Interview M. Voigt/ Stadt-Land-Konflikt

Zunächst einmal möchte ich mich bedanken, für eine solch hervorragende Möglichkeit, Feedback und Kritik zu den einzelnen Episoden hinterlassen zu können. Außerdem finde ich es wirklich klasse, wie Sie (Philip Banse und Ulf Buermeyer) auch mit politischen Gegnern einen Diskursführen.

Transparenzhinweis:
Master-Absolvent Informatik, 36, wissenschaftlicher Mitarbeiter, keine Parteipräferenz oder -zugehörigkeit

Zum Interview:
Wie ich im Forum erfuhr, befürworten viele Hörende das klare „Aufzeigen der Lüge“. Ich persönlich habe noch gelernt, dass es um einen respektvollen Umgang mit Interviewpartnern geht. Dort ist man eventuell anderer Meinung oder hat eine andere Perspektive, aber dem Gegenüber zu unterbrechen (Zeitstempel: 7:24, 8:22, 9:29, 10:28) und der Lüge (8:30, 10:28 - 10:36, 39:43, 40:45) zu bezichtigen, halte ich für schwierig, genauso wie die Deklaration, Inhaber der einzigen Wahrheit zu sein, wie es der Absolutismus gerne tut („Da ist die Antwort gegeben, die Wärmepumpe ist die einzige Art wie man Gebäude beheizt, fertig aus“, 8:43; „Das Wisse wir doch alle“, 10:39). Es würde mich wundern, wenn Sie mit dem Interview keine verbrannte Erde hinterlassen haben und Sie noch einmal ein Interview von Seiten der CDU/CSU bekommen.

Ich möchte die Vermutung äußern – die stark mit Wahlergebnissen korreliert – dass es weniger um Links-Rechts Diskurs oder Progressiv-Konservativ handelt, sondern vielmehr um Stadt vs. Land. Bauernproteste reichen bis weit ins Mittelalter [1]. Das Feindbild „Bündnis90/Grüne“ entsteht meiner Meinung nach aus dem „Fordern und Fördern“-Ansatz.

(Fördern) So profitiert insbesondere die Großstadt (und Speckgürtel) von der Subventionierung des ÖPNV [2], dort wo die Hauptwählergruppen von „Bündnis90/Grüne“ sind [3: „Mit Abstand am stärksten ausgeprägt ist der Stadt-Land-Unterschied für Bündnis 90/ Die Grünen”]. Das Beispiel des 49€ Tickets macht es besonders deutlich. Während das Ticket von allen Steuerzahlenden subventioniert wird, profitiert am meisten die Großstadt + Gürtel.

(Fordern) Der Wegfall der Pendlerpauschale [4], der Ausbau der Windkraft (Gebäudewertverluste [5], Schattenwürfe [6]), höhere CO2-Preise (u.a.: höhere Kosten für Kraftstoffe) und das Gebäudeenergiegesetz (GEG) trifft mit besonderer Härte die Menschen, die auf dem Land wohnen, wo viele in Eigenheimen wohnen und zur Arbeit pendeln.

[1] Liste von Bauernaufständen – Wikipedia
[2] 49-Euro-Ticket: Große Profiteure vor allem in den "Speckgürteln" der Städte | heise online
[3] boell.de/sites/default/files/2023-07/final_boll.brief_dg32_stadt_land_wahlverhalten.pdf
[4] Debatte um Abschaffung der Pendlerpauschale entbrannt | MDR.DE
[5] Guo W, Wenz L, Auffhammer M. The visual effect of wind turbines on property values is small and diminishing in space and time.
[6] igwindkraft.at/?mdoc_id=1030234

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Natürlich gibt es einen Unterschied in den Interessen der Stadt- und der Landbevölkerung.

Aber die Wahrung der Interessen der Landbevölkerung darf doch nicht dazu führen, dass wir nichts gegen den Klimawandel tun.

Festklammern am Status Quo und die Hoffnung, es möge sich nichts ändern, hilft überhaupt nicht weiter. Gerade das Verharren im Status Quo wird dramatische (negative) Änderungen bringen. Es ist Illusion.

Ich komme vom Land. Warum sollte man sich auf dem Land nur wünschen, dass alles bleibt, wie es ist? Ich würde mir ja wünschen, dass es besser wird, dass es ein positives Bild künftigen Landlebens gibt. Es gibt viele, viele Menschen, die nicht Auto fahren können oder wollen oder kein Auto haben (siehe „Autokorrektur“ von Katja Diehl) - ich selbst konnte als Kind meine Schulfreundinnen am Nachmittag nicht treffen!
Außerdem kann jeder Mensch krank, eingeschränkt und alt, oft auch einsam werden.
Was ist mit denen? Zählen sie nicht? Das Auto ist nicht die Lösung.

Es gibt hier im Forum bereits Threads mit Diskussionen um die Frage, wie man das Landleben mobiler und schöner machen kann. Fängt an bei der Wiederbelebung von dörflicher Infrastruktur (auch kostenlose Angebote) und hört auf bei autofreier Mobilität (Ruftaxis, Sammel-Kleinbusse, was auch immer).
Übrigens auch Fahrgemeinschaften. Warum gibt es die kaum noch? Wäre die Pendlerpauschale geringer oder würden Fahrgemeinschaften gefördert, säße vielleicht nicht mehr nur ein Mensch in jedem Auto (überspitzt ausgedrückt).
(Allein) Auto fahren ist zu bequem.
Es muss sich zum Besseren ändern.

Das ist Zukunft. Die Vergangenheit ist vorbei.

Übrigens profitiert auch die Landbevölkerung von Klimaschutz. Und man sollte die Interessen nicht so auseinander dividieren. In den Städten wird demnächst Klimaanpassung im großen Maßstab erfolgen müssen (mehr Grün, mehr Wasser, mehr Schatten, weniger Blech, Beton und Versiegelung…), damit man dort überhaupt leben kann und die Zahl der Hitzetoten nicht zu hoch wird. Meinst du, dass dürfte man auch nicht, weil es die Stadtbevölkerung begünstigt?
Übrigens kosten auch Straßen Geld. Man kann das nicht aufrechnen.

Zur Führung des Interviews: Politiker reden ohne Ende und oft fast ohne Inhalt, wenn man sie einfach reden lässt. Sie setzen einen (evtl. unwahren) Punkt, reden dann aber weiter und lenken ab. Das ist Taktik und gelernt. Es geht nicht anders als u.U. zu unterbrechen, um falsche oder zumindest fragwürdige Aussagen zu hinterfragen oder zu widerlegen.
Das hat nichts mit Respekt oder dem Fehlen von Respekt zu tun. Wenn Politiker nicht unterbrochen werden wollen, müssen sie bei den Fakten bleiben und dürfen auch nicht von der gestellten Frage ablenken.

Stadt/Land/Autofrage z.B. https://talk.lagedernation.org/t/l367-seitenbemerkung-zu-autos-auf-dem-land-und-denken-in-alternativen/22913?u=margarete

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Ich glaube das ist es ja grade nicht. Viele im ländlichen Bereich hätten schon gerne mehr davon, was es in der Stadt gibt (ÖPNV, Ladeinfrastruktur, Glasfaser, …), sicher aber von anderen Dingen lieber nicht so viel (Autoverkehr, bauliche Enge, Trubel und „Leben“).
Es geht also nicht um eine Bewahrung es „ländlichen Status Quo“ sondern um die Schaffung vergleichbarer Möglichkeiten.
Das in einer Kleinstadt wie Winterberg nicht alles 20 min eine S-Bahn fahren kann, ist jedem dort bewusst. Aber das nur 5 Busse am Tag fahren, an Wochenenden sogar nur drei (beispielhaft), ist ja kein Status Quo, den man mit Gewalt bewahren will.
Und Klimaschutz wird auf dem Land mindestens so ernst genommen wie in der Stadt, wenn ich die Solarpanels auf Dächern, die Wallboxen an Eigenheimen usw sehe.

Den Fokus einfach mal gesamt hin zum Klimaschutz verschieben, statt Stadt und Land gegeneinander auszuspielen. Das wäre hilfreich

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Das Auto ist eine der Lösungen. Es ist aber teils auch auf dem Land eines der Probleme.

Bei mir in der Region (touristische Ecke) ist vielen der hohe Anteil an Autos aus den Städten am Wochenende ein Dorn im Auge in einer Zeit in der die Leute vom Land gleichzeitig wegen der Nutzung des Autos kritisiert werden. Da identifizieren viele eine Doppelmoral.

Und auch wenn das teils unterschiedliche Menschen sind. Ich selbst kenne auch Leute die einerseits gegen das Auto wettern und auch die Leute am Land kritisieren, am Wochenende aber dann doch zum Bouldern mit ihrem ollen VW-Bus aufs Land fahren und wenn keine Parkplätze da sind dann stellt man sich auf eine Wiese.

Und in den über 20 Jahren in denen ich mich mit dem Thema beschäftige sehe ich auch, dass einige bei sich ändernden Lebensumständen auch ihr Verhalten ändern (neuer Job, neuer Partner, Kinder, neuer Wohnort).
Bei einigen hin zu weniger Auto, bei anderen hin zu mehr Auto und bei wenigen sogar ein hin- und her.

Deshalb finde ich hier auch die Diskussionen die bis hin zu 99% Reduktion der Fahrten gehen für unrealistisch.

Vielmehr sollte der Fokus auf dem liegen was man schnell umsetzen kann. Und da wäre das einführen eines Systems mit dem auch diejenigen die kein Auto haben oder keines nutzen können/wollen durchaus möglich. Vieles vielleicht mit Ruflinien.

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Vielen Lieben Dank Margarete für deine Einschätzung,

ich finde es genauso richtig wie wichtig, die Interessen von Stadt und Land nicht gegeneinander auszuspielen und das Leben auf dem Land zu verbessern. Vielen Dank auch für den Hinweis, dass es dazu bereits ein Thread hier im Forum gibt, den werde ich mir bei Zeiten sehr gerne durchlesen.

Die von dir erwähnten Beiträge der Städte sind Gegenstand von Diskussionen aber keine Gesetzesinitiativen. Denn dieses Ausspielen gegeneinander findet bereits statt. Wegfall der Pendlerpauschale, Gebäudeenergiegesetz, Ausbau der Windkraft sind alles konkrete Klimaschutzmaßnahmen, welche zu Lasten der Landbevölkerung gehen, etwas das diese Menschen konkret negativ im Geldbeutel spüren. Ein 49€ Ticket ist etwas, wovon die Menschen in der Stadt konkret im Geldbeutel profitieren und umso mehr, je besser die ÖPN V Anbindung. Schon heute wurde nachgewiesen, dass es kaum Auswirkung auf das Klima hat, da primär JobTicket Inhaber*innen darauf umgestiegen sind. An Orten wo es nur einen Schulbus gibt der zwei Mal. am Tag fährt ist es natürlich ein Witz. Jede Familie auf dem Land ist - in der Realität - auf einen PKW angewiesen, egal ob zum Einkaufen, zum Sport, zum Freunde besuchen, zu Arztbesuchen oder einfach zur Schule und Arbeit. Hier kann lediglich ein kaum finanzierbar subventionierter ÖPNV Abhilfe schaffen oder eben klimaneutraler Individualverkehr.

Straßen kosten immer Geld, Schienen auch, aber solange die Polizei, Feuerwehr, Notärzte und LKWs zur Güterversorgung (Medikamente, Nahrungsmittel und Konsumgüter) auf Straßen angewiesen sind, wird es Straßen immer geben weil sie notwendig - und auch alternativlos - sind. Und ich bin überzeugt, dass die meisten Menschen auf dem Land durchaus in der Lage sind, Auto zu fahren.

Natürlich haben Sie Recht, wenn Sie sagen, dass das Leben auf dem Land im hohen Alter noch deutlich schwieriger wird. Zu „Lebenswertem Land“ sind mir keine Gesetzesinitiativen von Bündnis 90 den Grünen bekannt, die eine bessere Versorgung anstreben oder gegen die Einsamkeit im Alter (was auch in der Großstadt sein kann).

Zur Führung der Interviews muss ich Ihnen leider widersprechen, genau wie der deutsche Journalistenverband (DJV) in ihrem Werk „LEITLINIEN FÜR INTERVIEWAUTORISIERUNG“), denn dort steht geschrieben: „Vor dem Interview sollte der Journalist/die Journalistin sich über das Thema und den Interviewpartner informieren und ein Fragenkatalog erstellen. Das Interview sollte so geführt werden, dass der Interviewpartner die Möglichkeit hat, seine Meinung und seine Position darzulegen. Der Journalist/die Journalistin sollte das Interview fair und sachlich wiedergeben.“
Dies war in diesem Interview wahrlich nicht gegeben. Leider sind mir auch nicht genügend Beiträge und Hyperlinks zugesprochen worden um dies nachzuweisen, als neues Forumsmitglied.

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Klar, (Elektro-)Autos sind ein Puzzleteil von vielen, nur nicht die alleinige Lösung.
Danach klang für mich der erste Beitrag in diesem Thread.

Schöner Vergleich.
Wenn man mal schaut, wo Macht und Kapital sind, dann dreht sich vielleicht die Sichtweise. CDU na CSU gehören definitiv zum „Adel“. Aiwanger zelebriert das in Excellence und es gelingt ihm seine Armee hinter sich zu scharen in dem er ihnen Worte statt Brot serviert.
Trump gelingt das noch besser.

Und

Dann lass mal hören.
Viele werden gespannt sein von deiner Lösung zu hören, oder der Lösung von Herrn Vogt.

(Bin nicht sicher, ob ich das hier an der richtigen Stelle schreibe.)
Diskussionskultur Gespräch mit M.Voigt:
Bin sehr beeindruckt, wie Sie immer wieder Konkretisierung erfragt haben. Herr Voigt hat sich zwar nicht drauf eingelassen und weiter floskelhaft geredet. Aber das ist ja auch eine Information.
Respekt für Sie!

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Dazu bräuchte ich mal eine Quelle. Meine intuitive Vermutung wäre, dass pro Kopf der ÖPNV im ländlichen Bereich deutlich mehr staatlich subventioniert wird als in der Stadt, da hier die Kosten erheblich höher ausfallen.

Umgekehrt hat man auf dem Land aber auch viele Vorteile, zum Beispiel erheblich niedrigere Miet- und Bodenpreise. Zudem ist vermutlich (wie so oft) die Variabilität innerhalb der Gruppen erheblich höher als der Unterschied zwischen den Gruppen. Aber auch (oder gerade?) der wohlhabende Geschäftsführer eines mittelständischen Agrarunternehmens, der einen dicken SUV fährt (aber nicht pendelt) und an der Windkraft-Pacht und Solarsubventionen prächtig verdient, hat vermutlich das Gefühl, als „Landbewohner“ benachteiligt zu werden, obwohl er eigentlich zu den Gewinnern des Systems gehört.

Bei der Lösung von realen Problemen macht für mich die Debatte „Stadt vs. Land“ wenig Sinn, da es sowieso immer eher um die Dimension „arm vs. reich“ bzw. „benachteiligt vs. privilegiert“ gehen sollte. Und diese Gruppen unabhängig von der Bevölkerungsdichte vertreten sind.

„Stadt vs. Land“ ist also eher eine Identitätsfrage: Manche Menschen fühlen sich als Land- oder Stadtbewohner und verknüpfen diese Identität dann wiederum mit empfundenen Belastungen (aber natürlich nie mit Privilegien), die durchaus auch kultureller Natur sein können. So haben die Bauernproteste meiner Meinung nach auch viel mit dem empfundenen Verlust gesellschaftlicher Privilegien und Stellung zu tun, und nicht nur mit wirtschaftlichen Erwägungen.

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Im Zeitraum von 2009 bis 2011 gab es eine Untersuchung zu Vermögen und Parteipräferenz [1] des Sozioökonomischen Panels. Ich beziehe mich hier nur auf die Vermögen und nicht auf die Einkommen (dafür gibt es neuere Zahlen). „Ähnlich wie bei den Einkommen zeigt sich, dass mit
steigendem Vermögen auch die Neigung zur Union zunimmt (Abbildung 3 und Tabelle 2). Im Vergleich
zur Einkommenslage ist dieser Effekt bei den individuellen Vermögen aber noch deutlicher ausgeprägt. Während in der Mitte der Vermögensverteilung (mittlere 60 Prozent) etwas mehr als 36 Prozent zur Union tendieren, steigt die Anhängerschaft bis zum obersten Prozent auf 67 Prozent. Dieser Befund hat auch mit der Altersstruktur der Anhänger der Union zu tun, da mit steigendem Lebensalter gewöhnlich auch das Nettovermögen zunimmt und gleichzeitig eher konservativ gewählt wird.“ Also ja, alt und wohlhabend sitzt bei der CDU, ist aber logisch wegen der Lebensleistung.

Beim bedarfsgewichteten Nettoeinkommen (Zahlen von 2016) sieht es wie folgt aus [2], Die FDP hat die reichste Wählerschaft (2125€), gefolgt von CDU/CSU und Grünen mit jeweils 1800€, gefolgt von der SPD (1667€), die Linke (1598€) und die AfD(1533€).

Ich bin mir zwar nicht sicher, aber mit:

Aiwanger zelebriert das in Excellence und es gelingt ihm seine Armee hinter sich zu scharen in dem er ihnen Worte statt Brot serviert.

sollte ich wohl als freier Wähler dargestellt werden? Eigentlich ging es für mich lediglich um einen Transparenzhinweis. Ich persönlich finde es gut, wenn ich weiß ob ich mit Parteimitgliedern diskutiere oder nicht. Alter und Ausbildung sollten lediglich einen Hinweis darstellen, mich besser einsortieren zu können und auch erläutern, warum ich mit Quellenangaben arbeite.

Quellen:
[1] https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.427214.de/13-37-3.pdf
[2] https://www.econstor.eu/bitstream/10419/162902/1/894150103.pdf

Ich bin Parteimitglied bei den Grünen (und seit kurzem auch aktiv engagiert in der Lokalpolitik), aber ich persönlich glaube nicht, dass die Parteizugehörigkeit in den meisten Fällen einen großen Erkenntniszugewinn über die Disposition der Diskutanten erbringt. Manche sind aus Überzeugung Mitglied in einer Partei, manche aus (Familien)Tradition, nur in wenigen Fällen deckt sich das Parteiprogramm in allen Bereichen mit den eigenen Werten und Überzeugungen, geschweige denn mit den objektiven „Interessen“. Wenn es nach letzterem ginge müsste ich vermutlich die FDP wählen …

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Quelle wäre interessant. Bei den Taktungen und durch hohe Baukosten für U-Bahnen wäre ich mir aber bei den Kosten pro Anwohner nicht so sicher.

Die Debatte sollte auch weniger Stadt gegen Land lauten sondern wie kann man Lösungen für die Probleme der Stadt umsetzen und wie kann man Lösungen für die Probleme am Land umsetzen. Vieles lässt sich nicht vom einen aufs andere übertragen, daher muss man ggf. Parallel agieren. Bei anderem greift das aber ineinander (z.B. Park and Ride).

Daraus jetzt einen Klassenkampf zu machen halte ich auch nicht für zielführend. Schlechte Infrastruktur am Land ist schließlich für alle negativ, egal ob arm oder reich, gut oder schlecht gebildet oder was auch immer.

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Aber die Auswirkungen sind extrem unterschiedlich. Wenn ich mir als Familie zwei Autos leisten kann, dann berührt mich ein mangelhafter ÖPNV eigentlich gar nicht. Als (warum auch immer) armer Mensch bleibt mir dagegen nur die Wahl zwischen einer unvollständigen gesellschaftlichen Teilhabe auf dem Land (weil ich mich nicht frei bewegen kann) oder dem erzwungen Umzug in die Stadt. Und sowas wirkt sich ja auch erheblich auf die zukünftigen Erwerbschancen aus.

Die Lösung eines Problems wird auch immer durch die Perspektive bestimmt, durch die man auf das Problem schaut. „Probleme auf dem Land“ stellen sich je nach Einkommens-/Vermögensschicht sehr unterschiedlich dar und sollten auch entsprechend differenziert gedacht werden.

Einem Haushalt, der schon heute über ein Eigenheim und zwei Autos verfügt kann ich beispielsweise durchaus zumuten, innerhalb der nächsten 5-10 Jahre auf eigene Kosten auf E-Mobilität umzusteigen. Für weniger gut wirtschaftlich situierte Menschen brauche ich aber (besonders auf dem Land) erheblich kreativere Lösungen.

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Mein Punkt ist vielmehr, dass du einen Kulturkampf beschreibst den seit Jahrhunderten gebe.

So nach dem Motto, die reichen Städter wollen die armen Bauern ausbeuten.
In Wirklichkeit wurden und werden die Bauern (stellvertretend für die Landbevölkerung) aber vom Adel (CSU, CDU) instrumentalisiert. Noch besser als Aiwanger kann das nur die AfD. Die Menschen am unteren Ende kämpfen für ihre Lehnsherren, die ihnen einreden, Öl und Gas sind die Energieträger der Zukunft, oder es wird was erfunden was es noch nicht gibt. Das bekommt dann das Mäntelchen der Technologieoffenheit umgehängt.

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Wenn Du Dir die verschiedenen Threads zu dem Interview durchließt, wirst Du feststellen: Die meisten Hörer waren der Meinung, dass Herr Vogt massiv Populismus jenseits von Fakten betrieben hat. Die Behauptung, eine Wämepumpe würde 100.000 € kosten, kann getrost als Lüge bezeichnet werden, viele weitere Beispiele findest Du in den vielen anderen Threads.

Dass Ulf und Philipp so lange einigermaßen die Contenance halten konnten, habe ich wirklich sehr bewundert. Ich hätte an einigen Stellen die Fassung verloren und das Gespräch möglichst höflich abgebrochen …

Zum Thema Stadt vs. Land: Ich beobachte das auch, dass gerade Parteien wie die (von mir eigentlich präferierten) Grünen oder die FDP die Situation und die Bedürfnisse der „ländlichen Bevölkerung“ nicht adressieren. Die reagieren zunehmend gereizt, wenn wieder mehr Investitionen in ÖPNV gefordert und Verbrenner-Fahrer gedisst werden, wohl wissend, dass damit nur städtische ÖPNV gemeint sein kann, weil sich zum Thema „ländliche ÖPNV“ erschreckend wenig gut (kenne mich dazu nicht gut genug aus, aber vermutlich liegt es daran, dass ein vergleichbares Niveau an ÖPNV auf dem Land schlicht nicht möglich ist). Die viele Vorteile, die Menschen auf dem Land genießen (@ped), werden dabei gerne aus den Augen verloren.

Das sehe ich auch so. Das Wissen über die Parteizugehörigkeit hilft vor allem dabei, den oder die Gegenüber in eine Schublade stecken zu können, um ihr alle (oft nur vom politischen Gegner ohnehin nur untergeschobenen) Positionen unterstellen zu können. Es spaltet den Diskurs und ist daher nicht förderlich.

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Wenn Politiker*innen lügen bzw. die Unwahrheit sagen, muss man es auch klar benennen dürfen. Herr Voigt behauptet, dass z.B. „alle Linken“ sagen würden, „kommt alle nach Deutschland“ - das stimmt schlicht nicht.
Zudem stellt Herr Voigt viele Dinge vereinfacht da, sei es beim Thema Wärmepumpe oder Hausdämmung. Er betont ja, er sei auch ein Mann der Wissenschaft, aber wenn wissenschaftliche Ergebnisse nicht in seine Argumentation passen, qualifiziert es dies als „Haltung“ ab (vgl. wenn Parteien der Mitte Vokabular der rechten Parteien übernehmen). Das ist am besten Fall widersprüchlich, aber meiner Meinung fällt das eher in die Kategorie „Populismus“.
Alles in allem finde ich es schwer erträglich, Herrn Voigt zuzuhören, auch wenn er mit manchen Punkten nicht falsch liegt.

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Es ist stets gut, wenn sich Menschen politisch engagieren und für ihre Überzeugung einstehen. Im Idealfall sollte Parteizugehörigkeit und -interessen mit den eigenen Interessen möglichst deckungsgleich sein.
Bei den Philip Banse und Ulf Buermeyer hatte ich schon stark das Gefühl, dass es sich um Mitglieder von den „Bündnis90/Grünen“ oder „die Linken“ handelt, da die beiden in ihrem Interview besonders stark Umweltthemen, Migration und Gesellschaftsthemen (Gendern) abfragten und dabei nicht unbedingt mit ihrer eigenen Überzeugung (die ich stark Links oder Grün einschätze) hinter dem Berg hielten. Ich wünsche mir im Journalismus möglichst viel Objektivität, Neutralität und respektvollen Umgang.

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Da habe ich mich missverständlich ausgedrückt, ich meinte damit, dass die Bürgerinnen und Bürger in den Großstädten am meisten vom 49€-Ticket profitieren - ist auch irgendwie logisch, dass dort wo eine S-Bahn im 10 Minuten Takt fährt, häufiger den ÖPNV nutzen, als dort wo am Tag nur 2 Mal der Bus fähr.
Aber die andere Frage (ÖPNV Pro-Kopf-Subventionierung) war auch spannend, die Antwort ist allerdings unbefriedigend da meiner Meinung nach keine Korrelation vorliegt [1, 2]

Ich möchte die Auswirkung umweltpolitischer Maßnahmen auf die Subjekte Großstadbewohner und Landbewohner projizieren. Nicht allgemein Großstadt, Mittelstadt, Kleinstadt und Land gegeneinander abwägen - da hat sicherlich kontextabhängig, jeder Mensch seine eigene Präferenz. Bei den Maßnahmen ist es meiner Meinung nach sehr eindeutig zu Lasten der Landbevölkerung.

Da sich hier alle einig sind, Stadt und Land nicht auseinanderdividieren zu lassen, hätte ich folgenden umweltpolitischenVorschlag, der sicherlich der AfD einige Prozentpunkte kosten würde:

  • Menschen die in einem 1km Umkreis eines 15-Minuten ÖPNV Taktes leben, zahlen einen 10fachen Aufpreis auf die bisherige PKW-Steuer zahlen. Dann wäre ein Audi Q5 2.0 TDI von 240 € auf 2400€ im Jahr steigen.
  • Menschen die im 1km Umkreis eines 30 minütige-Taktes leben, zahlen noch den 5fachen Aufpreis.
  • Menschen die im 1km Umkreis eines 1-stündingen Taktes leben, zahlen keinen Aufpreis.
  • Menschen die im 1km Umkreis eines 4-stündigen Taktes leben (oder schlechter) haben Anspruch auf eine Elektroauto-Subventionierung (gespeist aus den Einnahmen der Großstadt).

Dies würde das Verkehrsaufkommen in den Großstädten und die CO2-Umweltbelastung auf dem Land verringern. Positiver Nebeneffekt, der Immobilienwert würde sinken, genau wie vermutlich der Bedarf, somit würden die Mietpreise sinken.

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Quellen:

[1] https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/461/publikationen/4070.pdf (Anm. Mod: Diese Quelle ist zu alt.)

[2] Bühler, Fabian, et al. „Industrial excess heat for district heating in Denmark.“ Applied Energy 205 (2017): 991-1001.

[3] Pelda, Johannes, Stefan Holler, and Urban Persson. „District heating atlas-Analysis of the German district heating sector.“ Energy 233 (2021): 121018.

[4] BMUV: Klimaauswirkungen von Heizen mit Holz (28.03.2024)

[5] Guerrero, Fabián, et al. „Particulate matter emissions reduction from residential wood stove using inert porous material inside its combustion chamber.“ Fuel 289 (2021): 119756.

[6] https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/dialog-klimaneutrale-waerme-ergebnispapier-publikation.pdf?__blob=publicationFile&v=1

[7] Hukkanen, A., et al. „Reduction of gaseous and particulate emissions from small-scale wood combustion with a catalytic combustor.“ Atmospheric Environment 50 (2012): 16-23.

[8] Scholwin, Frank, et al. „Aktuelle Entwicklung und Perspektiven der Biogasproduktion aus Bioabfall und Gülle.“ Abschlussbericht. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt (Texte 41/2019) (2019).

[9] Dotzauer, Martin, et al. „Kurzstudie zur Rolle von Biogas für ein klimaneutrales, 100% erneuerbares Stromsystem 2035.“ KS_BSKES), DBFZ & Wuppertal-Institut. https://www. dbfz. de/fileadmin/user_upload/Referenzen/Studien/Kurzstudie_Biogas_2022. pdf, accessed 21 (2022): 2023.

[10] Wärmepumpe und Effizienz | Green Planet Energy.

[11] Daten für die Berechnung im CO2-Rechner | Naturefund

[12] Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, Eschborn, 2021 https://www.bafa.de/SharedDocs/Downloads/DE/Energie/eew_infoblatt_co2_faktoren_2021.pdf?__blob=publicationFile&v=5

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