Schön wie du Trickle-Down vorgerechnet hast, leider funktioniert das in der Praxis so nicht
Ich finde, jeder aus der Unterschicht sollte einen Anlageberater vom Sozialamt gestellt bekommen, damit sie wissen, in welche Immobilien und Aktien sie die 75€ investieren sollen… Merkste selbst, ne.
Solange die Unter- und Mittelschicht Deutschlands weniger investiert sind als die europäischen Nachbarn empfinde ich das Argument als vorgeschoben. Warum sollte ein deutscher mit 75€ investierbarem Vermögen sein Vermögen nicht investieren, ein Spanier mit selbigem Vermögen aber schon? Und nein, dort gibt es auch keinen Anlageberater für umme.
Naja ich glaube du hast nach hundert Posts im Thread hier noch nicht verstanden, dass die Unterschicht die 75€ nicht investieren kann, weil sie sie schlicht zum Leben braucht.
Das würde doch aber für alle gelten. 75€ in Deutschland reichen ähnlich weit wie z.B. in Österreich - aber dort wird eben mehr investiert. Deutschland ist was seine renditenlose Geldanlage angeht einfach ein Geisterfahrer und darf sich einfach nicht beschweren über die Armut. Eine Lösung wäre renditenstärker zu investieren - so wie Buschmann es vorschlägt.
Sorry Kids, ihr müsst dieses Jahr auf eure Weihnachtsgeschenke verzichten, wir müssen die 75€ in Aktien investieren und nächstes Jahr den Anlageberater in Raten abstottern…
mir ist nicht klar wofür es denn Anlageberater braucht, aber ich fürchte du hast dich im Fenster vertan, das hier ist das LageForum und nicht deine Familienwhatsappgruppe
Ich bin aber voll auf deiner Seite Konsum einzuschränken und mehr zu investieren. Go for it!
Ich gehöre nicht zur Unterschicht, falls du mir das gerade unterstellen wolltest, aber du hast leider überhaupt keinen Blick für die Lebensrealität dieser Menschen. Hab letztens ner alleinerziehenden Mutter ein Ikea-Regal geschenkt, sie meinte, sie hätte sich schon lange so eins gewünscht, kann sich die 89€ aber gerade nicht leisten. Mein Nachbar ist Hartz IV wegen psychischer Erkrankung, kann sie für 30€ nicht mal ein Handy leisten, Computer hat er auch keinen und aber er würde gerne mehr im Bioladen einkaufen. Hab ihm zum 60. nen 60€-Gutschein bei BioCompany geschenkt, er hätte fast geheult.
wollte ich nicht, nur deinen Gag mit den Kindern bewusst weiterdenken, die jetzt statt Geschenken ein paar ETFs von dir zu Weihnachten bekommen.
Habe keine Kinder, würde mich aber als schlimmster Vater der Welt fühlen, wenn ich meinen Kindern statt ner Wii oder was es sonst auch immer für einen heißen Scheiß geben mag, der Kinderaugen erstrahlen lässt, tatsächlich ETFs schenke.
…und leider bist du damit ähnlich den meisten Politikern Deutschlands, die auch lieber Wähleraugen mit höheren Renten und ähnlichen Konsumausgaben leuchten lassen als in die Zukunft zu investieren.
Wer immer nur konsumiert darf sich über Verfall nicht beschweren.
Langsam wirst du mir unheimlich. Finde ich aber gut, dass ich hier im Lage-Forum mal mit einem Marktradikalen diskutieren durfte. Hat jetzt aber leider mein Vorurteil bestätigt, dass ihr in einer ganz eigenen realitätsfernen Bubble unterwegs seid.
o.O
Wirklich?
Gut kurze Rechnung:
1€ jeden Monat über 30 Jahre macht: 360€
Ist aber eine ordentliche Hoffnung auf Zinseszins, nicht zu vergessen, dass diejenigen die das Geld verwalten auch noch was Abgaben wollen …
Sinnvoll wäre es diese Kapitalerträge härter zu besteuern und damit die Opfer dieses Kapitalismus zu entschädigen. Ich muss ja ab einer gewissen Verkaufsmenge im Internet auch ein Gewerbe anmelden.
Klar, da bin ich d’accord. Aber nicht, dass Leute ihren Kindern ETFs zu Weihnachten und sonst nichts schenken müssen. Gibt ja Marktradikale wie Markus Krall, die sehen ihre Kinder als Geldanlage in die Zukunft und deshalb sei es auch ok, seine Kinder zu verkaufen, wenn ETFs eine bessere Investition in die Zukunft darstellen.
Tut mir Leid, aber den Punkt adressierst Du meiner Ansicht nach eben nicht. Wir sprechen hier eben nicht von ein paar Leuten, die jammern, aber einfach nur zu faul sind, endlich einmal etwas für Ihr Auskommen zu tun. Wir reden hier von einem Viertel aller Beschäftigten, die im Niedriglohnsektor arbeiten. Bei denen ist es vollkommen egal, ob sie in eine Wohnung ziehen, die noch einmal 0,10 €/qm günstiger ist oder ob sie noch günstigere Lebensmittel kaufen, die haben wie gesagt keine Möglichkeit, mit Investitionen irgendwie Vermögen aufzubauen.
Weißt Du was, ich wäre ja dafür, dass man Menschen zutrauen und auch zumuten sollte, sich selbst darum zu kümmern, dass es ihnen gut geht, und dann jeder selbst gucken kann, in welchem Maße er dazu bereit ist. Aber das geht nur, wenn es Chancengleichheit gibt und jeder zumindest potenziell die Möglichkeit dazu hat. So sieht es aber in Deutschland nicht aus. Wir haben eine riesige Ungleichheit bei der Verteilung von Vermögen und eine immer noch recht große bei der Verteilung von Einkommen. Bildungsabschlüsse sind hoch korreliert mit dem sozioökonomischen Status der Eltern. Und damit haben wir einen Teufelskreis.
Und dass die Hartz-Sätze beispielsweise kein guter Indikator dafür sind, was Menschen zum allermindestens Leben brauchen, bemängeln die Sozialverbände seit Jahren; zuletzt sind sie weniger gestiegen als die Inflation, die Menschen werden also systemisch immer ärmer. Ich finde es zynisch, da noch von selbstgemachtem Glück zu reden.
Ich weiß nicht, was Du mit einem Vollkaskostaat meinst. Selbst mit dem Schutz der sozioökonomisch Schwächsten kommt der Staat ja nicht hinterher, wenn man bspw. sieht, dass jedes Jahr weniger Sozialwohnungen geschaffen werden als aus der Bindung herausfallen. Aber wenn wir Menschen wirklich befähigen wollen, ihres eigenen Glückes Schmied zu werden, dann müssen die niedrigsten Einkommen steigen (und zwar nicht durch Steuersenkungen, die zahlen ja eh schon kaum Einkommenssteuer), Lebenshaltungskosten (vor allem Miete) sinken und massive Investitionen bei Bildung passieren. Die Grundlage für unsere Kinder zerstören wir derzeit meiner Ansicht nach nämlich vor allem dadurch.
Und weißt Du, wer meiner Ansicht nach gerade von der Substanz lebt? Diejenigen, die seit Jahren steigende Renditen aus Immobilien beziehen, auf Kosten derer, die zu exorbitant steigenden Mieten in diesen Immobilien leben müssen (nicht wollen! müssen).
Na, dann gucken wir doch mal. Ich hab’ das mal auf zwanzig Jahre berechnet. Das sieht dann so aus:
Geht ja super zu, die Schere. Ja, das Verhältnis vom höchsten zum niedrigsten Vermögen wird kleiner, nach zwanzig Jahren hätte die Unterschicht hier 1.856,22 €, die Oberschicht 2.526.950,20 €, das heißt „nur noch“ 1361 mal so viel, nicht mehr 10.000. Die gesamte Ungleichheit wird aber größer: Die Oberschicht hat am Anfang ein Vermögen das 99x so groß ist wie das restliche, am Ende sind es 160x so viel.
Der Gini-Koeffizient sagt zwar nicht so viel aus, weil Du ja schon bei geringerer Vermögensungleichheit anfängst, als bei uns in Deutschland vorliegt, aber der steigt in Deinem Modell von 0,660 auf 0,662 (höherer Wert = mehr Ungleichheit; in echt liegt er zur Zeit in Deutschland bei 0,76 und damit in der EU-15 auf Platz zwei knapp hinter Österreich und deutlich vor Zypern).
Und wie gesagt, Du gehst ja immer noch davon aus, dass die Ärmsten 10 % ihres Vermögens, das sie nicht haben, anlegen können.
Weißt Du, was bei dem Modell richtig hilft? Eine Vermögenssteuer! Erheben wir auf alle Vermögen ab 1.000.000 € nur 1 % Steuer und verteilen die gleichmäßig auf die Mittel- und Unterschicht (also jeweils 0,5 %), sinkt der Gini-Koeffizient nach 20 Jahren auf 0,53, der ganz Reiche hat am Ende immer noch über 2 Mio. €, aber Mittelschicht stehen mit über 160.000 € auch deutlich besser da:
Und selbst in diesem Modell ist die Mittelschicht mit Deiner Umverteilung von 30 % auf Gewinne über Gebühr belastet.
Nein, selbst mit sehr günstigen Vorannahmen investiert sich die Schere zwischen arm und reich nicht weg.
Krasse Vorstellung, dass der von Armut bedrohte Teil der Bevölkerung sich abends nach der Arbeit hinsetzt und YouTube-Videos über Geldanlage kuckt, und dabei wahrscheinlich zum größten Teil auf Scams der Machart „Ich bin in nur 15Monaten zum Immobilienmillionär geworden, mit nur fünf Euro am Tag, und das kannst Du auch!“ hereinfällt. Oder vielleicht verraten solche Videos ja tatsächlich die Wahrheit? Ich kann es nicht beurteilen. Wer hilft mir dabei? Ein anderes YouTube Video?
Ich halte sonein Szenario einfach für arg weltfremd. Selbst wenn es jeder könnte, gelingt es doch nur wenigen, sich zu informieren, wie es geht.
In dieser Antwort ignorierst Du natürlich die zentrale Aussage der Hypothese, nämlich, dass der Abstand zwischen den beiden armen Gruppen auf der einen Seite und der reichen auf der anderen wahrscheinlich wachsen wird, auch wenn es zusätzlich eine Schere zwischen den beiden armen Gruppen geben wird, die ständig Thema dieses Threads ist, obwohl sie nicht Gegenstand der ursprünglichen Kritik an Buschmanns Tweet war.
Das, finde ich, fasst auch meine Meinung dazu sehr gut zusammen.
Oder auch so: Du hast heute 1Mio und ich 0 €. Nächstes Jahr hast Du Dein Vermögen verdoppelt und ich hab 1 €. Damit ist die Schere aber sowas von zugegangen, nämlich um einen Faktor unendlich. Denn letztes Jahr hattest Du ja unendlich mal so viel Vermögen wie ich und heute nur noch 2Mio mal.
Seit wann definiert sich die Schere über einen Faktor? Man misst den Abstand. Sonst geht meine Papierschere ja auch dadurch zu, dass ich sie in den ersten Stock trage. Solche Rechenspiele kannst Du meinetwegen machen, wenn die beiden zu vergleichenden Parteien schon auf einem relativ zu dem Zugewinn hohen Niveau anfangen. Dafür ist aber das Bild der Schere nicht gedacht.