(Teil 1)
Die öffentliche Debatte scheint sich zu wandeln. Das Leid der Palästinenser und die Einhaltung von Menschenrechten scheint langsam mehr Raum in unserer Debatte einzunehmen. Selbstverständlich gilt die Sicherheitsgarantie für Israel unabhängig davon fort.
Nachdem der israelische Botschafter in Berlin, Prosor, vor ein paar Tagen bereits bei Will für einen kleinen Eklat sorgte, indem er nahe legte, 20-30 % der Gaza-Bewohner seien Hamas oder Hamas-Unterstützer (je nach Lesart) und daher eine Trennung zwischen Hamas und Bevölkerung ablehnt [1], wurde heute auch beim UN-Sicherheitsrat weiter scharf geschossen. UN-Generalsekretär Guterrez verurteilte zum wiederholten mal die Terrortaten der Hamas, kritisierte dann aber auch die israelischen Attacken im Gaza-Streifen.
Das heute journal vom 24.10.2023 (4:11) gibt Guterrez wie folgt in indirekter Rede wider:
Die Hamas-Angriffe seien nicht im luftleeren Raum geschehen. Das palästinensische Volk sei 56 Jahre lang einer erdrückenden Besetzung ausgesetzt gewesen.
Und weiter in direktem Zitat
Ich bin sehr besorgt über die klare Verletzung des internationalen, humanitären Völkerrechts, die wir im Gaza-Streifen beobachten. Um es klar zu sagen, keine Partei in einem internationalen Konflikt steht über dem internationalen humanitären Gesetz.
Und wie reagiert Israel darauf, dass Guterrez Selbstverständlichkeiten anspricht? Es fordert seinen Rücktritt. Danach führt das Heute Journal zwei einordnende Interviews, zum einen mit der US-Korrespondentin Belz, die Guterrez Rede in eine Reihe mit Forderungen der USA und „anderer Partner“ stellt, nämlich Akzeptanz von Selbstverteidigung und Kampf gegen die Hamas, aber Forderungen stellt:
[…], keine Rache. Rücksicht auf die Zivilisten in Gaza. Humanitäre Hilfe. Unbedingt noch Zeit um eine Freilassung der Geiseln zu erreichen. Und natürlich auch ein klares Kriegsziel. Wie soll es eigentlich weitergehen?
[1] Im Wortlaut, Anne Will vom 22.10.2023 Minute 35:
Was haben wir jetzt gelernt. Dass die [über die] Bevölkerung in den Kibbuzinen, die gearbeitet haben, [die] haben genau auf Karten geschrieben, hier lebt Frau Will, 2 Kinder, 1 Hund, eine Tür [oder eine Tier - das verstehe ich nicht richtig], ein Fenster und wo ist der Schutzraum. Und die sind - ach so [oder also], wo ist ein Kindergarten. Und die sind da hingegangen um Leute hinzurichten. Das waren nicht nur die Führung von Hamas. Das war die Bevölkerung. Ich weiß nicht welcher Teil das ist. Das heißt, ist es 20 %, ist es 30 %. Aber diese Teilung mit der Bevölkerung verharmlost die Sache. Es ist mir klar, aber da glaube ich, dass bei uns wirklich ein Paradigmenwechsel stattfindet, wo wir sagen, das [die Teilung] funktioniert nicht mit Hamas und das wird auch mit Hizbollah nicht funktionieren.