Israel & Nahost: Waffenruhe, „limited campaign“ oder Bodenoffensive. Wie geht es weiter?

Auch wenn ich mich hier schon dazu geäußert habe, geht es mir ja eigentlich weniger um die historische Schuldfrage sondern darum, wie man den Konflikt wirklich entschärfen kann.
edit:
Bei „Mit offenen Karten“ gibt es einen sehr übersichtlichen aber nicht ganz aktuellen (9 Monate alt) Überblick zum Nahost-Konflikt:

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Bei SPIEGEL gibt es ein interessantes Interview mit Uriel Abulof, Politikwissenschaftler aus Tel Aviv, der die israelische Seite veranschaulicht, u.a. warum Israel sich nicht auf einen Waffenstillstand o.ä. einlassen wird:

Die Forderung nach einem Waffenstillstand klingt erst mal nach etwas, worauf sich alle einigen können. Wenn du eine friedfertige Person bist, ergibt das sehr viel Sinn. Aus einer israelischen Perspektive ergibt das allerdings überhaupt keinen Sinn. Der Ruf nach einem Waffenstillstand klingt für uns nach einem Aufruf, uns zu töten.

Die Hamas hat niemals eingewilligt, aufzuhören. In den Köpfen der Israelis bedeutet ein Waffenstillstand einen weiteren 7. Oktober. Wir würden vielleicht einige Gefangene austauschen und hätten für ein oder zwei Jahre Ruhe. Aber dann würde es wieder beginnen.

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Gewagte Frage: Woher wissen wir eigentlich, dass es der Hamas „uneigennützig“ um die Menschen im Gazastreifen geht?
Es handelt sich um eine wirtschaftlich sehr erfolgreiche Terrororganisation, deren Geschäftsmodell bei politischer Entspannung gefährdet ist. Wohlmöglich ist deren Ziel einfach nur „Zündeln“, um die Einnahmen (Spenden aus dem arabischem Raum) wieder sprudeln zu lassen???

Spekulation, aber ich denke, das ist differenziert danach, ob es sich um die Führung oder nicht.

Gibt es so naive Menschen, die überhaupt glauben, dass es der Hamas „uneigennützig“ um die Menschen im Gazastreifen geht? Die Hamas ist schließlich nicht die Frieden-Und-Freiheit-Für-Gaza-Organisation sondern die Niemals-Frieden-Niemals-Verhandeln-Bis-Israel-Vernichtet-Ist-Organisation.

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Jung & Naiv Aufwachen #456: Nahost-Berichterstattung von ARD & ZDF

Es wird gut dargelegt, wie sich die deutsche Presselandschaft intern verhält und in welchen Konflikten sie sich befindet. Es wird auch die einseitige Berichterstattung in den Medien im Mittleren Osten thematisiert.

Nahostkonflikt: Jetzt Krieg, wann Frieden? | Alena Jabarine & Tomer Dreyfus

Schöner Talk zwischen einer palästinensischen Israelin und einem jüdischen Israeli zum Thema, allerdings etwas sehr zäh.

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Ich fand es gut.

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Ich glaube, Tilo Jung dürfte zu den schlechtesten Quellen überhaupt gehören, wenn es um Nahost geht.

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Tolle Behauptung, magst Du erklären worauf diese beruht? Soweit ich weiss ist Jung regelmässig selbst sowohl in Israel als auch in Gaza gewesen, kennt Menschen auf beiden Seiten, etc.

Edit: Und zumindest im Interview mit Jabari und Dreyfus ist er ja gar nicht „die Quelle“, sondern seine Interviewpartner.

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Wenn man sich nur einseitige deutsche Nachrichten anhören möchte, dann ist Tilo Jung sicher nicht die richtige Quelle. Wenn man eine ausgewogene Sicht der Lage hören möchte, dann ist Tilo Jung (bzw. dessen Gäste) inhaltlich eine sehr gute Quelle. Die Frage ist, was man hören will. Wie viel hast du denn von den Gesprächen gehört, die ich verlinkt habe?

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Das alleine ist kein Gegenargument. Jemand aus dem Ausland kann auch nach Deutschland kommen und sich mit Sahra Wagenknecht und Björn Höcke unterhalten, und das wäre dann trotzdem keine ausgewogene Darstellung der Stimmung in Deutschland.

Tatsache ist doch, dass in Israel der Oppositionsführer in die Regierung eingetreten ist und den militärischen Kurs stützt, und wenn die Waffenstillstandsbefürworter hierzulande irgendwelche Belege heranziehen, dass ja auch Juden in Israel dafür protestieren, dann sind das nach dem was ich so mitkriege irgendwelche Mini-Demos mit ein paar Dutzend Beteiligten.

Es macht auch überhaupt keinen Sinn. Die Hamas hat mit ihren Greueltaten gezeigt, dass sie nicht nur ideologisch, sondern auch mit ihren Taten auf einer Stufe mit dem sogenannten ‚Islamischen Staat‘ stehen, und da hat auch niemand ernsthaft gefordert, man solle doch mit denen schnellstmöglich einen Waffenstillstand schließen, um die Zivilbevölkerung von Raqqa oder Mossul zu schützen.

Einen Waffenstillstand von Israel zu fordern, ist genauso absurd wie von der Ukraine. (Und wird zumeist auch von denselben Menschen gefordert.)

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Naja, Tilo macht halt seine Medienkritik. Hat ein wenig ArgoNerd-Vibes, wie ich finde.

Ich habe mit sein Segment zur Entlassung von Geiseln angeschaut. Da erzählt er, die Hamas würde jetzt „stückweise immer wieder Geiseln freilassen… es wurden schon mehrere freigelassen, ich beziehe mich jetzt auf diesen besonderen Tag…“ (~1:00:10)
Dieser besondere Tag war übrigens das letzte mal, dass die Hamas Geiseln freigelassen hat. Die Entlassung von 2x2 Geiseln so zu framen, ist schon für sich sehr fragwürdig.

Dann zeigt er Clips von deutschen und internationalen Medien. Im Kern wird überall das gleiche berichtet. Dass sie sagt, dass sie sich gut behandelt wurde und sich bei der Entlassung bedankt, wird aber in CNN&Co prominenter hervorgehoben.
Ja, stimmt. Jetzt muss man fragen, was das für einen Unterschied macht. Die Dankesgeste dem Hamas-Kämpfer gegenüber kann alles sein, von „Danke, dass ihr mich nicht vergewaltigt, gefoltert und ermordet habt.“ bis hin zu „Danke, dass ihr den Mut habt euren gerechten Krieg zu führen. Die Welt braucht mehr Freiheitskämpfer wie euch.“

Wahrscheinlich war es ein „Danke, dass ich leben darf.“ - Wissen tun wir es aber nicht.

Ihre Aussagen dazu, dass sie gut behandelt wurde, wird auch nicht verschwiegen:

Lohnt es sich, sie stärker hervorzuheben? Meiner Meinung nach nur, wenn man die Hamas im guten Licht darstellen will. Denn eigentlich muss das eingeordnet werden. Wir wissen nicht, wie sie andere Geiseln behandeln. Hübsche 20-jährige werden vielleicht anders behandelt, als 80jährige. Wir wissen nicht, was sie direkt oder indirekt angedroht haben, wenn sie sich zu kritisch äußert. Sie haben noch immer ihren Mann als Geisel. Da versteht sich Zurückhaltung von selbst, (auch ohne Hamas-Briefing).

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Bitte zum Thema zurück!

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Der Merkur fasst die unklare Zielsetzung des israelischen Millitäreinsatzes nochmal zusammen:

Leider entsteht immer mehr das Bild, das es tatsächlich einfach nur eine groß angelegte Vergeltungsoperation ist. Ich wünsche es den israelischen Geiseln natürlich, dass sie von der Hamas freigelassen werden, aber ebenso hoffe ich, dass vor allem die Bombardierung des Gaza-Streifens aufhört.

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Ein Land darf sich also erst gegen Angriffe verteidigen, wenn es eine komplette Lösung aller Probleme danach vorlegen kann? Verstehe ich nicht. Israel verfolgt doch klare Ziele:

  • Eliminierung der Organisation, die den Angriff am 7. Oktober durchgeführt hat, (und im übrigen weiter täglich mit Raketen angreift,)
  • Zerstörung der unterirdischen Waffenlager und anderer militärischer Infrastruktur,
  • Befreiung möglichst vieler Geiseln.

Erst danach kann man doch realistisch für die weitere Zukunft planen. Und vom Wünschen alleine werden die Geiseln jedenfalls nicht freigelassen werden.

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Bei Tilo Jung in Interviews durfte…

  • ein Hamas Sprecher unwidersprochen behaupten, die Organisation sei friedlich und würde sich im Rahmen des internationalen Rechts für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen.
  • ein Fatah Sprecher unwidersprochen behaupten, die PLO sei wie die SPD, die Hamas wie die CDU und Israelis seien wie die Nazis.

Außerdem bezeichnete er Ahed Tamimi (die Frau, die jüngst dazu aufrief, Juden zu ermorden und ihr Blut zu trinken) 2018 als „Friedensaktivistin“ und „Palästinensische Jeanne D‘Arc“. Auf seiner Reise nach Israel/Palästina 2018, die seinen Zuschauern „einen objektiven Blick“ auf den Konflikt ermöglichten sollten, interviewte Jung neben Tamimi, einen PLO Vertreter, Moshe Zimmermann und die dezidiert anti-israelische Journalistin Amira Hass. Jemand, der israelische Perspektive neutral hätte darlegen können, wurde auf der Reise nicht befragt. Jung bezeichnet die gesamte israelische Regierung als „Apartheidsregime“ und bezeichnet das Handeln der israelischen Regierung als Kolonialismus.

Die Liste lässt sich fortsetzen. Was ich damit sagen will: Wenn Tilo Jung dem ÖRR Einseitigkeit vorwirft, dann ist das fast schon zynisch, ich kenne nämlich wenige „Medienvertreter“, die so einseitig auf den Nahost-Konflikt schauen wie Tilo Jung

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Zunächst mal würde ich sagen, dass die direkte und unmittelbare Verteidigung gegen den Hamas-Terroranschlag am 7.10. und ggf. noch die nächsten 1-2 Tage auf israelischem Gebiet stattgefunden hat. Und diese Verteidigung vermutlich von niemandem auf der Welt beanstandet.

Auch die gezielte Bekämpfung von Hamas-Raketenstützpunkten und anderen militärischen Einrichtungen hat in der Vergangenheit keinen großen internationalen Widerstand hervorgerufen und hätte es hier wohl auch nicht.

Aber bei der Bodenoffensive im Gazastreifen, insbesondere mit den vielen zivilen Opfern, bekommt das Ganze aber eher den Charakter eines Millitäreinsatzes in einem fremden Land. Und da muss sich Israel, als zivilisiertes Land, meiner Meinung nach die Frage gefallen lassen, (so wie z.B. die USA beim letzten Irak-Krieg) wie gut ist dieser Militäreinsatz begründet und wie hoch sind die Aussichten, nicht nur die Hamas vorübergehend zu besiegen, sondern den Terror dauerhaft zu beenden.

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Dass eine Verteidigung gegen einen Angriff nur auf dem eigenen Territorium stattfinden darf und an der Landesgrenze des Aggressors stoppen muss, ist Quatsch. Und die Anzahl der zivilen Opfer hängt ganz wesentlich damit zusammen, dass die Hamas gegen das Kriegsvölkerrecht verstößt, indem ihre Kämpfer die eigene zivile Bevölkerung als Schutzschilde benutzen. Jedes zivile Opfer dort ist daher ein Hamas-Opfer und es gäbe eine ganz einfache Lösung für die Hamas, das ganze zu beenden, nämlich bedingungslose Kapitulation und Freilassung aller Geiseln.

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Die Raketenangriffe der Hamas gehen doch weiter: Rocket Alerts in Israel

Und die Abschussbasen sind weiterhin in Wohnhäusern. Daher verstehe ich die Kritik nicht.

Gerade die Bodenoffensive vermeidet zivile Opfer. Mal davon abgesehen, dass sie in einem Bereich stattfindet, von dem jeder seit 4 Wochen weiß, dass er ihn räumen soll. Gerade Bodentruppen können präziser agieren als Bombenangriffe, die meist ein ganzes Gebäude treffen.

Gleichzeitig steigt das Risiko für israelische Soldaten bei einer Bodenoffensive immens. Verstehe also auch diese Kritik nicht.

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Aha. Nein, es ist nicht „genauso absurd“, es ist eher absurd, beides so zu vergleichen, da es völlig unterschiedliche Situationen sind.

Was völlig absurd ist, dass Menschen KEIN Ende der brutalen Bombardierungen Gazas fordern, aber komischerweise einen Waffenstillstand in der Ukraine. DAS ist absurd. Und damit wären wir beim rechten Rand wie zB. AfD oder rechtsradikale aus der CDU.

Und kennst du auch Menschen mit etwas Integrität, die beides fordern?

Da wir hier gerade in unserer Lage-Forum-Blase sind, könntest du ja zB. auch ein paar Diskussionsteilnehmer nennen, auf die deine Behauptungen zu treffen. Ich für meinen Teil sagen, dass die Bombardierungen von Gaza aufhören muss. Und ich bin in der Meinung, dass die Ukraine natürlich weiter ihr Land von russischen Faschisten befreien darf.

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