Hallo in die Runde,
ich bin zutiefst entsetzt über die jüngsten Entwicklungen im israelisch-palästinensischen Konflikt. Die Hamas hat mit ihren verbrecherischen und menschenverachtenden Taten eine Eskalation der Gewalt provoziert. Ich verstehe, dass Israel daraufhin mit einem harten Schlag antworten möchte.
Allerdings bin ich auch darüber entsetzt, wie undifferenziert viele Menschen auf diesen Konflikt schauen. Es wird uneingeschränkte Solidarität für Israel verlangt, obwohl dies den voraussichtlichen Tod von zehntausenden unbeteiligten Zivilisten bedeuten könnte. Niemand hat Solidarität für das Töten von Zivilisten verdient.
Man kann solche Taten in sehr engen Grenzen als notwendig akzeptieren, aber die Menschlichkeit verlangt, dass man dem nicht noch aus falsch verstandener Solidarität applaudiert oder sagt: “Hey, dann sterben halt Unschuldige. Aber immerhin wurde irgendein drittrangiger Terrorist im Keller einer Schule ausgeschaltet.”
Zu den engen Grenzen gehört neben maximal möglicher Vermeidung von Kolleteralschäden, dass auch ein konstruktiver Plan verfolgt wird. Ein solcher Plan könnte zum Beispiel lauten, die Hamas zu entmachten um eine liberalere Regierung zu installieren. Doch darum geht es aktuell gar nicht. Im Zeit-Politikpodcast: Das Politikteil hat kürzlich Lea Freise von der aktuellen Stimmung in Israel berichtet und erklärt, dort gehe es eher um Rache und Vernichtungsgelüste gegenüber der Hamas (was ich für verständlich, aber irrational weil unmöglich zu erreichen halte), egal was das für die in Gaza lebenden Palästinenser bedeutet. Und so kann man ja auch viele O-Töne der Israelischen Regierung und ihrer Militärs aktuell verstehen.
Es ist wichtig, dass wir uns bewusst sind, dass es hier um Menschenleben geht und dass wir uns für eine friedliche Lösung des Konflikts einsetzen müssen, nicht für Vergeltung und Rache.
In den letzten Tagen habe ich viel darüber nachgedacht, wie es nun im Nahost-Konflikt weitergehen könnte. Ich stelle mir vor, dass Israel ein Symbol der Größe zeigt, indem es verspricht, die Lage in der Westbank zu verbessern, statt Gaza zu zerbomben, die ohnehin unhaltbaren Lebensumstände dort noch weiter zu verschlechtern und dabei tausende Märtyrer zu schaffen. So könnte man beispielsweise den Ausbau illegaler Siedlungen stoppen, gegen schwere Provokation und Diskriminierung von Palästinensern in der Westbank vorgehen, die Palästinensische Autonomiebehörde finanziell stärken oder auch die Wirtschaft dort ausbauen. Dabei muss immer betont werden, dass das kein Zeichen der Schwäche der Hamas, sondern ein Zeichen der Größe gegenüber dem palästinensischen Volk ist.
[1] Israel. Auf dem Weg in den Gottesstaat?, ARD Weltspiegel