Die Kernfrage hatten wir in einem andeten Thread schon mal andiskutiert.
Wie frei können wir uns heute noch erlauben, die Berufswahl der individuellen Entscheidung zu überlassen. Völlig wertfrei gefragt.
Es gibt in unserer Gesellschaft und auf unserem Arbeitsmarkt bestimmte Bedarfe an Fachkräften. Die können wir teils decken, teils nicht.
Diese Bedarfe spielen sich auf untetschiedlichen Qualifikationsniveaus ab. Von un- oder angelernt bei partialisierten Tätigkeiten wie in der Produktion bis hin zu komplexen vollständigen Tätigkeiten (von Planung bis Ergebnis) die höhere qualifizierungen erfordern.
Einerseits brauchen wir Arbeitskräfte, die für ein bestimmtes Ausbildungsniveau intellektuell und/oder physisch geeignet sind.
Also wäre hier ganz sachlich eine Form von Eignungsablärung/Personalvorauswahl nötig, unabhängig vom Lebensalter.
Andererseits gibt es Tätigkeiten, die eine gewisse Motivation, Engagement, Idealismus oder Innovationkraft erfordern. Da benötigt es, zumindest langfristig, eine gewisse Begeisterung und Freiwilligkeit.
Andere Tätigkeiten, eher niederschwellig, unangenehm oder sehr auf Routine ausgelegt (die man möglicherweise auch nicht langfristig macht), die brauchen andere Anreize. Hoher Lohn (der Taylorismus lässt grüssen), humane Arbeitsgestaltung (also Arbeitszeiten und Bedingungen) oder andere Anreize, um diese auch ohne intrinsische Motivation auszuüben.
Haben wir heute ja auch im Grunde genau so.
Wenn aber z.b. die Arbeitgeber nicht bereit sind, höhere Löhne für bestimmte Tätigkeiten zu zahlen, muss man diese entweder substituieren z.b durch Automation, oder die Tätigkeit verändern oder aufwerten, oder mich als Arbeitgeber fragen, ob ich diese Form von Arbeit noch brauche (z.B. Auspuff zusammenbauen.)
Dann muss ich halt auch überlegen, wie ich freiwerdende Arbeitskräfte nach obigen Prinzipien neu qualifiziere.
Also mit welchem Spielraum an Wahlfreiheit?
Letzlich soll mit einem Beruf ja auch Einkommen zum Lebensunterhalt generiert werden, umd Steuern.
Welches planwirtschaftliche herumdoktorn meinst du?
Bis dato gibt es nur den Plan wann Schluss sein soll, aber nicht wirklich was danach kommt.
Daraus speisen sich Furcht vor der Zukunft und Widerstand gegen die bevorstehende Veränderung.
Wie du das löst, hast du noch nichtmal eine Idee gebracht, lehnst aber jede staatliche Maßnahme (über das setzen des Schlussdatums) von vornherein ab.
Ach und das was hier so nett als „normale Fluktuation“ und „Auffanggesellschaften“ beschrieben wurde hat zu den wörtlich blühenden Landschaften im Osten geführt, nämlich zur grüner wiese und sterbenden Dörfern.
Und interne Jobbörse hatten wir bei der Telekom, wollte man deren Angebote annehmen war zwingend Umzug zu planen, will auch nicht jeder der abgebaut wird.
Es ist vor allem ein Beispiel dafür dass es schon längst passiert.
Aber statt schlechter Planung von staatlicher Seite könnte man gute Planung machen. Und es muss ja nicht durch Zwang passieren. Der Kapitalismus zeichnet sich dadurch aus, Dinge durch Geld zu regeln. Also Anreize schaffen. Es wird auch schon jetzt zum Beispiel der vollständige Lohn von Lehrlingen übernommen, die schwer vermittelbar sind. Völliger Fehlanreiz. Wenn sie fertig sind, gibt es die nächsten Fördermittel, damit sie in ein festes Arbeitsverhältnis kommen. Aus kapitalistischer Sicht müssten wir Unternehmen belohnen, die Stellen schaffen und Unternehmen bestrafen, die Stellen streichen. Gleichzeitig würden wir so die Unternehmen fördern, die wachsen. Wenn man die Zahlen veröffentlicht, lässt sich auch eine Tendenz erkennen, wo gerade ein Zukunftsmarkt ist.
Ich habe auch als Kind mich schon gefragt, wieso Menschen ein Leben lang im Büro hocken und andere ein Leben lang körperlich arbeiten. Dabei wäre körperliche Arbeit in jungen Jahren viel leichter zu handlen und dann im Alter, wenn das nicht mehr so geht, kann man sitzende Tätigkeiten verüben. Man sollte die Arbeitnehmer motivieren, sich ihr Leben lang weiter zu bilden, dafür braucht es aber dann auch die passende Perspektive. Bayern und Sachsen, die z. B. keinen Bildungsurlaub anbieten, haben hier schon mal etwas, woran sie arbeiten könnten.
Grundsätzlich nicht ganz vom der Hand zu weisen.
Anekdote dazu:
Dachdecker anfang 40 soll wegen kaputter Bandscheibe umschulen, die Rentenversicherung drängt ihn zum Bürokaufmann. Er sagt ganz deutlich:" Ich verspreche Ihnen in die Hand, ich werde niemals in diesem Beruf arbeiten. Ich hab mit Computern nix am Hut, den ganzen Tag drin im Büro geht gar nicht, und 8h Sitzen kann ich auch nicht. Dann gehe ich lieber wieder auf den Bau und dann vorzeitig in die Erwerbsminderungsrente." Wir haben ihn dann zum Orthopädietechniker umgeschult.
Will sagen: jeden dann einfach ins Büro zu stecken ist zu einfach gedacht.
Ich bezweifle das man den Faktor Motivation völlig ausblenden kann. Wer kein Bock auf seine Arbeit hat, feiert dann halt öfter krank. Auch nicht zielführend.
Sehr richtig. Und es gibt welche, bei denen das andererseits unbedingt so sein sollte. Dass es Kioske und kleine Bäcker geben soll, obwohl sie vielleicht nicht wettbewerbsfähig sind, kann so eine sein. Was sollen die Beispiele eigentlich belegen? Dass es besser ist, keine Wahl zu haben, weil man sich ja dumm entscheiden könnte?
Ich kann nicht nachvollziehen, wie man die Entscheidungsgewalt der Menschen über ihr produzierendes Gemeinwesen Schnappsidee bezeichnen kann.
Wenn die Zwänge so bekannt und unstrittig sind, ist mir schleierhaft wie man sie als Präferenz oder Freiheit verklären kann.
Missing the Point: Du hattest vorgetragen, dass die Berufe trotz „komplexen“ Faktoren dennoch vorrangig aus Freiwilligkeit ausgeübt werden. Und dass diese Variante gegenüber einer (staatlich) angeordneten Berufswahl deshalb vorzuziehen sei.
Ich habe darauf hingewiesen, dass diese Gegenüberstellung hinkt. Dass nämlich auch in der hochgelobten Freiheit durchaus Zwänge bestehen, nämlich ökonomische (und je nach Lebenslage auch nicht zu knapp). Und demnach für viele Menschen der Vergleich nicht „Freiheit vs Zwang“ ist, sondern „Zwang vs Zwang“.
Wann man nur punktuell unzusammenhängend zitiert, verzerrt das ziemlich.
Die Aussage war, das die Berufswahl nicht ausschliesslich (!) auf Präferenz und Freiwilligkeit beruht, sondetn das es auch durchaus Zwänge gibt.
Nichtsdestotrotz kann ich einen Master machen in Sozialbiologie tibetanischer Pinguine oder mich als Bogenbauer durchaus erfollgreich auf eigenen Wunsch betätigen.
Soll heissen, es gibt immer beide Seiten, nie nur eine.
Das habe ich nicht gesagt. Ich habe – bewusst ganz neutral – gesagt, dass ich sehr große Zweifel daran habe, dass eine Planwirtschaft dabei helfen würde. Es gibt einen Unterschied zwischen diesen Formulierungen, und zwar einen sehr wichtigen.
Wie gesagt, ich finde, das Kernproblem liegt an dieser Asymmetrie zwischen offenen Stellen und dem Willen des Arbeitnehmer oder der Arbeitnehmerin. Falls das tatsächlich das Kernproblem ist, wäre meine Implizierung: wenn eine Planwirtschaft bei dem Problem, was man eigentlich lösen will, nicht hilft, dann wäre solch ein großer Eingriff ins Unternehmensrecht nicht rechtlich vertretbar. Um zu diesem Ergebnis zu kommen muss man nicht entscheiden, ob Marktwirtschaft besser sei als Planwirtschaft, nur dass Planwirtschaft nicht besser ist als Marktwirtschaft.
Was für schwierige Entscheidungen manche bei der Berufswahl treffen müssen, ist mir sehr gut bekannt. Wo ich herkomme, entscheiden sich viele dafür, ins Militär einzutreten, um irgendwie weg von den Umständen zu kommen, unter denen sie aufgewachsen sind. Ich habe bzw hatte also Bekannte, die wegen dieses Zwangs der Berufswahl im Krieg gestorben sind oder lebenslang unter PTBS leiden. Das habe ich aber explizit nicht erwähnt, weil es für die oben genannte Argumentation egal ist, was für Entscheidungen getroffen werden. Es zählt nur, dass die Entscheidungsmacht beim Individuum bleibt.
Was findest du daran passend? Sehe auch wenig Zusammenhänge zwischen den Projekten.
Der Sion wird beerdigt werden weil er keine Kunden für sein Gimmick gefunden hätte. Die Großprojekte scheitern an der fehlenden Kompetenz im öffentlichen Dienst, der Bürokratie und der Macht marginaler Interessen/Aktivisten.
Die Vorbestellungen waren nicht das Problem, sondern dass er bis zuletzt keine Serienreife erreicht hat. Und auch die Investoren waren nicht das Problem, wie im Artikel dargestellt. Meiner Meinung haben sich die Gründer übernommen. Und das zeigt sehr wohl das Problem in Deutschland sehr gut. Wie schon das Postauto scheiterte das Projekt unter anderem daran, dass die Automobilbranche kein Interesse hatte, sich an der Innovation zu beteiligen, sondern lieber Stöckchen in die Speichen zu stecken. Und der Staat hatte auch kein Interesse die Innovation zu unterstützen. So wurde vor sich hingewerkelt mit dem was man hatte, die meiste Zeit war man aber mit werben um Investoren beschäftigt. Zum Schluss, unterstelle ich, hat man nur noch aus Trotz weitergemacht und gehofft, dass das Unternehmen noch irgendjemand aufkauft. Die Investoren warben da schon längst dafür, sich vom Auto zu verabschieden und sich auf die Solarpanels zu konzentrieren.
Fun Fact: Daimler war sehr früh bei Tesla eingestiegen, um mitreden zu können. Als sie merkten, dass sie Tesla nicht mehr verhindern können, haben sie ihre Anteile verkauft. Die wären heute ein vielfaches wert.
Nun ja, die Planwirtschaft hat ja in der Vergangenheit immer so gut funktioniert.
Planwirtschaft auf der Ebene von Volkswirtschaften ist eher ein sicherer Weg ins Verderben (vulgo Mangelwirtschaft, Armut)…
Hab da schon reingelesen. Deine eigene Bewertung finde ich ebenso wichtig. Jeder hat ja sein Bild, sofern er die Themen verfolgt. Berlin, Stuttgart 21 und so, ok, kann ich folgen. Nicht beim Sion
Der Punkt ist doch aber nicht die Infrastrukturprojekte, sondern mangelnde Innovationskraft bzw. Unterstützung dieser.
Und natürlich das man es sich so schön im alten eingerichtet hat und gar nicht mehr mitbekommen will wie sich der Rest der Welt verändert bis es zu spät ist.
Das kann man so behaupten. Aber gibt es auch Argumente in der Sache, die über ausgewählte Einzelfall-Evidenz hinausgehen?
Ich möchte mal ein Gegenbeispiel wagen: die Wasserwirtschaft. Dort ist vor allem die Privatwirtschaft bekannt dafür Verderben und Mangel zu produzieren.
Oder die Bahn. Die hatte mal zuverlässig funktioniert als sie noch nicht privatwirtschaftlich organisiert war.
Der Bock macht sich selbst zum Gärtner. Dass Öttinger, der mit seiner, seit heute auch offiziell auch so genannten, Unions AFD Truppe die Demokratie schon länger mit dem Arsch einreisst, dann hier noch einen auf große Klappe macht überrascht mich jetzt nicht mehr. Es ist ja schon allgemein zur Strategie verkommen, die eigenen Fehler dem politischen Gegner vorzuwerfen. Das einzige was mich daran ärgert ist die sehr große Anzahl an (Leit-)Medien, die für sich irgendwas mit Journalismus/4ter Gewalt deklarieren, aber großartig daran scheitern werden, dies ordentlich recherchiert einzuordnen.
Der allgemeine, durch den Klimawandel verursachte, ‚Abstieg‘ soll halt so erklärt und verklärt werden. Das unser Reichtum dabei eigentlich stark aus einem ‚Aussenhandelsüberschuss‘ gespeist wird, das kann Öttinger egal sein, denn die Kritik daran ist ja seit Jahrzehnten ungehört verhallt bei der Union.
Woran liegts?
Bequemlichkeit der Konservativen, sich intellektuell nur einen Millimeter zu bewegen. Und das in allen Bereichen. Da ist komplett egal, ob es schon sehr klare Metastudien zum Thema gibt. Am Ende wird es zum Gefühl erklärt. ‚epistemic violence‘ at its best.
Arroganz: Die Arroganz der Konservativen, sich herauszunehmen, schon gegebene Freiheiten nach Möglichkeit wieder zurückzurollen. Wir sehen das in USA mit Scotus, aber tbh. auch ab hiesigen Bundesgerichtshof ist nicht alles happy clappy. Ich meine auch der „175er“ war bis 1994 ‚legal‘. Am Ende wird die Gleichschaltung der Union mit der AFD alles an Bürgerrechten abräumen, was ihnen in den Weg kommt. Das beginnt mit Autofreien Straßen und da werden sie nicht aufhören. Der Andi Scheuer und seine komplett moral und intelligenzbegrenzten Kollegen waren ja erst in den USA um sich Anregungen zu holen.
Fehlende Fachkräfte als Innovationsmotor?
Wir haben heute, nach der weitern Annäherung der Union an die AFD, zum ersten mal ernsthafter über den Wegzug geredet.
D, wir bekommen ein Kind und ich im Ausland mehr Geld bei geringerer Miete und die Gesellschaft ist kinderfreundlicher, fast egal welche Grenze man in Deutschland überschreitet.
Ohne eine Umverteilung des Reichtums in diesem Land wird es keine Innovation (mit reduziertem Aussenhandelsüberschuss) mehr geben. Das weiss auch Öttinger, aber er lügt halt beruflich in Europa für die Union und darum verzieht der auch keine Miene, wenn er sowas sagt und schreibt wie oben verlinkt.
In den Dimensionen der Volkswirtschaft ist das keine Einzelfall-Evidenz. Welche Volkswirtschaft möchtest du denn aufzählen, die eine erfolgreiche Planwirtschaft betreibt?
Wasserwirtschaft/Bahn (verallg. Infrastruktur) ist eine andere Baustelle. Hier handelt es sich um überschaubare Domänen, und ob diese zuverlässig funktionieren, hängt einzig und allein vom verfügbaren Geld ab, welches für die Aufrechterhaltung aufgewendet wird.
Reicht das Geld für 3 % Sanierung pro Jahr (das ist der „gesunde“ Plan), bleibt die Leistungsfähigkeit erhalten, dann wird die jeweilige Infrastruktur alle 30 Jahre komplett erneuert, d. h. in der Regel vor dem Verfall (ist jetzt sehr verallgemeinert). Bei einem Prozent sieht das schon anders aus, es gibt wenige Infrastrukturen, die 100 Jahre halten.
Wieviel Geld der Betreiber in den Erhalt steckt, hat erst mal wenig mit der Art des Wirtschaftens zu tun. Und hängt auch nicht vom Besitzverhältnis ab (privat/öffentlich).