Also es ist illusorisch, dass in Palästina eine moderate Regierung eingesetzt wird, weil die Palästinenser die Hamas mit überwältigender Mehrheit unterstützt. Aber gleichzeitig glaubst du, die Lösung des Konflikts wäre so einfach, indem die Palästinenser einfach die Waffen niederlegen würden?
Wie kann ersteres illusorisch und letzteres realistisch sein? Also ohne inhaltliche Wertung, rein bezogen auf die Aussagenlogik, passt beides nicht zusammen. Wenn die Palästinenser so extrem sind, dass eine moderate Regierung illusorisch ist, sind sie erst Recht so extrem, dass sie die Waffen nicht niederlegen werden.
Wenn wir in deiner Annahme bleiben:
Was ist die Konsequenz deiner Annahme? Was soll Israel mit den Palästinensern machen, wenn sie - wie erwartet - weder eine gemäßigte Regierung akzeptieren, noch die Waffen niederlegen?
Außerdem möchte ich noch mal darauf verweisen, dass nicht alle Palästinenser die Hamas unterstützen. Wir können uns gerne darauf einigen, dass eine überwältige Mehrheit von über 50% die Hamas unterstützt, meinetwegen sogar über 70%, aber selbst letztere Annahme ändert nichts daran, dass
a) das Durchschnittsalter der Bewohner des Gaza-Streifens unter 18 Jahre liegt, wir also über eine massive Anzahl von Kindern und Jugendlichen sprechen
b) immer noch 30% der Bevölkerung verbleiben, die nicht die Hamas unterstützen
Maßnahmen wie das Abstellen von Strom und Wasser treffen jedoch die gesamte Bevölkerung unterschiedslos. Derartige Kollektivstrafen sind deshalb auch völkerrechtlich nie zu rechtfertigen, wenngleich ich in der aktuellen Situation Verständnis dafür habe.
Die Frage in dem Konflikt muss aber - gerade im Hinblick auf das Durchschnittsalter der Menschen in Gaza - bleiben: Wie verhindern wir, dass die nächste Generation der Menschen dort zu mörderischen Antisemiten wird? Die Hamas zu entmachten ist ein erster Schritt, aber nur mit militärischer Gewalt wird man nichts daran ändern, dass die nächste Generation von Terroristen entstehen wird. Deshalb argumentieren viele Menschen - wie ich auch - dafür, dass es so wichtig ist, die Lebensumstände im Gaza zu verbessern. Denn ein Kind, das in den aktuellen Umständen groß wird, zwischen allgegenwärtiger Armut und der Hamas, die diese Armut zur Indoktrination nutzt, um das Feindbild Israel zu stärken, wird fast zwangsläufig irgendwann zum Antisemiten. Es muss doch unser gemeinsames Ziel sein, das zu verhindern - und hier würde ich mir konstruktive, realistische Vorschläge wünschen, statt „die könnten ja einfach die Waffen niederlegen! Tun sie nicht? Dann sind sie selbst Schuld!“.