Das Problem geht weit über die Automobilbranche hinaus und hat mittlerweile den schönen Begriff Notenbanksozialismus bekommen.
Wann immer ein unbedingt zu rettendes Unternehmen oder eine Region nach einer Katastrophe oder ein in Schwierigkeiten geratener Staat zu retten ist wird einfach frisches Geld gedruckt.
Die Bilanz wird verdoppelt und es geht weiter.
Auf dem Weg wird nur leider das Geld durch die Ausweitung der Geldmenge immer wertloser - und das trifft vor allem die am wenigsten vermögenden. Zudem wird die Eigenvorsorge immer unattraktiver. Warum sollte ich mein Haus gegen Flutschäden versichern, wenn mir der Staat bei der nächsten Flut ein neues baut?
Der einzige Weg da raus ist entweder (wie von der Financial Times gefordert) einen Anker (wieder-)einzuführen. Also die Möglichkeit des schnellen Geldbeschaffens für die Politik zu erschweren. Oder die Politik hält sich an die No-Bailout Regel. Das wird aber nicht passieren, dafür ist Politik zu kurzsichtig interessiert. Es ist wichtiger dass in den nächsten 3 Jahren keine Massenarbeitslosigkeit einsetzt als dass in 10 Jahren die Wirtschaft innovativ und Konkurrenz- und marktfähig ist. Die Politik will lieber 5% Inflation als 5% zusätzliche Arbeitslosigkeit.
Das sehen MMT-Vertreter natürlich anders.
Ich habe zu diesem Thema schon mal mit dir diskutiert, nämlich dass meiner Meinung nach dieses Geld gerade eine Blase auf Aktienmärkten und Immobilien schafft. Wir werden sehen, ob die EZB im dritten Quartal sich wirklich aus den Aufkäufen zurückzieht und wenn ja, wie der Markt darauf reagieren wird.
klar kann man das als Blasen bezeichnen - aber die EZB wird keine Blase platzen lassen. Das ist ja das Problem. Sobald sich ein das Platzen einer Blase abzeichnet wird interveniert. Eine Rezession wird einfach politisch abgewürgt.
Und somit ist die Frage: Ab welchem Punkt sind es wirklich Blasen oder absorbieren einfach einige Bereiche die neue Liquidität schneller - und andere Assets ziehen nach. Dieses „schnelle nachziehen“ sieht dann schnell wie Blasen aus, aber eigentlich blubbert nur alles höher und höher - in Relation zu FIAT, aber nicht in Realen Vergleichen.
Naja gut das heißt ja nur, sie steigt nicht mehr. Gleichzeitig leisten AN überall auf der Welt ein Vielfaches wie noch im 20. Jh. Das darf man nicht vergessen
Die Produktivität ist leicht fallend und die Jahresarbeitszeit stetig zurückgehend.
Das kann doch nur zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung führen. Aktuell sieht das durch das nicht inflationsbereinigte BIP noch anders aus - aber real ist das keine gute Entwicklung.
Der relative Wohlstand eines beliebigen Arbeitnehmers ist über das letzte Jahrhundert ja auch gestiegen.
Während Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts eine Reise eines amerikanischen Präsidenten für einen durchschnittlichen Arbeitnehmer noch unerreichbar war, so ist es für viele Arbeitnehmer heutzutage finanziell möglich am Pool in Hawaii neben den Obamas ins neue Jahr zu feiern.
Du vergisst die Anzahl der Erwerbstätigen. Zum Glück hat sich seit 1990 einiges bzgl. Gleichberechtigung bei der Erwerbstätigkeit getan und Frauen haben ihre Arbeitszeit deutlich erhöht. Wenn beide Partner berufstätig sind und Kinder haben ist es nur logisch, dass die Arbeitszeit pro Erwerbstätigem im Schnitt nach unten geht.
Die Anzahl der Erwerbstätigen ist entsprechend zwischen 1991 und 2019 gestiegen [1]. Während die Arbeitszeit um 11% gesunken ist, hat sich die Anzahl an Erwerbstätigen um 17% erhöht. Die insgesamt geleisteten Arbeitsstunden haben sich also wahrscheinlich sogar erhöht.
falsch. Das insgesamt geleistete Jahres-Arbeitsvolumen bleibt historisch quasi gleich.
1850 waren es 3900Stunden pro Erwerbstätiger Person und 60 Milliarden Stunden insgesamt im Bereich den wir heute als Deutschland bezeichnen würden.
1959 waren es 2400Stunden pro Erwerbstätiger Person und 60 Milliarden Stunden insgesamt in West- und Ostdeutschland zusammen.
2020 waren es 1300Stunden pro Erwerbstätiger Person und 59 Milliarden Stunden.
Ab sofort wird Deutschland aber weniger Einwohner haben - und entsprechend sein Gesamtvolumen nicht halten können.
Ich habe die Rechnung jetzt nicht nachvollzogen. Aber wenn ich mir die Daten aus derselben Quelle anschaue [1], die auch in deinem Beitrag zur Arbeitszeit pro Arbeitnehmer angegeben ist, dann kann ich das gezeichnete Bild nicht nachvollziehen.
Geleistete Arbeitsstunden 1991: 60,4 Mrd.
Geleistete Arbeitsstunden 2019: 62,6 Mrd.
Vor allem aber geht die Produktivität pro Arbeitsstunde im selben Zeitraum um 40% nach oben. Ich sehe also weder eine Verringerung der geleisteten Arbeitsstunden, noch eine Verringerung der Produktivität.
Seit 1990 ist die Produktivität ja auch gestiegen- ich habe nur die letzten Jahre als sinkend beschrieben.
Und es gibt keinen Grund davon auszugehen, dass ab sofort dieser Trend umgekehrt wird- eher im Gegenteil.
Dieses Forum ist Teil einer eher zukunftsgerichteten, da politischen, Diskussion.
Und da sehe ich aufgrund des nicht bekämpften Trends von sinkender Produktivität gepaart mit weniger Arbeitsstunden und weniger Erwerbstätigen eine ökonomische Katastrophe aufziehen.
Diese wäre durch internationales renditestarkes anlegen - insbesondere in Regionen und Branchen wo dies nicht so ist- abschwächbar. Dafür kämpfen ja Verfechter wie Buschmann oder ich.
So geht es nahezu allen halbwegs wohlhabenden Ländern. Dagegen hilft keine clevere Anlagestrategie sondern nur massive Zuwanderung aus den Teilen der Welt, die noch einen Geburtenüberschuss verzeichnen.
Es würde nur qualifizierte oder lokal qualifizierbare Einwanderung helfen.
Und zusätzlich benötigt es Bildung die international konkurrenzfähig ist. Beides ist in Deutschland nicht der Fall.
Aber der Vergleich mit ebenso demographisch gebeutelten Ländern hilft ja auch nicht. Da werden wir einen ähnlichen Absturz sehen. Die westliche Welt ist da ähnlich problematisch aufgestellt.
Bloß will man sich darauf verlassen? Ist jemand, der in einen erhitzten Markt investiert in der Hoffnung, dass weiter fleißig Geld gedruckt wird, nicht besser wie jemand, der in ein Schneeballsystem investiert und sich dabei einredet, er wird den richtigen Zeitpunkt schon nicht verpassen?
Wohnraum ist hier natürlich ein Überbegriff für Wohnungen und Häuser.
Das ist bei unbebauten Grundstücken natürlich schwierig. Besonders, da sie ja quasi nur dadurch entstanden sind, dass mal irgendwer gesagt hat: „Das hier gehört jetzt mir“. Echten Wert bekommt also ein Grundstück immer nur dadurch, dass es Produktivität ermöglicht.
Alle anderen Preisanteile sind nur Spekulation und können morgen durch Blasen verschwinden, dann heulen irgendwelche Spekulanten meiner Regierung wieder was vor, nehmen mein Erspartes aufm Konto dabei noch als Druckmittel und werden dann von unseren Steuern gerettet.
Doch, nur dadurch entsteht Wert.
Fehlproduktion ist einfach ein Teil der Arbeit, der auf die gesamten Kosten der nutzbaren Produkte gerechnet wird. Macht jeder Betrieb so. Und ist aus jeder Hinsicht nachvollziehbar und so einfach, dass schon die Jäger und Sammler vor tausenden Jahren es umgesetzt haben.
Keine Ahnung was daran nicht zu verstehen ist.
Hier werden wir jetzt schon sehr philosophisch.
Produkte, die ohne menschliches Zutun entstehen sind eben genau deshalb nicht Teil der menschlichen Wirtschaft und haben deswegen keinen „wirtschaftlichen“ Wert.
Der Atemluft-Sauerstoff, wie er von Pflanzen erzeugt wird, ist dafür ein gutes Beispiel. Er hat keinen wirtschaftlichen Wert, da er quasi unbegrenzt verfügbar ist.
Sonnenenergie ist ein weiteres gutes Beispiel.
und was ist mit knappen, nicht menschengemachten Gütern wie Gold, natürlichen Diamanten o.ä.?
Der Wert entsteht doch nicht durch das ausbuddeln, sondern durch seine Eigenschaften.
Was ist denn die Alternative für FED und EZB?
Zinsen erhöhen würde zu einer massiven Rezession führen und Staatsbankrotte verursachen.
Die Zentralbanken von stark verschuldeten Staaten (und da zähle ich den EuroRaum auch dazu) haben keine andere Möglichkeit als das Verhindern von Wirtschaftseinbußen - auch auf Kosten höherer Inflation im ursprünglichen Wortsinne, also ausweiten der Geldmenge.
Dann würde mich die Eigenschaft einer Aktie interessieren die deren Wert rechtfertigt.
Denn daß das nicht unbedingt etwas mit dem Wert des Unternehmens zu tun hat sehen wir ja.
Die für die meisten Investoren wichtigste Eigenschaft ist das Anrecht auf Dividenden.
Wenn eine (Value-)Aktie einen Wert von etwa 5% des Kurses als Dividende ausschüttet, muss man die Aktie nur 20 Jahre halten und hat den Kaufpreis wieder über Dividenden eingespielt.
Bei Growth-Aktien sieht das ein wenig anders aus - dort sind die Unternehmen auf Wachstum ausgelegt und investieren alle Gewinne (sofern sie denn welche haben) wieder ins Unternehmen. Die Idee ist also sehr schnell sehr groß zu werden um später noch höhere Dividenden auszuschütten.
Und da Dividenden sofort versteuert werden und Kursgewinne erst bei Verkauf ist das Kaufen von spekulativeren Growth-Aktien durch die Steuergesetzgebung attraktiver gestaltet und alle werden eher zum Spekulieren als zum investieren genudget. Und so entstehen Kurse die dem tausendfachen eines Jahresgewinns entsprechen. Absurd ja - aber auch by design und daher unbedingt zu akzeptieren.
Ich frage mich eher, was der Wert von bestimmten Aktien wäre, wenn der Geldhahn abgestellt würde. Ist zwar eine rein akademische Frage, da dieser Zeitpunkt nie kommen wird, aber vermutlich wäre der Marktpreis dann (nach einer Zeit des Einruckelns) der faire Wert.
Ich übersetze das mal mit einem Stop des Anstiegs der Gesamtverschuldung in einem Währungsraum. Nun, dann kann jeder Wirtschaftsakteur nur noch dann einen monetären Überschuss verzeichnen, wenn ein anderer einen entsprechende Fehlbetrag zu verzeichnen hat. Das wiederum bedeutet, dass die Unternehmen als Gesamtheit einen monetären Überschuss von null haben. Was wiederum bedeutet, dass es für die Eigentümer als Gesamtheit auch null Gewinnauschüttung geben kann. Was wiederum das Ende des kapitalistischen Wirtschaftssystems bedeuten würde. Aber ohne dieses System macht es gar keinen Sinn über den Wert von Eigentumstiteln an privaten Produktionsmitteln zu spekulieren.
Fazit: deine Frage ist nicht sinnvoll zu beantworten.
sehe ich auch so. Die im Kapitalismus inhärente Wachstumsnotwendigkeit ist nicht abzustellen.
Interessant wird es doch, wenn es dennoch versucht wird. Die Diskussionen um De-Growth und Nullwachstum sind ja auch hier schon heiss diskutiert worden.
Ich bin daher voll deiner Meinung - wenn in einem Währungsraum die Möglichkeit des monetären Überschusses ausgebremst wird, wird aus diesem Währungsraum Kapitalflucht im großen Stile entstehen.
Natürlich gibt es da zahllose Detailfragen. Aber wie sowas grundsätzlich geht, das kann man in allen möglichen Werken zum Umbau und der Steuerung der Volkswirtschaften im Zweiten Weltkrieg nachlesen.
Warum an Buschmanns Aussage so sehr herumgeschraubt wird, bleibt schleierhaft. Er begründet die Öffnung der Schere mit Fehlinvestitionen der Armen. Er benennt die Pole „Arm+Reich“. Mit Arm meint er wohl kaum den „Mittelstand“, der sein übriggebliebenes Geld aufs Tagesgeldkonto packt. Denn dessen Investitionen hätten keinerlei Einfluss auf die Spreizung der Schere zwischen Arm und Reich.
Einen Einfluss auf diese Spreizung hätten nur Änderungen „oben“ oder „unten“. Und wie „unten“ den Abstand verringern kann wäre mal interessant. Dort müssen i.d.R. Ersparnisse (die zudem gedeckelt sind!) schnell verfügbar sein.