Ich stelle mir seit Tagen die Frage, wie man über den Konflikt denken und wie man Stellung beziehen sollte.
Dafür gehe ich immer sehr stur zurück an den Anfang.
Hier die zentrale Frage: Hat irgendjemand Anspruch auf den Boden, auf dem heute gekämpft wird?
Meine Antwort: Nein, das so oder so nicht. Auf dem Flecken Erde auf dem heute Israel steht, haben schon so viele Völker gelebt, und auch bevor es das historische Heimatland des jüdischen Volkes war, haben andere Völker dort gelebt. Es ist und war nie ein Argument sich das Land zuzusprechen. Und sollte man erklären wollen, dass das Land gottgegeben wäre, und man es deswegen sich mit Gewalt aneignen dürfe, würde ich behaupten, dass dies wohl religiösen Extremismus darstelle, den man nicht unterstützen sollte. Liege ich hier komplett falsch?
Somit gehe ich an den Punkt in 1948 als man das damalige Palästina teilte. Hier also die Frage: Darf man hier von einer friedlichen gerechten Teilung sprechen?
Meine Antwort: Nein. Menschen mit Gewalt das Land zu nehmen, auf dem sie leben und sie von ihrem Eigentum zu enteignen, ist doch sehr eindeutig sehr verbrecherisch und kann nicht als moralisch korrekt empfunden werden. Der UN-Teilungsplan war auch damals schon umstritten und führte zu heftigen Konflikten.
So leben also die Palästinenser nun bis heute unter einer Besatzung in sehr unterdrückerischen Umständen. Und das Ganze während der israelische Siedlungsbau im Westjordanland weiter stattfindet, Menschenrechte immer wieder verletzt werden und die Palästinenser in ihrer Bewegungsfreiheit komplett eingeschränkt sind.
Es ist doch (so auch im Podcast) ein zutiefst menschlicher Impuls Rache ausüben zu wollen für das Leid, was einem zu unrecht angetan wurde. Die Palästinenser stellen das Monster im Schrank dar, welches Israel seit Jahrzehnten versucht einzusperren und wegzudenken. Aber sie haben es letztlich selbst erschaffen.
Irgendwann droht es auszubrechen. Das passiert gerade.
Rechtfertigt es die Taten der letzten Tage seitens der Hamas? Ganz sicher nicht. Es gibt ohnehin keine wirkliche Rechtfertigung für Morde.
Man kann diesen Konflikt punktuell betrachten und emotional auf all die schlimmen Dinge reagieren, die passieren. Das ist auch nur menschlich und verständlich. Es verändert aber die Situation nicht. Man kann die Hamas verurteilen und sollte dies tun. Man kann aber auch Israel verurteilen und sollte dies tun.
Wie seit Jahren wird Rache mit Rache beantwortet und daraus entsteht nur mehr Terrorismus.
Und so beantworte ich für mich die Ursprungsfrage wie folgt:
Ich verurteile und verstehe dennoch beide Seiten. Sie stecken im Teufelskreis. Ich halte es falsch sich auf die Seite der Hamas, jedoch aber auch der israelischen Politik zu stellen, denn das ignoriert ihre damaligen Verbrechen. Diese verjähren auch nicht - besonders dann nicht, wenn sie weiterhin Unterdrücker sind.
Das ist meine Sicht auf die Dinge. Gerne lasse ich mich belehren über Perspektiven, die ich nicht sehe.