Zunächst einmal möchte ich mich bedanken, für eine solch hervorragende Möglichkeit, Feedback und Kritik zu den einzelnen Episoden hinterlassen zu können. Außerdem finde ich es wirklich klasse, wie Sie (Philip Banse und Ulf Buermeyer) auch mit politischen Gegnern einen Diskursführen.
Transparenzhinweis:
Master-Absolvent Informatik, 36, wissenschaftlicher Mitarbeiter, keine Parteipräferenz oder -zugehörigkeit
Zum Interview:
Wie ich im Forum erfuhr, befürworten viele Hörende das klare „Aufzeigen der Lüge“. Ich persönlich habe noch gelernt, dass es um einen respektvollen Umgang mit Interviewpartnern geht. Dort ist man eventuell anderer Meinung oder hat eine andere Perspektive, aber dem Gegenüber zu unterbrechen (Zeitstempel: 7:24, 8:22, 9:29, 10:28) und der Lüge (8:30, 10:28 - 10:36, 39:43, 40:45) zu bezichtigen, halte ich für schwierig, genauso wie die Deklaration, Inhaber der einzigen Wahrheit zu sein, wie es der Absolutismus gerne tut („Da ist die Antwort gegeben, die Wärmepumpe ist die einzige Art wie man Gebäude beheizt, fertig aus“, 8:43; „Das Wisse wir doch alle“, 10:39). Es würde mich wundern, wenn Sie mit dem Interview keine verbrannte Erde hinterlassen haben und Sie noch einmal ein Interview von Seiten der CDU/CSU bekommen.
Ich möchte die Vermutung äußern – die stark mit Wahlergebnissen korreliert – dass es weniger um Links-Rechts Diskurs oder Progressiv-Konservativ handelt, sondern vielmehr um Stadt vs. Land. Bauernproteste reichen bis weit ins Mittelalter [1]. Das Feindbild „Bündnis90/Grüne“ entsteht meiner Meinung nach aus dem „Fordern und Fördern“-Ansatz.
(Fördern) So profitiert insbesondere die Großstadt (und Speckgürtel) von der Subventionierung des ÖPNV [2], dort wo die Hauptwählergruppen von „Bündnis90/Grüne“ sind [3: „Mit Abstand am stärksten ausgeprägt ist der Stadt-Land-Unterschied für Bündnis 90/ Die Grünen”]. Das Beispiel des 49€ Tickets macht es besonders deutlich. Während das Ticket von allen Steuerzahlenden subventioniert wird, profitiert am meisten die Großstadt + Gürtel.
(Fordern) Der Wegfall der Pendlerpauschale [4], der Ausbau der Windkraft (Gebäudewertverluste [5], Schattenwürfe [6]), höhere CO2-Preise (u.a.: höhere Kosten für Kraftstoffe) und das Gebäudeenergiegesetz (GEG) trifft mit besonderer Härte die Menschen, die auf dem Land wohnen, wo viele in Eigenheimen wohnen und zur Arbeit pendeln.
[1] Liste von Bauernaufständen – Wikipedia
[2] 49-Euro-Ticket: Große Profiteure vor allem in den "Speckgürteln" der Städte | heise online
[3] boell.de/sites/default/files/2023-07/final_boll.brief_dg32_stadt_land_wahlverhalten.pdf
[4] Debatte um Abschaffung der Pendlerpauschale entbrannt | MDR.DE
[5] Guo W, Wenz L, Auffhammer M. The visual effect of wind turbines on property values is small and diminishing in space and time.
[6] igwindkraft.at/?mdoc_id=1030234