Das ist natürlich richtig, aber die Frage ist trotzdem ob es nicht ein Zeichen an die Zivilbevölkerung wäre, denn so wird es auch ohne Hamas keine freundlich gesinnten in diesem Gebiet geben.
Precht hat sich im aktuellen Podcast entschuldigt. Aber für mich klang es wieder nach einer Nopology.
Für mich klang es wie eine ehrlich gemeinte Entschuldigung. Ich habe nicht den Eindruck, dass er ein Antisemit ist.
Nein, sicher ist er kein Antisemit.
Aber man kann trotzdem sein eigenes Verhalten reflektieren und sich für Fehlverhalten richtig entschuldigen. Und nicht „wenn ich die Gefühle von jemandem verletzt haben sollte.“ Ich weiß nicht. Bei mir sehen echte Entschuldigungen anders aus. Für mich hört es sich so an, als fühle er sich nur missverstanden. Das ist eine sehr egozentrische Weltsicht. Man kann auch sagen: Ich habe einen Fehler gemacht. Das tut mir leid. Punkt.
Die Wenigsten haben ihm vorgeworfen, ein Antisemit zu sein. Aber dass er uralte, antisemitische Erzählungen wiederkäut (Stichwort Finanzjudentum), sollte unserem „Jahrhundertphilosoph“ schon auffallen.
Was mich ärgert ist diese binäre Lagerbildung. Es gibt nicht DEN oder DIE Juden, es gibt nicht DEN oder DIE Palästinenser. Ein Tag vor dem Angriff der Hamas sind noch zig Tausend Israelis auf die Straße gegangen um gegen die Demokratiefeindliche Politik von Netanjahu und seiner Regierung zu demonstrieren, alles Palästinenser-Hasser?
Auf der anderen Seite sind die vielen Opfer in Gaza, die sich diese Terror-Knechtschaft auf Seiten der Palästinenser mit Sicherheit auch nicht ausgesucht haben. Die letzte Wahl in Gaza war 2006, da war die Hälfte der Bevölkerung noch gar nicht geboren. In diesem Konflikt gibt es in erster Linie nur Verlierer einer seit vielen Jahrzehnten verfehlten Nahost-Politik.
Was gar nicht klar geht, sind Übergriffe auf jüdische Mitbürger:innen hierzulande, die sich nichts, aber absolut nix haben zu Schulden kommen lassen. Oder Menschen die Parolen rufen wie „Free Palestine from German Guilt“ vor dem Auswärtigen Amt. Oder die Angriffe auf Polizisten in Berlin-Neukölln. Hauptsache ein Ventil für die eigene Frustration gefunden, so absolut Sinn befreit die Sch…
Ist denn die „muslimische Welt“, wie Du sie beschreibst, bereit, die Wahrheit herauszufinden und zu akzeptieren? Weil es nämlich eine Wahrheit gibt, die man feststellen kann. Stand jetzt hat es nämlich keinen Angriff auf ein Krankenhaus gegeben, sondern einen Absturz einer Rakete auf einen Parkplatz.
Du suggerierst, dass die Wahrheit nicht herausgefunden werden kann, weil Aussage gegen Aussage steht. Das stimmt doch nicht.
Uff! Das würde ja bedeuten, dass die „Zivilbevölkerung“ ja doch dahinter steht und ihre Machthaber gegen Israel treibt.
Im selben Satz, in dem Precht betonte, er sei kein Antisemit, hat er selbstverständlich von der „jüdischen Botschaft“ gesprochen.
Auch sehr unangenehmes „Goysplaining“ (Igor Matviyets) von Lanz, als er Anna Staroselski in seiner Sendung erklärt hat, Precht könne kein Antisemit sein.
Vielleicht wäre die aktuelle Krise ja eine Gelegenheit für die Öffentlichkeit, den beiden jegliche Relevanz für Debatten zu entziehen.
Hat er begründet damit, dass er ihn so gut kenne.
Ich denke aber, das ist nicht die Frage. Man muss kein Antisemit sein, um strukturellen Antisemitismus weiterzuverbreiten.
Vorab: ich möchte weder die Hamas noch Gewalt beschönigen. Und ich möchte Zionisten bzw. den israelischen Staat ganz klar vom Judentum abgrenzen.
Der Terrorakt der Hamas war grausam und furchtbar. Mein Herz blutet über die vielen Opfer und ich kann den Wunsch nach Vergeltung verstehen.
Als Antwort darauf schlägt Israel mit aller Härte und mit extrem vielen zivilen und unschuldigen Opfern zurück. Es stirbt statistisch im Angriff gegen Gaza gerade alle 15 Minuten ein Kind. Deswegen möchte ich ein paar Worte zu der Seite Palästina sagen.
Im Podcast wurde gesagt „mit der Hamas kann man nicht reden“. Und es hört sich so an wie das Framing was Deborah Kogan, von der Jüdischen Studierendenunion sagte: „man kann mit den Terroristen nicht reden“. Wohingegen die Nahostexpertin Helga Baumgarten in einem ZDF Interview am 12.05.2021 sagte: „[…] mit Hamas zu reden, das war immer wieder möglich, die letzten 15 - 20 Jahre“.
Viele unterschiedliche Quellen (1) zeigen z.B. wie beim Abraham Abkommen 2020 - auf die Bitten der Araber wurde nicht nachhaltig eingegangen und die PalästinenserInnen haben immer mehr Land und Einflussgewalt verloren über die Zeit.
Schon als die UN den Teilungsplan 1947 vorlegte war es klar - alles fruchtbare, gute Land, geht an die statistisch deutlich in der Unterzahl liegende zionistische Gemeinschaft. Und die PalästinenserInnen (damals 70% der einheimischen Bevölkerung) müssen sich v.a. auf einen Wüstenstreifen (Gaza) zurück ziehen. Damals waren die Araber verhandlungsbereit, Wikipedia: „Arabische Interessenvertreter favorisierten einen gemeinsamen Staat, der größere arabische Bevölkerungsanteile gehabt hätte, oder – im Falle einer Teilung – die Sicherung eines zum Bevölkerungsanteil proportionalen Teils des wirtschaftlich interessanten Gebiets“. Die Vertreibung und Massaker, die an der Bewölkung Palästinas betrieben wurden werden bis heute nicht zugestanden (z.B. siehe Wikipedia Tantura Massacre und unbedingt die Doku dazu ansehen!). Es ist nicht fair, von Menschen die immer den Kürzeren ziehen weitere Zugeständnisse zu fordern, statt auf sie zuzugehen. Vielleicht kann man die Aussage also auch umdrehen? Konnte man mit den Zionisten denn jemals reden?
Die Kolonisierung und die Apartheit durch den israelischen Staat bzw. die fortwährenden Provokationen und Angriffe ggü. Gaza, die kein Mensch aushalten kann - sind für mich im Zusammenhang von Hamas Angriffen eine wichtiger Verständnisbaustein. Eine UN Statistik zeigt, zwischen 2008 und 2020 des United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (OCHA) klar - die Palästinenser haben unverhältnismäßig mehr Tote und Verletzte zu beklagen.
- 404.315 (fast eine halbe Millionen!) Verletzte und Tote PalästinenserInnen
- 5.730 verletzte Israelis
Mir geht es um Menschenleben und Menschenwürde - egal welcher Herkunft und Religion. Ich glaube nicht, dass das Leben von PalästinenserInnen weniger wert ist, als das von ZionistInnen und umgekehrt.
(Teil 1)
Hamas ist eine Terrororganisation, deren erklärtes Ziel die Vernichtung Israels ist. Ich denke, das sollte man nicht gleichsetzen.
Ich glaube, das ist sehr umstritten.
(Teil 2)
Seit 2007, seit 16 Jahren (!), leben die Menschen, von denen 50% Kinder sind, im Gaza eingesperrt im größten „Open-Air“-Gefängnis der Welt, wie Human Rights Watch formulierte.
Dabei ist es ist es eigentlich kein Gefängnis. Denn für ein Gefängnis muss man Schuld über sich gebracht haben. … (Satz gel. Mod.) man wird schuldlos hier hinein geboren, es gibt kein entkommen.
Wenn die PalästinenserInnen versuchen sich zu wehren werden sie brutal zurück geschlagen - alleine in 2018 gibt es 31.558 Verletzte und Tote Menschen auf Seiten der Palästinenser an den Grenzgebieten Gazas (zum Vergleich, es gab 130 Verletzte auf Seite des israelischen Staates).
Die Menschen im Gaza wurden vom israelischen Staat bombardiert, Reisen wurde verboten, Importe und Exporte blockiert, das Fischen wurde eingeschränkt, Benzin, Elektrizität und Medizin reduziert. Der israelische Staat entschied sich sogar den Menschen im Gaza nur eine gewisse Anzahl an Kalorien pro Tag zum Essen zu geben, so dass sie nur gerade eben überleben.
Ich sitze gerade hier, mit meinem selbstgebastelten kleinen Palästina Fähnchen, die ich mir als Brosche an den Pulli geheftet habe, und weine. Weil ich am Samstag nicht demonstrieren durfte, da die Demo verboten wurde. Ich fühle mich wie eingefroren. Wie als habe ich meine Stimme verloren.
Aber in Anbetracht der absoluten humanitären Notsituation - möchte ich mich für die Zivilbevölkerung im Gaza mit allen Möglichkeiten einsetzen! Denn jede Stimme, die sich für sie einsetzt zählt.
Vielen Dank für euer Engagement!
(1) Der Nahostkonflikt zwischen Israelis und Palästinensern - Konfliktdimensionen, Friedensprozess, aktuelle Situation (lpb-bw.de) Absatz: Wie sind die Abraham-Abkommen hinsichtlich einer Lösung des Nahostkonflikts zu bewerten?
Das ist aus meiner Sicht zu sehr Rechtfertigung für Terror. Terror kann man nicht rechtfertigen.
Ich habe hier jetzt ein paar Mal gelesen „from the River to the Sea“ wäre mit Maximalforderung und Antisemitismus gleichzusetzen. Hierzu eine Stellungname in einem Artikel der Jewish Currents:
What Does „From the River to the Sea“ Really Mean? (jewishcurrents.org)
Hier wird dieser Vorwurf des Antisemitismus klar zurückgewiesen und es liegt der Verdacht auf zionistische Propaganda nah, laut Historikerin Maha Nazzar. Die Aussage wurde zwar auch missbraucht von militanten Organisationen wie Hamas, aber sie ist viel älter und drückt die Sehnsucht nach einem religionsunabhängigen Staat Palästina aus.
Es ist mir wichtig, das hier noch zu ergänzen. Ich habe jeden Beitrag hier aufmerksam gelesen und das Gefühl, dass bei Vielen ein Generalverdacht gegenüber den Palästinensern vorherrscht. Wenn man aber die Geschichte der Palästinenser betrachtet und die brutale Unterdrückung frage ich mich, ob wir mit zweierlei Maß messen.
… (Abs. gel. Mod.)
Ich glaube nicht, dass die meisten hier nicht zwischen Zivilbevölkerung und der Terrorgruppe Hamas unterscheiden können.
Niemand möchte, dass die palästinensische Zivilbevölkerung leidet.
Statistik zu den Verletzen und Toten auf Seiten Palästina und Israel im Gaza Konflikt 2008 - 2020:
Human Rights Watch - warum Gaza das größte Open Air Gefängnis ist:
Gaza: Israel’s ‘Open-Air Prison’ at 15 | Human Rights Watch (hrw.org)
Amnesty International - wieso wurde Israel als Apartheidsregime bewertet:
Fragen und Antworten zum Bericht „Israel’s Apartheid against Palestinians“ | 15.02.2022 (amnesty.de)
Danke für den Beitrag. Was man die Tage sehr deutlich erkennt ist das Dilemma in dem die politische Linke steckt.
A)Bisher wurde das Thema Antisemitismus in Deutschland mit der simplen Antwort “AFD” beantwortet. In Berlin-Kreuzberg wird eine Synagoge angegriffen…die AFD ist schuld. Das war moralischer sehr viel entspannter als sich sein eigenes politisches Klientel anzuschauen.
B) Es wird gerne auf die prekären Lebensumstände im Palästina hingewiesen (was sicherlich auch ein Grund ist). Das greift aber deutlich zu kurz, wenn man in deutlich reichere Länder schaut wie Katar oder den Iran. Deren einzige Agenda ist Israel von der Landkarte zu tilgen. Das Thema das hier zu nennen ist, ist der fundamentale Islamismus der von klein auf den Menschen eintrichtert, dass jüdisches Leben weniger wert ist und in der Konsequenz vernichtet werden muss.
C) Dass man dieses Gedankengut, die letzten 10 Jahre auch in Deutschland salonfähig gemacht hat, sieht man an den Reaktionen z.B. in Berlin auf den Demos. … (Abs. gel. Mod).
D) Das dröhnende Schweigen der islamischen Verbände in Deutschland oder die Relativierungen bezüglich “beide Seiten sollten sich zurückhalten”. Hier sollte man sich mal anschauen welche “Partner” man hier in den letzten Jahren hofiert hat und welche Agenda diese wirklich umtreibt. … (Satz gel. Mod.)
Der barbarische Terror Akt der Hamas hat viele ignorierten oder billigend in Kauf genommen Sachverhalte offen gelegt. … (Abs. gel. Mod.)
Die katastrophale und sich durch die israelischen Reaktionen auf den Terror der Hamas absehbar weiter zuspitzende humanitäre Situation der Menschen in Gaza wird in deutschsprachigen Medien vielfach thematisiert. Doch wie sind die Handlungen des israelischen Staates völkerrechtlich einzuordnen? Einige Stimmen werfen Israel Völkermord vor. Ein Vorwurf, der schwer wiegt und auch die Rechtmäßigkeit einer uneingeschränkten Solidarität von Verbündeten Israels, darunter Deutschland, in Frage stellt. Die Frage, ob es sich tatsächlich um einen (bevorstehenden oder bereits stattfindenden) Völkermord handelt, scheint mir in der aktuellen deutschsprachigen Debatte jedoch kaum beleuchtet zu werden.
Als Einstieg ins Thema könnte dieses englischsprachige Interview dienen: “A Textbook Case of Genocide”: Israeli Holocaust Scholar Raz Segal Decries Israel’s Assault on Gaza | Democracy Now!
Das stimmt absolut. Bei den meisten war das nicht der Fall. Ich glaube auch, dass keiner will das Menschen leiden. Aber ich habe Aussagen gesehen wie „da muss man radikal platt machen“. Das hat mein Herz erschüttert.
Gute Artikel hierzu:
‚Dehumanization, Lack of Empathy for Palestinians Is Alarming—and Dangerous‘ (newsweek.com)
When Palestinian Lives Are So Dehumanized, Palestinian Suffering Is Normalized - DAWN (dawnmena.org)