fahrradmitnahme mit den aktuellen verkehrs- und wirtschaftszielen zu vereinbaren recht komplex. Die politischen Rahmenbedingungen sind dafür aber auch nicht optimal.
  3. Kann es aber auch nicht die Lösung sein, dass viele Menschen „gewöhnliche“ und große Fahrräder immer im Zug mitnehmen können und wollen. Da sind einige Konflikte zu lösen und die Bedürfnisse gegeneinander abzuwägen, sowie Kapazitäten über den Tageslauf anzupassen.

Viel wichtiger als P&R-Plätze in der Fläche, sind somit sogar B&R-Anlagen, damit Menschen ohne Kfz ihre u.U. teuren Räder sicher abstellen können. In den Zentren sind dann evtl. gut ausgenbauter ÖPNV, LeihRäder/-Roller, usw. ausreichend und es müssen nur noch die wenigsten das eigene Rad in den Massentransportmitteln mitnehmen.

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Mein Fazit an dieser Stelle: will man Investitionen in Mobilitätsalternativen u.ä., braucht es den politischen Willen zur Umsetzung.

Will ich gesellschaftlichen Verzicht, sollte ich zumindest einen mehrheitsfähigen gesellschaftlichen Konsens anstreben.

Ich wohne in einem kleinen 150 Einwohnerdorf welches noch sehr landwirtschaftlich geprägt ist.
Hier Mal ein Auszug der ausgeübten Berufe:

  • meine Frau und ich: Forstwirtschaft
  • Nachbar: Fahrer Betonmischer, Betriebstätte auf dem Land, seine Frau: Rettungsdienst mit Schichtdienst, Rettungswache auf dem Land
  • nächste Nachbarin auch Rettungsdienst
  • nächster Nachbar: Zugführer, fährt zum nächsten Bahnhof, ab da mit dem Zug
  • seine Frau JVA’Beamtin Schichtdienst
  • nächster Nachbar, Handwerker im Außendienst
  • nächster Nachbar Landwirt

Wie sieht in unseren Fall eure super tolle Kfz freie Welt aus? Soll ich mit dem Fahrrad in den Wald fahren? Soll meine Nachbarin wenn sie nach einer 24h Schicht um vier Heim will laufen oder stellt ihr für sie dann einen Bus zur Verfügung und lügt euch selbst in die Tasche das das ökologischer ist?

Meiner Meinung nach sind diese Diskussionen so fest gefahren da gewisse Kreise dogmatisch daran fest halten das es keine PKW geben darf. Das ist genauso falsch wie das Recht darauf bis in den letzten Winkel der Städte mit dem Auto fahren zu wollen.

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Das ist doch schön. Dann bleiben nur noch die politischen Fehlanreize „große Straßen“ und „Einkaufszentren“, die zum Zerfall der lokalen Handelsstrukturen geführt haben.

Diese Argumente sind wohl doch etwas zu individualistisch, denn die fehlenden öffentlichen Aktivitäten machen es uns ja so schwer, sich klima- und umweltgerecht zu verhalten. Fehlende Infrastruktur führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Gebrauch des ÖPNV. Zu hohe Hygienestandards verhindern den Gebrauch von eigenen Tüten und Behältnissen beim Einkaufen. Die „Recyclinglüge“ (arte-Mediathek) führt meine individuelle Mülltrennung ad absurdum etc. etc.

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Es ist ein Unding, dass das notwendig ist, oder erscheint. Aber genau für diese Firmen wäre es doch eine Wohltat, wenn die anderen unnötigen Kfz-Fahrten unterbleiben. Trotzdem sollten auch diese Firmen die wahren Kosten ihrer Mobilität tragen (und dann an ihre Auftraggeber weiterreichen). Evtl. klärt sich das mit dem Pendelverhalten der Handwerker dann über „den Markt“, denn dieser kann nur funktionieren, wenn er auch ehrliche Rahmenbedingungen bekommt.

Ich bin nicht sicher, ob das Ironie ist. Wenn ich Richtung Köln fahre sehe ich mehr Schilder die auf Radwegschäden hinweisen, als Wegweiser. Wenn das ernst gemeint war, kann sich das nur auf die Infrastruktur für den MIV beziehen.

Da gehe ich mit.

Meinetwegen, dann muss es aber einen politischen Willen geben die wahren Kosten zu adressieren. Den sehe ich nicht, vor allem nicht im zuständigen Ministerium.

Gucken wir uns den Ist-Stand an: die Autoindustrie forciert entweder grosse teure SUV mit Verbrenner oder teure grosse e-Autos. Die Kunden kaufen es.
Konsum wird gewünscht, Reisen ist gewollt, das hält unsere aktuelle auf Profit ausgerichtete Marktwirtschaft ja am Laufen.

Da muss schon ein gravierendes Umdenken kommen.

Wer fordert denn ein komplettes Verbot von PKWs? Das Thema dieses Thread ist, dass sich das Verhältnis zum Auto ändern soll. Das heißt einerseits, dass man Alternativen attraktiver macht und andererseits Auto fahren unattraktiver. Und unattraktiver heißt nicht gleich verbieten. Ist das wirklich so kontrovers? Die Letzte Generation mit der das Ganze hier ja angefangen hat, hat z.B. lediglich drei Forderungen:

  • Tempolimit 100
  • Wiedereinführung des 9€-Tickets
  • Schuldenerlass für arme Länder, damit die nicht gezwungen sind auf fossile Brennstoffe zu setzen.

Das hat alles überhaupt nichts mit dem kompletten Verbot mit Autos zu tun. Und ich denke jeder weiß, dass es nicht möglich ist ohne Auto auf dem Land zu leben und das wir auch nicht einfach alle Leute in die Städte packen können. Und wenn morgen ein Politiker kommen würde und sagen würde er will ab sofort alle PKWs verbieten, wäre ich auch direkt auf deiner Seite und würde sagen, der spinnt wohl.
Das Einzige was vielleicht ein bisschen in die Richtung geht, Autos zu verbieten, sind die Überlegungen in Großstädten mit sehr gut ausgebauten ÖPNV den Bereich zu vergrößern, in dem keine Autos fahren dürfen. Aber dein Dorf mit 150 Einwohnern wäre davon ja überhaupt nicht betroffen.
Und klar gibt es auf dem Land viele strukturelle Nachteile im Bezug auf Verkehrsinfrastruktur, aber es gibt auch Vorteile, wie das jeder jeden kennt. Man braucht also keine neumodischen Sharing-Apps um Sachen miteinander zu teilen, sondern man kennt sich und kann sich gegenseitig aushelfen. Man kann z.B. Fahrgemeinschaften zum nächsten Bahnhof ins Leben rufen oder gemeinsam in einem Auto einkaufen fahren. Ich glaub da gibt es noch so viel mehr Potential, wie man auf dem Land „Sprit“ sparen könnte, nur habe ich das Gefühl, das im aktuellen status quo, die Menschen das nicht von alleine machen würden, sondern anreize brauchen.

Um jetzt auch mal im Gegenzug auf Stadtmenschen rumzuhauen: Die Diskussion wird immer sehr schnell auf Menschen auf dem Land gelenkt, weil gesagt wird, dass sie nicht komplett auf ihr Auto verzichten können, was ja auch stimmt, aber im Gegenzug gibt es denke ich viele Stadtmenschen, die viel viel leichter auf ein Auto verzichten könnten, aber es trotzdem nicht tun. Und ich denke wir sollten damit anfangen, diese Menschen dazu zu bringen ihr Auto aufzugeben, bevor wir immer direkt auf die Landbevölkerung schauen.

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Wurde hier so gefordert:

Da hast du natürlich Recht, ich sehe einen wichtigen Anreiz im Ausbau des P&R.
In den Städten gibt es ja oft den Begriff der letzten Meile, das ist auf dem Land genau Spiegelverkehrt hier gibt es oft das Problem der ersten Meile. Diese oft auch sehr lange Meile nur mit dem Fahrrad überbrücken zu wollen ist wenig realistisch.
Jedoch wäre es schon eine massive Verbesserung wenn die Pendlerparkplätze in einen halbwegs vernünftigen Zustand versetzt werden.
Bei uns sind das oft nur plattgefahrene Dreckflächen auf denen man im dunklen nur mit Ortskenntnis drauf fahren sollte.

Na sicher muss es das, sich aber wie du in deinen Post hinstellen und ausdrücken „die Politik muss das machen und ich bin fein raus“ bringt es doch aber auch nicht.

Siehe:

Als Antwort darauf, dass man die Konsequenzen seiner freien Wohnortwahl akzeptieren muss.

Nein wurde nicht!

Steht doch eindeutig da, als Individualbesitz abschaffen!!

Ob es dann vollautonomes Fahren ist oder Car Sharing sei ja mal dahingestellt, tippe aber eher auf Vollautonom, denn in dem „Dorfbeispiel“ weiter oben wird es schwer werden Car Sharing zum funktionieren zu bringen.

Aber bitte nicht dahingehend verzerren, dass PKW komplett verboten werden sollen!!!

Du brauchst nicht zu brüllen, Vollautonomie ist die Steuerung des Fahrzeuges, nicht die Besitzart.

Wer die Abschaffung des Individualbesitz fordert, möchte einen Gemeinschaftsbesitz, also Car Sharing. Das dies in diesem Fall nicht funktioniert hast du selbst gerade geschrieben.

Also was willst du denn nun?

Wenn die Vollautonomie funktioniert, funktioniert auch Car Sharing im ländlichen.

Car Sharing mit Selbstfahrer und abstellen am Zielort funktioniert nicht.

Also mittelfristig kein Individualbesitz von PKW, was aber nicht heißt dass PKW als Mobilitätsform verboten werden soll.

Es würde mich sehr wundern, wenn bis 2030 der PKW Bestand in Deutschland auch nur um 10% sinken würde.
Dafür beinhaltet das Auto viel zu viele Privilegien. Und ein Verlust dieser ist in einer Demokratie nur schwer mehrheitsfähig.
Es geht auch nicht um den täglich Weg zur Arbeit. Nein. Es geht hier um Spontanität, Flexibilität, Freiheit und Individualität. Es geht um das Mittagessen bei den Eltern am Sonntag, die Kids zum Musikunterricht und zum Sport zu fahren. Um spontane Ausflüge, um kurz mal zum Baumarkt zu fahren, weil die Farbe beim Streichen ausgegangen ist. Es geht darum, mit den Jungs und Mädels Abends von der Kleinstadt in die nächst größere Stadt zum Saufen zu fahren, und auf dem Heimweg noch spontan ein Hamburger zu essen.
Es ist eine Utopie, die Nutzung von Autos innerhalb kürzester Zeit den Menschen abzutrainieren.
Es kann nur darum gehen, dass die Anzahl der Zweit- und Drittwägen reduziert wird, und dass zumindest für einige Stadtbewohner ein Leben ohne Auto möglich ist.

Zum Thema Car Sharing:

Nur 11 deutsche Städte haben das Potential, um Car Sharing profitabel betreiben zu können.
Bei uns im Ort, 20.000 Einwohner, hat vor 1 Monat der einzige PKW Verleih geschlossen.
Der nächste ist 20km entfernt in Heidenheim.

Somit gilt Forschung an Batterietechnik intensivieren, Fokus auf klimaneutralen Stahl und Werke. Denn der private PKW wird so schnell nicht verschwinden.

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Das war tatsächlich ernst gemeint. Solange schnell, viel investiert werden muss, brauchen wir Prioritäten. Da liegt es nahe die gut Infrastruktur gepflegt zu behandeln (geringe Geschwindigkeit) und Kfz+Rad darauf gemeinsam abzuwickeln. Dann werden Ressourcen für die Erstellung und Pflege gesonderter Wege für Rad und Wirtschaftsverkehr frei.

Warum funktioniert das nicht? Das „free-floating“ funktioniert schon in Städten nicht, aber Stations-Systeme würden laufen. Vielleicht haben die zu Beginn eine notwendige Subventionsphase und vielleicht in ganz kleinen Strukturen auch dauerhaft, aber ich denke das der Großteil sogar langfristig eigenwirtschaftlich betrieben werden kann.

Trotzdem wird es für wenige Spezialfälle weiterhin die Notwendigkeit des Kfz-Besitzes geben.

Leider ist die uneingeschränkte Level-5-Autonomie zunehmend eine Chimäre wie die Fusionsenergie: der Durchbruch ist stets ca. 5 Jahre entfernt (bzw. wenn man Elon Musk fragt: ein Jahr - aber so tief möchte ich jetzt mal nicht sinken).

Es ist meiner Meinung nach nicht seriös, für einen

zu erreichenden Zustand konkrete Lösungen zu propagieren, die nur unter Annahme der Verfügbarkeit einer Technologie mit völlig unklarem Zeithorizont valide sind. Das kann maximal als eine Vision für eine langfristige Zukunft herhalten.

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