Im welchen Ländern klappt es denn noch, dass man seines Glückes Schmied ist?
In den einen geben die Reichen (der neue Adel) den Ton an, in den anderen geht es nur mit Korruption oder totaler Eingliederung und Unterwerfung in die politische Führung nach oben. Australien und Kanada mögen da positiv herausstechen, aber da behaupte ich dann wirklich, dass das Gras bei weitem nicht so grün ist, wie es bei uns gemalt wird.
Ich denke, die Wahrheit liegt in der Mitte.
Wenn man Ehrgeiz und Einsatz zeigt und in Bildung investiert, ist eine Verbesserung bzw. höheres Gehalt sicher realistisch.
Aber die Illusion, das alle die gleichen Chancen in Deutschland haben, scheitert schon an den individuellen Anlagen, an geschlechterspezifischen Hürden, und unterschiedlichen sozialen Ausgangslagen. Wer in einem gut betuchtem Umfeld aufwächst, hat faktisch bessere Startchancen.
Das wird auch eine FDP nicht bestreiten.
Du solltest irgendwann mal einsehen, dass auf Dauer nicht andere Dich durchfüttern können. Auch während einem Studium kann man schon arbeiten gehen, weiß ich aus eigener Erfahrung. Ist gar nicht so schlimm.
Woher nimmst Du Dir das Recht zu erwarten, dass der Staat (= alle anderen Bürger) Dir Dein Studium vollständig bezahlen müssen? Was darf es denn noch alles sein, dass die Anderen Dir aufgrund Deiner Geburt huldigen
müssen? kopfschüttel
Hier verkennst du, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen und das, was für dich einfach ist, für andere nicht zu leisten ist.
Gerade Menschen aus sozioökonomisch problematischen Milieus, die wir eigentlich zwecks Chancengleichheit mehr an die Universitäten bekommen wollen, sind bereits im Nachteil, weil sie aus einer schwierigeren Ausgangslage studieren, u.U. mehr Zeit für das Lernen brauchen.
Diese Einstellung führt genau dazu, dass Menschen aus „gutem Elternhaus“ sorgenfrei, von den Eltern finanziert studieren können, während Kinder aus armen Elternhäusern neben dem Studium arbeiten müssen. Die Folge sind höhere Abbrecherquoten unter den weniger privilegierten.
Ich bin hier voll bei @Hardtware. Es gibt so viele Möglichkeiten in Deutschland, der EU oder global gutes Geld zu verdienen. Risikobereitschaft, Mut und harte Arbeit sind dafür natürlich Voraussetzung…
Das ist das was ich meine. Man kann seine individuellen Rahmenbedingungen nicht ändern, aber was man im Rahmen derer macht und wo man es dann auch mal durchbrechen kann, das ist schon von einem selbst abhängig.
Ich komme gerade nicht auf den richtigen Begriff, aber ich wäre großer Freund von einem „Bildungsgeld“ / „Bildungsstartkapital“ für alle jungen Erwachsenen um Chancengleichheit zu verbessern. Aber auch dann wird es Unterschiede geben, die eine nutzt es, der andere nicht. Einer hat Pech, der andere Glück. Eine ist intelligenter als ein Anderer und irgendwer wird dennoch Obdachlos und ein anderer baut großes Unternehmen auf. Ehrgeiz, Fleiß und Einsatz schaden aber da wohl nicht.
Einfach … wäre auch gerne samstags auf mehr Parties gegangen statt im Taxi zu sitzen oder am vorlesungsfreien Tag nicht in die Firma gefahren.
Natürlich sind die Voraussetzungen anders, aber dann braucht einer halt paar Semester mehr und vielleicht gibt es auch Leute die es nicht schaffen, wenn Du sie mit Geld überhäufst. Ich trage eine Brille, soll ich jetzt dem Staat vorwerfen, dass ich nicht Pilot werden konnte? Es wird immer Unterschiede geben, das an sich muss man akzeptieren und darin sein eigenes Glück finden bzw. es sich bestmöglich selber bauen.
Sorry, aber wir reden hier über eine Alimentierung auf dem Niveau des Existenzminimums. Wenn du das als „mit Geld überhäufen“ umschreibst, erübrigt sich jede Diskussion.
Und BAföG-Empfänger können im Gegensatz zu Menschen, die von ihren Eltern finanziert werden, gerade nicht „ein paar Semester“ länger studieren. Und zu verlangen, dass Menschen dann halt arbeiten, um dann nach 10 Semestern abzubrechen, weil die Belastung zu groß ist, oder nach 12 Semestern fertig zu sein und damit einen extremen Wettbewerbsnachteil gegenüber jenen haben, die von ihren Eltern finanziell wie intellektuell unterstützt wurden, halte ich für absolut daneben.
Ich stelle bei den Diskussionen mit dir immer wieder fest, dass wir in gänzlich verschiedenen Welten zu leben scheinen.
Im Bezug auf die Ermöglichung eines Studiums für Menschen aus armen Elternhäusern reden wir hier über ganz grundsätzliche Aufstiegsmechanismen in unserer Gesellschaft. Das kannst du natürlich damit vergleichen, dass du wegen deiner Brille ein spezifisches Berufsbild nicht erlernen kannst, aber sinnvoll ist dieser Vergleich nicht.
Nein, tut sie nicht.
Ich habe das alles gemacht und stosse ans Ende. Es geht eben nur mit dem richtigen Netzwerk und viel Geld. Auch ich hatte Zeiten der Arbeitslosigkeit und ich werde mich dafür nie mehr rechtfertigen. Bestimmt nicht weil ich faul war. Das ist auch so ein Vorurteil, was man immer hoert.
Hören Sie mal die Podcast-Folge von marktförmigen Extremismus.
Neoliberalismus ist gescheitert. Punkt.
(Anm. Mod. Link:
https://www.ndr.de/nachrichten/info/Synapsen-Marktfoermiger-Extremismus-Wie-tickt-die-Mitte-der-Gesellschaft,podcastsynapsen288.html
Nein sind sie nicht. Dein Netzwerk ist die Eintrittskarte und dein Vermögen. Hast du das nicht, kommst du irgendwann nicht mehr weiter.
Sieht man ja, wie Pfleger in D behandelt werden.
Was genau meinst du?
Ohne Belege und Differenzierung klingt das etwas polemisch…
Sehr pauschal.
Bei mir und anderen hat es geklappt. Und sicher nicht wegen eines privilegiertem Elternhaus.
Und ich schrieb ja, daß die Option realistisch ist, nicht ein zwingender Automatismus.
Pfleger arbeiten hart, werden aber nicht reich in diesem Beruf.
Der Spruch, wenn man es nur wirklich will, mit harter Arbeit und Ehrgeiz, wird man was, verdient man gut, stimmt hier einfach nicht. Care-Arbeit in D ist ein Scam.
Deswegen sollte eigentlich niemand dort mehr arbeiten, bevor sich nicht etwas ändert.
Das ist die (neo)liberale Denkweise, die seit Jahrzehnten genau dazu führt, wo diese Gesellschaft gerade ist.
„Jeder kann es schaffen, wenn er nur xyz macht.“
Das Problem dabei ist das Wort „Jeder“. Wer ist das? Man kann sicherlich argumentieren, dass „jeder“ Einzelne es schaffen kann, genug Geld zu bekommen um selbsterfüllt und eigenständig hier in diesem Land zu leben. Das wird dem einen „jeder“ leichter fallen als dem anderen. Hier spielt Herkunft, Rasse, Geschlecht etc eine Rolle.
Was aber nicht funktioniert ist, dass jeder Bürger diesen Landes dieses Ziel schaffen kann. Denn das würde bedeuten, dass die, die von denen, die es nicht schaffen bzw zu viel zu niedrigen Löhnen profitieren, weniger Geld verdienen müssten. Damit die Putzhilfe mehr Geld bekommt und dieses auch noch versteuert und nicht schwarz verdient, müsste die wohlhabende Familie oder das Unternehmen, bei dem sie beschäftigt ist, mehr Geld zahlen. Damit die Hilfskräfte die unsere UBahn-Stationen, Parks, Strassen etc säubern genug Geld für ein würdevolles Leben bekommen, muss das jemand bezahlen.
Ich verstehe nicht, wie man dieses Argument immer und immer wieder anführen kann, wenn man über die Gesamtwirtschaft redet.
Und genau weil sich diese neoliberale Denkweise so fortsetzt, muss man Selbstschutz ausüben. Bloss keine niedrigbezahlten Jobs in Deutschland mehr annehmen. Ein kleiner Teil der Gesellschaft profitiert auf den Rücken einer wenig gut bezahlten Mehrheit.
Was bedeutet " es geschafft haben"?
Ich weiß dass ich niemals ein sechsstelliges Jahresgehalt haben werde, aber bin mit meinem erreichten Lebensstandard, den ich mir erarbeitet habe, zufrieden.
Auch wenn das bedeutet, nur alle zwei Jahre Urlaub an der Ostsee machen zu können und einen 11 Jahre alten Gebrauchtwagen zu fahren.
Hat das ggf auch was mit überzogenen Ansprüchen zu tun?
@Mike: Waere mir klar zu wenig bei dem Lebensstandard, den man in D haben koennte.
Aktuell können sich 20% schon nicht einmal eine Woche Urlaub leisten. Die Rentensituation ist fuer Niedriglöhner katastrophal, die Pflegesituation ist katastrophal. Fuer mich klare Sanierungfaelle.
Ich hab mir heute mal das Spiel Deutschland - Kolumbien der Frauen WM angeguckt.
Als Deutschland im ersten Spiel 6:0 gegen Marokko gewonnen hat, waren wir in der deutschen Öffentlichkeit schon Weltmeister. Heute haben wir 1:2 verloren, spätestens morgen wird über den Niedergang des Deutschen Fußball geredet.
Es gibt bei uns offenbar nur die beiden Extreme „ganz oben“ und „ganz unten“.
Ein gewisser Ehrgeiz und Wille zum „ganz oben“ ist sicherlich innovationsfördernd.
Aber wenn man in seinem Streben den Realismus ausblenden, kann man eigentlich nur enttäuscht werden.
Und wenn man dann resigniert und alle anderen, besonders das System und die Regierung sind dran schuld, dann wird auch schnell mal die AfD gewählt. Dann wird es zwar noch schlimmer für fast alle, was dann aber wieder Genugtuung sein kann. („wenn es mir schlecht geht, soll es allen schlecht gehen“).
Ganz pauschal festgestellt, es soll sich da bitte keiner direkt angesprochen fühlen.
Stelle nur fest, daß Meckern und Unglücklich sein grad wieder Mode ist.
Schade. Denn wenn wir in Deutschland wollen und etwas über den Tellerrand gucken, können wir mehr. Auch einen Teil der vielen zurecht angesprochen Baustellen anpacken
Was wäre aus deiner Sicht denn genug?
In dem Kontext oben bezieht sich das Beispiel darauf, dass auch bei ausreichend finanziellen Mitteln nicht jeder das Studium schaffen wird. Und auch da ist nicht immer der Staat dran schuld.
Unsere Welten unterscheiden sich darin, dass Du gerne „Erfolg“ ausschließlich auf privilegierte Rahmenbedingungen zurückführst und den Einzelnen aus der Pflicht nimmst erstmal selber für sich verantwortlich zu sein. Genau das und nicht mehr sagt der Satz aus, dass jeder deines Glückes Schmied ist.
Natürlich helfen die besseren Rahmenbedingungen. Und Startchancen für alle zu verbessern und zumindest gute Basis zu schaffen ist richtig & wichtig!
Aber blende doch nicht aus, dass auch identisch guten Rahmenbedingungen nicht dazu führen würden, dass jeder ein gleich gutes Ergebnis erzielt. Das ist nicht real.
Und nochmal: Ich hatte kein Bafög und habe mein Studium selbst finanziert. Auch solche Modelle sind Realität.
Ich wuerde es so ausdrücken. Deutschland ist ein Sanierungsfall, ein. Absteigerland, weil der der soziale Zusammenhalt nicht mehr gegeben ist.