Justizminister Marco Buschmann (FDP)

Du gehst auf das Argument, dass hier schon zig-mal genannt wurde, überhaupt nicht ein: Zirka ein Viertel aller Beschäftigten arbeitet im Niedriglohnsektor. Was soll da denn noch investiert werden?

Ach so, das heißt also, es wäre aus Deiner Sicht an deren Stelle rational, lieber nicht zu arbeiten und sich mit Hartz 4 zufrieden zu geben? Das was man dann am Ende des Monats übrig hat, kann man ja investieren und sich kurze Zeit später über sein riesiges Vermögen freuen, richtig? Wer sich ausgebeutet fühlt, kann ja kündigen… und sich über den nächsten Niedriglohnjob freuen?

Aber zu wenig Arbeit, von der man leben kann.

Wenn solche Menschen mal in die Situation kommen, am Ende des Monats ein wenig Geld übrig zu haben, dann können sie noch nicht mal anfangen zu investieren, dann muss erst einmal eine Rücklage her - das ist zu unterscheiden vom Sparen! Denn die nächste Autoreparatur, die nächste kaputte Waschmaschine, das nächstgrößere Fahrrad für die Kinder, die nächste Zuzahlung beim Zahnarzt kommt bestimmt. Und mal abgesehen vom Niedriglohnsektor: Mit den ansteigenden Lebenshaltungskosten, gerade beim Wohnen, betrifft das in zunehmendem Maße auch diejenigen in mittleren Einkommensgruppen.

So wie Du argumentierst, ging es Buschmann - und geht es auch Dir - selbst bei den „Armen“ um Leute, die noch genug Geld zum Sparen haben und das dann nicht intelligent tun. Dass das an sich schon nur einen recht kleinen Anteil von Personen betrifft, hat @Justjaythings ja schon gezeigt. Damit kann das ja wohl nicht der eigentliche Treiber der Wohlstandsschere sein, wie Buschmann es behauptet. Und so ein Konzept von Armut sagt viel darüber aus, um wen man sich eigentlich Gedanken macht, wenn man seine politischen Plan definiert.

Natürlich sollten alle in der Lage sein, Vermögen aufzubauen. Aber derzeit geht das nur mit schon bestehendem Vermögen und durch Arbeit allein wird man nicht reich. Also noch einmal: Was sagst du denjenigen, die unter den derzeitigen Beschäftigungsbedingungen nicht mal im Ansatz die Möglichkeit haben, Vermögen aufzubauen.

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Der Kauf von Aktien ist nichts anderes als der Aufschub von Konsum zum Zweck der Investition um in der Zukunft mehr konsumieren zu können.

Genau das selbe funktioniert auch ganz ohne Geld und Aktien. Anstatt heute meine zwei Äpfel zu essen gebe ich sie meinem Nachbarn. Er darf einen essen und einen eingraben. Nächstes Jahr erntet er 4 Äpfel von denen er mir 3 zurück gibt und einen für seine Arbeit behalten darf. Nichts anderes machen Aktien in abstrahierter Form.

Dieser „irrelevante FDP-Politiker“ soll nächste Woche Justizminister werden.

Dieses Forum (die archetypische Hörerschaft der LdN?) ist schon eine sehr, sehr eigene Blase. Und die Antworten in diesem Thread sprechen (für mich!) für sich.

Alles “rechts” der Grünen Jugend/Jusos wird gnadenlos mit einzeln herausgezogenen Twittermeldungen/Studien/Meinungen als im prinzip amoralisch oder inaktzeptabel gebrandmarkt. Scholz: Eigentlich schon Steigbügelhalter der „Neoliberalen“. Die FDP: Der Erzfeind, der den Erfolg des rot-grün-linken Projekts verhindert. Union? Rechtsradikal. Junge Menschen, die FDP gewählt haben? Ahnungslose Schafe, die leider von der Aufklärung nicht erreicht wurden.

Ziel: Alle Parteien rechts der SPD raus aus dem Bundestag. Alles Idioten (die positive Sichweise) außer ich. Alles rechte, nur dem Egoismus fröhnende Spießer, die einfach die Zukunftsvision nicht verstehen. Klar.

Ich lese es trotzdem gern, denn es sind Perlen und gute Anstöße dabei.
Man muss sich aber schon des öfteren anhand der URL versichern, dass man nicht in das Forum des radikaleren Teils der Grünen Jugend geraten ist, selbst bei kritischen Nachfragen („ich bin ja selbst Mitglied der Grünen, aber hey… “.).

Disclaimer: Ehrlicherweise: In den Kommentaren der NZZ/Welt ist es natürlich genau andersherum.

Trotzdem: Es werden nicht unzählige „Lasst euch impfen“-Tweets von FDP oder Unionspolitikern hervorgezogen. Keine „Gleiche Chancen für alle - Ganztagsschulen/Bafög für alle“-Tweets. Auch nicht „China muss reglementiert werden, auch wenn die Wirtschaft das nicht gut findet“. Kein „Keine Einschränkungen z. B. bei Blutspende für Homosexuelle“ usw. Nein, nur ein evtl - im „richtigen Licht“ betrachtet, „sozial Benachteiligte“ diskrimierende Statements.

Naja, interessant.

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Das kann man doch genauso gut rumdrehen und damit ad absurdum führen: Die Nachfrage nach Arbeitsleistung ist doch ebenfalls proportional zur Bevölkerung gewachsen. Streng genommen gilt (auch!) das nur für ein geschlossenes System ohne Im- und Export, aber es ist ja auch nicht so, dass die Weltbevölkerungszahl stagnieren würde.

Interessant war die Reaktion von lib.
Hätte er geschrieben, das war während dem Wahlkampf und sollte auch so gewertet werden und hätte einen Post gesetzt, der das sozial reflektierte Denken von Herrn Buschmann präsentiert, wäre die Diskussion wohl anders weiter gegangen, statt dessen hat er versucht, einen Post zu rechtfertigen, der bewusst arme Mitbürger diskreditieren und verletzen sollte, um beim eigenen Wähler zu punkten.
Sagt halt vieles über das Weltbild eines Wirtschaftsliberalen aus.

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Die Antworten in diesem Thread liegen aber weniger an dem Eingangsbeitrag und dem Zitat von Buschmann als mehr an der Grundsatz Diskussion die daraus geworden ist, woran ich auch nicht ganz unschuldig bin.
Die FDP haut ja ständig solche neoliberalen Statements raus. Würde man für jeden einzelnen Tweet im Detail heraus arbeiten, warum der jetzt unsozial und kurzsichtig ist, würde man ja zu nichts anderem mehr kommen.
Aber von Zeit zu Zeit muss halt mal der Druck vom Kessel, das ist hier wohl passiert. Aber von so was lebt der politische Dissens ja auch. Alles gut also.

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Ich kann jetzt für niemand anderen sprechen. Ich selbst war hartnäckig, weil in meinen Augen @lib sich lange sehr standhaft geweigert hat, die Existenz des ersten Satzes im Tweet anzuerkennen.
Daran störte mich vor allem, dass es mir so aussah, dass das sehr bewusst geschah, auch nach mehrfacher Nachfrage. Seit der Satz anerkannt wurde, bin ich fein mit der Diskussion, auch wenn ich offensichtlich eine andere Meinung habe als lib.

Und falls du, @int.lulu, findest, dass die guten Seiten der FDP zu wenig gewürdigt werden, trage sie doch ins Forum, etwa mit einem Thread mit dem Thema „Die FDP wird hier zu einseitig dargestellt, siehe folgende Äußerungen“.

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Zum allerersten Post zurückkommend möchte ich anmerken, dass ich diesen Tweet zwar auch unsympathisch finde, allerdings habe ich dennoch wenig Ärger mit Buschmann als designiertem Justizminister.
Ich finde, die Hauptaufgabe einer Justizministerin in den letzten 25 Jahren (vorher habe ich mich nicht für Politik interessiert, vielleicht wars da auch schon so), war, dem Innenminister und dem Parlament reinzugrätschen, wenn der und das mal wieder Vorratsdatenspeicherung oder sonstige Freiheitseinschränkungen der totalitären Art einführen wollten. Vielleicht ist Herr Buschmann darin erfolgreicher als seine Vorgänger*innen. Bei dieser Aufgabe wären mir seine wirtschaftlichen Überzeugungen erstmal nicht so wichtig.

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Hierzu eine Frage:
Was würde denn deiner Meinung nach passieren, wenn alle deutschen statt in Sparbüchern in Aktien oder Immobilien einen Teil ihres Vermögens stecken würden?

Ich finde dieser Artikel passt hier ein:

Daran sieht man dass die Wirtschaft sich auf dem Rücken der ärmeren Bürger bereichert hat und es dringend einer Umverteilung bedarf. Und man erkennt dass sehr viele kein Geld für Aktien und Immobilien haben. Menschen die das als lockere Lösung sehen haben leider keine Ahnung wie es ist in der unteren Mittelschicht und tiefer groß zu werden.

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Diese würden im Durchschnitt reicher werden.
Das gönne ich ihnen. Allerdings sind das wirklich nicht die Leute, die ich im Zusammenhang mit der Schere zwischen Arm und Reich relevant finde und da liegt offenbar unsere Meinungsverschiedenheit.

Ich wäre mir da gar nicht so sicher.
Wenn jetzt mehr Leute in Immobilien investieren ohne sie zu brauchen, steigt der Preis.
Damit wächst die Gefahr, dass er schneller steigt als der Markt.
So entsteht eine Blase.
Die gleiche Gefahr besteht bei Aktien, nur ist der Markt hier ungleich größer.
Mancher vermutet allerdings, dass wir wegen der Kaufprogramme diese Blase schon längst haben.
Da würde werben natürlich Sinn machen - noch möglichst viel Geld in den Markt holen, bevor man selbst geht.

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Das Angebot der Aktien bleibt relativ gleich.
Die Nachfrage steigt => der Preis auch.

Sehen wir doch schon am Immobilienmarkt und dass dort Normalverdiener kaum noch Chancen haben. Der Staat muss da dringend regulierend eingreifen.

Bei Aktien wäre es wie du richtig sagst dasselbe und am Ende werden nur wieder Reiche reicher ohne Leistung.

Das Entsetzliche sind doch die sprachlichen und gedanklichen Paralleln zur vermeintlichen Dekadenz Marie Antoinettes. Diese vollkommene Entkoppelung von der Gesellschaft, die laut seines Tweets nur aus Vermögenden, die investieren, und Vermögenden, die nicht investieren, besteht. Klingt fast so, als würde er noch vom Zensuswahlrecht ausgehen.

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Das wäre doch der richtige Anlass, hier Werbung für die FDP zu machen. Die von dir aufgeführten obigen Punkte werden in dieser

„ sehr, sehr eigene Blase“

sicherlich sehr geschätzt. Es sollte aber schon von Personen kommen, die in Regierungsverantwortung stehen, sonst haben sie zu wenig Gewicht finde ich.

Noch mehr würde man sich freuen, wenn es um Themen zur sozialen Gerechtigkeit geht. In meiner Wahrnehmung bleiben hier die Aussagen meist beim Mittelstand hängen und beziehen prekäre Verhältnisse nicht ein, d.h. lassen sich meist nicht auf diese übertragen.

Der Ausgangstweet ist ja so ein Beispiel. Aktiensparen als Tipp zur Vermögensbildung lässt sich bestimmt im Mittelstand noch prima umsetzen, aber nicht mehr in prekären Verhältnissen. Hier geht es also nicht um Vermögensbildung für alle. Das wird in dieser

„ sehr, sehr eigene Blase“

kritisiert. Zurecht finde ich.
@int.lulu @lib @Globetrotter Findet ihr diese Kritik unangebracht?

Ich persönlich finde Twitter im allgemeinen völlig ungeeignet zur Vermittlung politischer Inhalte, aber das steht ja hier nicht zur Debatte.

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Nur mal so aus Interesse, @int.lulu, wer hat den Tweet den verfasst? War das wirklich ein FDP’ler? In diesem Jahr?

Falls ja: Sich als wirtschaftsfreundliche Partei, wie die FDP, als China-kritisch darzustellen ist doch hart an der Grenze zum Heuchlerischen. Überall auf der Welt knicken Firmen vor China ein und zensieren sich in vorauseilendem Gehorsam und die FDP will sich da als das Bollwerk der Freiheit verkaufen gegen wirtschaftliche Interessen? Sehr unglaubwürdig.

In Bezug auf Berlin stimmt das übrigens nicht so sehr wie in anderen Städten. Also die Preise in Berlin steigen weniger langsam als in Metropolen weltweit.
Berlin ist im letzten Jahr sogar 8 Ränge gefallen und nur noch auf Platz 50, weit hinter Frankfurt oder TelAviv beispielsweise.
Das Problem ist, dass viele Preise in Geld denken und nicht im Vergleich zu anderen Gütern. Wenn man den Preis einer Immobilie beispielsweise in Gold denken würde, dann kostet ein Haus in Berlin z.B. 20Kg Gold - und das kostete es ungefähr 1920, 1950, 1980 auch.
Ich hoffe das irgendwann das umdenken einsetzt und FIAT-Geld nicht mehr als Messlatte angesehen wird, denn diese Messlatte ist nicht konstant.

Da widerspreche ich: Es werden Aktieninhaber reicher, sobald mehr Aktien nachgefragt werden.
Ob diese Aktieninhaber reich sind oder nicht spielt hierbei keine Rolle.

dann ist die Frage doch berechtigt: Warum tuen es die Deutschen nicht? Es gibt keinen guten Grund nicht in Unternehmensanteile investiert zu sein.
Wenn der mittelmäßig vermögende Deutsche mehr Vermögen hätte, könnte dieses Vermögen dann ja auch via Umverteilung den prekärsten zukommen. Aber nicht vermögender zu werden um die Reichen nicht vermögender zu machen empfinde ich entsprechend als nicht besonders sozial sondern eher Klassenkampf-Sprech.
Aber egal, ich bleibe dabei. Wer es kann, sollte in der Sekunde wo er/sie FIAT-Geld bekommt, dieses schnellstmöglich gegen etwas eintauschen, was nicht so schnell an Wert verliert. Wenn etwas mit FIAT-Geld zu bezahlen ist kann man ja zurücktauschen, vermutlich sogar mit Gewinn.

Ernsthaft?
Im Jahr 2018 waren in Deutschland 18,7 Prozent der Menschen von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen.

Wer den ganzen Monat hart kalkulieren muss, wie er sich und seine Familie ernährt, kann selbst wenn er kleine Rücklagen hat, nicht in eine volatile Geldanlage investieren.
Denn wenn zum Zeitpunkt, wo er die Rücklage braucht weil ein Haushaltgerät kaputt ist, das Depot 20% Verlust aufweist, dann ist die Investition in Unternehmen die schlechteste aller Arten.
In der neoliberalen Blase ist der Blick auf die unteren sozialen Schichten in der Gesellschaft wohl ziemlich vernebelt.

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